Heckholzhausen
Heckholzhausen ist einer von vier Ortsteilen der Gemeinde Beselich im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg. Der Ort hat über 900 Einwohner.[2]
Heckholzhausen Gemeinde Beselich | |
---|---|
Höhe: | 208 (206–294) m ü. NHN |
Fläche: | 5,7 km²[1] |
Einwohner: | 944 (31. Dez. 2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 166 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1970 |
Postleitzahl: | 65614 |
Vorwahl: | 06484 |
Geographie
Geographische Lage
Heckholzhausen liegt am nordöstlichen Rand des Limburger Beckens, am Rand des Lahntals und am Südosthang des Westerwaldes in Mittelhessen. Schon von weitem sichtbar ist der Beselicher Kopf (296 m über NN), der sich in südlicher Richtung befindet. Heckholzhausen befindet sich im Tal des Kerkerbachs zentral im Landkreis Limburg-Weilburg (Hessen).
Nachbarorte
Im Nordosten: Merenberg und Allendorf
Im Süden: Schupbach
Im Südwesten: Obertiefenbach
Im Nordwesten: Lahr und Hintermeilingen (beide Orte in der Gemeinde Waldbrunn).
Geschichte
Nahe dem Heckholzhäuser Sportplatz Richtung Merenberg wurden mehrere Hügelgräber entdeckt, die dem Übergang der Hallstattzeit zur La-Tène-Zeit zuzuordnen sind. Aufgrund des Namensbestandteil -hausen (bei den Häusern) ist von einer durchgehenden Besiedlung des Ortes seit der merowingisch Siedlungsperiode um das 6./7. Jahrhundert auszugehen.
Heckholzhausen wurde erstmals urkundlich im Jahr 879 als Holzhausen erwähnt. Ursache der Erwähnung war eine Schenkung von drei Mansus Land mit denen Graf Gebhard im Lahngau das von ihm gegründete Stift St. Severus in Gemünden im Westerwald ausstattete. Zur Unterscheidung von anderen Orten gleichen Namens wurde dem Namen später das „Heck–“ vorangestellt.
Im 13. Jahrhundert wurde in Heckholzhausen die Burg Heckholzhausen der adligen Familie Schütz von Holzhausen erbaut. Bis ins 16. Jahrhundert war diese Burg bereits verfallen. Im 14. Jahrhundert verfügten die Grafen von Nassau-Hadamar in Heckholzhausen über einen Hof. Ab 1709 ist ein Jahrmarkt verbürgt, der allerdings kurz darauf wieder erlosch.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildeten die sechs Gemeinden Heckholzhausen, Obertiefenbach, Gaudernbach, Wirbelau, Eschenau und Schupbach einen Löschbezirk. Bei ausbrechendem Brand hatten sofort bestimmte Einwohner mit vier angeschirrten Pferden die in Schupbach stationierte Feuerspritze zu holen.[3]
Im Jahr 1906 erhielt der Ort einen Bahnanschluss durch die Kerkerbachbahn, die am 17. Dezember 1960 stillgelegt wurde.
Der Carl-Heinz-Stollen am Ortsausgang Richtung Lahr war eine der ergiebigsten deutschen Mangangruben.
Gebietsreform
Die Gemeinde Heckholzhausen fusionierte am 31. Dezember 1970 im Zuge der Gebietsreform in Hessen mit den bis dahin selbstständigen Gemeinden Obertiefenbach, Niedertiefenbach und Schupbach (alle im ehemaligen Oberlahnkreis) freiwillig zur Gemeinde Beselich.[4][5] Namensgeber war das Kloster Beselich. Ortsbezirke nach der Hessischen Gemeindeordnung wurden nicht errichtet.
Die Schütz von Holzhausen
Die Freiherrn Schütz von Holzhausen entstammen einer Burgmannenfamilie der Burg Merenberg am Südrand des Westerwalds, nahe Weilburg. Ursprünglich nannten sie sich, als Ministerialen der Herren zu Merenberg, Schütz von Merenberg. Sie gehörten zu den Familien, die Hartrad IV. von Merenberg (1182–1215) aus seiner Stammburg vertrieben. Die Familie erbaute in Heckholzhausen ein wehrhaftes Haus und nahm den Namen Schütz von Holzhausen an. Die Schütz verfügten über Streubesitz im benachbarten Lahr und in Elsoff, den sie schrittweise ausweiteten. Im Jahr 1424 wurde ein Burgmannensitz der Familie an der Burg Runkel erstmals erwähnt. 1430 besaßen sie das Zehntrecht in der heutigen Wüstung Mechtelndorf bei Merenberg. Als Erbe der verwandten Familie Räuber von Kaan konnten die Schütz von Holzhausen ab 1535 eine Vogtei über den Weiler Panau und weiteren Streubesitz bei Neustadt erwerben. Für das Jahr 1599 ist belegt, dass die Familie ein Drittel des Zehnten des Dorfes Lahr als Lehen der Herrschaft Westerburg innehatte.
Mit Giselbrecht Schütz von Holzhausen wurde 1315 erstmals ein Mitglied dieser Familie namentlich benannt. In den folgenden Jahrhunderten hatten Mitglieder der Familie immer wieder Amtsposten inne. So war 1406 Heinrich Schütz von Holzhausen Amtmann der Grafschaft Katzenelnbogen im Amt Driedorf, 1431 stand er im Dienst der Landgrafschaft Hessen. Antonius Schütz von Holzhausen (1435–1515) war erster Amtmann des Nassauischen Amtes Merenberg. Die Grabplatte des 1539 verstorbenen Gilbrecht Schütz von Holzhausen, Vogt zu Panau, ist heute an der Pfarrkirche in Neustadt zu sehen. Philipp Cuno Schütz von Holzhausen war 1618 Hofmeister zu Dierdorf der Grafschaft Wied. Die Familie brachte eine Reihe bekannter Persönlichkeiten hervor (siehe: Schütz von Holzhausen). Das Herzogtum Nassau erkannte den Freiherrenstand der Familie mit landesherrlicher Bestätigung 1862 an. Durch Einheirat in die Familie von Thielen gelangten die Schütz 1876 nach Niedersachsen auf das Rittergut Rosenthal bei Peine, wo sie mit Kuno Freiherr von Schütz zu Holzhausen (* 1920) inzwischen im Mannesstamm erloschen sind, in weiblicher Linie aber noch blühen.
Ehemalige Bürgermeister
- Braun, Johann Jakob (1848–1879)
- Braun, Karl I. (1879–1884)
- Seelbach, Wilhelm (1884–1889)
- Braun, Karl I. (1889–1916)
- Hief, Wilhelm Ludwig (1916–1923)
- Müller, Karl (1923–1934)
- Hemming, Jakob (1934–1945)
- Müller, Karl (1945)
- Schäfer, Karl Friedrich (1945–1957)
- Kegel, Hermann I. (1957–1965)
- Balzer, Johann (1965–1970)
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Heckholzhausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6]
- vor 1806: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft (seit 1791 Fürstentum) zu Wied-Runkel, Amt oder Herrschaft Runkel
- 1806–1813: Großherzogtum Berg, Departement der Sieg, Kanton Runkel (ab 1811 Kanton Hadamar)
- 1813–1815: Fürstentum Nassau-Oranien, Amt Runkel
- ab 1816: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Runkel
- ab 1849: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Kreisamt Limburg
- ab 1854: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Runkel
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Oberlahnkreis
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Oberlahnkreis
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Oberlahnkreis
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Oberlahnkreis
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Oberlahnkreis
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Oberlahnkreis
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Oberlahnkreis
- am 31. Dezember 1970 wurde Heckholzhausen als Ortsteil der Gemeinde Beselich eingegliedert.
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Limburg-Weilburg
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Limburg-Weilburg
Einwohnerentwicklung
Heckholzhausen: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2020 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1834 | 439 | |||
1840 | 470 | |||
1846 | 503 | |||
1852 | 525 | |||
1858 | 527 | |||
1864 | 519 | |||
1871 | 550 | |||
1875 | 631 | |||
1885 | 610 | |||
1895 | 542 | |||
1905 | 502 | |||
1910 | 481 | |||
1925 | 517 | |||
1939 | 501 | |||
1946 | 762 | |||
1950 | 746 | |||
1956 | 686 | |||
1961 | 690 | |||
1967 | 697 | |||
1970 | 730 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | 1.017 | |||
2004 | 1.066 | |||
2010 | 1.065 | |||
2011 | 1.047 | |||
2015 | 1.053 | |||
2020 | 944 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1], ab 2000:[2]; Zensus 2011[7] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885: | 571 evangelische, 28 katholische und 11 jüdische Einwohner |
• 1961: | 529 evangelische und 59 katholische Einwohner |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Vereine
Auf Ortsebene bestehen die Vereine Cross Country Riders Beselich e.V., Freiwillige Feuerwehr Heckholzhausen e.V. seit 1925 (seit 2. August 1981 einschl. Jugendfeuerwehr und seit 21. August 2010 mit Kinderfeuerwehr), der Musikzug 1959 Heckholzhausen e.V., Sportverein SV Heckholzhausen 1928 e.V. und der Verein für Verschönerung und Naturschutz 1968 e.V. Heckholzhausen. Im Verein für Verschönerung und Naturschutz 1968 e.V. Heckholzhausen gibt es die Untergruppen Geschichtsgruppe Heckholzhausen und Seniorengruppe Heckholzhausen.
Bauwerke
Siehe auch: Liste der Kulturdenkmäler in Beselich-Heckholzhausen
Pfarrhaus
Das alte Pfarrhaus in der Oberdorfstraße ist ein Bauwerk des frühen 19. Jahrhunderts.
Ehemaliges Rathaus
Das Gebäude wurde als Rathaus im Jahr 1927 erbaut. Nach dem Zusammenschluss zur Gemeinde Beselich wurde das Gebäude als Dorfgemeinschaftshaus genutzt. Nach einer grundlegenden Sanierung steht es seit September 2007 der Bevölkerung als Bürgerhaus zur Verfügung.
Wirtschaft und Infrastruktur
Einrichtungen
In Heckholzhausen besteht der von der evangelischen Kirchengemeinde betriebene Kindergarten „Sternenland“. Die im Jahr 1925 gegründete Freiwillige Feuerwehr Beselich-Heckholzhausen sorgt für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe. Sie wurde am 2. August 1981 um die Jugendfeuerwehr und am 21. August 2010 um die Kinderfeuerwehr ergänzt.
Für Veranstaltungen steht das im Jahr 2019 erweiterte Bürgerhaus in der Ortsmitte zur Verfügung. Die Einwohner haben die Möglichkeit, den Sportplatz und die Freizeitanlage „In den Birken“ zu nutzen. Daneben finden sich in Heckholzhausen der Spielplatz im Buchenweg und in Wald und Flur mehrere Wanderwege.
Verkehr
Heckholzhausen liegt an der Bundesstraße 49 von Limburg an der Lahn nach Wetzlar, die hier mit einer im Jahr 2018 fertiggestellten Talbrücke das Kerkerbachtal überquert.
Bildung
Als Grundschule dient die zentrale Grundschule in Obertiefenbach. Als weiterführende Schule dient als Haupt- und Realschule die Westerwaldschule in Waldernbach.
Literatur
- Hermann-Josef Hucke [Redaktion] (Hrsg.): Großer Westerwaldführer. 3. Auflage. Verlag Westerwald-Verein e.V., Montabaur 1991, ISBN 3-921548-04-7.
- Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1999, ISBN 3-922244-80-7.
- Franz-Josef Sehr: Vor 50 Jahren: Entstehung der Gemeinde Beselich. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2021. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg 2020, ISBN 3-927006-58-0, S. 41–48.
- Literatur über Heckholzhausen nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Heckholzhausen In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Ortsteile der Gemeinde Beselich. In: Webauftritt. Gemeinde Beselich
- Heckholzhausen, Landkreis Limburg-Weilburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Heckholzhausen, Landkreis Limburg-Weilburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Zahlen und Fakten. In: Internetauftritt. Gemeinde Beselich, abgerufen am 26. April 2021.
- Franz-Josef Sehr: Das Feuerlöschwesen in Obertiefenbach aus früherer Zeit. In: Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 1994. Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg, Limburg-Weilburg 1993, S. 151–153.
- Zusammenschluss von Gemeinden zur Gemeinde „Beselich“, Oberlahnkreis vom 6. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 4, S. 141, Punkt 169 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 373.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt