Hagener Straßenbahn AG
Die Hagener Straßenbahn AG, kurz HST, ist das Nahverkehrsunternehmen der Stadt Hagen in Nordrhein-Westfalen. Sie ist Mitglied im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, im Übergang zum Märkischen Kreis (Süden und Osten des Hagener Stadtgebietes) verkauft die Hagener Straßenbahn auch Fahrkarten des Westfalentarifs. Seit 2019 ist sie Teil der KÖR – Kooperation östliches Ruhrgebiet.
Hagener Straßenbahn AG | |
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Basisinformationen | |
Unternehmenssitz | Hagen |
Webpräsenz | www.strassenbahn-hagen.de/ |
Bezugsjahr | 2021 |
Eigentümer | Stadt Hagen 100 % (direkt und indirekt gehalten) |
Vorstand | Christoph Köther |
Verkehrsverbund | Verkehrsverbund Rhein-Ruhr |
Linien | |
Bus | 24 Tageslinien 2 Schnellbuslinien 9 NachtExpress-Linien 3 TaxiBus-Linien |
Anzahl Fahrzeuge | |
Omnibusse | 167 |
Statistik | |
Fahrgäste | 26 Millionen (2020) |
Fahrleistung | 9,01 Mio. km pro Jahr |
Haltestellen | 481 |
Länge Liniennetz | |
Buslinien | 309,6 km (2018) |
Geschichte
Hagener Straßenbahn-Gesellschaft
Am 29. Juli 1884 wurde in der Stadt Hagen die Hagener Straßenbahn-Gesellschaft gegründet, die in der Stadt eine Pferdebahn betreiben wollte. Am 2. August des Jahres wurde mit der Stadt ein Vertrag über den Bau und Betrieb einer solchen Bahn geschlossen. Nach den Probefahrten am 5. und 6. November wurde die Pferdebahn am 13. November 1884 in Betrieb genommen. Aufgrund der Bahnübergänge, die Verzögerungen verursachten, und der fehlenden direkten Verbindung zur ersten Strecke wurde sie von den Hagenern nicht angenommen und wurde wieder stillgelegt. Da die Ausgaben bald die Einnahmen der Bahn überstiegen, musste die Gesellschaft am 30. Juli 1889 Konkurs anmelden.
Eckeseyer Straßenbahn
Die noch selbstständige Gemeinde Eckesey gründete am 8. Juni 1894 eine eigene Straßenbahngesellschaft. Am 7. Juli 1895 eröffnete sie eine 2.550 Meter lange Strecke von Eckesey nach Altenhagen, wo sie an die Hagener Straßenbahn-Gesellschaft anschloss.
Akkubahn
Der Unternehmer Adolph Müller aus Hagen gründete 1888 die Akkumulatorfabrik Hagen AG. Da er für seine Produkte eine Referenzstrecke haben wollte, bot er der Pferdebahn an, kostenlos elektrische Straßenbahnen mit Akkumulatoren zur Verfügung zu stellen. Ab dem 7. Januar 1895 fuhren diese Akkubahnen in der Stadt.
Siemens
Am 1. Juli 1896 erwarb die Firma Siemens & Halske die Pferdebahn. Man beabsichtigte, die Bahn zu einer elektrischen Straßenbahn auszubauen. Zusammen mit der Akkumulatorfabrik Hagen AG gründete sie die Hagener Straßenbahn AG. Da die Stadt innerhalb des Stadtgebietes keine Oberleitungen haben wollte, wurde auf der am 12. April 1900 eröffneten Strecke von Haspe nach Gevelsberg der Betrieb über Oberleitung aufgenommen.
Am 20. Oktober 1900 wurde die Eckeseyer Straßenbahn von der Hagener Straßenbahn AG erworben.
Am 22. Oktober 1901 wurde durch den Regierungspräsidenten ein Erlass herausgegeben, der Oberleitungen in der Innenstadt von Hagen zuließ. Ein Widerspruch durch die Stadt wurde durch das Ministerium für öffentliche Arbeiten am 11. März 1902 zurückgewiesen. Am 20. Dezember 1902 waren die Oberleitungen in der Stadt installiert und die Akkubahn hatte ausgedient.
Am 6. Februar 1906 kaufte die Stadt der Firma Siemens die Aktien der Straßenbahn zu 105 % des Kurswertes ab.
Hagener Vorortbahn
Durch wirtschaftliche Schwierigkeiten musste die „Kleinbahn Voerde-Haspe Ges. m. b. H.“ schon den Personenverkehr auf der Kleinbahn Haspe–Voerde–Breckerfeld einstellen. 1927 wurden die Anteile der am Betrieb und Bau beteiligten Firmen übernommen, die Strecke auf Strombetrieb umgestellt und von der hundertprozentigen Tochterfirma „Hagener Vorortbahn GmbH“ betrieben. Eine Ursache für die Übernahme war eine erhoffte Ausweitung des Einflussbereichs der Stadt Hagen auf die Umlandgemeinden, im Angesicht einer besprochenen Eingemeindung der Stadt Haspe. Nach der erfolgten Eingemeindung 1929 ging die mit 3 Millionen Mark verschuldete „Hagener Vorortbahn GmbH“ wegen des nicht mehr finanzierbaren Kapitaldienstes in Konkurs. Nach deren Liquidation ging die Bahn am 29. Mai 1931 direkt in den Besitz der „Hagener Straßenbahn AG“ über, welche die Defizite mit Überschüssen aus anderen Bereichen decken musste.
Bis zur Einstellung der Straßenbahn
Ab dem 15. August 1949 wurde damit begonnen, die Straßenbahn mehr und mehr durch den Omnibus zu ersetzen. Am 29. Mai 1976 fuhr zwischen Markt und Kabel die letzte Straßenbahn. Seit diesem Tag ist die Hagener Straßenbahn AG ein reiner Omnibusbetrieb. Acht sechsachsige Zweirichtungstriebwagen (62–69) wurden nach der Einstellung an die Innsbrucker Verkehrsbetriebe verkauft und, zu Achtachsern umgebaut, bis 2009 auf der Stubaitalbahn eingesetzt. Die Sechsachser 70–81 gingen an die Straßenbahn Würzburg und sechs weitere Sechsachser (60, 61, 82–85) sowie alle vierachsigen Großraumwagen (50–56) gelangten zur Straßenbahn Belgrad.
Als Busunternehmen
Seit dem 1. Januar 1980 ist die HST Mitglied des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. 1999 wurden der Busbetriebshof Oberhagen aufgegeben, seit gibt es noch einen Hauptbetriebshof in Boelerheide, der am 7. April 2000 neueröffnet wurde. Im Herbst 2000 wurde der Busbahnhof am Hagener Hauptbahnhof eröffnet.
Liniennetz
Die meisten Hagener Buslinien (Linien 510–543) werden von der Hagener Straßenbahn AG betrieben, einige zu den Nachbarorten führende Linien jedoch von der DB Rheinlandbus, der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr, der Märkischen Verkehrsgesellschaft und der Bogestra. Zu den Hauptverkehrszeiten (Schüler- und Berufsverkehr) setzt sie E-Wagen (Linienbuchstabe „E“) ein, zwei frühmorgendliche Personalwagen (E1 und E2) sind ebenfalls für reguläre Fahrgäste freigegeben. Im Abend- und Nachtverkehr werden neun NachtExpress-Linien betrieben, zuzüglich einer NE-Linie von DB Rheinlandbus.
Fahrzeuge
Die Hagener Straßenbahn AG betreibt
- 79 Gelenkbusse,
- 86 Solobusse und
- 2 Midibusse.
(Stand: Dezember 2021)
2010 wurden nochmals elf Solo- und zwei Gelenkbusse größtenteils des Typs Mercedes-Benz Citaro beschafft, darunter im Rahmen eines Hybrid-Projekts des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) ein Hybrid-Solowagen von MAN sowie ein Hybrid-Gelenkwagen des Schweizer Busherstellers Hess/Vossloh Kiepe. Heute hat die Hagener Straßenbahn 4 MAN Lion’s City Hybrid im Einsatz, so wie nun auch fünf Hybrid-Gelenkwagen.
Ebenfalls besitzt die Hagener Straßenbahn 20 Busse des Typs Solaris Urbino 12 und 5 Solaris Urbino 18,75 der 3. und 4. Generation.
Tochter- und Subunternehmen
Die Hagener Straßenbahn AG hat 1999 mit Veolia Verkehr, heute Transdev GmbH die HABUS Verkehrsbetriebe GmbH gegründet und hält aktuell 49 % am Unternehmen. Sander Reisen gehört zu 100 % zum Unternehmen. Im Rahmen der Restrukturierung wurde zum 1. Oktober 2005 die Hagener Service GmbH gegründet, zu der Ende 2005 bereits 55 Angestellte, 5 Arbeiter und 3 Auszubildende übergeleitet waren, welche jedoch nicht mehr zur Hagener Straßenbahn AG gehört.
Weitere Busunternehmen, die Subunternehmerleistungen für die Hagener Straßenbahn erbringen sind Hausemann & Mager, Busreisen Fries und Grimm Reisen.
Trivia
Im Handelsregister des Amtsgerichts Hagen hat die Hagener Straßenbahn AG die Nummer 1, daher wird bisher auf eine Umbenennung in Verkehrsbetriebe Hagen o. ä. verzichtet.[1]
Literatur
- Dirk Göbel, Jörg Rudat: BITTE EINSTEIGEN – Mit der Straßenbahn quer durch Hagen. ardenkuverlag, 2009, ISBN 978-3-932070-95-2.
- Dirk Göbel, Jörg Rudat: BITTE UMSTEIGEN – Mit der Linie 11 ins Grüne. ardenkuverlag, 2012, ISBN 978-3-942184-08-3.
- Dirk Göbel, Jörg Rudat: Vor 30 Jahren: Im letzten 1 1/2 Decker durch Hagen. in: HagenBuch 2010, S. 67–75, ardenkuverlag, ISBN 978-3-932070-95-2.
- Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland, Band 4 Ruhrgebiet EK-Verlag, Freiburg i.Br. 1994, ISBN 3-88255-334-0.
Weblinks
- Homepage der Hagener Straßenbahn AG
- 125 Jahre Hagener Straßenbahn AG 1884–2009 (PDF; 6,1 MB)
- HVG-Jahresbericht 2019 (PDF; 1,3 MB)
- Dokumentation von Überresten stillgelegter Bahnen im Raum Rhein-Ruhr-Wupper u. a. auch Hagen
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Hagener Straßenbahn AG in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft