Kahlerit

Kahlerit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Fe2+[UO2|AsO4]2·10-12H2O[1] und entwickelt meist durchsichtige bis durchscheinende, dünntafelige Kristalle bis etwa 2 mm Größe von zitronengelber bis gelbgrüner Farbe und hellgelber Strichfarbe.

Kahlerit
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Fe2+[UO2|AsO4]2·10-12H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.EB.05 (8. Auflage: VII/E.01)
40.02a.15.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol tetragonal-dipyramidal; 4/m[2]
Raumgruppe (Nr.) P42/n (Nr. 86)
Gitterparameter a = 14,3 Å; c = 21,97 Å Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen!
Formeleinheiten Z = 8 Bitte Quelle als Einzelnachweis ergänzen!
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 3
Dichte (g/cm3) berechnet: 3,22
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe zitronengelb, gelbgrün
Strichfarbe hellgelb
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Radioaktivität stark radioaktiv
Kristalloptik
Brechungsindizes nω = 1,634
nε = 1,632[3]
Doppelbrechung δ = 0,002[3]
Optischer Charakter einachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 9 bis 33°
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten sehr giftig

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Kahlerit 1953 am Hüttenberger Erzberg in Kärnten beschrieben durch Heinz Meixner, der das Mineral zu Ehren des österreichischen Geologen Franz Kahler nach diesem benannte.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber immer noch gebräuchlichen 8. Auflage der Systematik der Minerale nach Strunz gehört der Kahlerit noch zur allgemeinen Abteilung der „Uranylphosphate und Uranylvanadate“.

Seit der 2001 erfolgten Neustrukturierung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage ist diese Abteilung allerdings neu definiert und präziser unterteilt nach der chemischen Zusammensetzung. Entsprechend findet sich das Mineral nun in der Unterabteilung der „Uranylphosphate und Arsenate mit dem Stoffmengenverhältnis Uranoxidkomplex (UO2) : Phosphat- bzw. Arsenatkomplex (RO4) = 1 : 1 der Autunit-Familie mit [(UO2)-RO4]-Lagen“. Dort bildet er zusammen mit Autunit, Heinrichit, Kirchheimerit, Nováčekit-I, Nováčekit-II, Saléeit, Torbernit, Uranocircit I, Uranocircite II, Uranospinit, Xiangjiangit und Zeunerit die unbenannte Gruppe 8.EB.05.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kahlerit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“, dort allerdings in die Abteilung der Hydratisierten Phosphate etc., mit der allgemeinen Zusammensetzung A++(B++)2(XO4)  (H2O), mit (UO2)++, wo er zusammen mit Metakahlerit eine eigene Gruppe mit der Bezeichnung 40.2a.15 bildet.

Kristallstruktur

Kahlerit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe P42/n (Raumgruppen-Nr. 86)Vorlage:Raumgruppe/86 mit den Gitterparametern a = 14,3 Å und c = 21,97 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.

Eigenschaften

Das Mineral ist durch seinen Arsengehalt sehr giftig und durch seinen Urangehalt von bis zu 44,41 % stark radioaktiv mit einer spezifischen Aktivität von etwa 79,5 kBq/g[2] (zum Vergleich: natürliches Kalium 31,2 Bq/g).

Bildung und Fundorte

Kahlerit bildet sich als seltenes Sekundärmineral in der Oxidationszone von eisenhaltigen Uran-Lagerstätten. Begleitminerale sind unter anderem Arseniosiderit, Cornubit, Lavendulan, Löllingit, Malachit, Metakahlerit, Metazeunerit, Mixit, Pitticit, Skorodit, Symplesit, Tyrolit, Wulfenit und Zeunerit.

Weltweit konnte das Mineral bisher (Stand: 2010) an rund 10 Fundorten nachgewiesen werden: in Österreich als Typlokalität am „Hüttenberger Erzberg“ in Kärnten sowie bei Mühlbach am Hochkönig (Salzburg), bei Schneeberg in Deutschland, bei Jáchymov in Tschechien, bei Lodève in Frankreich, in „Caulkerbush“ und der „Needle's Eye Mine“ in Dumfries and Galloway (Schottland) sowie in der „Krantzberg Mine“ bei Omaruru in Namibia.[4]

Vorsichtsmaßnahmen

Aufgrund der Toxizität und der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mineralproben vom Kahlerit nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Atemschutzmaske und Handschuhe getragen werden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. 5. Auflage. Christian Weise Verlag, München 2008, ISBN 3-921656-17-6.
  2. Webmineral – Kahlerite (englisch)
  3. Kahlerite bei mindat.org (engl.)
  4. Mindat - Localities for Kahlerite
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