Glocknerhaus (Heiligenblut am Großglockner)
Das Glocknerhaus ist ein Berggasthof der Sektion Klagenfurt des ÖAV. Es steht an der Großglockner-Hochalpenstraße, etwas unterhalb des Endes der Pasterze, im Gemeindegebiet von Heiligenblut am Großglockner im Bundesland Kärnten.
Glocknerhaus (Heiligenblut am Großglockner) ÖAV-Gasthaus Kategorie II | ||
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Südostansicht des Glocknerhauses; im Hintergrund der Großglockner | ||
Lage | an der Großglockner-Hochalpenstraße; Kärnten, Österreich; Talort: Heiligenblut | |
Gebirgsgruppe | Glocknergruppe | |
Geographische Lage: | 47° 4′ 10,9″ N, 12° 46′ 5,8″ O | |
Höhenlage | 2132 m ü. A. | |
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Besitzer | Alpenverein Klagenfurt des ÖAV | |
Bautyp | Gasthaus | |
Übliche Öffnungszeiten | Anfang Mai bis Ende Oktober (Öffnung Hochalpenstraße) | |
Beherbergung | 48 Betten, 40 Lager, 8 Notlager | |
Winterraum | 8 Lager | |
Weblink | Website des Glocknerhauses | |
Hüttenverzeichnis | ÖAV DAV |
Geschichte
Frühe Pläne
Erzherzog Johann von Österreich ließ 1834 eine Unterkunftshütte in der Gamsgrube errichten, welche 1870 durch die Hofmannshütte ersetzt wurde, für die damalige Zeit aufgrund der Unzugänglichkeit des Gebietes eine herausragende Leistung. Die Alpenvereinssektion Klagenfurt – gegründet am 27. Februar 1872 – war zu Beginn ihres Bestehens vorwiegend im Glocknergebiet aktiv, daraufhin kam es bald zu Überlegungen auch in der Nähe der Pasterze eine Unterkunft zu errichten. Der Gedanke, an jener Stelle ein Schutzhaus zu bauen, war schon weitaus früher vorhanden. Das Land Kärnten wollte zur Erinnerung an den Besuch Kaiser Franz Joseph I. und der Kaiserin Elisabeth am 7. September 1856 am Bretterboden, der späteren Elisabethruhe, ein Haus errichten, das Projekt kam aber nie über die Planungsphase hinaus.
Die frühen Jahre
Der Bau wurde am 16. Juni 1875 begonnen und die Sektion hatte schon vor diesem Datum mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen: Das Projekt war für diese Zeit sehr großzügig ausgelegt und so fehlte es bei manchen Investoren am Vertrauen in das Projekt. Zur Aufbringung der notwendigen Geldmittel mussten also Geldsammlungen eingeleitet werden, die dann aber sehr erfolgreich waren. Die Bauaufsicht übernahm der Postmeister aus Winklern im Mölltal, Lorenz Wernisch, der Rohbau wurde Ende August 1875 fertiggestellt. Die Geldvorräte waren damit bald aufgebraucht, die Sektion entschloss für den doch unüblichen Weg einer Lotterie (Hauptgewinn: ein Bösendorferflügel), 50.000 Lose wurden aufgelegt, der Bau konnte bald fertiggestellt werden.
Somit hatte auch Kärnten einen zentralen Zugang ins Glocknergebiet, in Osttirol war mit der Stüdlhütte, in Salzburg mit dem Rauriser Tauernhaus und der Rudolfshütte die notwendige Infrastruktur weitgehend gegeben. Der Besucherzustrom (1881: 1520 Personen) war aber nach sechs Jahren schon so groß, dass nachdrücklich über eine Vergrößerung beraten werden musste. Aufgrund nicht zu bewältigender Geldprobleme musste von diesem Vorhaben aber vorerst Abstand genommen werden, erst 1885 war es möglich, die geplante Erweiterung unter der Leitung von Ing. Perl durchzuführen. In diesem Jahr wurde auch eine neue Straße über den Iselsberg fertiggestellt, jetzt war es auch Doppelspännern möglich, nach Heiligenblut zu reisen, der Zustrom zum Glocknerhaus wuchs somit auf 2001 Personen pro Jahr an und im Jahr 1886 erhielt das Glocknerhaus einen weiteren Zubau.
Die Glocknerstraße
1893 wurde schließlich dem immer stärker werdenden Wunsch nachgegeben, eine Fahrstraße zur Hütte zu trassieren, für „Personen, denen es nicht möglich ist, Saumwege zu benutzen, das Glocknerhaus zu erreichen.“ Diese aus heutiger Sicht schwerwiegende Entscheidung führte diese Straße in 13-jähriger Bauzeit unter der Leitung von Ing. Teischinger 1908 bis zur Hütte. Die Straße hatte eine Länge von 11,2 km, war von einigen Ausweichstellen abgesehen 2,5 m breit und bot eine durchschnittliche Steigung von 10 %. Die Strecke war aber keineswegs ausgebaut, Stützmauern und andere Sicherheitsmaßnahmen mussten noch verbessert werden. Zudem erschwerten noch Naturereignisse die Fertigstellung, 1917 wurde die Straße oberhalb von Heiligenblut auf 2 km fast vollständig zerstört, erst 1922 konnte sie für gewöhnliche Fahrzeuge wieder freigegeben werden. Namhafte Spender wie der Österreichische Automobil-Club und die ständig als Retter fungierende Kärntner Sparkasse halfen den Erbauern so weit, dass das Projekt nach über zwei Jahrzehnten übergeben werden könnte. Die Straße entwickelte sich bald zur größten Attraktion des Oberkärntner Fremdenverkehrs. Die Erhaltung des damals noch nicht ausgebauten Zuganges erwies sich schon vor dem Ersten Weltkrieg als sehr schwierig, zumal die Erträge des Schutzhauses selbst dazu verwendet werden mussten. Der Zustand des Glocknerhauses selbst litt natürlich unter diesem Umstand, Ausbau- bzw. Sanierungspläne wurden immer wieder verschoben.
Die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Glocknerstraße war somit das vorrangige Ziel der Sektion Klagenfurt, die Kärntner Landesregierung genehmigte daraufhin eine Mauteinhebung zur allgemeinen Erhaltung der Trasse. Diese Mauteinnahmen wurden aber in weiterer Folge zum Anlass genommen, der Sektion Klagenfurt seitens verschiedener Institutionen Beschwerden zukommen zu lassen. Dieser langwierige Disput endete schließlich am 15. Mai 1931 mit dem Verkauf des obersten Teiles der Straße (Gletscherstraße zur Franz-Josefs-Höhe) an die neu gegründete Großglockner-Hochalpenstraßen AG (GROHAG). Der Restteil der Straße wurde der GROHAG als Option nach der Fertigstellung der Großglockner-Hochalpenstraße angeboten.
Neubeginn am Glocknerhaus
Das Glocknerhaus blieb nach dem Ersten Weltkrieg bis 1929 geschlossen, Naturgewalten, Einbrüche und Vandalismus gaben dem Haus kein einladendes Aussehen. Wieder steigende Besucherzahlen und die bereits erwähnte Fertigstellung der Straße rechtfertigten eine Sanierung bzw. eine Aufstockung des Hauses, die in den Jahren 1926/27 erfolgten. Die Beliebtheit des Glocknerhauses nahm von Jahr zu Jahr zu, naturgemäß stellte der Zweite Weltkrieg eine Zäsur dar. Die englische Besatzungsmacht in Kärnten und der Steiermark beschlagnahmte 1945 das Schutzhaus und machte es bis 1948 zum Standort der britischen Hochgebirgsschule für Offiziere. Nach der Rückgabe des Besitzes musste wirklich von einem Neubeginn gesprochen werden, die Bausubstanz war in einem fürchterlichen Zustand, das Inventar gestohlen oder vollkommen unbrauchbar. Die Bewirtschaftung wurde 1948 wieder aufgenommen, notwendige Instandsetzungen gingen 1955 in einen größeren Um- und Ausbau über. Die vorhergehenden, mehrmaligen Um- und Zubauten bildeten einen funktional nicht befriedigenden Grundriss, worauf das Haus grundlegend umgebaut wurde. Nach einer intensiven Bauphase wurden die Bemühungen 1964 beendet und das Glocknerhaus war als attraktiver Stützpunkt im Talschluss der Möll wiederhergestellt.
Das Haus heute
Die letzten Jahrzehnte zeichneten sich auf baulicher Seite nicht mehr durch massive Maßnahmen, sondern durch Hebung des allgemeinen Standards aus. Der teilweise Umstieg auf erneuerbare Energie durch die Installation einer Photovoltaikanlage zeigt natürlich auch den verständlichen Ausdruck des schonenden Umgangs mit der Natur. Dieser Gedanke zeigt – im Bewusstsein der Eingriffe an der 300 m höher gelegenen Franz-Josefs-Höhe, dem touristischen Zentrum des Glocknergebiets mit seiner großräumigen verkehrstechnischen und baulichen, nicht unbedenklichen Infrastruktur – den sensibleren Umgang mit den Randzonen des Nationalparks Hohe Tauern („sanfter Tourismus“).
Das Glocknerhaus ist durch seine Lage schlecht in das Bergwegenetz eingebunden und konzentriert sich daher heute auf Durchreisende.
In den 2000er Jahren erfolgte eine Revitalisierung des Glocknerhauses mit einer Bausumme von über 1,2 Mio. €.[1] Dabei wurde die Straße, wie ursprünglich, an die Rückseite des Hauses verlegt und an dem dadurch freigewordenen Vorplatz errichtete man eine Veranda in Holz-Glaskonstruktion.[2]
Touren
Zugänge
Wegen seiner Lage kann das Glocknerhaus einfach mit PKW oder Bus über die Großglockner-Hochalpenstraße erreicht werden. Daneben existiert ein Aufstieg von Heiligenblut (1288 m ü. A.) über den Haritzersteig mit einer Gehzeit von 3 Stunden.
Gipfelbesteigungen
Wegen ihrer hochalpinen Lage ist die Hütte Ausgangspunkt einiger anspruchsvoller Hochtouren.
- Mittlerer Bärenkopf (3357 m), Gehzeit: 7 Stunden
- Großer Bärenkopf (3406 m), Gehzeit: 8 Stunden
- Johannisberg (3453 m), Gehzeit: 9 Stunden
- Großglockner Anstieg über Salmhütte-Adlersruhe (3798 m), Gehzeit: 1 Tag
- Racherin (3093 m) und Wasserradkopf (3032 m), Gehzeit: 3 Stunden
- Spielmann (3027 m), Gehzeit: 3 Stunden
- Sonnenwelleck (3266 m), Gehzeit: 3½ Stunden
- Leiterköpfe (vorderer (2483 m), mittlerer (2602 m), hinterer (2891 m)), Gehzeit: 1½ - 3 Stunden
Überquerungen
- Salmhütte über Stockerscharte, Gehzeit: 3 bis 4 Stunden
- Oberwalder Hütte, Gehzeit: 4 Stunden
- Franz-Josefs-Höhe, Gehzeit: 1¼ Stunden
- Trauneralm, Gehzeit: 3¼ Stunden
- Glorerhütte, Gehzeit: 4 Stunden
- Hochtor-Schareck (Bergstation), Gehzeit: 5 Stunden
- Klagenfurter Jubiläumsweg – Pfandlscharte-Hochtor – Krumlkeesscharte (Biwak) – Hocharn (weiter Sonnblick oder Fleißtal), Gehzeit: 10 bis 12 Stunden
- Gletscherweg Pasterze, Gehzeit: 3 Stunden
Skitouren
Im Winter ist das Glocknerhaus Ausgangspunkt für einige Skitouren; so zum Beispiel zu Großglockner, Spielmann, Racherin, mittlerem und großem Bärenkopf, Sonnenwelleck und Johannisberg.
Literatur und Karten
- Willi End: Alpenvereinsführer Glockner- und Granatspitzgruppe, ISBN 978-3-7633-1266-5
- Alpenvereinskarte 1:25.000, Blatt 40; Österreichische Karte 1:50.000, Blatt 153; Freytag & Berndt Wanderkarte 1:50.000, Blatt WK 122
- Deutscher Alpenverein, Österreichischer Alpenverein, Alpenverein Südtirol (Hrsg.): Hoch hinaus! Wege und Hütten in den Alpen. (Hüttenverzeichnis). Band 2. Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar 2016, ISBN 978-3-412-50203-4, S. 28 und 168.
Weblinks
Einzelnachweise
- Magazin des Alpenvereins Klagenfurt, Ausgabe 3/2014, Seite 50 (Online)
- Nextroom: Glocknerhaus, Zubau + Revitalisierung; abgerufen am 25. Sep. 2018