Ikara
Die Ikara war eine schiffsgestützte Anti-U-Boot-Lenkwaffe, welche von Australien und dem Vereinigten Königreich entwickelt wurde. Ikara bedeutet in der Aboriginessprache Wurfstock.[1]
Ikara | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ | Anti-U-Boot-Lenkwaffe |
Herkunftsland | Australien & Vereinigtes Königreich |
Hersteller | Australian Government Aircraft Factories/Commonwealth Aircraft Corporation (CAC), Australian Defence Scientific Services (ADSS), BAe & Bristol Aerojet |
Entwicklung | 1960 |
Indienststellung | 1966 |
Technische Daten | |
Länge | 3,43 m |
Durchmesser | 1.570 mm |
Gefechtsgewicht | 513 kg |
Spannweite | 1.520 mm |
Antrieb | Feststoff-Raketentriebwerk |
Geschwindigkeit | 198 m/s |
Reichweite | 18,5 km |
Dienstgipfelhöhe | 335 m |
Ausstattung | |
Lenkung | Autopilot & Funkkommando-Steuerung |
Gefechtskopf | Torpedo oder nukleare Wasserbombe |
Zünder | programmierter Zünder |
Waffenplattformen | Schiffe |
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Entwicklung
Die Entwicklung der Ikara begann im Jahr 1960 unter dem Codenamen Blue Duck. Als Basis für den Flugkörper diente die Turana-Drohne. Der erste Raketenstart erfolgte im Jahr 1963 auf dem Woomera-Testgelände. Im selben Jahr erfolgte vor Sydney der erste Teststart von einem Schiff. Mit der Installation auf der Fregatte HMAS Derwent im Jahr 1966 war die Ikara bei der Royal Australian Navy operationell. Die Ausführung für die Royal Navy war im Jahr 1968 bereit. Insgesamt wurden weit über 1200 Flugkörper hergestellt.[2][3]
Technik
Ikara wurde zur Bekämpfung von getauchten U-Booten entwickelt. Das System bestand im Groben aus einem Feuerleitrechner, einem Folgeradar sowie einem um 360° drehbaren Starter und einem Magazin für die Flugkörper.[1][4][5]
Die Ikara war ein kleiner, gedrungener Flugkörper mit einem ovalen Rumpfquerschnitt. Im oberen Rumpfbereich war vorne die Elektronik, der Autopilot, der Höhenmesser, die Thermalbatterie sowie das Gyroskop untergebracht. Dahinter folgte das Feststoff-Raketentriebwerk, welches mit zwei unterschiedlichen Schubstufen abbrannte. Am Heck war unten ein Stabilisierungsflügel und oben ein Steuerflügel angebracht. Im oberen Steuerflügel waren auch die Sende- und Empfangsgeräte für die Steuerkommandos verbaut. Seitlich am Rumpf waren zwei trapezförmige Tragflächen montiert. Im unteren Bereich des ovalen Rumpfes war der Torpedo untergebracht, welcher halbversenkt nahezu die gesamte Flugkörperlänge einnahm. Anfänglich wurde der Mark-44- und später der Mark-46-Leichtgewichtstorpedo verwendet. Die Ikara-Flugkörper der Royal Navy konnten anstelle von dem Torpedo auch eine nukleare WE.177A-Wasserbombe transportieren.[1][4][5]
Gestartet wurde die Ikara ab einem drehbaren Starter mit einem Werferarm für einen Flugkörper. Das Nachladen eines leergeschossenen Werfers erfolgte automatisch aus einem Magazin unter dem Schiffsdeck. In Abhängigkeit zum Schiffstyp enthielt das Magazin 12 bis 32 Flugkörper. In den 1970er-Jahren entstand auch eine Ikara-Ausführung für den Start aus GFK-Abschusskanistern. Dieser Flugkörper verfügte über Faltflügel, welche sich nach dem Verlassen des Abschusskanisters entfalteten.[4][6]
Varianten
- Ikara: Standardausführung wie oben beschrieben.
- Ikara FW: Ausführung mit Faltflügeln für den Start aus Abschusskanistern.
- Ikara / GWS-40: Ausführung für die Royal Navy.
- Super Ikara: Beendetes Projekt einer Ikara mit knapp 100 km Reichweite.
Einsatzkonzept
Nachdem ein getauchtes U-Boot mit dem Schiffssonar geortet worden war, wurde die Position von dem U-Boot in den AN/UYK-1-Feuerleitrechner eingegeben. Dieser ermittelte den nötigen Kurs für den Ikara-Flugkörper. Dann wurde der Ikara-Starter in die Bedrohungsachse geschwenkt und die Elektronik der Rakete hochgefahren. Zum Start wurde das Feststoff-Raketentriebwerk gezündet. Die erste Schubstufe hatte eine Brenndauer von knapp zwei Sekunden und beschleunigte die Lenkwaffe auf 713 km/h. Danach zündete die zweite Schubstufe, welche für eine Marschfluggeschwindigkeit von 658 km/h sorgte. Nach dem Start wurde die Flugbahn des Flugkörpers mit dem Folgeradar verfolgt. Kurskorrekturen wurden vom Feuerleitrechner ermittelt und mittels Funkkommandos an den Flugkörper gesendet. Während dem Marschflug behielt der Flugkörper eine konstante Flughöhe von 335 m bei. Über der vermuteten Position des U-Boots warf der Flugkörper den Torpedo ab. Der Abwurf erfolgte durch eine Zeitschaltuhr oder durch ein Funkkommando. Der Torpedo schwebte an einem Fallschirm auf das Wasser. Beim Auftreffen auf die Wasseroberfläche löste sich der Fallschirm vom Torpedo, der nun abtauchte und selbstständig mit der Suche nach dem U-Boot begann. Der Mark-46-Torpedo konnte U-Boote bis in eine Tiefe von 370 m bekämpfen. Die maximale Geschwindigkeit des Torpedos lag bei 45 Knoten und die maximale Reichweite bei rund 8 km. Auch die nukleare WE.177A-Wasserbombe wurde an einem Fallschirm abgeworfen. Der Nukleargefechtskopf wurde mittels eines Druckmessgerätes in einer vorselektierten Tiefe gezündet. Bis in einer Tiefe von 43 m wurde eine Sprengkraft von 0,5 kT und ab einer Tiefe von 107 m eine solche von 10 kT verwendet. Der Ikara-Flugkörper flog nach dem Abwurf der Waffe weiter und stürzte nach dem Ausbrennen des Raketentriebwerks ins Meer.[1][3][4][5][7]
Verbreitung
Die Ikara war bei fünf Marinestreitkräften im Einsatz. Ab den 1990er-Jahren wurde sie ausgesondert. Als letzter Betreiber stellte Brasilien die Ikara im Jahr 1998 außer Dienst.[2][4]
- Australien – Royal Australian Navy
- Brasilien – Marinha do Brasil
- Chile – Armada de Chile
- Neuseeland – Royal New Zealand Navy
- Vereinigtes Königreich – Royal Navy
Literatur
- Christopher Chant: A Compendium of Armaments and Military Hardware. Routledge Revivals, Oxford, Vereinigtes Königreich, 2014, ISBN 0-415-71072-3.
- War Machine Magazine. Volume 10, Issue 119. Orbis Publishing, Vereinigtes Königreich, 1985
Einzelnachweise
- War Machine Magazine. Volume 10, Issue 119. Orbis Publishing, 1985. S. 2366.
- IKARA. In: dst.defence.gov.au. Australian Government, Department of Defense, abgerufen am 25. November 2021 (englisch).
- Ikara. In: missile.index.ne.jp. Missile Index, abgerufen am 25. November 2021 (englisch).
- Ikara. In: missilery.info. IS Missilery Info, abgerufen am 25. November 2021 (englisch).
- Christopher Chant: A Compendium of Armaments and Military Hardware. 2014, S. 518–519.
- IKARA. (PDF) In: saam.org.au. South Australian Aviation Museum, abgerufen am 25. November 2021 (englisch).
- Brian Burnell: WE.177. In: nuclear-weapons.info. British nuclear weapon projects, abgerufen am 25. November 2021 (englisch).