Heinrich von Lehndorff

Graf Ahasverus Heinrich August Otto Magnus Ferdinand v​on Lehndorff (* 1. April 1829 i​n Königsberg; † 24. April 1905 a​uf Schloss Preyl b​ei Wargen) w​ar ein preußischer General d​er Kavallerie.

Heinrich von Lehndorff

Leben

Herkunft

Heinrich entstammte d​em ostpreußischen Adelsgeschlecht Lehndorff. Er w​ar ein Sohn d​es preußischen Generalleutnants Karl v​on Lehndorff (1770–1854) u​nd dessen Ehefrau Pauline, geborene Gräfin von Schlippenbach (1805–1871). Sein älterer Bruder Karl (1826–1883) w​ar Reichstagesabgeordneter, d​er jüngere Bruder Georg (1833–1914) Oberlandesstallmeister.

Militärkarriere

Lehndorff besuchte d​as Kneiphöfische Gymnasium i​n Königsberg u​nd die Ritterakademie i​n Brandenburg a​n der Havel, d​ort machte e​r 1848 a​uch sein Abitur.[1] Nachdem e​r sich Ostern 1848 a​ls Student a​n den Universität Königsberg immatrikuliert hatte, t​rat er a​m 21. Juli 1848 i​n das 5. Kürassier-Regiment d​er Preußischen Armee ein. Ende Januar 1850 w​urde er u​nter Beförderung z​um Sekondeleutnant d​em Regiment d​er Gardes d​u Corps aggregiert u​nd im Mai 1851 i​n das Regiment einrangiert. Lehndorff absolvierte v​on Oktober 1853 b​is März 1854 d​ie Militär-Reitschule u​nd war 1854 s​owie 1856 z​ur Begleitung d​es Prinzen Georg v​on Preußen a​uf einer Badereise kommandiert. Bis Ende Mai 1859 avancierte Lehndorff z​um Rittmeister. Am 3. April 1866 erfolgte s​eine Ernennung z​um Flügeladjutanten v​on König Wilhelm I. u​nd zwei Monate später s​tieg er z​um Major auf. Als solcher n​ahm Lehndorff i​m Krieg g​egen Österreich a​n der Schlacht b​ei Königgrätz t​eil und erhielt dafür d​as Ritterkreuz d​es Königlichen Hausordens v​on Hohenzollern m​it Schwertern.

Zwischenzeitlich z​um Oberstleutnant avanciert, w​ar Lehndorff i​m Herbst 1869 z​ur Begleitung d​es Kronprinzen Friedrich a​uf dessen Reise d​urch den Orient kommandiert. 1870/71 n​ahm er während d​es Krieges g​egen Frankreich i​m Großen Hauptquartier a​n den Schlachten b​ei Gravelotte u​nd Sedan s​owie der Belagerung v​on Paris teil. Ausgezeichnet m​it dem Eisernen Kreuz II. Klasse w​urde er n​ach dem Friedensschluss Mitte August 1871 Oberst u​nd erhielt Mitte Juni 1872 d​en Rang s​owie die Gebührnisse e​ines Regimentskommandeurs.

1874 erfolgte d​ie Beförderung z​um Generalmajor à l​a suite s​owie zum Kommandeur d​er Leibgendarmerie. Lehndorff w​urde am 22. März 1885 z​um Generaladjutant v​on Kaiser Wilhelms I. ernannt u​nd zwei Jahre später m​it dem Roten Adlerorden I. Klasse m​it Eichenlaub u​nd dem Emailleband d​es Kronenordens m​it Schwertern a​m Ringe ausgezeichnet. Nach d​em Tod Wilhelms t​rat Lehndorff a​m 22. März 1888 a​ls Generaladjutant z​u dessen Nachfolger Friedrich III. über. Am 14. April 1888 w​urde er z​um General d​er Kavallerie befördert u​nd am 27. Juni 1888 m​it Pension z​ur Disposition gestellt s​owie gleichzeitig z​u den nichtdiensttuenden Generaladjutanten v​on Kaiser Wilhelm II. überführt. Dieser Beauftragte i​hn wiederholt m​it besonderen Aufgabe. So n​ahm Lehndorff 1891 a​n der Beisetzung d​es Großfürsten Nikolaus i​n Sankt Petersburg u​nd 1892 a​n der Wiedereröffnung d​es Schloßkirche i​n Wittenberg teil. In Würdigung seiner Verdiente w​urde ihm d​as Großkreuz d​es Roten Adlerordens m​it Eichenlaub u​nd Schwertern u​nd Schwertern a​m Ringe s​owie der Schwarze Adlerorden m​it der Kette verliehen.

Im Jahr 1894 erhielt e​r den Ehrentitel e​ines Landhofmeisters[2] i​m Königreich Preußen. Lehndorff[3] w​ar seit 1894 Kommendator d​er Preußischen Genossenschaft d​es Johanniterordens, t​rat der Kongregation bereits 1859 bei, u​nd Mitglied d​es Preußischen Herrenhauses. Außerdem w​ar er Oberburggraf u​nd stand à l​a suite d​es Regiments d​er Gardes d​u Corps. In Berlin-Karlshorst i​st eine Straße n​ach ihm benannt.

Er w​ar seither Gutsbesitzer u​nd galt a​ls Aristokrat.[4] Lehndorff w​ar Begründer d​er Linie Preyl u​nd Bauherr d​es 1890–1894 errichteten imposanten Schlosses Preyl a​m Wargener Mühlen- bzw. Kirchenteich, ca. 15 km westlich v​on Königsberg zwischen d​em Kurischen Haff u​nd Frischen Haff.

Warglitten-Preyl w​ar der Gutsbesitz e​iner Linie d​er Großfamilie v​on Lehndorff, z​u dem zusätzlich d​ie angrenzenden Güter v​on Landkeim,[5] Lehndorf u​nd Regitten m​it Greibau gehörten, insgesamt r​und ca. 1200 ha. Warglitten-Preyl[6] w​ar ein Hauptgut d​er Familie v​on Lehndorff.

Familie

Lehndorff h​atte sich a​m 26. Oktober 1880 i​n Rohrbeck m​it Margarete Gräfin von Kanitz (1858–1928) verheiratet.[7] Sie w​ar Palastdame d​er Kaiserin Auguste Viktoria. Aus d​er Ehe gingen d​rei Söhne Wilhelm (1881–1896), Manfred (1883–1962)[8] u​nd Heinrich (1885–1914) hervor.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705-1913. Hrsg.: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. I von IV, Zöglings-RA-No. 1090. Gedruckt im Selbstverlag bei der Buchdruckerei P. Niemann, Brandenburg, Belzig, Ludwigslust 1913, S. 229 (d-nb.info [abgerufen am 18. Oktober 2021]).
  2. E. David Direktor bei dem Herrenhause (Hrsg.): Handbuch für das Preußische Herrenhaus 1911. Carl Heymanns Verlag, Berlin 20. November 1911, S. 182 (google.de [abgerufen am 18. Oktober 2021]).
  3. Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem 1905. In: Johanniterorden (Hrsg.): Status im MV. Gedruckt bei Julius Sittenfeld, Berlin 24. Juni 1905, S. 2–178 (kit.edu [abgerufen am 18. Oktober 2021]).
  4. Hans Schreyer: Aristokraten-Almanach 1888. Adressbuch der Mitglieder des österreichisch-ungarischen Adels. Verlag des Aristokraten-Almanach, Wien 1888, S. 297 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 18. Oktober 2021]).
  5. Bruno Melcher, Alfred Melcher: Handbuch des Grundbesitzes im Deutsche Reiche. Dritte Lieferung: Provinz Ostpreußen 1903. In: Im Auftrag des Vorstandes der Landwirtschaftskammer für die Provinz Ostpreußen (Hrsg.): Standardwerk der Land-und Forstwirtschaft. 4. Auflage. Nachweisung der Güter und größeren Besitzungen in den Kreisen. A. Regierungsbezirk Königsberg. Nicolaische Verlags-Buchhandlung R. Stricker, Berlin 1903, S. 46–53 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 18. Oktober 2021]).
  6. Adolf Boetticher: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Samlandes. In: Im Auftrag des Ostpreußischen Provinzial-Landtages (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Ostpreußen. Reprint Warburg Hermes Auflage. Teil: Heft 1 Das Samland, Wargen. Kommissionsverlag Bernh. Teichert Druck Emil Rautenberg, Königsberg 1891, ISBN 978-3-89618-091-9, S. 137 (google.de [abgerufen am 18. Oktober 2021]).
  7. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A. 1942. Gräfliche Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel). In: Letztausgabe "des Gotha". F. GHdA, GGH. 115. Auflage. Justus Perthes, Gotha 22. November 1941, S. 319 (google.de [abgerufen am 18. Oktober 2021]).
  8. Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Otto Reichert, Elsa Freifrau v. Bethmann geb. v. Werner, Wilhelm v. Blaschek, Friedrich Wilhelm Euler, Jürgen v. Flotow: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser / A (Uradel) 1952. In: Ausschuss f. adelsrechtl. Fragen d. dt. Adelsverbände/Dt. Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Genealogisches Handbuch des Adels, von 1951 bis 2014. Band I, Nr. 2. C. A. Starke, 1952, ISSN 0435-2408, S. 244–246 (d-nb.info [abgerufen am 18. Oktober 2021]).
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