Hilbert-C*-Modul

Hilbert-C*-Moduln werden i​m mathematischen Teilgebiet d​er Funktionalanalysis betrachtet. Sie spielen e​ine wichtige Rolle i​m Aufbau d​er KK-Theorie, d​ie Elemente d​er dort auftretenden Gruppen s​ind solche Moduln m​it einer gewissen Zusatzstruktur. Hilbert-C*-Moduln s​ind in Analogie z​u Hilberträumen definiert, w​obei das innere Produkt Werte i​n einer C*-Algebra annimmt. Sie wurden 1953 v​on Irving Kaplansky für d​en Fall kommutativer C*-Algebren eingeführt[1] u​nd 1973 v​on William Paschke für d​en allgemeinen Fall.[2]

Definition

Es sei eine C*-Algebra. Ein Prä-Hilbert--Modul ist ein Rechts-B-Modul zusammen mit einer Abbildung , so dass

  1. ist sesquilinear (konjugiert linear in der ersten Variablen)
  2. für alle
  3. für alle
  4. für alle , wobei die durch die positiven Elemente definierte Ordnung auf sei.
  5. für alle .

Die offenbare Analogie z​ur Definition e​ines Hilbertraums lässt s​ich weiter ausbauen. Man z​eigt die Cauchy-Schwarzsche Ungleichung

für alle (ohne Verwendung der fünften Bedingung)

und erhält s​o eine Halbnorm

auf , die wegen der 5. Bedingung sogar eine Norm ist. Ist der Prä-Hilbert--Modul bezüglich dieser Norm vollständig, so nennt man ihn einen Hilbert--Modul.[3] Der wesentliche Unterschied zu Hilberträumen besteht darin, dass man keinen Projektionssatz beweisen kann, das heißt, es gibt Unter-Hilbert--Moduln, die nicht stetig projizierbar sind.

Beispiele

  • Eine C*-Algebra ist mit der Definition ein Hilbert--Modul. Dessen Unter-Hilbert-B-Moduln sind die abgeschlossenen Rechtsideale. ist als Hilbert--Modul genau dann abzählbar erzeugt, das heißt, es gibt eine abzählbare Teilmenge, so dass der kleinste diese Menge umfassende Untermodul ist, wenn σ-unital ist.
  • Ein Hilbertraum ist ein Hilbert--Modul.
  • Für eine C*-Algebra sei der Raum aller Folgen , für die konvergiert. Mit der Definition wird zu einem Hilbert--Modul. Offenbar ist der separable Folgenraum der quadratsummieren Folgen.

Konstruktionen

Direkte Summen

Direkte Summen von Hilbert--Moduln sind mit der Definition offenbar wieder Hilbert--Moduln.

Algebren von Operatoren

Für zwei Hilbert--Moduln und sei die Menge aller Operatoren , für die es einen Operator gibt, so dass gilt für alle und . Man zeigt, dass solche Operatoren -linear sind und einen abgeschlossenen Unterraum der stetigen, linearen Operatoren bilden. ist mit der Operatornorm und der Involution eine C*-Algebra.[4] Im Spezialfall ist isomorph zur Multiplikatorenalgebra von .

Gewisse Operatoren aus lassen sich wie folgt in Analogie zu den eindimensionalen Operatoren auf Hilberträumen definieren. Sind und , so sei . Man bestätigt leicht die Formel und somit . Den von diesen Operatoren erzeugten, abgeschlossenen Unterraum bezeichnet man mit und nennt seine Elemente die kompakten Operatoren von nach , auch wenn es sich im Allgemeinen nicht um kompakte Operatoren im Sinne der Banachraumtheorie handelt. Leicht bestätigt man für ein , woraus folgt, und ganz ähnlich auch . Damit ist ein zweiseitiges Ideal. Offenbar ist das Ideal der kompakten Operatoren auf .

Diese Konstruktionen hängen wie folgt zusammen: Für jede C*-Algebra und jeden Hilbert--Modul ist isomorph zur Multiplikatorenalgebra .[5] Insbesondere gibt einen *-Isomorphismus , der auf abbildet.[6]

Unitäre Äquivalenz

Zwei Hilbert--Moduln und heißen unitär äquivalent, in Zeichen , wenn eine bijektive, lineare Abbildung gibt mit für alle .

Innere Tensorprodukte

Es seien ein Hilbert--Modul, ein Hilbert--Modul und ein *-Homomorphismus. Durch die Formel wird zu einem Links--Modul und man kann daher das algebraische Tensorprodukt bilden, das durch die Definition zu einem Rechts--Modul wird. Durch die Formel

erhalten wir mittels linearer Ausdehnung eine Sesquilinearform auf , die alle Regeln aus der Definition des Prä-Hilbert--Moduls erfüllt bis auf eventuell Punkt 5, das heißt, es kann Vektoren der Länge 0 geben. Indem man den Raum der Vektoren der Länge herausdividiert, das heißt zum Faktorraum nach übergeht, und anschließend vervollständigt, erhält man einen Hilbert--Modul, den man mit bezeichnet und das innere Tensorprodukt der Hilbert-C*-Moduln nennt.[7]

Äußeres Tensorprodukt

Es seien wieder ein Hilbert--Modul und ein Hilbert--Modul. Dann ist das algebraische Tensorprodukt mittels der Definition

ein Rechts--Modul und man erhält mittels linearer Ausdehnung aus

eine Sesquilinearform. Ist das räumliche Tensorprodukt der C*-Algebren, so konstruiert man durch Herausdividieren von Vektoren der Länge 0 und durch Ausdehnen auf die Vervollständigungen einen Hilbert--Modul, den man mit bezeichnet und das äußere Tensorprodukt der Hilbert-C*-Moduln nennt.[8]

Pushout

Ist ein Hilbert--Modul und ein surjektiver *-Homomorphismus, so definiere . Ist die Quotientenabbildung, so wird durch die Definitionen

, wobei mit
,

deren Wohldefiniertheit zu zeigen ist, ein Hilbert--Modul, den man den Pushout von bzgl. nennt. Man kann zeigen, dass , indem man als Unteralgebra von auffasst.[9]

Graduierte Hilbert-C*-Moduln

Besonders für die KK-Theorie werden Hilbert-C*-Algebren mit einer Zusatz-Struktur, einer sogenannten Graduierung, genauer einer -Graduierung verwendet. Es sei eine graduierte C*-Algebra mit Graduierungsautomorphismus , das heißt, es ist

Dann ist die direkte Summenzerlegung zur -Graduierung. Ein graduierter Hilbert--Modul ist ein Hilbert--Modul zusammen mit einer linearen Bijektion , so dass

für alle
für alle [10]

Wieder erhält man eine direkte Summenzerlegung , wobei

und e​s folgt

und für alle .

Durch den Automorphismus erhalten dann auch und eine Graduierung.

Graduierte Hilbert-C*-Moduln heißen unitär äquivalent, w​enn sie a​ls Hilbert-C*-Moduln unitär äquivalent s​ind mit e​inem unitären Operator, d​er die Graduierung erhält.

Dies verallgemeinert die oben eingeführten Begriffe ohne Graduierung, denn jede C*-Algebra kann mittels trivial graduiert werden und ebenso jeder Hilbert--Modul mittels .

Um auch zu graduieren, hat man zwei Möglichkeiten, nämlich und . Wir definieren daher

mit der Graduierung .

Die o​ben angeführten Konstruktionen lassen s​ich auch für graduierte Hilbert-C*-Moduln definieren, w​obei das graduierte Tensorprodukt z​u nehmen i​st und a​lle auftretenden Morphismen m​it den Graduierungen verträglich s​ein müssen. Die hiermit zusammenhängenden Einzelheiten s​ind sehr technisch u​nd werden h​ier übergangen.

Stabilisierungssatz von Kasparow

Für die KK-Theorie erweist sich der sogenannte Stabilisierungssatz von Kasparow als wichtig. Dieser Satz gilt für graduierte und nicht-graduierte Hilbert-C*-Moduln, er sagt aus, dass bereits alle abzählbar erzeugten Hilbert-C*-Moduln als direkte Summanden enthält, und analog für graduierte Moduln. Es gilt sogar etwas mehr:[11]

  • Ist ein abzählbar erzeugter Hilbert--Modul über einer C*-Algebra , so ist .
  • Ist ein abzählbar erzeugter, graduierter Hilbert--Modul über einer graduierten C*-Algebra , so ist .

Einzelnachweise

  1. I. Kaplansky: Modules over operator algebras, Amer. J. of Math. (1953), Band 75, Seiten 838–858
  2. W. L. Paschke: Inner product moduls over B*-algebras, Transactions Amer. Math. Soc. (1973), Band 182, Seiten 443–468
  3. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Definition 13.1.1
  4. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Lemma 1.1.7
  5. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Theorem 13.4.1
  6. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Lemma 1.2.7
  7. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Abschnitt 1.2.3
  8. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Abschnitt 1.2.4
  9. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Lemma 1.2.5
  10. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Definition 1.2.10
  11. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Theorem 1.1.24 und Theorem 1.2.12
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