Harpertshausen

Harpertshausen ist der kleinste der fünf Stadtteile von Babenhausen im südhessischen Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Harpertshausen
Höhe: 134 (132–136) m ü. NHN
Fläche: 3,62 km²[1]
Einwohner: 741 (30. Jun. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 205 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64832
Vorwahl: 06073
Karte
Lage der Babenhäuser Ortsteile
Evangelische Kirche in Harpertshausen mit Storchennest
Kinderprojekt MorgenARTpark im umgestalteten alten Wasserhäuschen des Ortes auf dem Weg nach Hergershausen

Geographie

Harpertshausen liegt 134 m ü. NHN, 6 km nordöstlich von Dieburg in der Region Starkenburg an den Ausläufern des nördlichen Odenwaldes. Durch den Ort verläuft die Kreisstraße 108, am nordwestlichen Ortsrand die Bundesstraße 26.

Geschichte

Die älteste erhaltene Erwähnung des Dorfes stammt von 1318.[1] In Harpertshausen bestand eine kleine Burg, von der sich obertägig keine Reste erhalten haben.

Das Dorf gehörte ursprünglich zur Zent Umstadt und dem Kloster Fulda, wurde zusammen mit anderen Dörfern der Umgebung 1374 an die Herrschaft Hanau verpfändet und gehörte, nachdem die Kurpfalz in dieses Pfandgeschäft mit eingestiegen war, ab 1427 zum Kondominat Umstadt. Bei einem Vergleich zwischen der Landgrafschaft Hessen, der Kurpfalz und der Grafschaft Hanau-Lichtenberg gelangte der Ort schließlich 1521 zunächst zu zwei Dritteln, 1541 insgesamt, an Hanau[3] und wurde dort dem Amt Babenhausen zugeschlagen.[4] 1547 führt Graf Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg die Reformation ein. 1711 wurde ein Rat- und Bethaus in der Mitte des Dorfes errichtet.[1]

Nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., 1736, erbte Landgraf Friedrich I. von Hessen-Kassel aufgrund eines Erbvertrages aus dem Jahr 1643 die Grafschaft Hanau-Münzenberg, aufgrund der Intestaterbfolge fiel die Grafschaft Hanau-Lichtenberg an den Sohn der einzigen Tochter von Johann Reinhard III., Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt. Umstritten zwischen den beiden Erben war die Zugehörigkeit des Amtes Babenhausen zu Hanau-Münzenberg oder zu Hanau-Lichtenberg. Es kam fast zu einer kriegerischen Auseinandersetzung, als die beiden Hessen versuchten mit ihrem jeweiligen Militär das Amt Babenhausen zu besetzen. Die Auseinandersetzung konnte erst nach einem langjährigen Rechtsstreit vor den höchsten Reichsgerichten 1771 mit einem Vergleich beendet werden, dem so genannten Partifikationsrezess. Harpertshausen wurde Hessen-Darmstadt darin endgültig zugesprochen. Dort gehörte es dann zu folgenden übergeordneten Verwaltungseinheiten:[1] bis 1820: Amt Schaafheim der Provinz Starkenburg; 1820 bis 1821: Landratsbezirk Dieburg in der Provinz Starkenburg; 1832 bis 1848: Kreis Dieburg mit der Einführung von Kreisen im Großherzogtum Hessen; 1848 bis 1852: Regierungsbezirk Dieburg während der Einteilung der Provinz Starkenburg in Regierungsbezirke; 1852 bis 1938: Kreis Dieburg mit der Wiedereinführung von Kreisen in der Provinz Starkenburg; 1938 bis 1977: Landkreis Dieburg; ab 1977: Landkreis Darmstadt-Dieburg, in den der Landkreis Dieburg im Zuge der Gebietsreform in Hessen aufgeht.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1829 über Harpertshausen:

»Harpertshausen (L. Bez. Dieburg) luth. Filialdorf; liegt an dem Richenbach, 1 14 St. von Dieburg, und wird gewöhnlich das Storchsnest genannt. Der Ort hat 44 Häuser und 239 Einw., die bis auf 2 Kath. luth sind, und 1 Mahlmühle. Auch stand früher ein Burghaus hier. – Harpertshausen war ein fuldisches Lehen. Im Jahe 1437 belehnt Eppenstein den Geiling von Altheim mit dem Orte zu ihrem Theile, und 1464 verkaufte der von Wasen das Eppensteinische Lehen zu Harpertshausen denen von Dorfelden, welche 1467 wahrscheinlich dieselben Rechte wieder an Eppenstein zurückveräußerten, indem es vermuthlich dieselben Besitzungen sind, welche 1481 von Eppenstein den von Wasen zu Lehen übergeben worden. Um diese Zeit war der Ort dreiherrisch. Einen Theil besassen die Kriege von Altheim; er kam endlich an Mainz. Einen zweiten Theil besassen die Geilinge von Altheim; diese beiden Theile erwarb 1501 Graf Philipp von Hanau. Diese Theile wurden 1521 der Herrschaft Babenhausen einverleibt. Der dritte Theil kam endlich 1541 gleichfalls an Hanau. Nach dem Ausgang der Hanau-Lichtenbergischen Linie, 1736, nahm sowohl Hessen-Darmstadt als Hessen-Cassel die Herrschaft (Amt Babenhausen) in Anspruch. Durch die Vergleiche von 1762 und 1771 wurde die Herrschaft aber getheilt und Harpertshausen fiel mit andern Orten an Hessen-Darmstadt.«[5]

Am 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Harpertshausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis ein Stadtteil von Babenhausen.[6][7] Für Harpertshausen wurde wie für die Kernstadt Babenhausen und die übrigen Stadtteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[8]

Historische Namensformen

Im Laufe der Jahrhunderte wird der Ort in historischen Dokumenten mit wechselnden Ortsnamen genannt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Harpperathusin (1344); Harprachusszen (1346); Harwartßhusenn. Harperßhußen (1383); Harpirßhusen (1404); Hapertshusen (1432); Harpenshusen (1435); Harpperßhusen (1460); Harpßhusen (1475); Harpertßhusen (1483); Harperßhuasen (1500); Harpshusen (1500); Harpperßhausen (1527).

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Babenhausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][9][10]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Harpertshausen 612 Einwohner. Darunter waren 27 (4,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 87 Einwohner unter 18 Jahren, 255 waren zwischen 18 und 49, 165 zwischen 50 und 64 und 105 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 267 Haushalten. Davon waren 69 Singlehaushalte, 93 Paare ohne Kinder und 75 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 42 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 186 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[12]

Einwohnerzahlen

 1806:212 Einwohner, 39 Häuser[11]
 1829:239 Einwohner, 44 Häuser[5]
 1867:246 Einwohner, 47 Häuser[13]
Harpertshausen: Einwohnerzahlen von 1806 bis 2019
Jahr  Einwohner
1806
 
212
1829
 
239
1834
 
264
1840
 
252
1846
 
290
1852
 
273
1858
 
249
1864
 
258
1871
 
241
1875
 
260
1885
 
274
1895
 
257
1905
 
271
1910
 
263
1925
 
269
1939
 
254
1946
 
453
1950
 
408
1956
 
367
1961
 
405
1967
 
403
1970
 
441
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
612
2014
 
633
2019
 
741
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Babenhausen[14]; Zensus 2011[12]

Religionszugehörigkeit

 1829:373 lutheranische (= 98,16 %) und 7 katholische (= 1,84 %) Einwohner[5]
 1961:294 evangelische (= 72,59 %), 103 katholische (= 25,43 %) Einwohner[1]

Politik

Für Harpertshausen besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Sickenhofen) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[8] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Seit den Kommunalwahlen 2016 gehören ihm drei Mitglieder der SPD, ein Mitglied der CDU und ein Mitglied ohne Parteizugehörigkeit an. Ortsvorsteherin ist Martina Seuß (SPD).[15]

Wissenswert

Westlich des Ortes lag früher die Brennersmühle.

In der ehemaligen Schule befindet sich heute ein Kindergarten.

Regelmäßige Veranstaltungen

Literatur

  • Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains = Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29 (1966), S. 91–92, 100–101, 112–114.
  • Max Herchenröder: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Dieburg. 1940, S. 158.
  • Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 2. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 1995, ISBN 3-86134-228-6, S. 537.
  • Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5
  • Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 295–296.
  • Hans Georg Ruppel (Bearb.): Historisches Ortsverzeichnis für das Gebiet des ehem. Großherzogtums und Volksstaats Hessen mit Nachweis der Kreis- und Gerichtszugehörigkeit von 1820 bis zu den Veränderungen im Zuge der kommunalen Gebietsreform = Darmstädter Archivschriften 2. 1976, S. 108.
  • Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Herrschaftsausübung, Verwaltung und Besitz eines Hochadelsgeschlechts im Spätmittelalter. Wiesbaden: Historische Komm. für Nassau, 2000, S. 371f. ISBN 3-930221-08-X.
  • Dagmar Söder: Kulturdenkmäler in Hessen. Kreis Offenbach = Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. 1987, S. 777ff.
  • Suche nach Harpertshausen In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Commons: Harpertshausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Harpertshausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen und Fakten. In: Webauftritt. Stadt Babenhausen, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2021.
  3. Löwenstein, S. 210.
  4. So: Willi Alter (Hrsg.): Pfalzatlas. Textband I. Speyer: Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften 1964, S. 426: Text (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive), Karte 2k (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) und Löwenstein, S. 205; anders: „Harpertshausen, Landkreis Darmstadt-Dieburg“. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).: Ab 1357 eppsteinisches Lehen. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kommt ein Teil an Kurmainz. 1501 erwirbt Graf Philipp von Hanau ein Drittel von Kurmainz und ein Drittel von Conz Krieg und Greiling. 1541 wird auch das letzte Drittel des Ortes Hanauisch. 1736 wird es nach dem Aussterben des hanauischen Geschlechts, von Hessen-Kassel in Besitz genommen. 1773 schließlich an Hessen-Darmstadt.
  5. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Starkenburg. Band 1. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt Oktober 1829, OCLC 312528080, S. 100 (Online bei google books).
  6. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 14. November 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 46, S. 1828, Punkt 1506; Abs. 10. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,1 MB]).
  7. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 219.
  8. Hauptsatzung. (PDF; 338 kB) § 7. In: Webauftritt. Stadt Babenhausen, abgerufen im Oktober 2019.
  9. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  10. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, DNB 013163434, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Online bei google books).
  11. Verzeichnis der Ämter, Orte, Häuser, Einwohnerzahl. (1806)HStAD Bestand E 8 A Nr. 352/4. In: Archivinformationssystem Hessen (Arcinsys Hessen), Stand: 6. Februar 1806.
  12. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 12 und 66;.
  13. Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 36 (Online bei google books).
  14. Zahlen und Fakten. In: Webauftritt. Stadt Babenhausen, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2019.
  15. Ortsbeirat Harpertshausen. In: Webauftritt. Stadt Babenhausen, abgerufen im Oktober 2019.
  16. Darmstädter Echo, Freitag, 5. Oktober 2018, S. 23.
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