Heinz Fink
Unter dem Namen Heinz Fink beteiligte sich ein deutscher Staatsbürger nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in der österreichischen Weststeiermark an antikommunistischen Sprengstoffanschlägen und Propagandaaktionen. Fink bezeichnete sich selbst als Anführer einer Gruppe von Aufständischen, die als „Monarchistische Partisanen Österreichs“ und in der Presse auch als „Monarchopartisanen“[1] in Erscheinung trat. 1949 wurde er mit mehreren Mittätern von einem britischen Militärgericht sowie im Anschluss vom Grazer Landesgericht unter anderem wegen des Verdachtes des Hochverrates angeklagt und zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.
Leben
Personalien
Die Personendaten des Attentäters sind nicht zweifelsfrei belegt. Jedenfalls in der Nachkriegszeit gab er seinen Namen mit Heinz Fink, gelegentlich auch mit Heinrich Fink an; zeitweise war er auch als „der Berghofbauer“ bekannt. Nach eigenen Angaben wurde er 1908 in Miami geboren. Anlässlich eines Strafverfahrens veröffentlichte die österreichische Presse im April 1948 Erkenntnisse des Ermittlungsverfahrens, nach denen Fink in Wirklichkeit Bruno Ernst Malmede hieß und am 23. Mai 1902 in Styrum an der Ruhr geboren wurde.[2] Laut spätererer Aussage Finks sei er ein außereheliches Kind des westfälischen Schriftstellers Josef Winckler.[3] Er soll ursrpünglich ein gelernter Gärtner gewesen sein.[1] Nach diesen Erkenntnissen wurde in der Presse auch der Name Fink-Malmede verwendet.[3] In einer jüngeren Veröffentlichung zu der Anschlagsserie wird der Name Malmede allerdings nicht erwähnt.[4]
Vorkriegszeit und Kriegsjahre
Einer Presseveröffentlichung zufolge wurde Fink unter dem Namen Bruno Ernst Malmede in den 1930er-Jahren in Deutschland wiederholt wegen Betrugsdelikten verurteilt, zuletzt 1940 wegen rückfälligen Betrugs zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren.[2] Insgesamt war Malmede siebenmal vorbestraft.[1] Nach Aussagen von Widerstandskämpfern soll er – weiter unter dem Namen Malmede – im Jahr 1944 im Bezirk Mödling Kontakt zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus gesucht haben, wobei er sich als angeblicher Leiter des amerikanischen Spionagedienstes für Österreich ausgab. Zu jener Zeit erschlich er sich auch das Vertrauen einer Frau Irma Neumayer die ihm ihren Schmuck anvertraute. Auch die Eltern von Neumayer gaben Fink insgesamt 10000 Reichsmark zur Finanzierung des Widerstandes. Fink behielt aber sowohl den Schmuck als auch das Geld für sich selbst. Die Kontakte zum Widerstand nutzte er später, um die Kämpfer zu erpressen und um sie schließlich an die Gestapo zu verraten.[1][5]
Im Jahr 1942 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, desertierte aber, nachdem seine Einheit an die Front verlegt worden war. Laut Auskunft seiner Anhänger bekleidete er den Rang eines SS-Gruppenführers.[1] Er wurde denunziert und inhaftiert. Nach einigen Fluchtversuchen aus Haftanstalten wurde er im KZ Mauthausen interniert, von wo ihm im Februar 1945 die Flucht gelang. Er kam bei einer Frau in Niederösterreich unter, die ihn vor den Behörden versteckte.
Nach Kriegsende
Fink floh in die Steiermark, wo er zusammen mit mehreren Ausländern an den Bürgermeister von Kalwang als vermeintlicher Freiheitskämpfer herantrat und diesen unter Gewaltandrohung zur Ausstellung von Freiheitskämpferbestätigungen zwang. Als angeblicher Major des Widerstandes und Oberpartisanenführer trat er an den Bezirkshauptmann von Liezen heran, der in als kommissarischen Verwalter des vormals vom SS-Obersturmbannführer Pauli geleiteten Landgutes einsetzte. Diese Stellung nutzte er, um Gelder des Betriebes zu veruntreuen und auch, um eine intime Beziehung mit der Frau des Obersturmbannführers einzugehen.[1] Im November 1945 trat Fink als Wahlredner bei einer Massenkundgebung der ÖVP in den Wiener Sofiensälen auf und stand zumindest zeitweise auch auf der Kandidatenliste der ÖVP.[5][6] Aufgrund einiger Anzeigen wegen Veruntreuung und des Verdachtes der politischen Denunziation wurde er schließlich im Oktober 1946 verhaftet und kam vor das Bezirksgericht Liezen.[1] Aus dem dortigen Gefängnis gelang ihm im November 1946 erneut die Flucht. Laut späterer Aussage Finks ermöglichte man ihm die Flucht aus diesem Gefängnis vor einem Abtransport in die von den Sowjets besetzte Zone da er über Lagepläne von Erdölvorkommen verfügte.[3] Er kam bei einer Reichsdeutschen unter, die er wenige Tage später vergewaltigte. Er versteckte sich von Februar bis Oktober 1947 beim Besitzer Thomas Maier in Waldstein bei Deutschfeistritz, ehe er im Dezember in das Gleinalmgebiet weiterzog.[1][7] In diese Zeit fällt Finks Rolle als Anführer der Monarchistischen Partisanen, wobei er vor allem aus der bäuerlichen Landbevölkerung seine Anhänger rekrutierte. Er überzeugte seine Anhänger davon das 180000 bewaffnete Männer hinter seiner Idee stehen würden, die politischen Parteien zu stürzen und Österreich durch eine Volksabstimmung in eine Monarchie zu verwandeln. Seinen Anhängern drohte Fink mit Erschießungen falls diese ihn anzeigen oder verraten sollten.[1]
Anschläge und Propaganda
Am Morgen des 6. September 1947 gab es einen Sprengstoffanschlag auf das Parteilokal der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) in Gratkorn, bei dem das Gebäude beschädigt wurde. Am Tatort wurden monarchistische Flugblätter gefunden.[8]
Am Morgen des 22. Oktober 1947 wurden vor den Gendarmerieposten, dem Pfarramt sowie dem Gasthaus Zottler in Geistthal Flugblätter gefunden. Eine weitere Flugblattverteilung in Geistthal erfolgte in der Nacht zum 2. November. In der Nacht zum 15. November wurden insgesamt zehn Gebäude des Ortes mit der Parole „Es lebe die Monarchi“, „Hoch die Monarchi“, „Es lebe Kaiser Otto“, „Weg mit den Barteien, Fink“ bemalt. Eine weitere Flugblattaktion gab es in der Nacht auf den 24. November in Kainach bei Voitsberg. Die von Fink, der sich selber Berghofbauer nannte, sowie einem Stabschef Holder gezeichneten Flugzettel warben für die monarchistische Partei und drohten Gewalt gegen die Kommunistische Partei Österreichs an. Die Flugblattaktion wurde in Kainach in der Nacht zum 6. Dezember wiederholt, und in der darauf folgenden Nacht wurden auch Flugblätter in Maria Lankowitz verteilt.
In Gratkorn platzierten am 13. Dezember Unbekannte eine Bombe vor der Haustür von Elisabeth Bock, deren Ziehsohn Raimund Zach von Jänner 1946 bis Juli 1947 Obmann der KPÖ in Peggau war.[8] In der Nacht zum 14. Dezember kam es erneut zu einer Flugblattaktion, diesmal in Bärnbach. Das Schulhaus von Södingberg wurde in der Nacht zum 23. Dezember mit der Parole „Fink zerschlägt die Parteien kommt zur Monarchi folgt uns“ beschmiert. In der Nacht zum 29. Dezember wurde ein Köflacher Wohnhaus mit der Aufschrift „König Otto 13. 13. 38 Fink“ versehen, wobei die Zahlenfolge die Häftlingsnummer von Fink war.[4]
Die bedeutendste Aktion fand am 30. Dezember 1947 statt, als gegen 1.45 Uhr ein Sprengstoffanschlag auf den Gendarmerieposten in Geistthal verübt wurde. Die vor die Eingangstür des Postens geworfene Sprengladung detonierte jedoch nicht. Aus einem Infanteriegewehr wurden sieben oder zehn[1] Schüsse auf das Gebäude abgegeben. Neben dem gescheiterten Anschlag in Geistthal gab es Sprengstoffanschläge auf die kommunistischen Parteilokale in Frohnleiten und Gratkorn, die dabei beschädigt wurden. Alfred Fleischhacker zerstörte außerdem die Baracke der KPÖ am Grazer Lendkai unweit der Keplerbrücke durch eine Sprengladung. Insgesamt gab es neun Sprengstoffanschläge der Gruppe, die sich gegen Parteilokale und Mitglieder der KPÖ richteten.[1]
Nach der Festnahme Finks wurden Pläne für weitere Sprengstoffanschläge entdeckt. So sollten etwa die Badlwandgalerie bei Peggau, die Stromleitung in Deutschfeistritz, die Sparkasse in Frohnleiten sowie insgesamt 30 Wohnhäuser von KPÖ-Mitgliedern in Voitsberg gesprengt werden.[1] Es gab auch Pläne für Sabotageakte in der Papierfabrik Guggenbach sowie der Glasfabrik Oberdorf.[3]
Festnahme und Verurteilung
Heinz Fink wurde nach einer Fahndung am 31. Dezember im Haus des Elektromonteurs Franz Payer in Hochtregist verhaftet. Dabei wurde eine unter einem Kopfpolster versteckte Pistole sichergestellt. Neben Fink wurden noch 22 weitere Personen verhaftet, darunter auch der Gratweiner Druckereibesitzer Peter Klinger, bei dem die Flugblätter gedruckt worden waren. Insgesamt 16[9] der Personen wurden im Februar 1948 in Graz vor das mittlere britische Militärgericht gestellt. Die Anklage lautete auf unerlaubten Besitz von Waffen und Sprengstoff.[10] Fink sagte vor dem Militärgericht aus, die Field Security Section (FSS) hätte von den Waffen und dem Sprengstoff gewusst, aber nichts dagegen unternommen. Die FSS stritt vor dem Gericht ab, von den Waffen gewusst zu haben oder mit Fink in Kontakt gewesen zu sein.[9] Er ließ sich dahingehend ein, dass er unter Schwur stehe und deshalb nicht sagen könne, woher oder von wem er die Waffen erhalten habe. Weiter sehe er sich durch seine Furcht vor den Russen dazu berechtigt, eine Waffe zu tragen.[11] Später gab Fink an das er von Stellen der Regierung und der Alliierten unterstützt worden sei und das ihm eine Legalisierung seiner Bewegung von einem gewissen General Gruber versprochen worden war. Auch sei die Bewaffnung seiner Gruppe in der Angst vor einem Putsch durch Neonazis erfolgt.[3]
Alle Angeklagten wurden vom Militärgericht schuldig gesprochen und wegen unbefugten Waffenbesitzes zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.[9] Einige Mitglieder sowie ihr Anführer wurden zudem noch des Hochverrates und Sprengstoffverbrechens angeklagt und vor ein Schwurgericht gestellt. Fink wurde zudem noch der Notzucht angeklagt.[1] Fink wurde vom Landesgericht Graz zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt und erhielt später nach dem Staatsschutzgesetz und wegen Notzucht eine Zusatzstrafe von 13 Jahren schweren Kerkers.[4][12] Auch die anderen Angeklagten erhielten teilweise mehrjährige Zusatzstrafen.[13]
Für die auf den Gendarmerieposten von Geistthal abgegebenen Schüsse wurde Johann Pagger zu vier Jahren Haft verurteilt. Johann Kink sagte aus, auf Anweisung Finks die Anschläge auf die kommunistischen Parteilokale in Frohnleiten und Gratkorn verübt zu haben. Kink wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Alfred Fleischhacker beteiligte sich unter der Zusicherung von Kleidung und Vorräten seitens der Partisanen an der Sprengung der Grazer KPÖ-Baracke und verteilte Flugblätter in Graz. Fleischhacker sowie die Mitglieder Rudolf Schlatzer, Johann Kreiner und Simon Wagner wurden zu je drei Jahren Haft verurteilt. Der Druckereibesitzer Peter Klinger, der die Flugblätter der Bewegung gedruckt hatte, sowie das Mitglied Johann Jantscher bekamen je zwei Jahre Haft. Die anderen angeklagten Mitglieder erhielten Haftstrafen zwischen zwei Jahren und sechs Monaten.[9][12]
Fink sowie einige andere der Angeklagten reichten eine Nichtigkeitsklage gegen das Urteil ein, welche jedoch am 12. Oktober 1949 in einer nicht öffentlichen Sitzung des Obersten Gerichtshofes abgewiesen wurde.[14]
Literatur
- Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 1 (= Große geschichtliche Landeskunde der Steiermark. Band 5). Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, ISBN 978-3-901938-23-8, S. 198.
Einzelnachweise
- Der „Berghofbauer“ und seine Spießgesellen - Schwurgerichtsprozeß gegen die Monarchopartisanen. In: Arbeiterwille. Sozialdemokratisches Organ der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark und Kärnten / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark, Kärnten (und Krain) Neue Zeit. Organ der Sozialistischen Partei Steiermarks, 3. Mai 1949, S. 7 (online bei ANNO). .
- NN: „Berghofbauer“ Heinz Fink – richtig Malmede . In: Wiener Zeitung, 30. April 1948, S. 2 (online bei ANNO). .
- Fink gesteht Sabotagevorbereitungen. In: Arbeiterwille. Sozialdemokratisches Organ der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark und Kärnten / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark, Kärnten (und Krain) Neue Zeit. Organ der Sozialistischen Partei Steiermarks, 4. Mai 1949, S. 4 (online bei ANNO). .
- Walter Brunner (Hrsg.): Geschichte und Topographie des Bezirkes Voitsberg. Band 1. Steiermärkisches Landesarchiv, Graz 2011, S. 198.
- Monarchistischer Partisanenführer – OeVP-Agitator. In: Österreichische Volksstimme. Zentralorgan der Kommunistischen Partei Österreichs, 9. Oktober 1947, S. 3 (online bei ANNO). .
- Monarchopartisan als ÖVP-Kandidat. In: Arbeiterwille. Sozialdemokratisches Organ der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark und Kärnten / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark, Kärnten (und Krain) Neue Zeit. Organ der Sozialistischen Partei Steiermarks, 5. Mai 1949, S. 4 (online bei ANNO). .
- Ernst Reinhold Lasnik: Bärnbach. Vom Dorf zur Stadt. Stadtgemeinde Bärnbach, Bärnbach 2007, S. 140.
- Ingo Mirsch: Die Geschichte der Marktgemeinde Gratkorn. Hrsg.: Marktgemeinde Gratkorn. Gratkorn 1997, S. 258.
- ACA: „Rebell“ Fink vor dem Militärgericht. In: Weltpresse. Abendausgabe, 20. Februar 1948, S. 2 (online bei ANNO). .
- APA: Der „Berghofbauer“ vor dem Militärgericht. In: Weltpresse. Abendausgabe, 18. Februar 1948, S. 2 (online bei ANNO). .
- Der „Berghofbauer“ vor Gericht. In: Arbeiterwille. Sozialdemokratisches Organ der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark und Kärnten / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark, Kärnten (und Krain) Neue Zeit. Organ der Sozialistischen Partei Steiermarks, 20. Februar 1948, S. 3 (online bei ANNO). .
- EM: Sieben Jahre Gefängnis für Fink. In: Arbeiterwille. Sozialdemokratisches Organ der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark und Kärnten / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark, Kärnten (und Krain) Neue Zeit. Organ der Sozialistischen Partei Steiermarks, 21. Februar 1948, S. 2 (online bei ANNO). .
- 13 Jahre Kerker für Fink-Malmede. In: Arbeiterwille. Sozialdemokratisches Organ der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes der Alpenländer / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark und Kärnten / Arbeiterwille. Organ des arbeitenden Volkes für Steiermark, Kärnten (und Krain) Neue Zeit. Organ der Sozialistischen Partei Steiermarks, 7. Mai 1949, S. 4 (online bei ANNO). .
- Generalstaatsanwalt Dr. Rehm: „Schon einmal hat man vorschnell gelächelt...“. In: Neues Oesterreich/Neues Österreich. Organ der demokratischen Einigung, 8. Dezember 1949, S. 3 (online bei ANNO). .