Herz-Jesu-Kirche (Visselhövede)
Die Herz-Jesu-Kirche ist die römisch-katholische Kirche in Visselhövede, einer Kleinstadt im Landkreis Rotenburg (Wümme) in Niedersachsen. Sie ist eine Filialkirche der vier Kirchen umfassenden Großgemeinde Sankt Maria, die ihren Einzugsbereich in den Gemeinden Visselhövede, Walsrode und Bad Fallingbostel hat und der rund 4.300 katholische Christen angehören. Die Herz-Jesu-Kirche gehört zum Dekanat Verden im Bistum Hildesheim.
Geschichte
Vorgängergemeinde in Kettenburg
Im Jahre 1852 konvertierte Freiherr Kuno von der Kettenburg vom Gut Kettenburg bei Visselhövede mit seiner Familie zum Katholizismus. Daher wurde im Kettenburger Schloss eine Schlosskapelle für katholische Messen eingerichtet, die ein katholischer Pater abhielt. Schloss Kettenburg wurde somit zu einer katholischen Enklave, die nächsten katholischen Kirchen befanden sich in Celle und Uelzen. Die katholischen Christen im damaligen Kreis Rotenburg (heutiger Südkreis Rotenburg (Wümme)) wurden von hier aus, seit dem Jahre 1935 im Rahmen der Pfarrkuratie Kettenburg – Visselhövede – Rotenburg mit Sitz im Schloss Kettenburg, betreut. Im Zuständigkeitsbereich dieser Pfarrei wohnten 601 Katholiken in 120 Ortschaften.
Wachstum und Nachkriegszeit
In den folgenden Jahren kam es zu einem ausgeprägten Wachstum der Gemeinde: Während des Zweiten Weltkrieges zählten rund 4000 katholische Christen zur Gemeinde, die teilweise aus dem Saarland kamen, die zu den sogenannten „Volksdeutschen“ gezählt wurden oder die in der deutschen Wehrmacht dienten. Von 1942 bis 1945 wurde Clemens Echelmeyer, Domkapitular des Bistums Münster, nach Visselhövede verbannt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der Gemeindemitglieder erneut sprunghaft durch Heimatvertriebene und Flüchtlinge an. Daher wurde eine Notkapelle in einer ehemaligen Werkstatt in Visselhövede eingerichtet. In Rotenburg wurde mit der Corpus-Christi-Kirche eine neue Pfarrgemeinde errichtet, der auch Visselhövede als Filialgemeinde unterstellt wurde.
Bau des jetzigen Kirchengebäudes
1960 musste das Schloss mit der dortigen Kapelle wegen Schwammbefall abgerissen werden. 1961 erfolgte eine Gemeindeneugliederung, durch welche die Filialkirche Visselhövede mit der benachbarten, vorher zu Walsrode gehörenden Filialkirche Benefeld zu einer eigenen Gemeinde vereinigt wurde. Nach Planungen des Architekten Theo Scholten aus Oberhausen wurde am 29. Mai 1965 der Grundstein zu einem neuen katholischen Gotteshaus in Visselhövede gelegt, welches am 21. Mai 1966 durch den Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen dem „Heiligsten Herzen Jesu“ geweiht wurde. Der Name leitete sich vom Namen der ehemaligen Schlosskapelle in Kettenburg ab. Die Kirche befindet sich auf dem Grundstück Gartenstraße 57, in knapp 62 Meter Höhe über dem Meeresspiegel.
1981 wurde unter dem Glockenturm ein durch den Braunschweiger Bildhauer Claus Kilian gestaltetes Mahnmal zum Gedenken an den Jesuitenpater und Märtyrer Johannes Arnoldi aufgestellt, der am 9. November 1631 in Visselhövede zum letzten Mal eine Heilige Messe zelebrierte und anschließend ermordet wurde.
Filialkirche der Großgemeinde St. Maria
Am 1. August 2004 wurden im Rahmen von Umstrukturierungen im Bistum Hildesheim die Gemeinden Heilig-Geist in Bomlitz-Benefeld mit der Herz-Jesu-Kirche in Visselhövede, die Gemeinde der Kirche St. Maria vom heiligen Rosenkranz zu Walsrode und die Gemeinde der Kirche Sankt Maria von den sieben Schmerzen zu Fallingbostel zu einer einzigen Großgemeinde mit dem Pfarrkirchort Walsrode vereinigt.
Die Gemeinde heute
Bedeutende Gruppen innerhalb der Gemeinde bilden heute neben den ehemaligen Flüchtlingen und ihren Nachkommen Zugezogene aus Süd- und Westdeutschland, Spätaussiedler aus Polen und der ehemaligen Sowjetunion sowie Gemeindemitglieder italienischer Herkunft. Von Bedeutung war bis zu deren Schließung die Betreuung der katholischen Soldaten der örtlichen Garnison.
Literatur
- Thorsten Neubert-Preine: Die Mitte eines Menschen. Die Herz-Jesu-Kirche in Visselhövede (1966–2016). Visselhövede 2016.
- KirchenZeitung Nr. 21/2016 vom 22. Mai 2016, S. 13 (Artikel zum 50-jährigen Weihejubiläum der Kirche)