Hermann Christian Benda

Hermann Christian Benda, a​uch Christian Benda u​nd Christel Benda (≈ 9. August 1759 i​n Gotha;[1]9. November 1805 i​n Weimar) w​ar ein deutscher Opernsänger (Tenor) u​nd Schauspieler, Sohn d​es Komponisten Georg Anton Benda.

Leben

"Guckkastenbühne" des Gothaer Hoftheaters (Ekhof-Theater)
Das alte Weimarer Hoftheater um 1800

Seine musikalische Grundausbildung, z. B. Kompositionslehre, erhielt Benda durch Familienmitglieder. Da schon früh seine schöne Stimme auffiel, wurde vor allem diese von Georg Anton Bendas Schwester, der Sängerin Anna Franziska Benda, verheiratet mit dem Violinisten Dimas Hattas, ausgebildet. Die Besonderheit des Gothaer Hoftheaters (Ekhof-Theater) als tiefe "Guckkastenbühne" prägte ihn zeitlebens: es gelang ihm nicht, sich das auffällige Gestikulieren und die übertriebene Mimik (bis hin zum "furchterregenden Augenrollen") abzugewöhnen, was ihm für das bessere Verständnis beim Publikum beigebracht worden war. So wurde er später denn auch sehr viel mehr für seinen schönen Gesang als für sein Schauspiel gelobt. Hermann Christian Benda hatte sein Debüt 1777 in Gotha in einem Singspiel seines Vaters, der ihn auch danach in seinen weiteren Bühnenwerken einsetzte, so z. B. auf Initiative von Theaterdirektor Friedrich Ludwig Schröder von Frühjahr bis Herbst 1778 in Hamburg, anschließend auf Wiener Bühnen und mit der Bondinschen Gesellschaft in Prag und Dresden. Ab 1786 am Berliner Theater, Rollen-Höhepunkt dort der Don Ottavio in der deutschen Erstaufführung von Mozarts Don Juan. Wegen seiner fundierten Gesangsausbildung wurde Benda auch als Gesangslehrer für andere Bühnenmitglieder eingesetzt.

1791 bewarb sich Benda erfolgreich am von Goethe übernommenen Weimarer Hoftheater, durch Intervention seines Bruders Heinrich Benda und seiner in Weimar prominent verheirateten Cousinen Maria Carolina Benda, Sängerin, Pianistin und Komponistin[2] und Wilhelmine Benda,[3] Töchter von Franz Benda. Die Gunst des Publikums konnte er sich wegen seines gewöhnungsbedürftigen schauspielerischen Auftretens jedoch nur sehr allmählich und einzig dank seiner schönen Stimme erobern. Goethe allerdings, chronisch unzufrieden mit seinem Theaterpersonal, schätzte Bendas vielseitige Verwendbarkeit, da dieser keine Allüren zeigte bei der Rollenverteilung, und: "Benda singt doch wenigstens". Goethe befürwortete von Benda eingereichte Unterstützungsgesuche gern, möglicherweise durch Fürsprache von Goethes Frau Christiane, die regelmäßig Weimarer Theaterleute zu sich nach Hause einlud;[4] mit den Bendas teilte sie das Schicksal, mehrere Kinder bereits im frühesten Alter verloren zu haben. Seine recht niedrige Gage suchte Benda durch das Komponieren von Liedern und anderen Musikstücken für das Hoftheater[5][6] aufzubessern, denn die allgemein übliche Annahme von Gastrollen an anderen Theatern war den Weimarer Hofschauspielern untersagt[7].

Nachkommen

Hermann Christian Bendas einziges nicht in Weimar vorzeitig verstorbenes Kind war Amalia Carolina Louisa Benda. Um den Weg dieser 1795 getauften Tochter nachzuvollziehen, hat Autor Franz Lorenz sie akribisch in Kirchenbüchern, Theater-Almanachen und Magazinen gesucht aber nichts Eindeutiges gefunden. Seine These, sie sei möglicherweise identisch mit der Karlsruher "Amalie Benda" in Karoline Bauers Memoiren, ließ sich nicht belegen, dagegen hat hier die Biographie von Sophia Carolina Benda, Tochter von Bendas Bruder Carl Ernst Eberhard Benda, teilweise Verwendung gefunden. Friedrich Gottlieb Adolph Benda, "Großherzoglicher Opernsänger und Schauspieler, heimatberechtigt in Weimar", gab bei seiner Eheschließung 1856 als Mutter "weiland Amalia Benda" an, als Ehefrau von Carl August Schmidt, Schauspieler in Dresden – unter dem Namen "Mad. Schmidt" schwer zuzuordnen.

Geschwister

Siehe auch

Bühnenrollen (Auswahl)

Hoftheater Weimar: Debüt Benda als Bellmont[8]
Hoftheater Weimar: Benda als Saint George[9]
Hoftheater Weimar: Benda als Herzog von Feria[10]

Hoftheater Gotha:

  • Lukas in Der Dorfjahrmarkt (1777, H. C. Bendas Debüt) von Georg Anton Benda
  • Valentin Konrad in Der Holzhauer von Georg Anton Benda
  • Romeo in Romeo und Julie (1778) von Georg Anton Benda

Königliches Nationaltheater Berlin

Hoftheater Weimar

(teils o​hne Rollenangabe:)

Literatur

  • Sigrid Damm: Christiane und Goethe, eine Recherche. Insel Verlag, 2005, ISBN 3-458-17280-7.
  • Franz Lorenz: Die Musikerfamilie Benda. Band 2: Georg Anton Benda. de Gruyter, Berlin 1971, ISBN 3-11-003568-5.
  • Ernst Pasqué: Goethe's Theaterleitung in Weimar: in Episoden und Urkunden, Band 1, Verlagsbuchhandlung J. J. Weber Leipzig 1863, S. 81–83 Volltext bei Google Books
  • Barbara Albrecht, Günter Albrecht: Die Sterne dürfet ihr verschwenden – Schauspielererinnerungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Buchverlag Der Morgen, Berlin 1980, DNB 810197332, S. 165.
  • Online-Theaterzettel des Großherzoglichen Hoftheaters Weimar
  • Karoline Bauer: Verschollene Herzensgeschichten/Nachgelassene Memoiren. hier: Stella. bearbeitet von Arnold Wellmer. Louis Gerschel Verlagsbuchhandlung, Berlin 1878/80.
  • Franz Lorenz: Die Musikerfamilie Benda. Band 1: Franz Benda. de Gruyter, Berlin 1967.

Einzelnachweise

  1. laut Franz Lorenz: Die Musikerfamilie Benda. Band 2: Georg Anton Benda. S. 141: Taufe in der Schlosskirche
  2. Ehefrau von Hofkapellmeister Ernst Wilhelm Wolf
  3. Ehefrau von Hofmedikus, Apotheker und Goethe-Freund Dr. Wilhelm Heinrich Sebastian Bucholz
  4. Damm: Christiane und Goethe
  5. zu Die Sonnen-Jungfrau von Kotzebue bei Digitales Archiv der Thüringischen Staatsarchive
  6. zu Otto der Schütz, Prinz von Hessen von Hagemann bei Digitales Archiv der Thüringischen Staatsarchive
  7. Eduard Devrient: Geschichte der Deutschen Schauspielkunst, Henschelverlag Kunst und Gesellschaft (Lizenz Verlag Langen Müller), Berlin 1967, Band 1, S. 615
  8. Theaterzettel Die Entführung aus dem Serail bei Digitales Archiv der Thüringischen Staatsarchive
  9. Theaterzettel Clavigo bei Digitales Archiv der Thüringischen Staatsarchive
  10. Theaterzettel Dom Karlos bei Digitales Archiv der Thüringischen Staatsarchive
  11. Theaterzettel Wallenstein bei Digitales Archiv der Thüringischen Staatsarchive
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