Georges Ducotterd
Georges Ducotterd (* 13. Mai 1902 in Estavayer-le-Lac; † 25. Januar 1979 in Freiburg) war ein Schweizer Politiker (BGB) und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben und Wirken
Ducotterd, von Hause aus katholisch, stammte aus Léchelles und Rueyres-les-Prés. Seine Eltern waren Tobie Ducotterd, Weber, und Marie-Marguerite geb. Marmy. Er heiratete Marie-Louise Grandgirard.
Nach dem Besuch der Primarschule in Estavayer-le-Lac und des Kollegiums St. Michael studierte Ducotterd an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich Agrarwissenschaften und erwarb 1924 das Diplom eines Agraringenieurs. 1924 war er als Landarbeiter im Bordelais tätig, bevor er im Bundesamt für Statistik arbeitete (1930–1935) und ab 1936 als Lehrer für Agrarwirtschaft am Landwirtschaftlichen Institut Grangeneuve unterrichtete. Er gründete die Vereinigung schweizerischer Tabakpflanzer (1938) und den interkantonalen Ausstellungsmarkt für Kleinvieh. Zudem war er Redaktor der Verbandszeitung Le Paysan fribourgeois/Der Freiburger Bauer. An internationalen landwirtschaftlichen Kongressen nahm er regelmässig als Delegierter des Bundesrats oder des Heiligen Stuhls teil.
1942 wurde er Abteilungsleiter im kantonalen Landwirtschaftsdepartement und enger Mitarbeiter des Staatsrats Maxime Quartenoud.
Nach einer lebhaften Wahlkampagne wurde Georges Ducotterd 1952 als BGB-Kandidat in der Ersatzwahl für den zurückgetretenen Freisinnigen Louis Dupraz gegen den Konservativen Marcel Renevey in den Staatsrat gewählt. Die Konservativen sahen darin einen Verrat ihres Lagers («Er hat seine Grundsätze verleugnet», meint Louis Barras, während Henri de Gendre behauptete, Ducotterd wolle vor allem «seinem persönlichen Ehrgeiz dienen»; «er hat seine Partei verlassen», bedauert José Python). Er erhielt 54 % der Stimmen und die Mehrheit der Bezirke (mit Ausnahme des Saane- und Sensebezirks). Ducotterd wurde Vorsteher der Direktion des Militärs, der Forsten und der Staatsreben. Nach Quartenouds Tod 1956 wurde ihm die Stellvertretung der Direktion des Innern, der Landwirtschaft, der Industrie und des Handels entzogen, ein Entscheid, der die BGB verbitterte und in der Öffentlichkeit auf Unverständnis stieß.
1956 wurde er mit Pierre Glasson im zweiten Wahlgang gegen den Konservativen Ernst Etter wiedergewählt. Davor hatten vom 7. bis 9. Dezember 1956 Begegnungen zwischen BGB und Konservativen stattgefunden, um «die Bauernschaft neu zu ordnen». Die Konservativen verlangten, der BGB-Staatsrat müsse ihrer Partei beitreten und die Abgeordneten des Glane-, Saane- und Broyebezirks hätten sich der konservativen Grossratsfraktion anzuschliessen. Jene des Vivisbach- und Seebezirks könnten getrost Agrarier bleiben! Die BGB-Delegation lehnte diesen Handel ab. 1961 wurde Ducotterd mit dem Freisinnigen Emil Zehnder in stiller Wahl im zweiten Wahlgang gewählt, nachdem die fünf Konservativen ihre Wiederwahl gewonnen hatten. Nach Paul Torches Rücktritt leitete er ebenfalls die Landwirtschaftsdirektion (April bis Dezember 1966). Angesichts des Aufschwungs der Freisinnigen und Sozialdemokraten waren die früheren Unstimmigkeiten vergessen, und er wurde von den Konservativen unterstützt. 1966 wurde er als Einziger im ersten Wahlgang bestätigt. 1958, 1965 und 1968 war er Staatsratspräsident. Zu einer Zeit, da die BGB in der Westschweiz verhältnismässig schwach ist, profitierte seine Partei von seiner Bekanntheit, um ihn 1967 in eine Wahlsendung des Westschweizer Fernsehens zu entsenden. Wie er dort erklärte, unterstütze er eine Annäherung an den Gemeinsamen Markt und bekämpfe lebhaft den damals im Aufschwung befindlichen Landesring der Unabhängigen.
Im Staatsrat setzte er sich für die Modernisierung des Waffenplatzes Drognens und für das Weingut Les Faverges (Lavaux) ein. Er verfasste ein Buch über das Gut, in dem man liest: «Eine tausendjährige Tätigkeit im Abendland brachte eine winzige Perle hervor: das Rebgut Les Faverges.» Mit Freude wiederholte er den berühmten Ausspruch von Henri Schaller (1894): «Wir wollen dieses Rebgut pflegen, wie eine Familie ihr Silber und den Schmuck ihrer Ahnen sorgfältig aufbewahrt.» Um die geologischen Probleme zu lösen, wurde ein «Syndicat du Rocher» gegründet. 1963 überreichte Nicolas Oulianov, Professor emeritus der Universität Lausanne, Ducotterd eine Untersuchung über die Instabilität der Felsen. 1954 verteidigte Ducotterd erfolgreich die Revision des Forstgesetzes. 1971 verzichtete er auf eine weitere Kandidatur.
Bei den Schweizer Parlamentswahlen 1955 in den Nationalrat gewählt, konnte er sein Mandat wegen Ämterhäufung nicht ausüben. In der Armee erreichte er den Rang eines Hauptmanns.
Am 25. Januar 1979 starb Georges Ducotterd im Alter von 77 Jahren in Freiburg.
Literatur
- Georges Andrey, Hubertus von Gemmingen (Übersetzung): Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011; Geschichte, Organisation, Mitglieder. Hrsg.: John Clerc, Jean-Pierre Dorand, Nicholas Gex. Paulus, Freiburg 2012, ISBN 978-3-7228-0815-4.