Jule Gartzke
Jule N. Gartzke (* 24. Dezember 1970 in Würzburg[1][2]) ist eine deutsche Schauspielerin, Choreographin, Tanzpädagogin und Bewegungslehrerin.
Leben
Ausbildung und Theater
Jule Gartzke wurde als dritte von vier Töchtern geboren. In ihrer Kindheit und Jugend erhielt sie Tanz- und Reitunterricht. In Würzburg besuchte sie ab dem Schuljahr 1980/81 das Friedrich-Koenig-Gymnasium.[3] Nach dem Abitur studierte sie von 1990 bis 1995 Zeitgenössischen Tanz (im Hauptfach) an der Folkwang Hochschule in Essen.[1][2] Außerdem besuchte sie Seminare in den Bereichen Schauspiel, Pantomime und Musical.[1] Während ihres Studiums debütierte sie 1992 am Essener Grillo-Theater in Joshua Sobols Theaterstück Ghetto.[1] Sie hatte in den folgenden Jahren regelmäßige Theaterengagements, u. a. am Theater Bremen (1995; in Pu der Bär), am Schauspielhaus Bochum (Spielzeit 1996/97; als Elfe in Ein Sommernachtstraum, Regie: Peter Fitz/Leander Haußmann), am Schauspielhaus Wuppertal (1997) und am Theater Konstanz (1998; als Mademoiselle in Cyrano de Bergerac, Regie: Thomas Goritzki).[1] 2000 spielte sie Theater in England, am Cochrane Theatre in London.[1]
Spätere Theaterarbeiten, teilweise auch als Choreographin, übernahm sie am Theater im Ballsaal Bonn (2003), am Schauspielhaus Bochum (2008–2010; Choreographie bei Marigold mit Musik der Beatles, Regie: Burghart Klaußner), am Musiktheater im Revier (2011) und beim PACT Zollverein (2011/2014).
Film und Fernsehen
Seit 1999 arbeitet Gartzke als Schauspielerin für Film und Fernsehen. In dem mehrfach ausgezeichneten[4] Schweizer Kurzfilm Blush (2000) stand sie 1999 zum ersten Mal vor der Kamera. Sie arbeitet als Schauspielerin mittlerweile fast ausschließlich für Film und Fernsehen.
In dem Fernsehfilm Mein Bruder, der Idiot (2000) von Regisseur Kai Wessel (2000), eine Geschichte über zwei völlig unterschiedliche Brüder (der eine ein attraktiver Barpianist, der andere mit dem Down-Syndrom geboren), spielte sie die weibliche Hauptrolle der Mascha Ahrens an der Seite von Bobby Brederlow und Martin Feifel. In dem Fernsehfilm Die Mauer – Berlin ’61 (2006) verkörperte sie als Leiterin einer Gruppe von Jungpionieren eine überzeugte Repräsentantin des DDR-Regimes. In dem Kinofilm Picco (2010), der bei seiner Uraufführung auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis für einen Eklat wegen seiner Gewaltdarstellung sorgte, spielte sie die Jugendpsychologin Frau Schmitt; hier waren die beiden Jungschauspieler Frederick Lau und Joel Basman ihre Partner.
Mehrfach wirkte sie in Krimireihen mit, so in dem Donna Leon-Krimi Acqua Alta (2004), im Wilsberg-Krimi Ausgegraben (2005, an der Seite von Stephan Kampwirth als verzweifelte Ehefrau, deren hochverschuldeter Ehemann illegal Kunstgegenstände aus der Keltenzeit weiterverkauft) und in der ZDF-Krimireihe Das Duo (2009, als Leiterin eines Frauenhauses). Im Franken-Tatort: Am Ende geht man nackt, der im April 2017 erstausgestrahlt wurde, spielte sie Michaela Busch, die als ehrenamtliche Helferin in einer Bamberger Flüchtlingsunterkunft arbeitet. Im dritten Film der Fernsehreihe Der Barcelona-Krimi (2020) war sie als Alma Gomez Mitglied des katalanischen Ermittler-Teams.[5]
Auch war sie regelmäßig als Gastdarstellerin in deutschen Fernsehserien aktiv. In der ZDF-Serie SOKO Stuttgart (Erstausstrahlung: Januar 2015) spielte sie in einer Episodenhauptrolle die Ehefrau des Gemeindepfarrers Simon Frege (Robert Schupp), die aus Eifersucht die 16-jährige Geliebte ihres Mannes tötet und die in ihrer Verzweiflung die Kriminalhauptkommissarin Martina Seifert (Astrid M. Fünderich) als Geisel nimmt. In der ZDF-Serie Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen (Erstausstrahlung: November 2015) war sie die Ärztin Dr. Franziska Bertoli, die Pfarrer Tabarius (Simon Böer) wegen der Alzheimer-Erkrankung seines Dienstvorgesetzten berät. Im November 2017 war Gartzke in der ZDF-Serie Heldt in einer weiteren Episodenhauptrolle als Ehefrau des Mordopfers zu sehen. Eine dramatische Episodenhauptrolle hatte Gartzke auch in der ZDF-Serie SOKO Wismar (2018) als Architektin Juliane Schöller, deren Ehemann Opfer eines Gewaltverbrechens wird.[6][7]
Pädagogik und Lehrtätigkeit
Gartzke besuchte von 1995 bis 1998 die International School for the F.M.Alexander-Technique, wo sie bei Chris Stevens und Nadia Kevan ihre Ausbildung zur Lehrerin der Alexander-Technik absolvierte.[1][2] Seit 2008 unterrichtet sie Alexander-Technik für professionelle Tänzer und Schauspieler beim PACT Zollverein in Essen. Sie leitete Kurse und Seminare an verschiedenen Alexander-Ausbildungsschulen in Deutschland und international. Sie gab Workshops und Sommerkurse, u. a. in Spanien, Luxemburg, Wales und in den Vereinigten Staaten. Sie ist Leiterin einer eigenen Schule für Alexander-Technik in Essen.
Sie ist Mitglied im Alexander-Technik-Verband Deutschland (ATVD). Von 2003 bis 2005 war Jule Gartzke Vorstandsmitglied beim Alexander-Technik-Verband Deutschland (ATVD). Sie war außerdem Direktorin des 8. Internationalen Kongresses der Alexander-Technik in Lugano, Schweiz.
Filmografie (Auswahl)
- 1999: Blush (Kurzfilm)
- 2000: Mein Bruder, der Idiot (Fernsehfilm)
- 2000–2001: Für alle Fälle Stefanie (Fernsehserie; zwei Folgen, verschiedene Rollen)
- 2001: Die Wache (Fernsehserie; Folge: Schlangennest)
- 2002: Tödliches Vertrauen (Fernsehfilm)
- 2003: Countdown auf der Todesbrücke (Fernsehfilm)
- 2003: Broti & Pacek – Irgendwas ist immer (Fernsehserie; Folge: Die Verschwörung)
- 2004: Der Bulle von Tölz: Sport ist Mord
- 2004: Donna Leon – Acqua Alta (Fernsehreihe)
- 2004: Folgeschäden (Fernsehfilm)
- 2005: Ein ganz normales Paar (Fernsehfilm)
- 2005: Wilsberg: Ausgegraben (Fernsehreihe)
- 2006: SOKO Kitzbühel (Fernsehserie; Folge: Klinisch getestet)
- 2006: Heiratsschwindlerin mit Liebeskummer (Fernsehfilm)
- 2006: Die Cleveren (Fernsehserie; Serienrolle)
- 2006: Die Mauer – Berlin ’61 (Fernsehfilm)
- 2007: Großstadtrevier (Fernsehserie; Folge: Chefsache)
- 2007: In aller Freundschaft (Fernsehserie; Folge: Die inneren Werte)
- 2008: Alles was recht ist (Fernsehfilm)
- 2009: Schutzlos (Fernsehfilm)
- 2009: Das Duo: Wölfe und Lämmer (Fernsehreihe)
- 2010: Picco (Kinofilm)
- 2010: Tatort: Am Ende des Tages (Fernsehreihe)
- 2010: Der letzte Bulle (Fernsehserie; Folge: Ich hab sie alle gehabt)
- 2010: SOKO Köln (Fernsehserie; Folge: Offene Rechnung)
- 2011: SOKO Leipzig (Fernsehserie; Folge: Gottes Zoo ist groß)
- 2012: Heiter bis tödlich: Morden im Norden (Fernsehserie; Folge: Donners Dienstreise)
- 2015: SOKO Stuttgart (Fernsehserie; Folge: Das Versprechen)
- 2015: Herzensbrecher – Vater von vier Söhnen (Fernsehserie; Folge: Schwarz zu grau)
- 2017: Tatort: Am Ende geht man nackt (Fernsehreihe)
- 2017: Heldt (Fernsehserie; Folge: Vom Umtausch ausgeschlossen)
- 2018: Tatort: Tollwut (Fernsehreihe)
- 2018: SOKO Wismar (Fernsehserie; Folge: Aus Liebe)
- 2018: Parfum (Fernsehserie; Folge: Fesselung)
- 2018: Passagier 23 – Verschwunden auf hoher See (Fernsehfilm)
- 2019: Weil du mir gehörst (Fernsehfilm)
- 2020: Deutscher (Fernsehserie)
- 2020: Der Barcelona-Krimi: Entführte Mädchen (Fernsehreihe)
- 2020: Der Barcelona-Krimi: Blutiger Beton (Fernsehreihe)
- 2021: Tatort: Masken (Fernsehreihe)
- 2021: Ein Hauch von Amerika (Fernsehserie; Folge: Freunde und Feinde)
Weblinks
- Jule Gartzke in der Internet Movie Database (englisch)
- Jule Gartzke bei filmportal.de
- Jule Gartzke – Internetpräsenz
- Jule Gartzke bei filmmakers.de
Einzelnachweise
- Jule Gartzke. In: schauspielervideos.de. Abgerufen am 25. Juli 2021.
- Jule Gartzke. Profil und Vita bei CAST FORWARD. Abgerufen am 11. Januar 2017.
- Josef Brecht, Gerhart Gradenegger (Redaktion): Friedrich-Koenig-Gymnasium Würzburg. Jahresbericht 1980/81. Hrsg. vom Direktorat des Friedrich-Koenig-Gymnasiums Würzburg, Würzburg 1981, S. 28 f. (Julia Gartzke).
- Blush (Memento vom 20. Februar 2015 im Internet Archive). Auszeichnungen und Video. Abgerufen am 11. Januar 2017.
- Der Barcelona-Krimi: Entführte Mädchen. Handlung, Besetzung und Bildergalerie. Abgerufen am 20. Mai 2020.
- SOKO Wismar: Aus Liebe (Memento vom 2. März 2018 im Internet Archive). Handlung und Besetzung (mit Szenenfoto mit Jule Gartzke). Abgerufen am 2. März 2018.
- SOKO Wismar (Memento vom 2. März 2018 im Internet Archive). Bildergalerie zur Folge auf TV heute. Abgerufen am 2. März 2018.