Hans Dieter Schaal
Hans Dieter Schaal (* 1943 in Ulm) ist ein deutscher Architekt, Bühnenbildner, Landschaftsgestalter, Autor und Künstler.
Leben
Schaal studierte von 1963 bis 1964 Kunstgeschichte, Germanistik und Philosophie in Tübingen und München. 1965 begann er das Studium der Architektur in an der Technischen Hochschule Hannover und beendete es 1970 mit dem Diplom an der Technischen Hochschule Stuttgart. Seitdem ist er freischaffend tätig. 1976 war er Stipendiat der Villa Massimo in Rom. Sein Büro und Atelier in Attenweiler betreibt er seit 1982. Schaal ist vor allem in den Bereichen Ausstellungsgestaltung, Bühnenbild und Landschaftsarchitektur tätig und verbindet die Disziplinen miteinander.
Als Bühnenbildner wurde er durch die langjährige Zusammenarbeit mit Ruth Berghaus, der Kostümbildnerin Marie-Luise Strandt und der Dramaturgin Sigrid Neef bekannt. Seine erste Arbeit für die Regisseurin war 1983 das Bühnenbild zur Oper Die Trojaner in Frankfurt. Bis 1993 entstanden in Zusammenarbeit mit Ruth Berghaus insgesamt zehn Operninszenierungen. Seither hat er an vielen internationalen Bühnen mit bekannten Regisseuren gearbeitet. In den letzten Jahren vor allem mit Arila Siegert.
Außerdem hat Schaal die Räume zahlreicher bekannter Ausstellungen, Museen und Gedenkstätten gestaltet. 2012 zeigte er im Ulmer Museum unter dem Titel Denkgebäude (mit Mond) eine große Auswahl seiner Modelle und Zeichnungen. Die Spanne reichte von realisierten Architekturentwürfen über phantasievolle Bühnenbilder bis zu surrealistischen Darstellungen wie den „Türenfeld“, einem Labyrinth aus Mauern und Türen, die nirgendwohin führen.[1]
2011 erhielt er den Oberschwäbischen Kunstpreis.[2]
Werk
Architektur
- 1985–86 Urnenanlage auf dem Stadtfriedhof Singen
- 1993–94 Leibfriedscher Garten (Erschließung durch Stege) und Stangenwald (Platzanlage) sowie Kunststation Villa Moser, im Rahmen der IGA-Stuttgart
- 1999–2002 Bürgerpark / Wielandpark, Biberach an der Riß
- 2001 Monopteroshügel, Hohenheimer Gärten in Stuttgart
- 2009–2011 Gedenkstätte Esterwegen (Neubau Eingangsbereich mit Außenanlagen und Umbau bestehender ehemaliger Bundeswehrhallen zum Dokumentationszentrum)
Ausstellungsgestaltung
- 1986–2020 Holzskulpturen auf dem Betzenhauser Torplatz zur Landesgartenschau 1986 in Freiburg[3]
- 1987 „Berlin–Berlin“, Martin-Gropius-Bau, Berlin
- 1991 „Otto Dix zum 100. Geburtstag“, Galerie der Stadt Stuttgart/Kunstmuseum Stuttgart
- 1993 „Edvard Munch und seine Modelle“, Galerie der Stadt Stuttgart/Kunstmuseum Stuttgart
- 1995 „Wandel ohne Wachstum“, Deutscher Pavillon, Architektur-Biennale Venedig
- 1996 „100 Jahre Kino“, Martin-Gropius-Bau, Berlin
- 1998 „Deutschland von außen“, Haus der Geschichte, Bonn
- 1998 „Prometheus: Menschen.Bilder.Visionen“, Alte Völklinger Hütte, Völklingen und historisches E-Werk Reading in Tel Aviv
- 1999 Dauerausstellung des Filmmuseums Berlin im Sony Center am Potsdamer Platz
- 2002–2004 Kunstgewerbemuseum im Schloss Köpenick
- 2003 „Das Rätsel der Kelten vom Glauberg“, Kunsthalle Schirn, Frankfurt am Main
- 2005–2006 Filmmuseum Berlin, Stiftung Deutsche Kinemathek, Ständige Ausstellung Fernsehen
- 2005–2006 KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
- 2005–2007 Neugestaltung der Dauerausstellung KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen
- 2007 „Jud Süß“, Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart
- 2007–2009 „Heimat und Exil“, Wanderausstellung; Jüdisches Museum Berlin, Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Bonn, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
- 2008–2011 „Krieg und Medizin - War and Medicine“, Wanderausstellung; Wellcome Trust London, Deutsches Hygiene-Museum Dresden, Canadian War Museum Ottawa
- 2009 „Mythos Rommel“, Haus der Geschichte Baden-Württemberg, Stuttgart
- 2011–2012 Dokumentationsstelle Euthanasieaktion T4 im ehem. Kantinengebäude in Brandenburg a. d. Havel
- 2015 Dauerausstellung der Festung Königstein in Sachsen
Bühnenbild
- 1983 Die Trojaner, Oper Frankfurt; Regie: Ruth Berghaus
- 1984 Wozzeck, Staatsoper Berlin; Regie: Ruth Berghaus
- 1985 Wozzeck, Opéra Garnier, Paris; Regie: Ruth Berghaus
- 1986 Orpheus, Wiener Staatsoper; Regie: Ruth Berghaus
- 1986 Elektra, Semperoper, Dresden; Regie: Ruth Berghaus
- 1987 Moses und Aron, Staatsoper Berlin; Regie: Ruth Berghaus
- 1988 Tristan und Isolde, Hamburgische Staatsoper; Regie: Ruth Berghaus
- 1988 Lulu, Brüssel; Regie: Ruth Berghaus
- 1988 Fierrabras, Theater an der Wien; Regie: Ruth Berghaus
- 1991 Ariane et Barbe-Bleue, Théâtre du Châtelet, Paris; Regie: Ruth Berghaus
- 1991 Elektra, Opernhaus Zürich; Regie: Ruth Berghaus
- 1993 Nachtwache, Oper Leipzig; Regie: Ruth Berghaus
- 1999–2000 Der Ring des Nibelungen, Nationaltheater Mannheim. Regie: Martin Schüler.
- 2013 Der heilige Franziskus von Assisi, Opera House San Francisco; Regie: Nicolas Brieger
- 2003 Der Barbier von Sevilla, San Francisco; Regie: Johannes Schaaf
- 2004 Wozzeck, Aalto-Theater Essen; Regie: Johannes Schaaf
- 2005 Hoffmanns Erzählungen, Grazer Oper; Regie: Tatjana Gürbaca
- 2006 Cinderella, Bolschoi-Theater; Regie und Choreographie: Juri Prossokow
- 2007 Tiefland, Deutsche Oper Berlin; Regie: Roland Schwab
- 2007 Fidelio, Opernhaus Kiel; Regie: Dominik Neuner
- 2007 La Giuditta, Staatstheater Mainz; Regie: Arila Siegert
- 2008 Die Sache Makropulos, Landestheater Neustrelitz; Regie: Arila Siegert
- 2008 Pique Dame, Oper Bonn; Regie: Johannes Schaaf
- 2008 Salome, Staatstheater Cottbus; Regie: Martin Schüler
- 2008 The Greek Passion, Opernhaus Zürich; Regie: Nicolas Brieger
- 2012 Agrippina, Theater Kiel; Regie: Arila Siegert
- 2013 Rigoletto, Slowakisches Nationaltheater Bratislava; Regie: Martin Schüler
- 2016 Idomeneo, Salzburger Landestheater; Regie: Arila Siegert
- 2017 Un ballo in maschera, Oper Chemnitz; Regie: Arila Siegert
Publikationen
- Wege und Wegräume | Paths and Passages. Ernst & Sohn, 1978/1984. (PDF online)
- Mond. Selbstverlag, 1981. (PDF online)
- Landscape as Inspiration. Academy Editions, 1994.
- Denkgebäude. Vieweg-Verlag, 1984, ISBN 3-528-08698-X.
- Architektonische Situationen. Ernst & Sohn, 1986, ISBN 3-433-02247-X. (PDF online)
- Neue Landschaftsarchitektur | New Landscape Architecture. Ernst & Sohn, 1994.
- Architekturen 1979–1990 | Architectures 1979–1990. Galerie der Stadt Stuttgart. Verlag Hatje Cantz, 1990.
- mit Frank R. Werner: Innenräume | In-Between: Exhibition Architecture. Edition Axel Menges, 1999, ISBN 3-930698-71-4.
- Zwischenbereiche – Von Tieren, Menschen und Gehäusen | Zeichnungen 1998 bis 2003. Galerie Axel Holm, 2003, ISBN 5-455-038273.
- Global Museum. Edition Axel Menges 2007 (deutsch/englisch), ISBN 3-936681-14-7.
- Learning from Hollywood | Architecture and Film. Edition Axel Menges, 1999/2010, ISBN 978-3-936681-34-5. (deutsch/englisch)
- Stadttagebücher. Rom, Venedig, Warschau, Singapur, Kuala Lumpur, Tel Aviv, Jerusalem, Lissabon, San Francisco, Las Vegas, Los Angeles, Wien, Paris, Tallinn, Tartu, New York, Moskau, Sankt Petersburg, Barcelona, Genf, Brüssel, London; Edition Axel Menges, 2010, ISBN 978-3-936681-31-4.
- Ruinen | Ruins. Edition Axel Menges, 2011, ISBN 978-3-936681-46-8. (deutsch/englisch)
- Vom Schweigen der Natur | Zeichnungen und Collagen 2004 bis 2012. Verlag Robert Gessler, 2012, ISBN 978-3-86136-159-6.
- Hans Dieter Schaal | Work in Progress. – Architekt, Künstler, Ausstellungsgestalter, Bühnenbildner, Landschaftsgestalter, herausgegeben von Claus-Wilhelm Hoffmann und Frank R. Werner, Edition Axel Menges, 2013, ISBN 978-3-936681-49-9. (deutsch/englisch)
- Memorials : Betrachtungen über Denk-Male in unserer Zeit. Fellbach : Edition Axel Menges, 2015, ISBN 978-3-936681-87-1.
- "Hans Dieter Schaal | Stage Architecture / Bühnenarchitektur. Edition Axel Menges, Stuttgart / London, 2002, ISBN 3-930698-86-2. (deutsch/englisch)
Literatur
- Johann-Karl Schmidt (Hrsg.): "Hans Dieter Schaal, Architekturen 1970–1990". Stuttgart 1990. ISBN 3-7757-0282-2.
- Udo Weilacher: Hans Dieter Schaal. Interview in Attenweiler, 14. März 1994. In: Die Gartenkunst 7 (1/1995), S. 31–48.
Weblinks
- Website Hans Dieter Schaal mit ausführlichem Werkverzeichnis
- Hans-Dieter-Schaal-Archiv im Archiv der Akademie der Künste, Berlin
Einzelnachweise
- Marcus Golling: Architektur des Unterbewussten. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Augsburger Allgemeine vom 2. März 2012
- Kunstpreisträger 2011 (Memento des Originals vom 10. März 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Jelka Louisa Beule: Skulpturen landen im Container. Badische Zeitung, 27. Oktober 2020, abgerufen am 28. Oktober 2020.