Julius Hitzel
Julius Hitzel (* 30. September 1877 in Bieber bei Offenbach; † 14. April 1934 in Konstanz) war ein deutscher Architekt. Als Erzbischöflicher Baurat war er Leiter der Außenstelle Konstanz des Erzbischöflichen Bauamts Freiburg.
Leben und Beruf
Julius Hitzel wurde am 30. September 1877 in Bieber bei Offenbach (Main) geboren. Er besuchte von 1891 bis 1895 die Technischen Lehranstalten Offenbach[1] (Bauzeichner 1891, Bautechniker 1892) und arbeitete anschließend von 1895 bis 1903 bei Alexander Linnemann in Frankfurt am Main, bei dem er auch praktische Erfahrungen mit Glasmalerei und Kunstgewerbe sammelte. Während dieser Zeit unterrichtete er von 1899 bis 1903 Schüler der baugewerblichen Berufe in Freihandzeichnen an den Technischen Lehranstalten Offenbach.[2]
Von 1903 bis 1904 studierte er an der Technischen Hochschule Karlsruhe, u. a. bei Carl Schäfer, Friedrich Ratzel, Max Laeuger, Josef Durm und Otto Warth. Anschließend war er tätig im Atelier des Architekten Carl Moritz in Köln (1905–1906), bei den Architekten Robert Curjel und Karl Moser in Karlsruhe (1906–1907) und in der Landeshochbauverwaltung für das Reichsland Elsass-Lothringen in Straßburg (1907–1912). In dieser Zeit war er am Neubau des 1911 fertiggestellten II. Ministerialdienstgebäudes beteiligt.[3]
- Venedig, Aquarell von Julius Hitzel, 1894
- Julius Hitzel im Atelier Linnemann in Frankfurt, vor 1902 (stehend Mitte hinten)
- Entwurf eines Festsaals, 1905
- II. Ministerialgebäude (heute: Préfecture administrative d'Alsace et du Bas-Rhin, Strasbourg)
Ab März 1912 arbeitete er in der kommunalen Bauverwaltung der Stadt Metz, bis er am 1. Juni 1913 als Architekt in das Erzbischöfliche Bauamt in Konstanz eintrat. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er stellvertretender Dienstvorstand. Im Jahr 1916 zum Kriegsdienst einberufen, wurde Hitzel bis zum Ende des Kriegs an der Westfront eingesetzt. Im Jahre 1924 übernahm er die Leitung der Außenstelle des Erzbischöflichen Bauamts Freiburg in Konstanz und wurde 1929 zum Erzbischöflichen Baurat ernannt.
Schwerpunkte seiner Arbeit waren der Neubau und die Renovierung von Kirchen und Pfarrhäusern sowie die Errichtung von Kriegerehrenmalen. Bekannt ist seine Zusammenarbeit mit den Kunstwerkstätten Gebrüder Hemberger in Karlsruhe und Güntert & Nägele in Sigmaringendorf. Auf größeren Studienreisen durch Deutschland, Österreich und Italien vertiefte er immer wieder sein Fachwissen.
- Pfarrkirche St. Nikolaus in Aulfingen
- Kriegerehrenfriedhof in Steißlingen, 1922
- Grabmal, 1926
- Fronleichnamsaltar
- Pfarrhaus St. Georg in Konstanz-Allmannsdorf, 1930
Am 14. April 1934 starb Julius Hitzel an den Folgen eines Verkehrsunfalls in Konstanz. Am 17. April 1934 wurde er auf dem Konstanzer Hauptfriedhof beigesetzt.[4][5] Aus der Ehe mit seiner Frau Luise geb. Friedle ging der Sohn Franz Hitzel hervor.
Werk
Im Glasmalereiatelier von Alexander Linnemann in Frankfurt am Main (Pfingsten 1895 bis 30. September 1903) erledigte er dieZuarbeit zu Aufträgen wie z. B. für die Ausmalung der Jakobi-Kirche in Peine.[6][7]
Im Atelier des Architekten Carl Moritz in Köln (18. März 1905 bis 31. März 1906) wirkte er bei der Ausarbeitung der Entwürfe zu mehreren Monumentalbauten mit, u. a.:[8][9]
- Neues Königliches Opernhaus Berlin (nicht ausgeführt)
- Stadttheater Kattowitz
- Geschäftshäuser Stollwerck und Hettlage in Köln
- Stadttheater Barmen
Im Atelier der Architekten Robert Curjel und Karl Moser in Karlsruhe (26. März 1906 bis 17. September 1907) war er beteiligt bei der Ausarbeitung[8][10] eines Entwurfs für ein neues Theater mit Konzertsaal in Karlsruhe und an Studien für den Neubau des Kunsthauses Zürich
In der elsass-lothringischen Landeshochbauverwaltung in Straßburg (1. Oktober 1907 bis 7. Februar 1912) war er wie folgt tätig:[8][11]
- Entwurfsbearbeitung und Einzeldurchbildung des östlichen (zweiten) Ministerialdienstgebäudes (heute: Préfecture administrative d’Alsace et du Bas-Rhin, 5 place de la République)[12]
- Entwurfsbearbeitung und Bauführung zur Einrichtung der Geschäftsräume des Kaiserlichen Rats im westlichen (ersten) Ministerialdienstgebäude (heute: La Trésorerie générale, 4 place de la République)
- Entwurfsbearbeitung und Bauführung zur Einrichtung des Sitzungssaals der I. Kammer im Landtagsgebäude (heute: Théâtre national de Strasbourg, 7 place de la République)
Bei seiner Tätigkeit beim Erzbischöflichen Bauamt Konstanz entstanden unter seiner Mitarbeit:
- 1912–1914: Pfarrkirche St. Nikolaus in Aulfingen (heute Gemeinde Geisingen)[13]
- 1915–1916: Notkirche in Konstanz-Petershausen[14][15][16]
- 1922–1923: Pfarrkirche Herz Jesu in Wiechs am Randen (heute Gemeinde Tengen)[17]
Ferner bearbeitete er
- die Kirchenerweiterung in Welschingen
- die Pfarrhaus-Neubauten in Meersburg[18], Wiechs am Randen (1922–1932)[19], Konstanz-Allmannsdorf (um 1930)[20]
Mehrere Kirchen im Bodenseegebiet wurden nach seinen Plänen renoviert, wie z. B.:
- Stadtpfarrkirche St. Martin in Meßkirch
- St. Peter und Paul in Singen (Hohentwiel)
- St. Nikolaus in Allensbach
- St. Laurentius in Markelfingen
Zudem entwarf er Kriegerdenkmäler, Grabmäler sowie Altäre für Fronleichnamsprozessionen:
- 1922: Kriegerehrenfriedhof in Steißlingen (Entwurf und Bauleitung)[21]
- 1925: Entwurf für ein Kriegerdenkmal in Allmannsdorf
- 1926: Friedhof-Erweiterung mit Kriegerdenkmal in Kirchen-Hausen (Kreis Tuttlingen) (Entwurf und Bauleitung)[22]
- 1930: Entwurf für ein Kriegerdenkmal in Sipplingen
- 1932: Kriegerdenkmal in Möhringen
- Kriegerdenkmal in Wiechs am Randen
- Grabmäler für den Konstanzer Hauptfriedhof (Musterfriedhof)
Literatur
(Größtenteils handelt es sich um Einzelnachweise zu Bauten oder biografischen Details statt um Literatur.)
- Badischer Kunstverein (Hrsg.), Wilfried Rößling (Red.): Curjel & Moser. Städtebauliche Akzente um 1900 in Karlsruhe. Schweyer und Müller, Karlsruhe 1987, ohne ISBN.
- Lothar Burchardt, Dieter Schott, Werner Trapp: Konstanz im 20. Jahrhundert. Die Jahre 1914 bis 1945. Stadler, Konstanz 1990, ISBN 3-7977-242-6.
- Hans Werner Dannowski: Zur Ausmalung der St.-Jakobi-Kirche in Peine. In: Braunschweigischer Landesverein für Heimatschutz (Hrsg.): Braunschweigische Heimat, ISSN 2198-0225, 92. Jahrgang 2006, Nr. 1, S. 3–6.
- Vera Frowein-Ziroff: Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Entstehung und Bedeutung. (= Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Beiheft 9.) Gebr. Mann, Berlin 1982, ISBN 3-7861-1305-X.
- August Heuser, Matthias Kloft: Der Frankfurter Kaiserdom. Schnell und Steiner, Regensburg 2006, ISBN 3-7954-1687-6.
- C. M. Kaufmann: Der Frankfurter Kaiserdom seine Denkmäler und seine Geschichte. Joseph Kösel, München 1914.
- Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (Hrsg.): Elsaß, Europäische Region in Geschichte und Gegenwart. (= Deutschland und Europa, Reihe für Politik, Geschichte, Geographie, Deutsch, Kunst, Heft 32.) April 1996. (http://www.deutschlandundeuropa.de/)
- Klaus Nohlen: Construire une capitale. Strasbourg impériale 1870 à 1918. Les batiments officiels de la Place Impériale (trad. De l’allemand). Société savant d’Alsace, Strasbourg 1977, ISBN 2-904920-14-5.
- Klaus Nohlen: Baupolitik im Reichsland Elsaß-Lothringen 1871–1981. Gebr. Mann, Berlin 1982, ISBN 3-7861-1318-1.
- Roland Recht, Jean-Pierre Klein, Georges Foessel: Connaître Strasbourg. Cathédrales, musées, églises, monuments, palais et maisons, places et rues. Alsatia, Colmar 1975, ISBN 2-7032-0207-5.
- Suse Schmuck, Harald Schmuck: Karlsruhe um 1910, photographiert von Wilhelm Kratt. 2. Auflage, Engelhardt & Bauer, Karlsruhe 1979.
- Bettina Schüpke: Von Schätzen in Kisten, Kellern und Kirchen. Die Wiederentdeckung der Glasmalereiwerkstatt Alexander Linnemann aus Frankfurt am Main (1889–1955). In: Das Münster, Zeitschrift für Christliche Kunst und Kunstwissenschaft, 62. Jahrgang 2009, Heft 2, S. 132–141.
- Emil Schütz: Festschrift zur Einweihung des Neubaues eines 2. Ministerial-Dienstgebäudes in Straßburg i. E., 29. Mai 1911. DuMont Schauberg, Straßburg 1911.
- Werner Wolf-Holzäpfel: Kirchenbau und religiöse Kunst. Die historische und künstlerische Entwicklung von den Anfängen des Erzbistums bis in die Gegenwart, Kap. 3: Kirchenbau und christliche Kunst in der Zeit zwischen den Weltkriegen. In: Heribert Smolinsky (Hrsg.): Geschichte der Erzdiözese Freiburg, Band 1. Herder, Freiburg 2008, ISBN 978-3-451-28619-3, S. 524–536, S. 589.
- Niels Wilcken: Architektur im Grenzraum. Das öffentliche Bauwesen in Elsass-Lothringen 1871–1918. Institut für Landeskunde im Saarland, Saarbrücken 2000, ISBN 3-923877-38-2.
Einzelnachweise
- hfg-offenbach.de
- Zeugnis für Architekt Julius Hitzel, Direktion der Technischen Lehranstalten in Offenbach a/M., Prof. Schurig, Offenbach a/Main, 22. August 1903.
- Bärbel Nückles: Architektur der Gründerzeit - Kultur - Badische Zeitung. Badische Zeitung, 10. Juli 2017, abgerufen am 11. Juli 2017.
- Erzbischöflicher Baurat Julius Hitzel †. In: Deutsche Bodensee-Zeitung (?) vom 16. April 1934.
- Baurat Hitzels letzter Gang. In: Deutsche Bodensee-Zeitung (?) vom 18. April 1934.
- Brief vom 3. Oktober 1898 von Prof. Alexander Linnemann an seinen Sohn Otto Linnemann (freundlicher Hinweis von Frau Bettina Schüpke, Linnemann-Archiv, Frankfurt am Main)
- kirche-peine.de (Memento des Originals vom 25. Mai 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Erzbischöfliches Archiv Freiburg, Kath. Oberstiftungsrat, Personalakt Julius Hitzel, (Signatur: EAF, PAL 182)
- Zeugnis für Architekt Julius Hitzel von Carl Moritz, Köln, 23. Februar 1906.
- Zeugnis für Architekt Julius Hitzel von Curjel&Moser, Karlsruhe, 17. September 1907.
- Zeugnis für Architekt Julius Hitzel vom Ministerium für Elsaß-Lothringen, Abteilung für landwirtschaftliche und öffentliche Arbeiten, 16. Februar 1912.
- Emil Schütz: Festschrift zur Einweihung des Neubaues eines 2. Ministerial-Dienstgebäudes in Straßburg i. E., 29. Mai 1911. DuMont Schauberg, Straßburg 1911, S. 4.
- leo-bw.de
- Seelsorgeeinheit Konstanz-Petershausen (Hrsg.): Chronik der Pfarrei St. Suso von 1938 bis heute. Vorgeschichte Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Hermann Steiert: Die St. Gebhardspfarrei Konstanz-Petershausen und ihre Kirche. In: Theodor Humpert (Hrsg.): Der heilige Gebhardt, Bischof von Konstanz. Merk & Co., Konstanz 1949, S. 66.
- Lothar Burchardt, Dieter Schott, Werner Trapp: Konstanz im 20. Jahrhundert. Die Jahre 1914 bis 1945. Stadler, Konstanz 1990, ISBN 3-7977-242-6, S. 156 und S. 189.
- Archivlink (Memento des Originals vom 19. Mai 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- kath-meersburg.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- kath-amrandentengen.de (Memento des Originals vom 7. Juni 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- BLÄTTLE_49-2011 7. Juli 2011, Seite 31
- denkmalprojekt.org
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