Gustavo Sánchez Salazar

Gustavo Sánchez Salazar (* 10. Juli 1928 i​m Municipio Totora (Cochabamba)) i​st ein ehemaliger bolivianischer Journalist u​nd Politiker.

Leben

Gustavo Sánchez Salazar ist der Sohn von Bernadiana Salazar († 9. November 1982) und Arthuro Sánchez († März 1931), einem Gutsbesitzer, Aktivisten der Partido Liberal und mehrfachen Provinzgouverneur. Er ist ein Halbbruder von Félix und Rubén Sánchez Valdivia. Er studierte Landwirtschaft an der Universidad San Simón de Cochabamba. Er heiratete die Dorfschullehrerin Alina Escóbar. Sie haben eine Tochter und drei Söhne. In seiner Jugend war er ein Mitglied der Partido de Izquierda Revolucionaria (PIR). 1949 war er in der Leitung der Federación Universitaria Local (FUL) von Cochabamba. Nach dem Víctor Paz Estenssoro in Ucurena ein Gesetz zu einer Landreform unterzeichnet hatte, war Gustavo Sánchez Salazar Koordinator der Agrarreform auf Departementsebene. In den 1950er Jahren unterstützte der junge Agraringenieur die Central Obrera Boliviana. Um die Revolution des 9. April 1952 zu verteidigen war er mehrfach in bewaffnete Auseinandersetzungen verwickelt. Mit Prominenten Linken war er einige Zeit im Lager Puerto Villarroel interniert. In Santa Cruz de la Sierra arbeitete er als Verlagslektor, Reporter, Redakteur und schließlich als stellvertretender Chefredakteur der Tageszeitung Progresso. 1962 wurde er Korrespondent der Tageszeitung El Mundo aus Cochabamba in Santa Cruz de la Sierra und Monate später war er Korrespondent der Tageszeitung El Diario aus La Paz. Er war an der Gründung der Kooperative der Morgenzeitung Extra beteiligt und war Korrespondent der Nachrichtenagentur Fides. Ende 1963 wurde er von Elizabeth Burgos und Régis Debray besucht.

Am 10. April 1967 geriet e​ine Abteilung d​er Streitkräfte Boliviens i​n einen Hinterhalt d​es Ejército d​e Liberación Nacional. Dabei k​amen Jesús Suárez Gayol s​owie elf Armeeangehörige u​ms Leben. 30 Armeeangehörige, darunter Rubén Sánchez Valdivia, wurden gefangen genommen.[1]

Geheimpolizisten v​on René Barrientos Ortuño hatten Régis Debray d​en Fotografen George Andrew Roth (* 1923; † 2003) u​nd den Zeichner Ciro Bustos a​m frühen Morgen d​es 20. April 1967 i​n Muyupampa verhaftet. Nachdem Rubén Sánchez Valdivia i​hre Erschiessung vereitelt hatte, wurden s​ie nach Camiri gebracht, w​o Gustavo Sánchez Salazar Debray interviewte u​nd von Ciro Roberto Bustos porträtiert wurde.[2] Mit seinem Stiefbruder Rubén Sánchez Valdivia, d​er das Regimento Colorado, Personenschutz v​on Juan Torres Gonzáles, kommandierte, erreichte Sánchez, d​ass Régis Debray a​m 23. Dezember 1970 m​it einem Flugzeug d​er Fuerza Aérea Boliviana n​ach Iquique ausgeflogen wurde.

Am 9. Oktober 1967 berichtet Gustavo Sánchez a​us der Schule La Higuera i​n Vallegrande, w​o Che Guevara erschossen worden war.

Im November 1970 ernannte Juan José Torres, Gustavo Sánchez Salazar z​um Präfekt d​es Departamento Cochabamba. Von April b​is 3. August 1971 w​ar Gustavo Sánchez Salazar u​nter dem Vorwurf d​er Beteiligung a​m Mord a​n dem Jorge Solis Román (ex-Ministro d​e Asuntos Campesinos) i​n Haft. Als Hintergrund w​ird eine Rivalität m​it Jorge Gallardo Lozada angenommen.

Nach einem Hungerstreik erhielt Beate Klarsfeld Ende September 1971 von Manfred Ludolph vom Referat für Nationalsozialistische Gewaltverbrechen der Münchner Staatsanwaltschaft I eine Fotografie aus El Diario, die Klaus Barbie in einer Gruppe Geschäftsleute zeigte. Serge Klarsfeld verabredete sich mit Régis Debray, Klaus Barbie zu entführen. Debray empfahl, Gustavo Sánchez Salazar mit der Aufgabe zu betrauen. Nach dem Putsch, der Hugo Banzer Suárez an die Macht brachte, ging Sánchez Salazar ins Exil nach Chile, da er die chilenisch-bolivianische Grenze von Reisen zu seiner Mutter kannte. Am 20. Oktober 1972 reiste Sánchez zu den Klarsfelds nach Paris. Er hielt für die Entführung eine Unterstützung durch die Streitkräfte Boliviens erforderlich. Im Dezember 1972 traf sich Serge Klarsfeld in Santiago de Chile mit Debray und nach einer Reise mit einem Kleinflugzeug in Copiapó mit Sánchez. Ein für die Entführung gemietetes Taxi hatte bei einem Unfall einen Totalschaden. Ein Verbindungsmann im Generalstab der Streitkräfte Boliviens wurde nach einem Putschversuch verhaftet. Nach dem Putsch in Chile 1973 musste der Plan aufgegeben werden.

Von Ende 1978 bis 1982 lebte Gustavo Sánchez Salazar in Havanna, wurde bei Radio Havanna und Prensa Latina beschäftigt. Im Juli 1980 wurde er von Manuel Piñeiro nach La Paz gesandt, um Luis García Meza Tejada zu seinem bevorstehenden Putsch zu interviewen, dieser erklärte off-the-record: Ich werde Präsident von Bolivien, sag das meinen Freund Fidel Castro, grüße ihn von mir, ich mache Revolution wie er und dass Bolivien Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten würde. Auf dem Rückweg zum Hotel Sucre, wo Sánchez Salazar untergebracht war, traf er Alfredo Ovando Candía. Beide kannten sich aus einer gemeinsamen Jugend bei der Partido de Izquierda Revolucionaria (PIR). Beim Mittagessen berichtete Ovando, was passieren wird: Es ist wahr, "Caballo" (dt. Pferd, Spitzname von Luis García Meza Tejada, da er ein guter Reiter war) wird einen Staatsstreich ausführen, aber der mit der Ausführung beauftragt ist ein Freund von mir und bat mich um Rat, aber ich konnte ihm keinen Rat geben, da er eine Furie ist. Wer ist diese Furie? Oberst Luis Arce Gómez. Arce war Ovandos Adjutant während dessen Präsidentschaft vom 2. Januar bis 6. August 1966.

Sánchez erfuhr v​on Ovando, d​ass Arce beabsichtigte, d​ie Führung d​er Central Obrera Boliviana, COB, Marcelo Quiroga Santa Cruz, Hernán Siles Zuazo, Juan Lechín Oquendo, Simón Reyes, Toño Araníbar u​nd weitere Leiter z​u ermorden. Ovando erklärte, d​ass er d​ie genannten Personen, außer Siles, n​icht kannte u​nd gestattete Sánchez, s​ie zu warnen.[3]

Am 4. Februar 1983 u​m 9.30 Uhr ernannte Siles Sánchez z​um Vize-Innenminister. Um 22.00 Uhr desselben Tages w​urde Klaus Barbie über d​ie Militärbasis El Alto u​nter Federführung v​on Sánchez n​ach Französisch-Guayana abgeschoben.

Unter d​er Präsidentschaft v​on Siles w​ar er v​on März 1985 b​is 5. August 1985 Ministro d​e Gobierno.

Veröffentlichungen

  • Barbie, criminal hasta el fin, Legasa, Buenos Aires, 1987.
  • mit Luis González The Great Rebel, Che Guevara in Bolivia, Grove Press, Nueva York, 1969.

Einzelnachweise

  1. Capítulo 19: "Impacto en el ejército" (Memento des Originals vom 24. Januar 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nnc.cubaweb.cu
  2. Página/12, 1. Oktober 2001, ¿Quién traicionó al Che?: la otra cara de Judas
  3. Ricardo Herrera F. in Los Tiempos, 9. August 2009, Gustavo Sánchez (Memento des Originals vom 19. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lostiempos.com « Klaus Barbie ejecutaba las órdenes de Arce Gómez »
VorgängerAmtNachfolger
Federico Álvarez PlataInnenminister von Bolivien
März 1985 bis 5. August 1985
Federico Kaune Arteaga
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.