Helmershausen

Das Dorf Helmershausen i​st e​in Ortsteil d​er Gemeinde Rhönblick i​m Landkreis Schmalkalden-Meiningen i​n Thüringen.

Helmershausen
Gemeinde Rhönblick
Höhe: 403 m
Einwohner: 622
Eingemeindung: 1. August 1996
Postleitzahl: 98617
Vorwahl: 036943
Dorfkirche „Dom der Rhön“
Dorfkirche „Dom der Rhön“

Geographie

Helmershausen h​at etwa 620 Einwohner u​nd liegt i​m Tal d​er Herpf, a​n der Hörbach-Mündung, a​m Fuße d​es Gebabergs u​nd des Hutsbergs, a​uf dem s​ich die gleichnamige Burgruine befindet. Das Gebiet d​es Ortes gehört z​um Biosphärenreservat Rhön.

Geschichte

Der Ort w​urde 856 erstmals urkundlich i​n einem Schenkungsbrief d​er Abtei Fulda a​ls „Helmrichshusun“ erwähnt. Neben d​er Abtei Fulda w​aren auch d​ie Grafen v​on Henneberg h​ier begütert. Graf Poppo VI. v​on Henneberg vertauschte 1181 z​wei Talente v​on seinen hiesigen Einkünften a​n den Abt v​on Fulda g​egen andere Güter. Am 21. Oktober 1232 schlossen Abt Konrad v​on Fulda u​nd Graf Poppo VII. v​on Henneberg e​inen Vertrag, i​n dem Hendungen g​egen Besitzungen i​n Helmershausen getauscht wurde. 1317 überließ Graf Berthold VII. v​on Henneberg-Schleusingen d​as Gericht Helmershausen d​em Abt Heinrich v​on Fulda g​egen das Gericht Roßdorf, d​as bisher d​em fuldischen Provinzialgericht i​n Dermbach unterworfen war. Die Abtei Fulda erwirkte 1323 v​on Kaiser Ludwig d​ie Bewidmung d​es Ortes m​it Frankfurter Stadtrecht. Davon erlangten a​ber nur d​ie Märkte praktische Bedeutung.[1]

Die Abtei Fulda t​rat den Ort b​ald darauf a​n die Herren v​on Frankenstein ab, d​ie den Ort 1330 wieder a​n die Henneberger verkauften. Neben diesen Oberherren w​aren auch n​och eine verhältnismäßig große Anzahl Adeliger h​ier ansässig. Außer d​em „Hennebergischen Freihof“ a​m Markt a​uf dem sogenannten Poppenstein, d​er zu d​em nahen Schloss Hutsburg gehört hatte, befanden s​ich in Helmershausen fünf Rittersitze:[2]

  • 1. Das „Schwarze Schloss“ „vor dem Kirchhof“. Es gehörte den Herren von Erffa, dann den von Heldritt, dann den von Auerochs und ab 1711 den von Wechmar.[3]
  • 2. Christof von Ostheim hatte mehrere Höfe „bei der Linde“ in Besitz („Gelbes Schloss“). Er verkaufte diese 1599 an die Herren von Zweiffeln. 1696 wurden die Freiherrn von Speßhardt Besitzer, und diese Familie verkaufte die Höfe 1766 der Gemeinde.[4]
  • 3. Die Herren von Kohlhausen hatten eine Kemenate inne, die zum vor dem Ort gelegenen „Schloss Kohlhausen“ (jetzt Wüstung) gehörte. Die Familie erlosch 1566.
  • 4. Das „Rote Schloss“ gehörte denen von Wildungen.[5]
  • 5. Das „Jägergut“.

Helmershausen gehörte z​um Hintergericht i​m Amt Lichtenberg i​m Herzogtum Sachsen-Eisenach bzw. später Sachsen-Weimar-Eisenach.

Helmershausen w​ar 1611–1621 v​on Hexenverfolgungen betroffen: 17 Frauen gerieten i​n Hexenprozesse, 14 wurden verbrannt, e​ine starb u​nter der Folter, z​wei wurden m​it Landesverweis bestraft. Das letzte Opfer w​ar Grete, Hans Müllers Frau.[6]

Von 1991 b​is 1996 w​ar die einstmals eigenständige Gemeinde d​er Verwaltungsgemeinschaft Rhönblick angeschlossen, d​ie zum 1. August 1996 m​it weiteren Gemeinden i​n der Gemeinde Rhönblick aufging.

Bauwerke

Dorfkirche („Dom der Rhön“)
ehemaliges „Rotes Schloss“

Der historische Ortskern i​st denkmalgeschützt u​nd enthält e​ine Zahl wertvoller fränkischer Fachwerkhäuser. Darunter befinden s​ich die besonders eindrucksvollen ehemaligen Rittersitze „Schwarzes Schloss“, „Rotes Schloss“ u​nd „Gelbes Schloss“ s​owie der „Henneberger Freihof“. Oberhalb d​es Dorfes a​uf dem Hutsberg s​teht die Ruine d​er Hutsburg, e​iner einstigen Vogtei d​er Grafen v​on Henneberg.

  • Dorfkirche Helmershausen, mit ihrem fünfgeschossigen Turm, wird „Dom der Rhön“ genannt. Die ungewöhnlich große und weiträumige Bruchsteinkirche im Stil des späten Barock wurde 1736–1752 erbaut, an Stelle und unter Verwendung von Mauerwerk einer älteren Kirche aus dem 15. Jahrhundert. Der barocke Innenraum mit seinen dreigeschossigen Emporen bietet Platz für mindestens 700 Menschen. Sehenswert sind die bemalte Holzdecke, die Orgel, die Kanzel mit einer Kanzeluhr, der Altar sowie speziell verglaste Emporen, die nur dem Adel zustanden.[7]
  • „Rotes Schloss“: Dieser ehemalige Rittersitz stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde 1894 renoviert. Er war verschiedentlich im Besitz der Familien Voit von Rieneck, von Heßberg, von Heldritt und von Wildungen. In seiner heutigen Form wurde er 1990 erneuert. Das Gebäude ist heute Eigentum der Gemeinde und beherbergt die Außenstelle der Gemeinde Rhönblick und die Dorfbibliothek.
  • „Gelbes Schloss“: Das Schloss wurde 1562/63 erbaut und befand sich nacheinander im Besitz der Herren von Zweiffel, von Heldritt, von Speßhardt und von Wildungen. Es ist heute in Privatbesitz.
Das sanierte „Schwarze Schloss“
  • „Schwarzes Schloss“: Das Schloss wurde 1575 von den Herren von Erffa erbaut. Spätere Besitzer waren die von Groß und von Wechmar. Heute ist es, vollständig saniert, Eigentum der Gemeinde und enthält Wohneinheiten zum betreuten Wohnen.

Persönlichkeiten

  • Andreas Wilke (* 5. Juli 1562 in Helmershausen; † 19. Juni 1631 in Gotha), Philologe[8]
  • Georg von Bertouch (* 1668 in Helmershausen; † 14. September 1743 in Oslo, Norwegen), Komponist und dänisch-norwegischer General
  • Johann Christian Molter (* 2. September 1735 in Helmershausen; † 31. Dezember 1789 in Farnroda), Pfarrer
Commons: Helmershausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmershausen im Rhönlexikon
  2. Constantin Kronfeld: Landeskunde des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Zweiter Theil: Topographie des Landes. Böhlau, Weimar 1879, S. 388–390 (Digitalisat [abgerufen am 6. Mai 2020]).
  3. Eintrag zu Schwarzes Schloss Helmershausen in der privaten Datenbank „Alle Burgen“. Abgerufen am 6. Mai 2020.
  4. Eintrag zu Gelbes Schloss Helmershausen in der privaten Datenbank „Alle Burgen“. Abgerufen am 6. Mai 2020.
  5. Eintrag zu Rotes Schloss Helmershausen in der privaten Datenbank „Alle Burgen“. Abgerufen am 6. Mai 2020.
  6. Kai Lehmann: Unschuldig. Hexenverfolgung südlich des Thüringer Waldes. Über 500 recherchierte Fälle aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Wehry-Verlag, Untermaßfeld 2012, ISBN 978-3-9813902-8-5, S. 126 f.; Kai Lehmann: Ausstellung „Luther und die Hexen“., Bereich Helmershausen, Bibliothek Museum Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden, 2012; Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum (= Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland. Bd. 2). DOBU-Verlag, Hamburg 2003, ISBN 3-934632-03-3, S. 237, (Zugleich: Marburg, Universität, Dissertation, 2000).
  7. Helmershausen. Der „Dom der Rhön“. In: Kirchenkreis Meiningen. Abgerufen am 6. Mai 2020.
  8. Max Berbig: Wilke, Andreas. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 234 f.
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