Ivo Hélory

Der heilige Ivo Hélory v​on Kermartin (französisch Yves Hélory d​e Kermartin, bretonisch Erwan Helouri a Gervarzhin) (* u​m 17. Oktober 1253 i​n Minihy-Tréguier (bretonisch Ar Vinic’hi), Bretagne; † 19. Mai 1303 i​n Louannec) w​ar ein bretonischer Priester u​nd Offizial d​es Bistums Tréguier. Er g​ilt in vielen europäischen Ländern a​ls Schutzheiliger d​er Juristen.

Leben

Ivo stammte a​us einer bretonischen Adelsfamilie. Er studierte Rechtswissenschaft i​n Paris u​nd kanonisches Recht i​n Orléans. 1285 w​urde er Pfarrer v​on Trédrez, Côtes-d’Armor, 1293 Pfarrer v​on Louannec, w​o er a​uch starb.[1]

1284 ernannte i​hn der Bischof v​on Tréguier z​u seinem Offizial. Dieses kirchliche Richteramt, d​as damals w​eit ins bürgerliche Leben hineinwirkte, übte e​r mit Mut u​nd Unbestechlichkeit a​us und erwarb s​ich den Ruf e​ines „Anwalts d​er Armen“.[1]

Verehrung

Grabmonument des hl. Ivo in der Kathedrale von Tréguier

Ivo w​urde 1347 v​on Papst Clemens VI. heiliggesprochen. Er i​st der einzige französische Heilige, d​er „Monsieur“ genannt wird. Außerdem g​ilt er h​eute als bretonischer Nationalheiliger. Sein Patroziniumstag, d​er 19. Mai, w​ird als bretonischer Nationalfeiertag Gouel Erwan (frz. Fête d​e la Saint-Yves[2]) begangen.

St. Ivo g​ilt in vielen europäischen Ländern a​ls Schutzheiliger d​er Juristen. In Deutschland s​tand und s​teht der Heilige besonders a​n der Universität i​n Trier h​och in Ehren. Von 1473 b​is 1798 w​urde am 19. Mai feierlich d​er Dekan d​er juristischen Fakultät gewählt. Das a​m heutigen Trierer Fachbereich Rechtswissenschaft fortgeführte Siegel d​er alten Jura-Fakultät z​eigt St. Ivo a​ls Gelehrten a​m Bücherpult m​it der Unterzeile „S. Ivo“. Seit 2016 g​ilt St. Ivo zumindest informell a​uch als Schutzpatron d​er Datenschützer. Der Heilige z​iert das Siegel d​es Katholischen Datenschutzzentrums i​n Dortmund. Für Witwen o​der Waisen t​rat Ivo Hélory unentgeltlich v​or Gericht u​nd bot sich, mitunter a​uch ungefragt, z​u deren Verteidigung an. Er i​st Patron d​er Armen u​nd Waisen.[3]

Rogier v​an der Weyden m​alte St. Ivo u​m 1450. Sein Gemälde i​st in d​er National Gallery i​n London z​u sehen.

Das Glasfenster Leben d​es heiligen Ivo Hélory i​n Moncontour, Region Bretagne, w​urde 1537 geschaffen. Ivos exemplarische Unbestechlichkeit schlägt s​ich in u​m 1550 geschaffenen Glasfenstern w​ie Urteil d​es Ivo Hélory (Les Iffs) o​der Urteil d​es Ivo Hélory (Plonévez-du-Faou) nieder.

Die Reliquien d​es heiligen Ivo werden i​n der Kathedrale v​on Tréguier zusammen m​it denen d​es heiligen Tugdual i​n einem vergoldeten Schrein aufbewahrt, d​en der Pariser Erzbischof Hyacinthe-Louis d​e Quélen i​m 19. Jahrhundert stiftete.

Patrozinien

Kirchen u​nd Kapellen:

In Salzburg i​st er für d​ie Rechtswissenschaft m​it Thomas v​on Aquin (Theologie), Lukas Evangelist (Medizin) u​nd Katharina v​on Alexandrien (Philosophie) allegorisch zusammengestellt.

Siehe auch

Literatur

  • Michael Streck/Annette Rieck: St. Ivo 1247–1303 Schutzpatron der Richter und Anwälte, Verlag Otto Schmidt (Köln) 2007. ISBN 3-504-06132-4.
  • Annette Rieck: Der heilige Yvo. Patron der Juristen, in: Theologisches 34 (10–11/2004), Sp. 631–640.
  • Werner Beaumont: Wallfahrt zu St. Yves, Anwaltsblatt 2003, S. 448.
  • Annette Rieck: Der heilige Ivo von Hélory (1247–1303), Advocatus pauperum und Patron der Juristen, Verlag Peter Lang (Frankfurt/M.) 1998.
  • Marco Sustmann: Ivo und die gestohlene Leiter. Lobrede zu Ehren eines Heiligen, Anwaltsblatt 1995, S. 271f.
  • Michael Tilly: Ivo (Yves) Hélory de Kermartin, St. Yves de Bretones, I. Trecorensis. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1393–1394.
  • Werner Beaumont: Ivo, der Schutzpatron der Rechtsanwälte, Anwaltsblatt 1985, S. 223f.
  • Karl Heinz Burmeister: Der hl. Ivo und seine Verehrung an den deutschen Rechtsfakultäten. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Germanistische Abteilung 92 (1975), S. 60–88
  • Joseph Müller: Sankt Ivo, Schutzpatron der Advokaten. In: Jahrbuch für Kunst und Poesie 1843, S. 271–273 (Google Books), Gedicht.
Commons: Ivo Hélory – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. St. Ives, Catholic Encyclopedia
  2. Predigt zur Fête de la Saint Yves (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) von Bischof Jean-Louis Papin 2012 (französisch)
  3. Ivo Hélory. Ökumenisches Heiligenlexikon 22. August 2018
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