Pasterze
Die Pasterze ist mit etwas mehr als 8 km Länge der größte Gletscher Österreichs und der längste der Ostalpen. Sie befindet sich am Fuße des Großglockners im obersten Talboden des Mölltales (Pasterzenboden) und ist das Quellgebiet der Möll. Seit 1856 hat ihre Fläche von damals über 30 km² um beinahe die Hälfte abgenommen. Wie bei der überwiegenden Zahl der österreichischen Gletscher ist ihre Längenausdehnung seit mehreren Jahren rückläufig, in den letzten Jahren in der Größenordnung von fünfzig Metern pro Jahr. 2014/15 betrug der Rückgang 54,4 m[3], 2020 52,5 m.[4] In 30 Jahren könnte die Gletscherzunge verschwunden sein.[5]
Pasterze | ||
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Pasterze von Südosten, von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe, in Bildmitte der Johannisberg am 10. August 2020 | ||
Lage | Kärnten, Österreich | |
Gebirge | Hohe Tauern, Glocknergruppe | |
Typ | Talgletscher | |
Länge | 8,3 km (2006)[1] | |
Fläche | 17,3 km² (2006)[1] | |
Exposition | Südost | |
Höhenbereich | 3450 m – 2100 m | |
Eisdicke | max. 180 m (1987)[2] | |
Eisvolumen | 1,7 km³ (2006)[1] | |
Koordinaten | 47° 5′ 8″ N, 12° 43′ 24″ O | |
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Entwässerung | Stausee Margaritze |
Lage und Landschaft
Den obersten Punkt bildet der 3453 m ü. A. hohe Johannisberg. Dort befindet sich der oberste Pasterzenboden, das Nährgebiet des Gletschers, der talabwärts über den Hufeisenbruch in den eigentlichen Pasterzengletscher übergeht. Der untere Punkt liegt auf etwa 2100 m ü. A. Die Zunge endet wenige hundert Meter vor dem Sandersee. Das Wasser der Pasterze speist den Stausee Margaritze, der unterhalb des Glocknerhauses liegt.
Von der Franz-Josefs-Höhe an der Großglockner-Hochalpenstraße führt eine Standseilbahn nach unten zu der Stelle, an der sich zur Zeit der Inbetriebnahme der Bahn (1963) der Gletscherrand befand. Inzwischen ist die Pasterze unterhalb der Talstation so weit abgeschmolzen, dass von dort zur Gletscherzunge eine etwa 300 Meter lange Treppe führt. Auch in der Dicke verliert der Gletscher jährlich 10 Meter, wodurch sich der Wanderweg von der Gletscherbahn zur Pasterze kontinuierlich verlängert.
Im Bereich der Pasterze befinden sich u. a. die Berggipfel Hoher, Mittlerer und Kleiner Burgstall, Spielmann, Racherin und Johanniskopf. Diese Namen werden mit einer Sage über die Entstehung der Pasterze in Verbindung gebracht, nach der ein Dorf aufgrund der Freveltaten seiner Einwohner versteinert worden sein soll.[6]
Glaziologie
Funde von Holz und Torf, die der Gletscher in den Jahren 2009 bis 2010 freigegeben hat, lassen darauf schließen, dass sich im Zeitraum 5000 bis 1500 v. Chr. Moorvegetation und Weideland im Gebiet der heutigen Pasterze befunden hat. Eine Analyse der Universität Innsbruck konnte Pollen von Gräsern sowie Enzian nachweisen. Koprophile Pilze (Dungpilze) belegen, dass Weideflächen für Viehzucht genutzt wurden. Ein Holzstück, das von der Universität Graz untersucht wurde, gehört zu einer Zirbe mit 200 Jahresringen, die dort vor 7000 Jahren (in der nacheiszeitlichen Wärmephase) wachsen konnte.[7]
Name
Der Name Pasterze bezeichnet ein Gebiet, das zur Viehweide geeignet ist.[8] (Vergleiche dazu lateinisch pastor sowie slowenisch pastir »der Hirte« und slowenisch pastirica »die Hirtin« bzw. »etwas zum Hirten gehöriges«) Bis mindestens ins 19. Jahrhundert wurde er als Toponym für ein größeres almwirtschaftlich genutztes Gebiet im Talschluss der oberen Möll verwendet.[9] Eine Beziehung zu der Bezeichnung für einen reißenden Bergfluss in slawischen Sprachen "bystrica", die ins Deutsche "Feistritz", ins Ungarische "Beszterce" und ins Rumänische "Bistrița" als Toponym entlehnt wurde, ist schon semantisch schwer vorstellbar.
Literatur
- Gerhard Lieb, Heinz Slupetzky; Nationalpark Hohe Tauern, Oesterreichischer Alpenverein (Hrsg.): Die Pasterze. Der Gletscher am Großglockner. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2011, ISBN 978-3702506520.
Historisches:
- Helmut Friedel: Die Vegetation der Umgebung der Pasterze (Grossglockner): Zustand des Gebietes vom Sommer 1934. Kartographie und Druck Freylag-Berndt u. Artaria, Wien 1953.
Einzelnachweise
- Universität Graz, Institut für Geographie und Raumforschung: Die Pasterze. Abgerufen am 1. September 2017
- Universität Wien, Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik: Seismische Eisdickenmessungen österreichischer Gletscher. In: Archiv für Lagerstättenforschung der Geologischen Bundesanstalt. Wien 1987, Band 8, S. 27f (online; PDF-Datei; 320 kB)
- Gletscherbericht des ÖAV, Februar 2016
- Alpenvereins-Gletscherbericht: Schlatenkees in Osttirol zog sich um 50 Meter zurück osttirol-heute.at. Abgerufen am 1. August 2021 (deutsch).
- Peter Matha/kaernten.ORF.at: Pasterzenzunge in 30 Jahren verschwunden. 23. Juli 2019, abgerufen am 1. August 2021.
- Die Entstehung des Pasterzengletschers. In: meinbezirk.at. (meinbezirk.at [abgerufen am 17. November 2018]).
- Wie hat die Pasterze am Fuße des Großglockners vor rund 7000 Jahren ausgesehen? (Memento vom 12. Mai 2013 im Internet Archive) Nationalpark Hohe Tauern, abgerufen am 2. Juli 2013
- Schwäbischer Alpenverein (Memento des Originals vom 28. November 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 4,6 MB)
- Messergebnisse. Abgerufen am 17. November 2018.