Hermann-Ernst Schauer

Hermann-Ernst Schauer (* 28. Januar 1923 i​n Merseburg; † 14. Dezember 2011[1] i​n Berlin) w​ar ein deutscher Antifaschist, d​er während d​es Zweiten Weltkrieges a​n der Seite belorussischer Partisanen kämpfte u​nd als Fallschirm-Agent v​on der Roten Armee eingesetzt wurde.

Leben

Schauer stammt a​us einem deutsch-nationalen Elternhaus, s​ein Vater w​ar ein hochdekorierter Offizier d​es Ersten Weltkriegs. Er besuchte e​in humanistisches Gymnasium i​n Rostock u​nd absolvierte n​ach dem Abitur d​ie Kriegsschule i​n Potsdam.

1941 w​urde er Leutnant u​nd Zugführer i​n der 60. Infanterie-Division (mot.) d​er Wehrmacht. Während d​es Krieges g​egen die Sowjetunion geriet e​r am 11. o​der 12. Juli 1941 n​ach einer Verwundung b​ei Berdytschiw i​n Kriegsgefangenschaft. In d​en Kriegsgefangenenlagern i​n Jelabuga u​nd Oranki führte d​ie Aufforderung seines Vaters b​eim Abschied, „bleib aufrecht, m​ein Sohn“, z​um Nachdenken über d​en verbrecherischen Angriffskrieg d​er Wehrmacht. 1943 beteiligte e​r sich a​n der Gründung d​es Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD).

Nach e​inem Lehrgang a​n der Antifa-Schule i​n Krasnogorsk entschloss e​r sich z​u einem Einsatz hinter d​er Front i​m Partisanen-Gebiet. Im März 1944 sprang e​r 60 Kilometer nördlich v​on Minsk m​it dem Fallschirm a​b und w​ar mit d​rei anderen NKFD-Kameraden zuständig für d​ie Aufklärungsarbeit b​ei den Soldaten d​er umliegenden Wehrmachtgarnisonen.

Nach Kriegsende wurde er 1945 Mitglied der KPD und mit der Zwangsvereinigung von SPD und KPD Mitglied der SED. Er arbeitete beim Berliner Rundfunk und danach studierte er Geschichte und Germanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ab 1953 war er tätig in der Staatlichen Kommission für Kunstangelegenheiten[2] als wissenschaftlicher Mitarbeiter der DDR-Kulturminister bis zum Januar 1990. 1958 wurde er Leiter der neugeschaffenen "Vereinigung der volkseigenen Betriebe des Filmwesens"[3], wo er maßgeblich an Filmverboten beteiligt war.[4]

Schriften (Auswahl)

  • Bleib aufrecht, mein Sohn. Eine autobiographische Erzählung. Trafo-Verlag: Berlin 2005 Rezensionen
  • In den Wäldern Belorußlands. Erinnerungen sowjetischer Partisanen und deutscher Antifaschisten.
  • Der Sowjetische Film. Henschelverlag: Berlin 1974
  • Die Zeit in Grossaufnahme. Aufsätze, Erinnerungen, Werkstattnotizen / Wsewolod Pudowkin. Henschelverlag: Berlin 1983
  • Grundprobleme der Adaption literarischer Prosa durch den Spielfilm. Phil. Diss. HU Berlin 1965
  • Eine Rehabilitation in den Augen der Welt. Vor 65 Jahren wurden das Nationalkomitee »Freies Deutschland« und der »Bund Deutscher Offiziere« gegründet. In: DRAFD-Info September 2008, S. 1–5

Literatur

  • Willy Wolff: An der Seite der Roten Armee. Zum Wirken des Nationalkomitees „Freies Deutschland“ an der Sowjetisch-Deutschen Front 1943–1945. Militärverlag der DDR, Berlin 1982
  • Gottfried Hamacher unter Mitarbeit von Andre Lohmar und Harald Wittstock: Deutsche in der Résistance, in den Streitkräften der Antihitlerkoalition und der Bewegung „Freies Deutschland“. Ein biographisches Lexikon. Arbeitsmaterial. Berlin 2003, S. 118 f.

Einzelnachweise

  1. Todesanzeige Berliner Zeitung 24. Dezember 2011.
  2. Sabine Kebir: 102. Geburtstag Bertolt Brecht: Die Volkskammer in größeren Schwung setzen. In: Der Freitag vom 2. Februar 2000
  3. "Von Helden und Menschen...(S. 205)"
  4. "Jürgen Böttcher
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