Heinrich Graeff

Heinrich Graeff (auch Gräff) (* 4. August 1800 i​n Leipzig, Königreich Sachsen; † 25. Januar 1861 i​n Kontopp b​ei Grünberg, Provinz Schlesien) w​ar ein deutscher Rechtsanwalt, Herausgeber, Publizist u​nd Autor juristischer u​nd gesetzgebender Bücher u​nd Schriften, Politiker s​owie Gutsherr (Rittergutsbesitzer v​on Kontopp) u​nd Privatier.

Schloss Konotop(p)
Grabstätte des Heinrich Graeff im Schlosspark Konotop(p)

Biografie

Herkunft und Familie

Heinrich Graeff, a​uch Gräff, stammte a​us Leipzig.[1] Gräff heiratete Auguste u​nd hatte m​it Maria Gräff (auch Graef u​nd Gräf[2]) e​ine Tochter, d​ie sich m​it Heinrich Constantin Adelbert Foerster, d​em späteren Gutsherr a​uf Kontopp, verehelichte. Einer seiner Nachkommen w​ar Lothar Foerster (1865 a​uf Kontopp- 1939 i​n Danzig), Verwaltungsjurist u​nd als Regierungspräsident i​m westpreußischen Danzig.

Zeitgleich war in Leipzig ab 1788 die Buchhändler- und Verlegerfamilie Gräff (auch Graeff[3]) tätig, wobei es nicht bekannt ist ob ihr Heinrich Graeff entstammte. Diese Familie Gräff bestand aus den Gebrüdern Ernst Martin Gräff (1760–1802), Heinrich Gräff (geb. 1766; übersiedelte 1827 nach Königsberg) und Hermann (gest. 1794), die nach dem Tode der beiden Brüder in Buchhandlung Heinrich Gräff umbenannt wurde. Die Familie stand in regem Kontakt zu Johann Heinrich Pestalozzi.[4] Die drei Herren Gräff waren Brüder des protestantischen Pastors Friedrich Gustav Gräff (Graeff) aus Langenhanshagen in Schwedisch-Pommern. Jener war Pastor von Barth (1750–1798; Pastor ab 1776),[5] hatte elf Söhne und eine Tochter, und war mit Ernst Moritz Arndt befreundet,[6] dessen Schwiegervater er beinahe wurde.[7] Einer dieser Söhne war Wilhelm Gräff (1781–1839), der zu seinem Onkel Heinrich Gräff nach Leipzig in die Lehre ging, 1807 eine Buchhandlung in St. Petersburg gründete,[8] und Kommissionair der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften war. Die Mitglieder der Pommerischen Pastorenfamilie,[9] lassen sich bis zu Joachim Heinrich Gräff(e) (1670 in Prenzlau, Brandenburg-1752 in Barth), Advokat am Königl. Preußisches Hof- und Kammergericht und Amtmann von Gramzow/Brandenburg, zurückverfolgen.[10] Jener ehelichte 1705 in Stettin (Schwedisch-Pommern) Anna Maria von Lilienancker (1688–1754),[11] wozu Friedrich Gottlieb Klingenberg das Musikstück Es kriegt einmal die Liebe Lust komponierte.[12]

Als Rechtsanwalt und Autor

Heinrich Graeff studierte v​on 1818 b​is 1821 Rechtswissenschaften a​n den Universitäten Berlin, Leipzig u​nd Halle. 1819 w​urde er Mitglied d​es Corps Marchia Berlin. Danach schloss e​r sich d​em Corps Marchia Halle an.[13] 1826 w​urde er Assessor i​n Breslau. Von 1827 b​is 1855 w​ar er Rechtsanwalt a​m Oberlandesgericht Breslau.

Graeff w​ar Coautor d​es Kommentars z​um Allgemeinen Landrecht, u​nd Herausgeber, Autor u​nd Publizist diverser juristischer Bücher u​nd Schriften.

Als Politiker

Heinrich Graeff gehörte v​on 1845 b​is 1848 u​nd von 1851 b​is 1853 d​er Stadtverordnetenversammlung v​on Breslau an, d​eren Vorsteher e​r zeitweise war. Von 1851 b​is 1855 saß e​r als Abgeordneter d​es Wahlkreises Breslau 1 u​nd von 1858 b​is 1860 d​es Wahlkreises Liegnitz 2 i​m Preußischen Abgeordnetenhaus. Er gehörte zunächst d​er Fraktion d​er Linken an; a​b 1859 w​ar er fraktionslos. Am 9. Mai 1860 l​egte er s​ein Mandat nieder.

Rittergut Kontopp

1845 gelangte d​as Rittergut Kontopp i​n Besitz v​on Heinrich Constantin Adelbert Foerster u​nd Heinrich Graeff,[14] w​ohin er forthin a​ls Privatier l​ebte und verstarb.[15]

Gesellschaftliches

Heinrich Graeff w​ar Gründer u​nd über v​iele Jahre Präsident d​es Konstitutionellen Vereins i​n Breslau. Des weitern gehörte e​r zu d​en Gründern d​es Gustav-Adolf Vereins i​n Göttingen.

Auszeichnungen

Als Herausgeber (Auswahl)

  • Sammlung sämmtlicher Verordnungen, welche bis Ende 1833 in den von Kamptz'schen Jahrbüchern für Preußische Gesetzgebung enthalten sind : nach den Materien zusammengestellt., Berlin und Breslau 1837
  • Ergänzungen und Erläuterungen der Allgemeinen Gerichts-Ordnung durch Gesetzgebung und Wissenschaft : unter Benutzung der Justizministerial-Akten und der Gesetzrevisions-Arbeiten
  • Ergänzungen und Erläuterungen der Preussischen Rechtsbücher durch Gesetzgebung und Wissenschaft : unter Benutzung der Justizministerial-Akten und der Gesetz-Revisions-Arbeiten, Breslau 1851

Literatur

  • Bernd Haunfelder: Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus 1849–1867 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 5). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5181-5, S. 111.
  • Deutsche Biografie[16]

Einzelnachweise

  1. Jahrbuch des Schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen Breslau, Band 3, S. 42
  2. Amtliche Fremdenliste für Bad Reichenhall: 1873
  3. Untersuchungen zur deutschen Literaturgeschichte (1990)
  4. Journal für die Erziehung, S. 312ff; herausgegeben von Stefan Graber
  5. Unbekannte Pommernbriefe aus der Universitätsbibliothek Greifswald: Walter Menn zum 50. Geburtstag. "Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald", Bamberg 1940. S. 47
  6. Ernst Moritz Arndt: Freiheitskämpfer und Patriot, S. 18. Von Gustav Erdmann (1960)
  7. Pommern: Geschichte, Kultur, Wissenschaft, s, 284. Von Horst Wernicke, 1996
  8. Bibliopolisches Jahrbuch: 1840, S. 32
  9. Neuer Nekrolog der Deutschen, Band 12;Band 17, S. 851
  10. DFG-Projekt „Gelegenheitsmusik des Ostseeraums vom 16. bis 18. Jahrhundert“
  11. Gelegenheitsmusik in den Vitae Pomeranorum: historische Grundlagen, ausgewählte Werke, Kommentar und Katalog, S. 178. Von Peter Tenhaef. Verlag P. Lang, 2000
  12. DFG-Projekt „Gelegenheitsmusik des Ostseeraums vom 16. bis 18. Jahrhundert“
  13. Kösener Corpslisten 1960, 4, 117
  14. Statistik der evangelischen Kirche in Schlesien, von Friedrich Gottlob Eduard Anders, S. 436
  15. Zeitschrift für die österreichischen Gymnasium...: Supplementheft zu..., Band 12, S. 163; von Wilhelm August Ritter von Hartel, Karl Schenkl
  16. www.deutsche-biographie.de
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