Maxime Quartenoud
Maxime Quartenoud (* 16. Juni 1897 in Treyvaux; † 14. Mai 1956 in Freiburg) war ein Schweizer Politiker.
Leben und Wirken
Seine Eltern waren Constant Quartenoud, Schmied, und Mélanie geb. Schouwey, die mit 102 Jahren als damals älteste Freiburgerin starb. Quartenoud heiratete Yvonne Butty und in zweiter Ehe Germaine Pauchard.
Nach dem Besuch des Kollegiums St. Michael studierte Maxime Quartenoud Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg, die er 1922 mit dem Lizentiat abschloss. Er war als Notar tätig und wurde Sekretär des Freiburgischen Bauernverbandes und Redakteur der Zeitung Le Paysan Fribourgeois. Von 1926 bis 1935 sass er als Vertreter des Saanebezirks im Grossen Rat und war zugleich Vizepräsident des Bezirksgerichts Saane. 1928 strebte er einen Sitz im Nationalrat an, erreichte jedoch nur den siebten Listenplatz und war damit Zweiter der Nachfolgenden.
Am 7. April 1935 wurde er als Nachfolger von Emile Savoy in den Staatsrat gewählt und übernahm die Direktion des Innern, der Landwirtschaft, der Industrie und des Handels. Viermal war er Staatsratspräsident (1940, 1946, 1950, 1954).
Von 1935 bis 1947 sass er im Nationalrat und von 1947 bis zu seinem Tod im Ständerat. Bei seiner Wahl ins «Stöckli» als Nachfolger von Joseph Piller erhielt er 110 von 118 gültigen Stimmen, da sich die Minderheitsparteien für ihn aussprachen. Er unterstützte zwar 1946 die Staatsratswahl des Freisinnigen Pierre Glasson gegen Joseph Piller, zeigte sich jedoch unnachgiebig in der Frage der Zuweisung der Finanzdirektion, die Louis Dupraz Ende 1951/Anfang 1952 anstrebte.
Als Vertrauensmann und unbestrittener Führer der Bauernschaft leitete Quartenoud diese während der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre, in der er die Landwirtschaft finanziell zu sanieren hatte, während des Zweiten Weltkriegs, als die Produktion maximal erhöht werden musste (Wahlen-Plan), und schliesslich nach dem Krieg, als es um die Erneuerung ihres Status ging. Damals stellte der Primärsektor mehr als 40 % der Arbeitsplätze. Vor dem Jahr 1950 gehörte die Industrialisierung des Kantons nicht zu Quartenouds Hauptanliegen. Am 13. November 1936 hielt er eine wichtige Rede über die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, in der er auf die geringen Möglichkeiten des Staats hinwies. Er war gegen die Einrichtung einer kantonalen Arbeitslosenkasse, da er der Meinung war, dies sei Sache der Sozialpartner. Er erwog die Möglichkeit, eine Lotterie zur Unterstützung der Arbeitslosen zu schaffen, prangerte den Bolschewismus an und erklärte, dass «der Kommunismus einem Virus gleicht».
Den Gewerkschaftskreisen und jungen Konservativen nahestehend, schaffte er Familienzulagen und setzte sich für die berufliche Organisation und Sozialversicherungen ein, die anders aussahen als jene, die der Bund einführen wollte. Als einziger Kanton stellte sich Freiburg gegen die Einführung der AHV, da man die Meinung vertrat, diese sei Sache der Privatinitiative, die von der Familie, den Unternehmen und den Berufsverbänden zu unterstützen ist.
Mit Vehemenz bekämpfte Quartenoud 1954 die freisinnige Initiative für die Demokratisierung der freiburgischen Institutionen, indem er behauptete, sie verletze den Grundsatz der Einheit der Materie, räumte aber ein, dass ihm die Wahl der Ständeräte durch das Volk nicht missfalle. Ebenso bekämpfte er die Motion der Minderheitsparteien für die Wahl der Staatsräte nach dem Proporzsystem, eine Idee, die er für wenig seriös hielt: «Welche Schwäche, welche Intrigen und welche Machenschaften würde die Proporzwahl in die Exekutive bringen?»
In einer im Mai 1952 gehaltenen Rede zählte Quartenoud die Veränderungen auf, welche die letzten hundert Jahre seit der Versammlung von Posieux geprägt hatten: das Wachstum der Bevölkerung, die Landflucht, die Mechanisierung und die Gründung der Universität. Als Erbe der Freiburger von Posieux hatte das konservative Volk kein Bedürfnis, nach nutzlosen Utopien zu suchen. Es konnte sich auf den Schatz seiner Traditionen stützen, um Lösungen für die damaligen Probleme zu finden. Die Verleumder des konservativen Staats wurden vom Redner verspottet, der nur allzu gerne wiederholte: «Ein Vogel, der sein Nest beschmutzt, ist ein schmutziger Vogel.»
Maxime Quartenoud war sehr beliebt. Mit seinem bildreichen Stil wusste er jedes Publikum zu packen und brachte die Lachenden auf seine Seite. Das Amtliche Tagblatt der Grossratssitzungen vermerkte immer wieder «Heiterkeit», wenn er vor die Abgeordneten trat. Im Zusammenhang mit seiner Wahl schrieb Léon Savary: «Der heutige Redner, dessen zunächst einfache und vertraute Sprache plötzlich in Schwung gerät und rasch die Begeisterung der ruhigsten Hörer auslöst, war bereits beim jungen Quartenoud zu erkennen, einem bedächtigen, zurückhaltenden Knaben, der sich jedoch leidenschaftlich für grosse Sachen und noble Ideen einsetzte und stets nach dem richtigen, gemässigten, präzisen Ausdruck suchte.»
Den Benachteiligten gegenüber erwies er sich als grosszügig. Mit seinem vollen Haar und seinem gewinnenden Lächeln fand er überall Sympathie. Das Volk schätzte die anziehende und unverwechselbare Persönlichkeit eines Manns von gefürchteter Wendigkeit. Man nannte ihn den «Stier von Treyvaux» (Anspielung auf den ehemaligen französischen Ministerpräsidenten Édouard Daladier, der den Übernamen «Stier der Vaucluse» trug und Quartenoud glich). Er, der «wir Diener des Volkes» sagte, wenn er vom Staatsrat sprach, wurde zu einer legendären Figur des Freiburger öffentlichen Lebens.
Sein früher Tod am 14. Mai 1956 bewegte die Öffentlichkeit. Die Presse reagierte mit zahlreichen Artikeln und Bekundungen auf den Hinschied des starken Manns der Regierung.
Literatur
- Marius Michaud: Quartenoud, Maxime. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.