Holzheim (Pohlheim)

Holzheim i​st ein Ortsteil d​er Stadt Pohlheim i​m mittelhessischen Landkreis Gießen.

Holzheim
Stadt Pohlheim
Wappen von Holzheim
Höhe: 225 (224–243) m ü. NHN
Fläche: 8,61 km²[1]
Einwohner: 2423 (31. Dez. 2018)[2]
Bevölkerungsdichte: 281 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 35415
Vorwahl: 06004

Geografische Lage

Holzheim l​iegt am Obergermanischen Limes a​m Rande d​er Wetterau i​n Mittelhessen. Im Ort treffen s​ich die Landesstraßen 3132 u​nd 3133. Im Süden l​iegt das Gambacher Kreuz, welches d​ie Bundesautobahn 5 u​nd die Bundesautobahn 45 miteinander verbindet.

Geschichte

Das Kleinkastell vom Limeswall aus gesehen

Erstmals urkundlich erwähnt w​urde das Dorf a​m 24. Mai 790 i​m Lorscher Codex.[3] 793 k​ommt die Eigenkirche a​n das Kloster Lorsch. Zwischen 1631 u​nd 1633 w​urde die Evangelisch-reformierte Kirche erbaut. 1952 k​am die n​eue Schule hinzu, 1960 d​ie neue katholische Kirche St. Matthäus.

Ab d​em 17. Jahrhundert b​is in d​ie 1930er Jahre bestand i​m Ort e​ine jüdische Gemeinde m​it eigener Synagoge. Im Jahre 1939 gehörte d​er Ort z​um Landkreis Gießen u​nd hatte 1176 Einwohner.

Die Gemeinde Pohlheim wurde am 31. Dezember 1970 im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch freiwilligen Zusammenschluss der Gemeinden Dorf-Güll, Garbenteich, Grüningen, Hausen, Holzheim und Watzenborn-Steinberg gegründet.[4][5] Für Holzheim wurde, wie für die übrigen ehemaligen Gemeinden von Pohlheim, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]

Im Jahr 2010 beging d​er Ort s​eine 12xx-Jahr-Feier. Dies s​teht für d​ie 1220-Jahr-Feier, m​it welcher d​er ausgefallene 1200. Geburtstag nachgefeiert wurde.

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden w​urde Holzheim u​nter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern d​as Jahr d​er Erwähnung):[1]

  • Holzheim, in (790) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 2978=3757a]
  • Holzheimer marca, in (790) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 2978=3757a]
  • Holzheim, in villa (792) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3772=3759e]
  • Holzeim, in (805) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 3724c]
  • Holzheim, in (1152) [MGH Diplomata Könige 10, Friedrich I. : Appelt T. 1, Nr. 38]
  • minori et maiori Holzheim, in (1287) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 218]
  • Hulzheim, zhu (1337) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 678]
  • Hultzhem, von (1358) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 861]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Holzheim lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][7][8]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Holzheim ab 1806 das „Patrimonialgericht der Fürsten Solms-Braunfels“ in Gambach und später Wölfersheim zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Die zweite Instanz für die Patrimonialgerichte waren die standesherrlichen Justizkanzleien. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit der Gründung des Großherzogtums Hessen 1806 wurde diese Funktion beibehalten, während die Aufgaben der ersten Instanz 1821–1822 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. Ab 1822 ließen die Fürsten Solms-Braunfels ihre Rechte am Gericht durch das Großherzogtum Hessen in ihrem Namen ausüben. „Landgericht Hungen“ war daher die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht das für Holzheim zuständig war. Auch auf sein Recht auf die zweite Instanz, die durch die Justizkanzlei in Hungen ausgeübt wurde verzichtete der Fürst 1823.[12] Erst infolge der Märzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[13] Durch die Neuordnung der Gerichtsbezirke in der Provinz Oberhessen mit Wirkung vom 15. Oktober 1853[14] kam Holzheim zum Landgericht Lich.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolgedessen die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Lich“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[15] Gleichzeitig wurde Holzheim dem Amtsgericht Butzbach zugewiesen. 2004 wurde das Amtsgericht Butzbach aufgelöst und dessen Bereich dem Amtsgericht Friedberg zugeschlagen. Die übergeordneten Instanzen sind jetzt das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerzahlen

Holzheim: Einwohnerzahlen von 1830 bis 1967
Jahr  Einwohner
1830
 
966
1834
 
1.082
1840
 
1.108
1846
 
1.154
1852
 
1.285
1858
 
1.203
1864
 
1.182
1871
 
1.149
1875
 
1.119
1885
 
1.158
1895
 
1.071
1905
 
1.168
1910
 
1.163
1925
 
1.182
1939
 
1.176
1946
 
1.859
1950
 
1.840
1956
 
1.702
1961
 
1.648
1967
 
1.705
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

 1830:965 evangelische, 1 römisch-katholischer, 27 jüdische Einwohner
 1961:1318 evangelische, 326 römisch-katholische Einwohner

Erwerbstätigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

 1961:Erwerbspersonen: 300 Land- und Forstwirtschaft, 364 Prod. Gewerbe, 93 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 80 Dienstleistungen und Sonstiges.

Wappen

„In goldenem Schild eine auf blauem Schildfuß wachsende blaue Linde, beseitet von zwei roten Rosen mit weißen Knospen und grünen Blättern“. Das Wappen wurde entwickelt aus dem alten Gerichtssiegel Holzheims vom Jahre 1747. Die Linde erinnert an den alten Gerichtssitz Holzheim. Gold und Blau sind die Solmser Farben, und die roten Rosen gehören zu den Wappenzeichen des Hauses Solms-Wildenfels.

Sehenswürdigkeiten

Infrastruktur

Literatur

Commons: Holzheim (Pohlheim) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Holzheim, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 19. Mai 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen und Daten. Einwohner-Struktur. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webauftritt. Stadt Pohlheim, archiviert vom Original am 16. April 2019; abgerufen im April 2019.
  3. Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 5), Urkunde 2978, 24. Mai 790 – Reg. 2189. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 44, abgerufen am 7. Mai 2019.
  4. Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Pohlheim“, Landkreis Gießen vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 140, Punkt 165 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
  5. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 307.
  6. Hauptsatzung. (PDF; 97 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Pohlheim, abgerufen im August 2020.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  9. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 21, 438 (Online bei google books).
  10. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 424 (online bei Google Books).
  11. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 135 (online bei Google Books).
  12. Theodor Hartleben (Hrsg.): Allgemeine deutsche Justiz-, Kameral- und Polizeifama, Teil 1. Band 2. Johann Andreas Kranzbühler, 1832, S. 271 (online bei Google Books).
  13. Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren vom 7. August 1848. In: Großherzog von Hessen (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1848 Nr. 40, S. 237–241 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 42,9 MB]).
  14. Bekanntmachung vom 4. Oktober 1853,
    1) die Aufhebung der Großherzoglichen Landgerichte Großkarben und Rödelheim, und die Errichtung neuer Landgerichte zu Vilbel und Altenstadt, ferner die Verlegung des Landgerichtssitzes von Altenschlirf nach Herbstein;
    2) die künftige Zusammensetzung der Landgerichts-Bezirke in der Provinz Oberhessen betreffend. (Hess. Reg.Bl. S. 640–641)
  15. Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzog von Hessen und bei Rhein (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1879 Nr. 15, S. 197–211 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 17,8 MB]).
  16.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
  17.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
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