Johannes Obernburger
Johannes Obernburger (* um 1486[1] in Obernburg am Main; † 23. Juni 1552 in Villach, Kärnten) war leitender Kanzleisekretär Kaisers Karl V.
Leben
Johann Thomas, der Sohn aus einer privilegierten Obernburger Familie namens Schmid(t) nannte sich als junger Gelehrter Johann Fabris (lat. für Schmied), später nachdem er in Diensten des Kaisers stand nach seiner Heimatstadt Johannes Obernburger. Mit diesem Namen ging er auch in die Geschichte ein.
Werdegang
Nach seiner Schulausbildung studierte er Theologie und Jurisprudenz (Rechtswissenschaft). Als promovierter Doktor der Rechte wurde er 1522 Schreiber in der Reichskanzlei Kaiser Karls V. Als solcher bereiste er mit dem Kaiser das Reich und begleitete ihn auch auf zahlreichen Feldzügen. Von ihm wird u. a. aus Valladolid, Madrid, Tunis, Rom, Cremona, Brüssel und Löwen berichtet.
Vom einfachen Schreiber avancierte er 1524 zum Registrator, 1532 beim Reichstag zu Regensburg zum Sekretär und 1537 zum leitenden Sekretär in der Reichskanzlei Kaiser Karls V. In der Amtshierarchie stand der Geheimsekretär nach Kaiser, Kanzler und Vizekanzler an vierter Stelle. Da teilweise einziger Deutscher in den ersten Regierungsrängen Karls, wurde er für alle Belange aus dem Reich zu einem wichtigen Ansprechpartner und sein Einfluss immer größer. So verlas er bei den Reichstagen in Deutschland die Punkte, die der Kaiser auf die Tagesordnung gesetzt hatte. Im 19. Jahrhundert wurde noch vermutet, dass sein Vorfahr Niclas von Obernburg geadelt wurde[2]; heute wird vermutet, dass erst Johannes Obernburger selbst von Kaiser Karl in den Adelsstand gehoben wurde.
An der Seite des Kaisers stand er 1546/47 im Schmalkaldischen Krieg aber auch bei den religiösen Konflikten an denen der Kaiser letztendlich scheiterte und die zu seiner Abdankung führten.
Johannes Obernburger hatte auch etliche Kirchenämter im Reich inne. Er war Kantor am Kollegiatstift St. Stephan zu Mainz, kaiserlicher Kaplan und wurde 1551 Propst am Reichsstift St. Bartholomäus in Frankfurt am Main. Obernburger führte Korrespondenz mit bekannten Persönlichkeiten seiner Zeit, überliefert unter anderem mit dem Hause Fugger und mit zahlreichen Fürsten und Bischöfen des Reiches. Dokumentiert sind Briefwechsel und Kontakte mit bekannten Reformatoren wie Martin Bucer und Philipp Melanchthon. Zeitlebens hielt Obernburger enge Verbindungen zum Mainzer Domkapitel und zur Reichsstadt Nürnberg.
Als Gouverneur von Kärnten, der er am Ende seines Lebens war, starb er an den Folgen eines Unfalls (Fenstersturz)[3]. In die Heimat überführt, wurde er zusammen mit seinem Bruder Peter Obernburger († 16. März 1552), der Amtsvorstand der kurfürstlich mainzischen Registratur war, in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Obernburg bestattet.
Sein Neffe Peter Obernburger wurde unter Kaiser Maximilian II. Reichshofsekretär und stieg unter Kaiser Rudolf II. zum Reichshofrat auf. Diese beiden Söhne der Stadt Obernburg haben etwa fünfzig Jahre lang für drei Kaiser Urkunden und Briefe ge- und unterzeichnet.[4]
Am 24. Juni 1561 übergaben seine Geschwister den Gründungsbrief und das Stiftungskapital zur Stiftung einer „Freischule“ in Obernburg; jedes Kind konnte dadurch kostenlos die Schule besuchen. Zu den Fächern gehörte auch Latein bei dem besonders die begabten Schüler gefördert werden sollten.[5]
Im alten freistehenden Kirchturm der Pfarrkirche in Obernburg aus dem Jahre 1581 erinnert im Durchgang seit 1964 ein Renaissanceepitaph aus dem Jahre 1557 an die Brüder Johannes und Peter Obernburger.
Die Stadt benannte ihm zu Ehren eine Straße und die Grund- und Mittelschule trägt seinen Namen. Eine Sandsteinbüste von 1663 an seinem Elternhaus in der Römerstraße 26 wird ihm zugesprochen.
Wappen
Wie auf seinem Epitaph in Obernburg ersichtlich und im Aschaffenburger Wappenbuch[6] ausgewiesen: Das rot hinterlegte Wappen zeigt eine goldgekrönte silberne Säule mit angedeuteter Basis aber ohne Kapitell, die von zwei goldenen Greifen zu beiden Seiten gehalten wird.[7] Der Helmzier besteht aus zwei roten Flügeln, die mit je einer Säule belegt ist und zeigt dazwischen einen goldenen Greifenstumpf. Beides spielt auf die Machtausübung der Habsburger an, wo Greif und Herkulessäule Schildhalter des österreichischen bzw. spanischen Wappenschildes sind.
Literatur
- Günther Koch: Johannes Obernburger: (1486–1552) ; kaiserlicher Sekretär, päpstlicher Notar; Stoffsammlung für eine Biographie, 2012
- Pleikard Joseph Stumpf: Bayern: Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches, München 1852, S. 885
Weblinks
- Johannes Obernburger auf der Webseite des Heimat- und Verkehrsvereins Obernburg
- Obernburger Wappen (Memento vom 10. März 2016 im Internet Archive)in der Darstellung des Aschaffenburger Wappenbuches
- Obernburger-Epitaph im Kirchturm in Photos schöner alter Wappen Nr. 1747, private Webseite www.welt-der-wappen.de des Heraldikers Bernhard Peter
Einzelnachweise
- Geburtsjahr unsicher, ältere Literaturangaben legen das Geburtsdatum auf um 1500.
- Johann Wilhelm Christian Steiner: Alterthümer und Geschichte des Bachgaus im alten Maingau, Band 1, Aschaffenburg 1821, S. 353, Anmerkungen zu einer Urkunde des Friedrich von Wasen von 1381 (Online-Ausgabe)
- Johann Carl von Richard (gen. Baur von Eyseneck): Wetteravia. Zeitschrift für teutsche Geschichte und Rechts-Alterthümer, Band I, 1. Heft, Frankfurt am Main 1828, S. 81 f. (Online-Buch)
- Eric Erfurth: Johannes Obernburger.
- Johannes-Obernburger-Epitaph restauriert. (Memento des Originals vom 8. April 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Website der Stadt Obernburg am Main, 16. Oktober 2008. Abgerufen am 29. September 2014.
- Alfred F. Wolfert: Aschaffenburger Wappenbuch, Hrsg.: Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg e.V, Aschaffenburg-Goldach 1983, S. 236 und T67-I-5
- Wappenbuch von Johannes Baptista Rietstap: Armorial general. Gouda 1884–1887, 4 Bändiger Nachdruck Lyon (o. J.), Band 3, S. 333