Hapag-Lloyd Kreuzfahrten
Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH ist ein Kreuzfahrtunternehmen mit Sitz in Hamburg und einer Flotte von fünf Schiffen. Das Unternehmen hat sich auf die beiden Marktsegmente Expeditionskreuzfahrten und Yacht-Kreuzfahrten spezialisiert. Es werden auch „Kreuzflüge“ mit Privatjet organisiert. Als Marktauftritt verwendet das Unternehmen seit 2016 die Markenbezeichnung „Hapag-Lloyd Cruises“. Seit Anfang 2020 gehört das Unternehmen zu TUI Cruises, die wiederum eine 50:50 Gesellschaft von TUI und Royal Caribbean Group ist.
Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Sitz | Hamburg, Deutschland |
Leitung | CEO: Julian Pfitzner[1] |
Mitarbeiterzahl | 240 an Land (Stand: Januar 2018) |
Umsatz | EUR 305 Mio. (2019)[2] |
Branche | Kreuzfahrten |
Website | www.hl-cruises.de |
Geschichte und Entwicklung
Ursprünglich gehörte Hapag-Lloyd Kreuzfahrten zur Hapag-Lloyd-Gruppe. Deren Vorgängergesellschaft HAPAG hat 1891 auf Initiative des damaligen Generaldirektors, Albert Ballin, mit dem Schiff Augusta Victoria die erste damals sogenannte „Bildungs- und Vergnügungsfahrt“ unternommen. Er wollte damit die Auslastung in der Nachfrage–schwächeren Winterzeit verbessern. Das Interesse war groß und die Geburtsstunde der Kreuzschifffahrt war geschaffen. Die Jahreszahl 1891 ist deshalb ein Bestandteil des heutigen Logos der Gesellschaft.
Unter Beibehaltung des Namens Hapag-Lloyd wurde das Geschäftsfeld rechtlich verselbständigt und 2008 zu 100 % an die TUI verkauft. Im Februar 2020 hat sich TUI von der Hälfte der Anteile getrennt, die Gesellschaft ist seitdem ein 50:50 Joint-Venture mit Royal Caribbean.[3] Zielsetzung der Kooperation ist eine stärkere Internationalisierung bei der Ansprache von Neukunden. Aus diesem Grund werden die Kreuzfahrten seit 2016 unter der Marke „Hapag-Lloyd Cruises“ und nicht mehr als Kreuzfahrten angeboten. Traditionell ist das Unternehmen auf den deutschsprachigen Markt ausgerichtet. Die Sprache an Bord ist deutsch und teilweise zusätzlich englisch. Das Angebot des Unternehmens positioniert sich in den beiden Segmenten der Luxus- und Expeditionskreuzfahrten.
Hapag-Lloyd erreichte in den Touristikjahren 2006/07 am deutschen Markt bezogen auf den jeweiligen Umsatz einen Marktanteil von ca. 12,1 % bzw. 2007/08 ca. 12,4 % und befand sich damit in beiden Touristikjahren an dritter Stelle nach AIDA Cruises und Phoenix Reisen. Das Unternehmen erwirtschaftete 2008 einen Umsatz von 200 Mio. Euro, was im Vergleich zu 2005 einer Steigerung von 35 % entspricht. Das EBITA, der Gewinn vor Steuern und Zinsen, erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 245 % auf 13,8 Mio. Euro im Jahr 2008. Im Geschäftsjahr zum 30. September 2019 wurde ein Umsatz von 305 Mio. Euro erwirtschaftet, das EBITA lag bei 43 Mio. Euro.[2]
Flotte
Europa
Die Europa unter der Flagge der Bahamas ist das Flaggschiff des Unternehmens. Die heutige, 1999 in Dienst gestellte Europa ist bereits die sechste Trägerin dieses Namens. Im Berlitz Cruise Guide hatte die Europa in den Jahren 2001–2012 als einziges Schiff die Bewertung 5-Sterne-plus erhalten und galt damit als bestes Kreuzfahrtschiff der Welt.[4] Die Europa bietet Platz für 408 Passagiere, wobei jedem Passagier durchschnittlich 70,8 m² zur Verfügung stehen. Das Schiff befährt im Rahmen der jährlichen Weltreise alle Weltmeere. Außerdem finden auch mehrere Themenreisen statt.
Europa 2
Die Europa 2 unter der Flagge von Malta wird seit Mai 2013 neben der bisherigen Europa mit neuem Konzept betrieben. Das Schiff wurde im Mai 2013 im Rahmen des 824. Hafengeburtstags in Hamburg von Dana Schweiger getauft.
Hanseatic nature
Die Hanseatic nature ist das Typschiff der von der Reederei so bezeichneten Expeditionsklasse. Sie wurde im Mai 2019 getauft und hat einen Tag danach ihre Jungfernreise begonnen. Das Schiff bietet Platz für 230 Passagiere in 18 Suiten und 102 Kabinen.
Hanseatic inspiration
Die Hanseatic inspiration ist ein Schwesterschiff der Hanseatic nature und wurde mit ihr in Auftrag gegeben. Das Schiff wurde im Oktober 2019 in Dienst gestellt.
Ehemalige Schiffe
- C. Columbus (1996–2012)
- Europa (bis 1981)
- Europa (1981–1999)
- Columbus 2 (2012–2014)
Hanseatic (1996–2018)
Mit der Hanseatic als Expeditionsschiff wurden Kreuzfahrten für max. 184 Passagiere unter anderem zu entlegenen Orten wie der Arktis oder Antarktis durchgeführt. Die Hanseatic wurde vom Berlitz Cruise Guide mit 5 Sternen ausgezeichnet. Sie war außerdem das einzige 5-Sterne-Expeditionsschiff der Welt und besitzt das Zertifikat „Höchste Eisklasse“ für Passagierschiffe. Das Schiff verließ die Flotte von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten im Oktober 2018.
Bremen (1993–2021)
Die Bremen unter der Flagge der Bahamas war wie die Hanseatic ein Expeditionsschiff und besitzt auch das Zertifikat „Höchste Eisklasse“ für Passagierschiffe. Sie bietet Platz für 164 Passagiere und wurde vom Berlitz Cruise Guide mit 4 Sternen ausgezeichnet. Sie befährt entlegene Routen am Nordpol und Südpol. Das Schiff ist mit Wirkung ab 2021 an Scylla verkauft.
CO2-Kompensation
Hapag-Lloyd Kreuzfahrten arbeitet bisher als einziger Kreuzfahrtenanbieter mit atmosfair zusammen, um eine CO2-Kompensation für die Seepassage anzubieten. Ein Viertel der freiwilligen Kompensationszahlungen der Gäste übernimmt Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, um damit ein Projekt zur Stromversorgung durch Solarlampen in Indien zu unterstützen. Ein Klimarechner ermittelt den CO2-Anteil und die entsprechende Kompensationszahlung abhängig von der Reisedauer und Kabinenkategorie des Passagiers.
Artenschutz
Da nach Angaben des Deutschen Wal- und Delfinschutz-Forums (WDSF) im Juni 2015 auf den Färöer-Inseln ein Gesetz verabschiedet wurde, das Einheimische wie Touristen dazu verpflichtet, innerhalb der Zwölf-Meilen-Zone jede Sichtung der Meeressäuger den Behörden der Inseln zu melden und diese Informationen dazu dienen können, Treibjagden auf Grindwale und andere Delfinarten zu starten, hat Hapag-Lloyd Kreuzfahrten seine Anlandungen auf den Färöer-Inseln bis auf weiteres storniert.[7][8][9]
Ende Juli 2018 kam es zu einer Kontroverse mit Tierschützern, nachdem ein Mitarbeiter („Eisbärenwächter“) des Kreuzfahrtschiffes Bremen einen Eisbären erschossen hatte, nachdem ein Crewmitglied von diesem angegriffen worden war.[10]
Kreuzflug
Seit 2009 bietet Hapag-Lloyd neben Kreuzfahrten auch 10- bis 20-tägige Kreuzflüge an. Diese Reisen ergänzen das Kreuzfahrtprogramm, da hierbei auch Ziele, die landeinwärts liegen, besucht werden können. Ab Winter 2008/2009 wurden die Flüge mit einer eigenen Boeing 737-800, registriert als D-AHLK bei TUIfly, durchgeführt. Dieses Flugzeug war in den Firmenfarben Blau/Orange mit der Aufschrift „Hapag Lloyd - Kreuzfahrten“ lackiert und trug den Taufnamen Albert Ballin. In dem Flugzeug fanden max. 52 Passagiere Platz. Mit Stand Mai 2010 flog die D-AHLK im Wetlease für Germanwings und ist heute bei TUIfly im Einsatz.[11] Die Kreuzflüge werden mit Stand Januar 2011 mit einem Airbus A319CJ mit dem Kennzeichen CS-TFU durchgeführt, der ebenfalls wieder Albert Ballin heißt und maximal 44 Passagieren Platz bietet.[12]
Weblinks
Einzelnachweise
- Karl J. Pojer übergibt Führung von Hapag-Lloyd Cruises. Hapag-Lloyd Pressemeldung, 9. Dezember 2020, abgerufen am 15. Februar 2021.
- Tui bündelt Kreuzfahrt-Geschäft in Gemeinschaftsunternehmen mit Royal Caribbean Cruises. Manager-Magazin, 7. Februar 2020, abgerufen am 7. Februar 2020.
- Neue Eigentümer für Hapag-Lloyd Cruises – TUI und Royal Caribbean bauen Joint Venture TUI Cruises aus. In: dreamlines. 8. Februar 2020. Abgerufen am 9. August 2020.
- Berlitz Cruise Guide 2013: MS EUROPA verteidigt zum 13. Mal ihre Spitzenposition
- HANSEATIC spirit: ein weiteres neues Expeditionsschiff für Hapag-Lloyd Cruises. Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, 3. Juli 2018, abgerufen am 6. Mai 2019.
- Ich taufe Dich auf den Namen HANSEATIC spirit! 25. August 2021, abgerufen am 12. September 2021.
- Aida meidet Färöer-Inseln wegen Delfinjagden. Ostsee-Zeitung, 10. August 2015, abgerufen am 1. September 2015: „Nach Angaben des Deutsche Wal- und Delfinschutz-Forums (WDSF) wurden im Juni auf den Färöer-Inseln ein Gesetz verabschiedet, das Einheimische wie Touristen dazu verpflichtet, innerhalb einer Zwölf-Meilen-Zone jede Sichtung der Meeressäuger den Behörden der Inseln zu melden. Die Informationen können dazu dienen, Treibjagden auf die Grindwale und andere Delfinarten zu starten.“
- Färöischer Tourismus erleidet Rückschlag. Sea Shepherd Deutschland e.V., 10. August 2015, abgerufen am 1. September 2015: „Mit einem verheerenden Schlag für die Tourismusindustrie der Färöer-Inseln reagierten zwei der größten Kreuzfahrtgesellschaften, AIDA und Hapag-Lloyd, mit der Bekanntgabe, dass alle Fahrten zu den Färöer-Inseln abgesagt wurden. Die Absagen sind eine Antwort auf die fortwährende Treibjagd und Abschlachtung von Grindwalen, bekannt als Grindadráp, im Inselarchipel.“
- Aida und Hapag Lloyd meiden Färöer-Inseln wegen Walfang. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 11. August 2015, abgerufen am 7. Februar 2020: „Aida-Cruises- und Hapag-Lloyd-Kreuzfahrten steuern die Färöer-Inseln wegen der dortigen Waljagd nicht mehr an. «Unser Unternehmen distanziert sich ausdrücklich vom Walfang», teilte Aida auf Anfrage mit. Artenschutz sei Teil der Nachhaltigkeitsstrategie. «Daher haben wir uns entschieden, die Färöer-Inseln bis auf weiteres nicht mehr anzulaufen», heißt es weiter von Aida. … Wie Aida Cruises erklärt, gibt es auf den Färöer-Inseln seit Juni 2015 eine Ergänzung des Walfanggesetzes, nach dem jede Person – ob Einheimischer oder Besucher – dazu verpflichtet ist, jede Sichtung von Walen innerhalb von zwölf Seemeilen zur Küste den Behörden zu melden.“
- Eisbär erschossen: „Wie weit soll der Wahnsinn der Kreuzfahrtindustrie noch gehen?“ Frankfurter Allgemeine, 30. Juli 2018, abgerufen am 30. Juli 2018.
- airfleets.net: Informationen zur D-AHLK, abgerufen am 1. Januar 2011
- Albert Ballin Privatjet. Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH, abgerufen am 27. September 2016.