Jean Benoît Schérer
Jean Benoît Schérer auch Johann Benedikt Scherer, Johann Benedict Scherer oder John Benedict von Scherer (* 1. September 1741 in Straßburg; † 16. Oktober 1824) war ein französischer Jurist, Historiker, Topograph, Diplomat und Freimaurer.
Schérer wurde als Sohn des Universitätsrektors Johann Friedrich Scherer und dessen Frau Marie Salome Lederlin geboren,[1][2], studierte in Straßburg und wurde dort zum Dr. phil. promoviert. Anschließend reiste er nach Jena, Leipzig und Freiberg, wo er Rechtswissenschaften studierte. Nach seiner Promotion zum Dr. iur. wechselte er als Diplomat in den französischen Staatsdienst. Er diente an der Botschaft in St. Petersburg und hielt sich zu diplomatischen Missionen in Stockholm, Kopenhagen und Berlin auf.
Ab 1775 diente er im Außenministerium in Versailles. Er verfasste und übersetzte mehrere Bücher und galt als wichtiger Russlandkenner. Seine 1776 vom Außenministerium veröffentlichten Memoiren lösten diplomatische Irritationen aus, da sie Pläne für eine englisch-russische Invasion Japans unter Captain Cook offenbarten. Eine französische Flotte unter Louis Antoine de Bougainville dagegen solle dem japanischen Kaiser zu Hilfe eilen. Scherer reagierte in seinen Memoiren auf die Veröffentlichung von Hayashi Shiheis „Diskurs über die Wehrhaftigkeit einer Seenation“ (Kaikoku Heidan 海国兵談).[3]
Nach seiner Demission 1780 zog er wieder nach Straßburg und wurde dort Mitglied des Stadtrats. Nach der französischen Revolution zog er aus gesundheitlichen und politischen Gründen nach Baden-Baden. Eine Zeit lang war er für das österreichische Kriegsministerium tätig, bevor er eine Professur für die Französische Sprache in Tübingen annahm.[4] Sein aus erster Ehe mit Maria Dorothea Berg[5] in St. Petersburg geborener Sohn Alexander Nikolas von Scherer wurde Professor der Chemie in Halle (Saale), später Professor der Physik in Dorpat.[6]
Er war in zweiter Ehe mit Albertine Franziska Nebenius (1758–1829) verheiratet[7], der Tante von Karl Friedrich Nebenius. Aus dieser Ehe ging ein Sohn, Carl Friedrich August Ludwig Scherer (1787–1871), hervor.[8]
Jean Benoit Schérer war Freimaurer in Straßburg und hatte Kontakt zu Emanuel Swedenborg und Alessandro Cagliostro.[9]
Literatur
- Ludwig Stieda: Scherer, Johann Benedict. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 31, Duncker & Humblot, Leipzig 1890, S. 103 f.
- Karl Hammerdörfer [Hrsg.]: Geschichte der Ukrainischen und Saporogischen Kasaken nebst einigen Nachrichten von der Verfassung und den Sitten derselben. Nach J.B. Scherers aus rußischen Handschriften übersetzten 'Annales de la Petite Russie Etc.' Leipzig 1789. (Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern)
Weblinks
- Literatur von und über Jean Benoît Schérer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Jean Benoît Schérer im SUDOC-Katalog (Verbund französischer Universitätsbibliotheken)
- SUB Göttingen
Einzelnachweise
- http://gw5.geneanet.org/seb2067?lang=sv;iz=370;p=johann+friedrich;n=scherer
- http://www.sudoc.abes.fr/DB=2.1/SRCH?IKT=12&TRM=107057433
- The Japanese Discovery of Europe honda toshiaki and other discoveries 1720–1798, Taylor & Francis S. 55
- R. L. Tafel: Documents Concerning the Life and Character of Emanuel Swedenborg. Band 2, Kessinger Publishing, 2004, S. 1248
- http://dokumente.ios-regensburg.de/amburger/index.php?id=41524&mode=1
- Johann Friedrich von Recke, Theodor Beise, Karl Eduard Napiersky: Allgemeines Schriftsteller- und gelehrtenlexikon der Provinzen Livland. J. F. Steffenhagen und Sohn, 1832, S. 53
- http://dokumente.ios-regensburg.de/amburger/index.php?id=41524&mode=1
- Beilage zum Intelligenz-Blatte des Rheinkreises. Nr. 14, 1830, Speyer, 15. Februar 1830, S. 108 (Digitalisat)
- M. Goldish, R. H. Popkin: Millenarianism and Messianism in Early Modern European Culture. Band I: Jewish Messianism in the Early Modern World. Springer, 2001, ISBN 0792368509, S. 219 (Digitalisat)