Gothawagen
Gothawagen werden die von 1957 bis 1967 vom VEB Waggonbau Gotha (ehemals Waggonfabrik Gotha) konstruierten und dort produzierten Einheitsstraßenbahnwagen der DDR genannt.
Geschichte
Die Konstruktion und das Design lehnen sich an Fahrzeuge für Erfurt aus dem Jahr 1936 und den in den Ende der 1930er Jahre geplanten zweiachsigen Einheitsstraßenbahnwagen an. Teilweise wurden auch Bauteile aus den LOWA-Wagen des Typs ET 54 aus der Waggonfabrik Werdau verwendet. Diese wurden ab 1954 ebenfalls in Gotha gefertigt.
Die Typenreihe reichte von den T 57 bis zu den Typen T2-62 bzw. G-4-65-Gelenkwagen. Letztere entstanden nach einem Vorbild ähnlicher Wagen von Credé in Kassel. Die Fahrzeuge bekamen Einheitsfahrschalter, später unterflur angeordnet, und zwei 60-kW-Motoren in Reihen-/Parallelschaltung mit Shunt, Schienenbremsen mit Frischstromrelais, Ratschenhandbremsen, eine Kleinspannungsanlage (24 V) mit Umformer und üblicherweise Scharfenbergkupplungen. Trotz des gegenüber vierachsigen Drehgestellfahrzeugen unruhigeren Laufs und der deutlich hörbaren „Kurvengeräusche“ waren die Fahrzeuge wegen ihrer Robustheit und guten Bedienbarkeit bei Personal und Fahrgästen beliebt.
Ab 1966 durften in der DDR keine neuen Straßenbahnen gebaut werden, sondern mussten aus der damaligen Tschechoslowakei importiert werden. Da man anfangs keine Fahrzeuge für den Einsatz in der DDR zur Verfügung stellen konnte, wurden durch ČKD Tatra die Gothawagen unter der Bezeichnung T2D/B2D weiterproduziert. Da die gelieferten Mengen nicht ausreichten und auch Zweirichtungswagen gebraucht wurden, wurden in der Folge die für Berlin entwickelten Rekowagen des Reichsbahnausbesserungswerks Berlin-Schöneweide auch an andere Straßenbahnbetriebe der DDR geliefert.
Gothawagen waren in der DDR und der Sowjetunion im Einsatz. In einigen der Nachfolgestaaten sind sie es immer noch, wurden jedoch auch weiterverkauft. In der DDR wurden die Fahrzeuge schrittweise ab 1975 zu Gunsten von Tatra-Straßenbahnen ausgesondert. Letzte Einsätze im Linienbetrieb großer Straßenbahnbetriebe gab es 2003. In Deutschland sind Gothawagen noch bei der Kirnitzschtalbahn in Bad Schandau, der Woltersdorfer Straßenbahn (bei Berlin) und bei der Naumburger Straßenbahn im täglichen Einsatz. In Jewpatorija (Ukraine), auf der Linie T3 in Istanbul und in Bursa (Türkei) fahren die Wagen heute noch.