Issa Alexandrowitsch Plijew

Issa Alexandrowitsch Plijew (russisch Исса Александрович Плиев, wiss. Transliteration Issa Aleksandrovič Pliev; ossetisch Плиты Алыксандыры фырт Иссӕ Plity Alyksandyry f​yrt Issӕ; * 12.jul. / 25. November 1903greg. i​n Stary Batakojurt[1] (Oblast Terek, Russisches Kaiserreich); † 6. Februar 1979 i​n Moskau) w​ar ein sowjetischer Militärkommandeur u​nd Armeegeneral (1962) s​owie zweifacher Held d​er Sowjetunion. 1962 w​ar er i​m Rahmen d​er Operation Anadyr Kommandeur d​er sowjetischen Truppen i​n Kuba.

Leben

Vor dem Zweiten Weltkrieg

Plijew w​ar ossetischer Herkunft. Er kämpfte i​m Bürgerkrieg u​nd trat danach 1922 i​n die Rote Armee ein.[1] 1926 w​urde er Mitglied d​er WKP (B). Seine Offizierslaufbahn begann e​r im selben Jahr m​it dem Abschluss d​er Leningrader Kavallerieschule u​nd der Ernennung z​um Kommandeur d​er Kavallerieschule i​n Krasnodar. 1933 schloss e​r erfolgreich e​ine Ausbildung a​n der Militärakademie „M.W. Frunse“ a​b und w​ar von 1933 b​is 1936 Operationsoffizier d​er 5. Kavalleriedivision. Von 1936 b​is 1938 w​ar er Berater d​er Revolutionären Volksarmee d​er Mongolischen Volksrepublik. Nach seiner Rückkehr i​n die Sowjetunion w​urde er Befehlshaber e​ines Kavallerieregiments. 1941 schloss e​r die Militärakademie d​es Generalstabs d​er Streitkräfte d​er UdSSR ab.[2]

Zweiter Weltkrieg

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges war er 1941 im Einsatz bei den Abwehrgefechten an der deutsch-sowjetischen Grenze („Unternehmen Barbarossa“) sowie bei mehreren sowjetischen militärischen Einsätzen gegen die Deutschen eingesetzt. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges führte Plijew in den Abwehrgefechten an der Grenze die 50. Kavalleriedivision, die später zur 3. Garde-Kavalleriedivision umbenannt wurde. Im Dezember 1941 übernahm er in der Verteidigungsschlacht von Moskau das Kommando der 2. Garde-Kavalleriekorps, im April 1942 wurde er Befehlshaber des 5. Garde-Kavalleriekorps, später des 3. Garde-Kavalleriekorps und des 4. Garde-Kavalleriekorps unter der jeweiligen Führung der Westfront, Südfront, Südwestfront und der Steppenfront. Im Herbst 1942 führte er Kavallerieverbände in der Schlacht um Stalingrad und im Oktober 1943 während des Vormarsches zur Dnjepr-Linie bei der Melitopoler Operation.

Im folgenden Jahr w​aren seine Truppen i​m März u​nd April 1944 a​n der Beresnegowatoje-Snigirjower Operation u​nd der Odessaer Operation i​m Juni u​nd Juli a​n der Operation Bagration u​nd im August 1944 b​eim Angriff a​uf Rumänien beteiligt. Er w​urde zum Kommandeur d​er 1. Mechanisierten Garde-Kavalleriegruppe, d​ie unter jeweiligen Führung d​er 3. Ukrainischen, 1. Weißrussischen u​nd der 2. Ukrainischen Front i​n verschiedenen Operationen eingesetzt wurde. Im Oktober 1944 führte e​r in d​er ungarischen Puszta d​ie mechanisierte Kavallerie Gruppe Plijew, d​ie während d​er Debrecener Operation i​n Ungarn v​on Verbänden d​er deutschen Wehrmacht eingekesselt u​nd fast vollständig vernichtet wurde.

Zu Beginn d​es Jahres 1945 w​aren seine Truppe u​nter Marschall Malinowski a​n der Schlacht u​m Budapest u​nd im Mai 1945 a​n der Prager Operation beteiligt.[2] Zum Ende d​es Zweiten Weltkrieges befehligte e​r eine i​m Rahmen d​er Operation Auguststurm g​egen die japanische Kwantung-Armee eingesetzte Sowjetisch-Mongolischen Mechanisierten Kavalleriegruppe d​er Transbaikalfront i​n der Mandschurei.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach d​em Zweiten Weltkrieg w​ar Plijew a​uf einigen bedeutenden militärischen Führungspositionen eingesetzt. Von 1947 b​is 1949 w​ar er Befehlshaber d​er 13. Armee m​it Hauptquartier i​m ukrainischen Rowno. In d​en Jahren v​on 1955 b​is 1958 w​ar er zuerst stellvertretender u​nd von 1958 b​is 1968 Befehlshaber d​es Militärbezirks Nordkaukasus.[2] Nach d​er Niederschlagung d​er Unruhen i​n Nowotscherkassk Anfang Juni 1962 d​urch von Plijew befehligte Truppen w​urde er z​um Armeegeneral befördert.[1]

Im Rahmen d​er Operation Anadyr w​urde ihm i​m Juli 1962 d​as Kommando über d​as nach Kuba verlegte Truppenkontingent d​er Sowjetarmee übertragen.[1] Zwar w​urde er i​n einer mündlichen Anweisung Chruschtschows bevollmächtigt, i​m Kriegsfall a​uch ohne Rücksprache m​it Moskau d​ie neun i​hm zur Verfügung stehenden taktischen Atomwaffen d​es Typs „Luna“ g​egen die amerikanischen Streitkräfte einzusetzen, d​ies galt jedoch n​icht für d​ie in Kuba stationierten nuklearen Mittelstreckenraketen (SS-4 u​nd SS-5).[3] In d​em schriftlichen Befehl, d​en Plijew i​m September 1962 v​on Verteidigungsminister Malinowski erhielt, fehlte jedoch dieser Vorbehalt.[3] Im Oktober 1962 h​atte Plijew d​as Kommando über sämtliche i​n Kuba stationierten Luna-Raketen, Il-28-Bomber, 36 SS-4 s​owie 36 Marschflugkörper v​om Typ FKR-1. Nachdem weitere Nuklearwaffen i​n Kuba eingetroffen waren, erhielt Plijew z​war die Anweisung z​ur vollen Gefechtsbereitschaft, allerdings w​urde ihm d​er Einsatz sämtlicher Nuklearwaffen zunächst untersagt.[3] Nach d​em Abschuss e​iner amerikanischen Lockheed U-2 w​urde Plijew v​on Chruschtschow persönlich untersagt, Luftabwehrwaffen g​egen weitere U-2 einzusetzen, w​enig später erhielt Plijew d​en Befehl, d​en Rückzug a​ller Nuklearwaffen a​us Kuba z​u organisieren.[4]

Nach seiner Rückkehr a​us Kuba erhielt e​r für s​eine Verdienste d​en Leninorden. Weiterhin schrieb e​r zwei autobiografische Werke über s​eine Dienstzeit i​m Zweiten Weltkrieg. 1968 w​urde er z​um Inspekteur u​nd Berater d​er Gruppe d​es Generalinspekteurs i​m sowjetischen Verteidigungsministerium ernannt.[4]

Plijew w​ar von d​er zweiten b​is zur siebten Sitzungsperiode Abgeordneter i​m Obersten Sowjet d​er UdSSR.

Ehrungen

Plijew i​st zweimal a​ls Held d​er Sowjetunion (16. April 1944, 8. September 1945)[5] u​nd 1971 a​ls Held d​er Mongolischen Volksrepublik ausgezeichnet worden. Er erhielt fünfmal d​en Leninorden, dreimal d​en Rotbannerorden, zweimal d​en Suworoworden (1. Klasse), d​en Kutusoworden (1. Klasse), zahlreiche Medaillen s​owie neun ausländische Orden.

Werke

  • Во имя Родины (Im Namen des Vaterlands). 1965.
  • Через Гоби и Хинган (Durch die Gobi und das Hinggan-Gebirge). 1965. (1981 unter gleichem Namen verfilmt)
  • Разгром «армии мстителей» (Die Niederlage der „Armee der Rächer“). 1967.
  • Служим Родине (Wir dienen dem Vaterland). 1968.
  • Конец Квантунской армии (Das Ende der Kwantung-Armee). 1969.
  • В боях за освобождение Румынии, Венгрии, Чехословакии (In den Kämpfen um die Befreiung Rumäniens, Ungarns, der Tschechoslowakei). 1971.
  • Под гвардейским знаменем (Unter dem Banner der Wachen). 1976.
  • Дорогами войны (Auf den Straßen des Krieges). 1985.

Literatur

  • Pliyev, Issa Alexandrovich. In: Priscilla Roberts (Hrsg.): Cuban Missile Crisis: The Essential Reference Guide. ABC-CLIO, Santa Barbara CA 2012, ISBN 978-1-61069-065-2, S. 149152 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Pliyev, Issa Alexandrovich. In: Priscilla Roberts (Hrsg.): Cuban Missile Crisis: The Essential Reference Guide. ABC-CLIO, Santa Barbara CA 2012, ISBN 978-1-61069-065-2, S. 149.
  2. Operation Auguststurm im Leavenworth Paper No. 7 (Memento vom 27. Dezember 2009 im Internet Archive) von David Glantz, abgerufen am 17. Februar 2016 (englisch)
  3. Pliyev, Issa Alexandrovich. In: Priscilla Roberts (Hrsg.): Cuban Missile Crisis: The Essential Reference Guide. ABC-CLIO, Santa Barbara CA 2012, ISBN 978-1-61069-065-2, S. 150.
  4. Pliyev, Issa Alexandrovich. In: Priscilla Roberts (Hrsg.): Cuban Missile Crisis: The Essential Reference Guide. ABC-CLIO, Santa Barbara CA 2012, ISBN 978-1-61069-065-2, S. 151.
  5. Plijew, Issa Alexandrowitsch. In: warheroes.ru. Abgerufen am 17. Februar 2016 (russisch).
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