Grasberg
Grasberg (niederdeutsch Grasbarg) ist eine Gemeinde im niedersächsischen Landkreis Osterholz.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Osterholz | |
Höhe: | 5 m ü. NHN | |
Fläche: | 55,77 km2 | |
Einwohner: | 7885 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 141 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 28879 | |
Vorwahl: | 04208 | |
Kfz-Kennzeichen: | OHZ | |
Gemeindeschlüssel: | 03 3 56 002 | |
Gemeindegliederung: | 17 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Speckmannstraße 30 28879 Grasberg | |
Website: | ||
Bürgermeisterin: | Marion Schorfmann (CDU) | |
Lage der Gemeinde Grasberg im Landkreis Osterholz | ||
Geografie
Gemeindegliederung
Die Gemeinde besteht aus den folgenden Ortsteilen (in Klammern das Jahr der Gründung):
- Wörpedorf (1751)
- Eickedorf (1753)
- Rautendorf (1762)
- Schmalenbeck (1762)
- Dannenberg (1780)
- Tüschendorf (1782)
- Meinershausen (1785)
- Grasdorf (1784)
- Huxfeld (1789)
- Seehausen (1790)
- Mittelsmoor (1792)
- Otterstein (1794)
- Adolphsdorf (1800)
- Weinkaufsmoor (1826)
- Grasberg (Kernort) (1831)
Geschichte
Bis etwa 1750 war das Gebiet der heutigen Gemeinde Grasberg ein unwegsames und völlig unbewohntes Moor. Nur die an beiden Flussufern der Wörpe gelegenen Grünflächen wurden von den Tarmstedter und Wilstedter Bauern landwirtschaftlich genutzt.[2]
Dann wurde Jürgen Christian Findorff vom hannoverschen Kurfürsten mit der Trockenlegung und Besiedlung beauftragt. Er gründete zahlreiche Dörfer, zunächst Wörpedorf (1751) und Eickedorf (1753).
Der Grasberg war ursprünglich ein weithin sichtbarer und wegen seines frischen Grüns auffälliger[2] Sandhügel (5 m ü. NHN), der offenbar trocken genug war, dass dort Gras wachsen konnte.[3] Wahrscheinlich wurde dieses Gelände schon vor der Besiedlung „Grasberg“ genannt.[2]
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Darauf wurde ab 1785 auf Veranlassung von Findorff eine Kirche gebaut. Am Sonntag, dem 1. November 1789 wurde von Landessuperintendent Johann Hinrich Pratje die Kirchweihe gehalten. Zu diesem Anlass kamen 4.000 Gläubige, die das Gotteshaus bei weitem nicht zu fassen vermochte.[4]
Offiziell besteht die Ortschaft Grasberg erst seit dem 1. Januar 1831, obwohl an dieser Stelle bereits ab 1776 eine kleine Siedlung entstanden war, die jedoch zunächst als Eickedorfer Vorweide betrachtet wurde.[5]
Einwohnerzahlen und Eingemeindungen
1910 waren alle fünfzehn heutigen Ortsteile von Grasberg noch selbstständige Dörfer, Grasberg war davon der zweitkleinste. In den 1920er Jahren wurden vier davon aufgrund ihrer geringen Einwohnerzahl in größere Nachbargemeinden eingegliedert.[6] Die Einwohnerzahlen für 1910[7] und 1939[8] sind in der Tabelle rechts aufgelistet.
Wörpedorf, Grasberg und Eickedorf wuchsen mit zunehmender Besiedlung zusammen. Bereits vor 1974 kam es zum Zusammenschluss unter dem Namen Grasberg.
Am 1. März 1974 wurden die Gemeinden Adolphsdorf, Dannenberg, Huxfeld, Otterstein, Rautendorf, Schmalenbeck, Seehausen und Tüschendorf sowie Gebietsteile der aufgelösten Gemeinde Heidberg eingegliedert. Am 1. Juli 1976 kam ein Gebietsteil der Gemeinde Wilstedt mit damals etwas weniger als 50 Einwohnern (Wilstedter Moor) hinzu.[9] Gebietsteile der Nachbargemeinde Tarmstedt (Tarmstedter Moor) folgten 1983.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat der Gemeinde Grasberg besteht aus 20 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl von 7.001 bis 8.000 Einwohnern.[11] Die 20 Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit begann am 1. November 2016 und endet am 31. Oktober 2021.
Stimmberechtigt im Rat der Gemeinde ist außerdem die hauptamtliche Bürgermeisterin Marion Schorfmann (CDU).
Die Kommunalwahl vom 11. September 2016 ergab das folgende Ergebnis:
CDU | 13 Sitze |
SPD | 4 Sitze |
GRÜNE | 3 Sitze |
Bürgermeister
Hauptamtliche Bürgermeisterin der Gemeinde Grasberg ist seit 2006 Marion Schorfmann (CDU).[12] Bei der letzten Bürgermeisterwahl 2014 wurde sie ohne Gegenkandidaten mit 90,8 % der Stimmen wiedergewählt.[13]
Wappen
Blasonierung: „In Silber auf grünem gebogenen Schildfuß, belegt mit einer silbernen Wellenleiste, eine rote Kirche mit vorangestelltem Turm mit roten Fenstern, offenem Tor und geschindeltem Spitzdach, mit goldenem Kreuz besteckt, beidseitig begleitet von je einem auswärts geneigten grünen Eichenblatt.“
Das Wappen bezieht sich in allen Symbolen auf die 1968 zusammengeschlossene Gemeinde Grasberg. Der grüne Berg (Schildfuß) und die rote Kirche (Grasberger Kirche) symbolisieren Grasberg, die Wellenleiste, steht für die Wörpe von Wörpedorf und die Eichenblätter für Eickedorf.
Gemeindepartnerschaften
- Szamocin, Gemeinde in Polen
- Suså (Suså Kommune), Gemeinde in Dänemark, Partnerschaft beendet, da Suså im Rahmen einer Kommunalreform aufgelöst wurde.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museum Findorff-Hof
Der Findorff-Hof ist eine bäuerliche Hofanlage, wie sie in den Moordörfern der Region im 19. Jahrhundert typisch war. Das Haupthaus als Mittelpunkt der Hofanlage ist als Museum eingerichtet und dient dem Findorff-Heimatverein Grasberg e. V. als Wirkungsstätte.[14]
Grasberger Kirche
Die evangelisch-lutherische Grasberger Kirche wurde 1781–1789 von Jürgen Christian Findorff erbaut. Sie birgt als Besonderheit eine ursprünglich 1694 für ein Hamburger Waisenhaus gebaute Orgel von Arp Schnitger. Sie ist in ihrer Form die einzige erhaltene kleine Stadtorgel dieses bekannten Orgelbauers.
Dorfparade im Juli
In der dritten Juliwoche findet jährlich, anlässlich des Schützenfestes im Ortsteil Huxfeld, die Dorfparade statt. Erstmals startete dieser Umzug, gemäß dem Motto der Loveparade von 1998 mit einem Wagen und 30 Besuchern. Veranstalter sind die Dorfjugend Schmalenbeck und der Schützenverein Huxfeld. 2014 waren 20 Wagen und ca. 2500 Besucher dabei.[15]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Grasberg ist Teil der europäischen Metropolregion Nordwest. Von den 1106 Beschäftigten kommen aus den Bereichen Handel, Gastgewerbe und Verkehr 34 %, Produzierendes Gewerbe 32 %, Dienstleistungen 27 %, sowie Land- und Forstwirtschaft 6 %. Grasberg verzeichnet 662 Einpendler und 2300 Auspendler; vornehmlich aus und nach Bremen. (Alle Zahlen aus 2010)
Der Ort verfügt über die Gewerbegebiete Huxfeld-Nord und Wörpedorfer Ring
Zu regional wie überregional bekannten Unternehmen aus Grasberg gehören:
- der Lebensmittelhersteller Zeisner Feinkost GmbH & Co. KG (Würzsaucen, insbesondere Tomatenketchup)
- Photovoltaikgroßhandel und Photovoltaikmontagesystemhersteller SEN Solare Energie Nord Vertriebsgesellschaft mbH
- Michaelis Maschinenbau GmbH
- Cordes Rindenmulch
Die ehemalige Wörpedörfer Mühle war ein am Ortseingang gelegener Mühlen-, Futtermittel- und Landhandelsbetrieb, dessen mehrmals erweiterte Betriebsanlage aus Silos und Mühlengebäuden seit den 1930er Jahren bis zum Abriss von 2011 das Ortsbild prägte und ein Wahrzeichen von Grasberg bildete. Das von mehreren Generationen der Familie Gieschen geführte Unternehmen entstand 1904 aus einem alten Mühlengebäude und erhielt 1925 einen eigenen Gleisanschluss der Kleinbahn Bremen–Tarmstedt. 1936 wurde der erste Getreidesilo mit dem damals „enorm großen Fassungsvermögen“ von 400 Tonnen errichtet. 1962 kam eine große Getreidetrocknungsanlage hinzu, während die Feinmehlproduktion aufgegeben wurde. 1973 trat das Unternehmen dem Hansa-Landhandel-Lahde-Verbund bei. 1999 zerstörte ein Großbrand weite Teile des Mühlenkomplexes in Grasberg. Nach Verlagerung der Unternehmensaktivitäten auf Filialen in Mulmshorn und Wilstedt und dem Bau eines neuen Werks im Bremer Getreidehafen wurde die Wörpedörfer Mühlenanlage aufgegeben und 2011 abgerissen.[16]
Öffentlicher Verkehr
Die Regionalbus-Linie 630 des VBN[17] verbindet Grasberg mit Bremen und Zeven. Im Nachtverkehr vor Sonn- und Feiertagen fährt die Linie als N63 stündlich mit Anschluss von und zur Linie 4 der Bremer Straßenbahn in Falkenberg.
Der Bürgerbus 612 und 616[18] erschließt seit dem 15. November 2010 die westlichen Ortschaften und Teile von Worpswede. Es wird ein Bus eingesetzt, der montags bis freitags tagsüber im Zweistundentakt verkehrt.
Die Kleinbahn Bremen–Tarmstedt („Jan-Reiners-Bahn“) war von 1900 bis 1956 in Betrieb und hatte auf dem heutigen Gemeindegebiet die drei Bahnhöfe Wörpedorf-Grasberg, Eickedorf und Tüschendorf.
Literatur
- Karl Lilienthal: Jürgen Christian Findorffs Erbe. Melloh, Lilienthal 1982. Reprint der 3. Auflage von 1931.
- Rolf Metzing, Johann Schriefer, Fritz Westphal: Grasberg. Saade, Osterholz-Scharmbeck 1987, ISBN 3-922642-17-9.
- Schwietering, Volkhard: Dem Schöpfer geweiht – Geschichte und Geschichten der Kirche Grasberg 1789–1989. Saade, Osterholz-Scharmbeck 1989.
- Die Gemeinden der Region: Ein aufstrebender Ort am Rand des Teufelsmoores, in: Weser-Kurier, 24. Juni 2010
Weblinks
- Grasberg, Offizielle Webpräsenz
- Adolphsdorf, Ortsteil von Grasberg, Dorfgemeinschaft
- Huxfeld-Mittelsmoor, Ortsteil von Grasberg, Dorfgemeinschaft
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Grasberg: Auf den Spuren des Moorkolonisators Jürgen Christian Findorff Landschaftsverband Stade, abgerufen am 16. Dezember 2016
- Jürgen Udolph (Recherche): Der „Ortsnamenforscher“. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Webseite NDR 1 Niedersachsen. Archiviert vom Original am 2. Dezember 2016; abgerufen am 4. August 2019.
- Von der Kirchweihe in Grasberg vor 225 Jahren
- Vom Moordorf zur modernen Kommune
- Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen: Provinz Hannover Verlag des Preußischen Statistischen Landesamts, 1930
- http://www.gemeindeverzeichnis.de/gem1900/gem1900.htm?hannover/osterholz.htm
- Michael Rademacher: Osterholz. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 243 f.
- Gemeindewahl am 11. September 2016
- Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; § 46 – Zahl der Abgeordneten, abgerufen am 21. November 2014
- Eine Frau mit schneller Leitung Osterholzer Kreisblatt 4. Februar 2012
- Einzelergebnisse der Direktwahlen am 25. Mai 2014 in Niedersachsen (Memento des Originals vom 3. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 14. November 2014
- Der Findorff-Hof auf der Internet-Präsenz der Gemeinde Grasberg
- Dorfparade 2014 Schützenverein Huxfeld, abgerufen am 19. Dezember 2016
- Heinrich Bücken: Die Wörpedörfer Mühle. In: Heimat-Rundblick. Geschichte, Kultur, Natur. Nr. 106, 3/2013 (Herbst 2013). Druckerpresse-Verlag, ISSN 2191-4257, S. 13.
- Linienfahrpläne Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen
- Bürgerbus Grasberg-Worpswede