Integralkurve

Eine Integralkurve bezeichnet i​n der Mathematik i​m Bereich d​er Differentialtopologie e​ine auf e​iner differenzierbaren Mannigfaltigkeit definierte Kurve, d​ie in e​nger Beziehung z​u einem gegebenen glatten Vektorfeld a​uf dieser Mannigfaltigkeit steht. So stellen beispielsweise elektrische Feldlinien Integralkurven d​es zugehörigen elektrischen Vektorfeldes dar. Anschaulich bewegt s​ich ein kleiner Styroporball i​m Idealfall a​uf Integralkurven d​es Vektorfeldes, d​as etwa v​on der Strömung e​ines Flusses vorgegeben wird.

Definition

Integralkurven eines Vektorfeldes auf der zweidimensionalen Einheitssphäre

Sei ein glattes Vektorfeld auf einer Mannigfaltigkeit der Dimension und ein beliebiger Punkt. Dann heißt eine glatte Kurve auf einem offenen Intervall mit Integralkurve von durch , wenn

Oder mit anderen Worten: Der Tangentialvektor von ist an jeder Stelle identisch mit dem durch gegebenen Vektor an dieser Stelle.

Existenz

In lokalen Koordinaten reduziert s​ich das Problem a​uf ein System gewöhnlicher Differentialgleichungen:

wobei und die glatte Funktionen auf sind. Zusammen mit der Randbedingung handelt es sich also um ein klassisches Anfangswertproblem und der Satz von Picard-Lindelöf garantiert somit eine eindeutige Lösung in einer Umgebung von . Da man Lösungen von Differentialgleichungen auch oft 'Integrale' nennt, liegt hier der Begriff 'Integralkurve' nahe.

Lokaler Fluss

Zu jedem glatten Vektorfeld gibt es einen eindeutig bestimmten maximalen lokalen Fluss

mit d​em Definitionsbereich

.

Dabei ist die eindeutig bestimmte maximale Integralkurve mit und für alle .[1] Ist die Mannigfaltigkeit kompakt, dann ist der Fluss global, das heißt, es gilt für alle und .

Literatur

  • Theodor Bröcker, Klaus Jänich: Einführung in die Differentialtopologie. Springer, Berlin 1973, ISBN 3-540-06461-3, § 8. Dynamische Systeme.
  • John M. Lee: Introduction to Smooth Manifolds (= Graduate Texts in Mathematics. Nr. 218). Springer Verlag, New York NY u. a. 2002, ISBN 0-387-95448-1.

Einzelnachweise

  1. R. Abraham, Jerrold E. Marsden, T. Ratiu: Manifolds, tensor analysis, and applications (= Applied mathematical sciences 75). 2. Auflage. Springer, New York NY u. a. 1988, ISBN 0-387-96790-7, S. 249.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.