Hermann Gerland
Hermann Gerland (* 4. Juni 1954 in Bochum), auch „Tiger“ genannt, ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler und späterer Fußballtrainer. Den Großteil seiner Laufbahn als Spieler verbrachte er beim VfL Bochum, für den er über 200 Bundesligaspiele bestritt. Nach seiner aktiven Karriere als Fußballspieler wurde er Trainer, zunächst in Bochum, dann bei mehreren anderen Vereinen und machte sich insbesondere als Trainer der Amateurmannschaft des FC Bayern München einen Namen, bei der er zahlreiche spätere Nationalspieler betreute und in den Profifußball führte. Anschließend war er Co-Trainer der Profimannschaft des FC Bayern München. Seit September 2021 ist er Assistenztrainer der deutschen U21-Nationalmannschaft.
Hermann Gerland | ||
Hermann Gerland (2006) | ||
Personalia | ||
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Geburtstag | 4. Juni 1954 | |
Geburtsort | Bochum, Deutschland | |
Größe | 178 cm | |
Position | Abwehr | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
–1968 | Westfalia Weitmar | |
1968–1972 | VfL Bochum | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1972–1984 | VfL Bochum | 204 (4) |
Stationen als Trainer | ||
Jahre | Station | |
1985–1988 | VfL Bochum | |
1988–1990 | 1. FC Nürnberg | |
1990–1995 | FC Bayern München Amateure | |
1995–1996 | 1. FC Nürnberg | |
1996–1998 | Tennis Borussia Berlin | |
1999–2000 | Arminia Bielefeld | |
2000–2001 | SSV Ulm 1846 | |
2001–2009 | FC Bayern München Amateure/II | |
2009–2017 | FC Bayern München (Co-Trainer) | |
2010–2011 | FC Bayern München II | |
2017–2018 | FC Bayern München (Co-Trainer) | |
2019–2021 | FC Bayern München (Co-Trainer) | |
2021– | Deutschland U21 (Co-Trainer) | |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Karriere als Spieler
Gerland begann beim Bochumer Stadtteilverein Westfalia Weitmar mit dem Fußballspielen und erhielt 18-jährig einen Profivertrag beim Bundesligisten VfL Bochum. Sein Bundesligadebüt gab er am 16. September 1972 (1. Spieltag) beim 2:0-Sieg im Auswärtsspiel gegen Eintracht Braunschweig mit Einwechslung für Werner Balte in der 72. Minute. Sein erstes von vier Punktspieltoren erzielte er am 19. Mai 1973 bei der 2:3-Niederlage im Heimspiel gegen Kickers Offenbach mit dem Treffer zum 2:2 in der 68. Minute. Nachdem er zunächst von 1972 bis 1975 im Sturm gespielt hatte, wechselte er 1975 auf die Position des Abwehrspielers. In 25 Spielen um den DFB-Pokal kam er zum Einsatz und erzielte in dem Wettbewerb zwei Tore.
Karriere als Trainer
Seine Trainerlaufbahn begann er beim VfL Bochum in der Saison 1986/87 zunächst als Co-Trainer. In der Folgesaison 1987/88 erreichte er als Cheftrainer mit dem VfL Bochum am 28. Mai 1988 überraschend das DFB-Pokalfinale in Berlin, das 0:1 gegen Eintracht Frankfurt verloren ging. Zu Beginn der Saison 1988/89 wechselte er dann zum Bundesligisten 1. FC Nürnberg, den er bis 1990 betreute.
Ab der Saison 1990/91 trainierte er gleichzeitig die Amateure und die A-Jugend des FC Bayern München. 1991 legte er die Position als A-Jugend-Trainer nieder, Amateurtrainer blieb er bis 1995. Außerdem war Gerland in der Saison 1991/92 als Co-Trainer der Profimannschaft des FC Bayern München tätig. In der Saison 1995/96 trainierte er erneut den 1. FC Nürnberg, der zu dieser Zeit in der 2. Bundesliga spielte. 1996 übernahm er den Cheftrainerposten bei Tennis Borussia Berlin, die in der Spielzeit 1997/98 ungeschlagen blieb, mit nur sieben Gegentreffern die Regionalligameisterschaft gewann und in den bezahlten Fußball zurückkehrte. Obwohl sportlich erfolgreich und im Umfeld beliebt, wurde Gerland wegen Differenzen mit der Vereinsführung im November 1998 beurlaubt. 1999 wandte er sich in Marienfeld der Pferdezucht zu.[1] Ab der Saison 1999/2000 trainierte Gerland den Bundesligisten Arminia Bielefeld, mit dem er aus der Bundesliga abstieg und in der Folgesaison vorzeitig entlassen wurde. Den Rest der Saison war er für den Zweitligisten SSV Ulm 1846 tätig. Seine Bilanz als Bundesligatrainer: 42 Siege, 53 Unentschieden und 68 Niederlagen.
Zwischen 2001 und 2009 trainierte er erneut die Amateurmannschaft des FC Bayern München, die sich 2008 für die neu gegründete 3. Liga qualifizierte. Am 27. April 2009 wurde er Co-Trainer des FC Bayern München unter Interimscoach Jupp Heynckes, seinen Posten als Cheftrainer der zweiten Mannschaft übernahm Mehmet Scholl. Auch unter Louis van Gaal blieb Gerland Co-Trainer der ersten Mannschaft, zudem blieb er der sportliche Leiter der zweiten Mannschaft, um zur besseren Integration von Nachwuchsspielern in der Bundesligamannschaft beizutragen.[2] Zur Saison 2010/11 übernahm er wieder die zweite Mannschaft des FC Bayern München, da Scholl den Verein verließ,[3] blieb jedoch weiterhin auch als Co-Trainer der Profis tätig. In der Funktion als Trainer der zweiten Mannschaft wurde er im Frühjahr 2011 durch Andries Jonker ersetzt. Nach der Amtszeit von Pep Guardiola blieb Gerland auch unter Carlo Ancelotti Co-Trainer von Bayern München.
Zum Ende der Saison 2016/17 schied er aus dem Trainerteam von Carlo Ancelotti aus und übernahm zusammen mit Jochen Sauer die Leitung des FC Bayern Campus, dem neuen Nachwuchsleistungszentrums des FC Bayern.[4] Insbesondere Gerlands unumstrittene Verdienste in der Vergangenheit für den Verein und dessen Nachwuchsarbeit waren ausschlaggebend dafür, dass er im neuen NLZ die sportliche Leitung übernahm.
Ab Oktober 2017 ließ Gerland die Tätigkeit im Nachwuchsbereich ruhen, um nach der Entlassung von Ancelotti bis zum Ende der Saison 2017/18 dem Interimstrainer Jupp Heynckes zu assistieren.[5] Nachdem Heynckes’ Engagement in München zur Nachfolgesaison geendet hatte, kehrte Gerland wieder in das Amt des sportlichen Leiters zurück.
Nachdem Hansi Flick zum 11. Spieltag der Spielzeit 2019/20 das Amt des Cheftrainers der ersten Mannschaft von Niko Kovač übernommen hatte, wurde Gerland zu dessen Assistenten[6] und erreichte nach der Unterbrechung aufgrund der COVID-19-Pandemie im August 2020 zum zweiten Mal das Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Seine Tätigkeit als sportlicher Leiter des FC Bayern Campus übernahm Holger Seitz. Am 17. Mai 2021 wurde bekannt, dass er die Bayern am Ende der Saison trotz laufendem Vertrag verlassen wird.[7][8]
Von August bis September 2021 war Gerland kurzzeitig beim DFB als Scout im Team von Bundestrainer Hansi Flick tätig.[9] Im September 2021 wurde er Co-Trainer des neuen Cheftrainers der U21-Nationalmannschaft, Antonio Di Salvo.[10]
Sonstiges
Der gelernte Bankkaufmann (Gerland hatte zuvor die Handelsschule besucht) ist verheiratet, hat drei Töchter[11] und ist Botschafter für Kinderlachen e. V.
Andreas Leimbach-Niaz gelang es, in seinem Kurzfilm Der Tiger in München (2008), den als knorrig und wortkarg bekannten Gerland zum Reden zu bringen. Beim Kurzfilmwettbewerb des Fußballfilmfestivals in Berlin wurde Der Tiger in München[12] mit der Goldenen Elf ausgezeichnet.[13][14]
Auch Andreas Bach führte für seine Dokumentation Hauptsache Fußball – Junge Profis auf dem Weg ins Spiel[15] ein offenes und ausführliches Interview mit Gerland, das der DVD zudem in ungekürzter Form als Bonusmaterial beigelegt wurde.
Aufgrund seiner Beliebtheit bei den Bayern-Fans erhielt das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße, Spielstätte der zweiten Mannschaft des FC Bayern München, den Spitznamen „Hermann-Gerland-Kampfbahn“.
Als Trainer der Bayern-Amateure entwickelte Gerland spätere Nationalspieler wie Christian Nerlinger, Dietmar Hamann, Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Holger Badstuber oder David Alaba, die alle den Sprung aus der Jugend in die Profimannschaft schafften.[16]
Zitat
Erfolge
Als Trainer
- mit dem VfL Bochum
- Finalist im DFB-Pokal 1987/88
- mit dem 1. FC Nürnberg
- Teilnehmer im UEFA-Pokal 1988/89
- mit Tennis Borussia Berlin
- Meister Regionalliga Nordost: 1997/98
- Deutscher Amateurmeister: 1998 und Aufstieg in die 2. Bundesliga
- mit dem FC Bayern München Amateure
- Meister Regionalliga Süd: 2003/04
- Qualifikation für die 3. Liga: 2007/08
- IFA Shield: 2005
- Bayerischer Landespokalsieger: 2001/02
- Oberbayerischer Pokalsieger (3): 1995, 2001, 2002
Als Co-Trainer
International
National
Einzelnachweise
- welt.de – Hermann Gerland, wunschlos glücklicher Bundesliga-Bauer
- Ausführliches Interview: Hermann Gerland über seine Bayern-Talente. T-Online.de, 24. März 2011, abgerufen am 30. Juli 2013.
- Scholl verlässt den FC Bayern. In: fcbayern.com, 24. April 2010, abgerufen am 5. Dezember 2016.
- Hermann Gerland und Jochen Sauer übernehmen Leitung des neuen Nachwuchsleistungszentrums. 22. Februar 2017, abgerufen am 2. Juli 2017.
- Jupp Heynckes wird Cheftrainer des FC Bayern bis Saisonende, fcbayern.com, 6. Oktober 2017, abgerufen am 6. Oktober 2017.
- Hermann Gerland wird Assistent von Hansi Flick, fcbayern.com, abgerufen am 4. November 2019
- Nach 25 Jahren: Gerland verlässt FC Bayern vorzeitig. Abgerufen am 17. Mai 2021.
- FC Bayern: Co-Trainer Hermann Gerland verlässt den Klub. In: Der Spiegel. Abgerufen am 17. Mai 2021.
- Gerland: DFB-Nachwuchsförderung „muss sich hinterfragen“ – Eigene Aufgabe zu definieren. In: transfermarkt.de. 12. August 2021, abgerufen am 13. September 2021.
- Antonio Di Salvo neuer U 21-Trainer, dfb.de, 23. September 2021, abgerufen am 23. September 2021.
- Steckbrief (Memento vom 31. Januar 2016 im Internet Archive) auf kolping-borken.de, 2012 (PDF; 68 kB).
- Kurzfilm Der Tiger in München. In: www.11-mm.de. Abgerufen am 24. November 2014.
- Shortkicks-Gewinner (Memento vom 30. April 2016 im Internet Archive). In: www.11-mm.de.
- Netzeitung (Memento vom 13. April 2010 im Internet Archive)
- DVD-Rezension: Zwischen Karrierekick und -knick. In: Spiegel.de. 25. März 2011, abgerufen am 7. April 2011.
- Augsburger Allgemeine: Hermann Gerland – das Auge des „Tigers“. Abgerufen am 2. Juli 2017.
- Der „Tiger“ hat eigentlich einen anderen Spitznamen. tz vom 22. Januar 2015, abgerufen am 23. November 2016.