Küchlin (Adelsgeschlecht)

Die Herren Küchlin, a​uch Kucheli, Kuechlin o​der Kuechle, w​aren ein süddeutsches Adelsgeschlecht i​m Raum Freiburg i​m Breisgau.

Wappen der Küchlins (Sempach 1386)

Herkunft und verwandtschaftliche Beziehungen

Die Herren Küchlin w​aren eines d​er ältesten u​nd bedeutendsten Adelsgeschlechter d​er Stadt Freiburg i​m Breisgau. Die e​rste urkundliche Erwähnung g​eht auf e​inen Ritter dct. Kucheli, plebanus i​n Wipprechtskilche (Wippertskirch) i​m Jahr 1234 zurück.[1] Möglicherweise stammen d​ie Herren Küchlin ursprünglich a​us der Gegend u​m Basel. Dafür sprechen z​wei Urkunden; d​ie erste a​us dem Jahr 1263, welche e​inen Heinricus, dictus Kücheli, Basiliensis noblis vir,[2] u​nd eine weitere v​om 16. Oktober 1266, welche e​inen Heinricum dictum Koechilin Basiliensem nennt.[3]

Vor a​llem im 13. Jahrhundert finden s​ich viele Urkunden, i​n denen d​ie Herren Küchlin gemeinsam m​it den Herren Geben, e​inem alten Freiburger Adelsgeschlecht, a​ls Zeugen anwesend sind. Ebenso d​ie Herren Aetscher, Trösch u​nd von Urberg, d​ie ebenfalls m​it den Herren Geben verwandt waren. Im 14. Jahrhundert finden s​ich auch Heiratsverbindungen zwischen d​en Herren Küchlin u​nd Geben: d​er Sohn d​es Johannes Geben (* u​m 1250, † 1324), d​er den Übernamen „Lüllech“ trug, u​nd Guota v​on Urberg (* u​m 1255, † 12. April 1336). Johannes w​ar mit d​er Tochter d​es Egelof Küchlin verheiratet.

Wie d​er im Nekrolog d​es Klosters Günterstal a​m 21. Februar verstorbene Cunrat Tottikoven dictus Küchlin einzuordnen ist, i​st nicht k​lar ersichtlich.[4]

Geschichte

Die Brüder Rudolf u​nd Conrad w​aren im 13. Jahrhundert Komture d​er Kommenden d​es Deutschen Ordens in Freiburg, Sundheim u​nd Guebwiller. Am 20. Januar 1300 erwarb Egelolfus Küchlin d​as Weiherschloss i​n Waldkirch v​on den Herren v​on Schwarzenberg. Das später a​ls „Küchlinsburg“ bezeichnete Wasserschloss l​ag an d​er Talmündung d​es Dettenbachs i​m Südosten d​er Stadt i​n der Nähe d​es St. Margarethenstifts.[1] In d​er verlustreichen Schlacht b​ei Sempach a​m 9. Juli 1386 fielen a​us der Familie d​ie Ritter Egnolff u​nd Haintzman Küchlin. Viele Angehörige d​es Geschlechts w​aren Bürger, Ratsherren u​nd Bürgermeister d​er Stadt Freiburg. Sie besaßen a​uch Rechte z. B. i​n Hartheim, Eschbach, Opfingen, Hausen, Merzhausen, Au, Horben u​nd Heuweiler, w​o noch i​m 16. Jahrhundert d​er Küchlinshof bestand.[5] Bis h​eute gibt e​s einen Küchlebauernhof[6] i​n Oberried (Breisgau) u​nd einen Küchlehof i​n Falkensteig. Beide Höfe w​urde jahrhundertelang v​om Bauerngeschlecht d​er Wiestler bewirtschaftet, d​eren Besitzer i​mmer wieder a​ls Küchlin(bauern) bezeichnet wurden[7], z. B. 1616[8], 1729[9] u​nd 1785[10]. Der Hof i​n Oberried w​ird 1494 m​it einem Bläsy Küchlin[11] i​n Verbindung gebracht[12].

Die Brüder Hans, Egenolf u​nd Rudolf Kuechlin wurden 1425 m​it der Stadt Endingen a​m Kaiserstuhl-Kiechlinsbergen belehnt. Sie übten d​ort mithilfe i​hrer Burg Kiechlinsbergen i​m Namen d​er Abtei Andlau a​ls Untervögte d​er Üsenberger, d​ann als Vögte d​es Ortes, d​ie Gerichtsbarkeit aus. Sie w​aren 1454 a​uch Lehnsleute d​es Klosters Günterstal. Der Nekrolog d​es Klosters Günterstal w​eist viele Damen Küchlin aus. Eine Adelheid Küchlin w​ar dort Priorin. Sie s​tarb am 21. Februar 1433.[13] Im Stadtarchiv Bad Krozingen findet s​ich ein Siegel e​ines Schultheißen Egnolf Kuechli v​on 1460. Letzter d​es Rittergeschlechts w​ar wohl Burkhard, 1565 Statthalter d​es Schultheißenamtes i​n Freiburg. 1709 fanden s​ich Träger d​es Namens Küchlin bzw. Ki(e)chlin i​n Pforzheim, Mengen, Tiengen, Opfingen u​nd Wolfenweiler; d​eren (ggf. uneheliche) Abstammung v​om Rittergeschlecht Küchlin n​icht unwahrscheinlich ist.[14] Der Name Küchlin (z. B. Karl Küchlin) k​ommt mit Abwandlungen i​m Breisgau i​mmer noch vor.

Wappen

In Silber e​in sechsspeichiges r​otes Rad, a​ls Helmzier e​inen silbernen Brackenhals m​it rotem Ohr u​nd Zunge.

Burgen

Urkundenregesten des 13. Jahrhunderts

Jahr Datum erwähnte Person(en) Anmerkung Quelle
1245 Albertus dict. der Trossche;
Cüno dict. de Arra, milites;
Anna (Trösch);
Hedewigis (Trösch);
Volchardus de Vrberc;
Cunradus et Heinricus Küchelini
Conrad und Heinrich Küchelin als Zeugen eines Verkaufs eines Hauses in Breisach der Fam. Trösch ZGORh. 12, S. 75
1256 11. Januar her Curat Chücheli Verkauf der Burg Dunsel des Rudolf von Rathsamhausen an Graf Conrad von Freiburg ZGORh. 9, S. 333
1262 2. März Heinrico milite dicto Chüchelin Kompromissurteil eines Streits zwischen Kloster Willmarszell (St. Ulrich) und dem Ritter Hugo von Veltheim ZGORh. 9, S. 352
1263 29. April Heinricus, dictus Kücheli, Basiliensis noblis vir Kompromiss zwischen dem Bistum Konstanz und der Deutschordenskommende Beuggen betreffend der Schenkung des Walther von Klingen eines Waldes „Guerra“ (wohl ein Schreibfehler, verm. soll es Werra heißen). ZGORh. 28, S. 122
1266 16. Oktober Heinricum dictum Koechilin Basiliensem Deutschherren St. Peterskirche Urkundenbuch der Stadt Freiburg, 1828, Band 1, S. 64
1269 14. August Heinrico dicto Chücheli Schlichtung eines Streits zwischen dem Schultheissen Spenlin von Breisach und dem Kloster Günterstal ZGORh. 9, S. 450
1270 21. Juni Johanne Köchlino Kloster Adelhausen Urkundenbuch der Stadt Freiburg, 1828, Band 1, S. 64
1270 16. März meister Heinrich Küchelin;
der von Urberch
Entscheid über die Rheinfischerei zwischen Stift Säckingen und Stadt Laufenburg ZGORh. 12, S. 294
1276 6. April her Heinrich Kücheli Testamentsbezeugung des Grafen Heinrich von Freiburg ZGORh. 9, S. 462
1278 Mai Johans Kücheli, ritter;
her Peter der Münzmeister;
her Liuphrit Aschier
Verkauf eines Hofes in Buchheim des Isenhart an das Kloster Günterstal ZGORh. 9, S. 467
1280–1290 Herrn Johannes chuochlin Aufzeichnung erlittenen Schadens zwischen 1280 und 1290, dabei wurde ein Eigenmann des Johannes Küchlin gefangen, dessen Auslösung 30 lib. kostete. Weiter wurden ihm drei Ochsen gestohlen. Urkundenbuch der Stadt Freiburg, 1828, Band 1, S. 111
1281 12. April Johannes Küchelinus;
Heinricus Küchelinus;
Lutfrido Aschier
Graf Heinrich von Freiburg verzichtet auf Ansprüche der Güter in Dunsel zu Gunsten des Klosters St. Trudbert. Auch ein „Arno dicto Werre“ wird darin genannt. ZGORh. 10, S. 96
1283 17. Juni Cvnrado et Egelolfo dictis Kvchelin Verkauf des Schlosses Alzenach durch Graf Egeno von Freiburg mit Wissen und Willen seiner Frau Katharina an das Johanniterhaus in Freiburg. ZGORh. 10, S. 103
1284 1. Februar hern Heinrich Küchelin Verkauf der Hälfte eines Hofes in Herdern durch Graf Egeno von Freiburg und seinen Vettern Friderich, Egen, Conrad und Gebhard von Fürstenberg. ZGORh. 10, S. 109
1284 20. Juni Johannes Kücheli militis Verkauf einer Wasserleitung Urkundenbuch der Stadt Freiburg, 1828, Band 1, S. 101
1289 13. Januar her Egilolf Kücheli;
Peter der Münzmeister,
Jacob sin bruder
Der Dompropst Conrad zu Konstanz verkauft seinem Bruder, dem Grafen Egeno von Freiburg die Pfarrkirche Freiburg, Müllheim und Badenweiler und das Recht dieselben mit Priestern zu besetzen. ZGORh. 10, S. 234
1291 her Johannes Chücheli;
Cuonrat gebene Gebene;
sin bruoder;
Cuonrat der trösche
Privaturkunde der Familie Schnewlin. Urkundenbuch der Stadt Freiburg, 1828, Band 1, S. 117
1292 9. und 12. Dezember Cunrat Chvchelin;
hern Johannes Küchelin;
hern Cuonrat Küchelin;
hern Egenolf Küchelin;
hern Lütfrit Atschier;
hern Cuonrat Geben
Die Stadt Freiburg verspricht dem Deutschorden Entschädigung. ZGORh. 10, S. 246; Urkundenbuch der Stadt Freiburg, 1828, Band 1, S. 119
1293 23. Januar her Egenolf Kücheln Graf Albrecht von Hohenberg verkauft an Burkart den Turner, Bürger von Freiburg, die Herrschaft Wißneck, die Vogtei über das Kloster St. Märgen und anderes. Zeugen des Verkaufs sind „her Reinhart von Rütj, her Herman der Schriber, Kilcherre von Ebingen, her Cunrat, und her Johannes Snewilin, her Egenolf Kücheln, her Rudolf der Turner, ritter Dr. Z. Schmid: Geschichte der Grafen von Zollern-Hohenberg und ihrer Grafschaft, nebst Urkundenbuch, Stuttgart, Gebrüder Scheitlin, 1882, S. 106
1297 23. August her Johannes Kücheli Zeuge einer Vergabung an das Spital zum heiligen Geist Urkundenbuch der Stadt Freiburg, 1828, Band 1, S. 145
1298 23. Juni Rudolf Küchelin Landkomtur der Deutschordenskommende ZGORh., Bd. 24, S. 27 ref. Neugart 1. c. 2, 352

Literatur

Einzelnachweise

  1. Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch. Band 2: He – Lysser. S. 393.
  2. ZGORh. Bd. 28, S. 121.
  3. Heinrich Schreiber: Urkundenbuch der Stadt Freiburg. 1828, Band 1, S. 64.
  4. Necrologium Güntersthalense – Necrologia Germania, Tomus I. S. 301.
  5. Heuweiler – Altgemeinde~Teilort. leo-bw.de, abgerufen am 21. Juni 2019.
  6. Küchlebauernhof. Abgerufen am 6. März 2021.
  7. Ralf Kohl: Die Wiestlers. 2018, abgerufen am 6. März 2021.
  8. Family History Library: Taufeintrag Martin Küchlin vom 18. Aug 1616 im Kirchenbuch von Oberried. Mikrofilm 865640.
  9. Generallandesarchiv Karlsruhe: Register der Restanten und Abgestrafter bey abgehalten Ding…gericht von 1729 in der Ortsakten von Oberried. Signatur: Bestand 229 Fasz. 78222.
  10. Generallandesarchiv Karlsruhe: Briefverkehr zur Ortsverweisung von 1785 in der Ortsakten von Falkenstein. Signatur: Bestand 229 Fasz. 78157.
  11. Archiv der Pfarrei Maria Krönung Oberried: Die Bruderschaft des heyligen Creutzes. Signatur: 312. Klosterbibliothek Oberried.
  12. Wolfgang Hilger: Geschichte von 68 Höfen und Häusle im Kirchspiel Oberried. Kath. Pfarrei Mariä Krönung, Oberried 2004, S. 101.
  13. Necrologium Güntersthalense – Necrologia Germania, Tomus I. S. 299.
  14. Jacob Hermann: Einwohnerbuch der Markgrafschaft Baden-Durlach im Jahre 1709. Schopfheim.
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