Breitseite
Unter Breitseite versteht man das gemeinsame Abfeuern der Geschütze an einer der beiden Längsseiten eines Kriegsschiffes. Die Breitseite ist das bevorzugte Schussverfahren des Linienschiffes.
Entwicklung
Bis zur Blüte der Entwicklung zum Segelschiff im 15. Jahrhundert wurden Kriegsschiffe aufgrund der besseren Manövrierbarkeit mit Rudern angetrieben. Darum standen die Längsseiten der Schiffskörper nicht im vollen Maße der Bewaffnung zur Verfügung. Mit der Entwicklung der Segelschiffe, die am Wind (gegen den Wind) laufen konnten, standen die Bordseiten der Bewaffnung mit Kanonen zur Verfügung.
Um die maximale Wirkung auf den Feind zu erzielen, musste ein Linienschiff den Gegner querab bekommen, d. h. seitlich, denn die Kanonen ließen sich nur in einem engen Bereich ausrichten. Bevorzugt wurde die Luvstellung, denn sie gewährte die taktische Initiative. Gefeuert wurde dann gleichzeitig auf eine Entfernung von mindestens 200 bis 300 Meter durch ein Kommando des Schiffskommandanten aus allen Kanonen der jeweiligen Seite. Die Wirkung auf den Feind war stärker als bei der Summe von Einzelschüssen. Auch war die Rauchentwicklung beim Zielen weniger hinderlich. Es ist allerdings fraglich, ob die Breitseite als gleichzeitiges Abfeuern aller Kanonen oft oder überhaupt durchgeführt wurde, solange die Schiffe noch aus Holz gebaut waren. Laut dem britischen Seefahrt-Historiker Ernle Bradford hätten die aus Holz gebauten Schiffe die enorme Erschütterung durch den Rückstoß nicht lange ausgehalten, so dass in der Regel das sogenannte Kabbel-Feuer eingesetzt wurde, bei dem die Kanonen nacheinander vom Bug zum Heck abgefeuert wurden.
Andererseits mussten die schnellsten Geschützbesatzungen (bis zu 14 Mann) auf die langsameren warten. So waren zu Beginn eines Feuerwechsels die Breitseitenfolgen stets präziser und wirksamer. Die erste Breitseite war die wertvollste, denn sie konnte mit sorgfältig geladenen Geschützen durchgeführt werden.
19. Jahrhundert
Nachdem im Laufe des 19. Jahrhunderts und besonders gegen dessen Ende die Schiffsgeschütze eine große Verbesserung bezüglich Schussfolge, Zerstörungskraft und Kalibergröße erfuhren, bekam die Breitseite eine neue taktische Bedeutung. Die Gefechtsentfernungen hatten sich infolge der größeren Reichweiten bedeutend erhöht (auf einige tausend Meter), so dass nicht mehr über Kimme und Korn, sondern nach Schusstabellen gezielt wurde. Durch das Abfeuern möglichst vieler Geschütze eines Kalibers zum selben Zeitpunkt konnte durch die Beobachtung des Einschlages die Ausrichtung der Geschütze zur nächsten Salve verbessert werden, bis die Treffer deckend lagen. Das Ziel wurde eingegabelt.
Um einen Vergleich zwischen Breitseiten verschiedener Schiffe oder Schiffsverbänden zu ermöglichen, wurde das sogenannte Breitseitengewicht herangezogen. Dieses Maß galt aber bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs als veraltet.
Übertragene Bedeutung
Der Begriff „Breitseite“ wird auch im übertragenen Sinne verwendet, wenn etwa bei einer Diskussion durch massiven Einsatz von Argumenten oder Einschüchterungen der Gesprächspartner beeindruckt werden soll. Hierbei ist zwischen Argumenten und Einschüchterungen zu unterscheiden: Begründbare Argumente zielen auf die Sache ab, unbegründbare Einschüchterungen auf die Person.