Geopark Schwäbische Alb
Der UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb ist der „Jurassic Geopark“ unter den UNESCO Global Geoparks. Die fossilreichen Ablagerungen des tropischen Jurameeres enthalten Fundstellen von weltweiter Bedeutung. Dort legte Friedrich August Quenstedt die Grundlagen für die weltweite Untergliederung der Jurazeit.
Lage
Der Geopark Schwäbische Alb liegt in Baden-Württemberg und erstreckt sich auf das gesamte Gebiet der Schwäbischen Alb. Er umfasst eine Gesamtfläche von rund 6.200 km², die sich auf einer Länge von etwa 200 km und einer durchschnittlichen Breite von 40 km vom Hochrhein bis zum Nördlinger Ries in Südwest-Nordostrichtung erstreckt.
Träger und Organisation
Der UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb wird durch den eingetragenen Verein Geopark Schwäbische Alb e. V. verwaltet. Mitglieder des Vereins sind die zehn Landkreise der Schwäbischen Alb, der Schwäbische Alb Tourismusverband, die Gemeinde Steinheim am Albuch und der Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e. V. (ISTE), Stiftung für Bildung und Kultur Abtsgmünd, Gemeinde Beuren und Stadt Schelklingen. Aus den Mitgliedern wird ein Arbeitsausschuss gebildet. Der Arbeitsausschuss hat die Aufgabe, Projekte und Maßnahmen für den Geopark Schwäbische Alb zu erarbeiten und umzusetzen. Er besteht aus dem Vorsitzenden, dem Geschäftsführer und jeweils einem Vertreter aus dem Kreis der ordentlichen Mitglieder. Zur Beratung der Organe und Mitglieder des Geoparks in Fachfragen wird vom Vorstand ein Beirat berufen, der entsprechend der Aufgaben des Geoparks interdisziplinär zusammengesetzt ist.
Auszeichnung als Geopark
Die Landschaft der Schwäbischen Alb bietet Einblicke in 200 Millionen Jahre Erdgeschichte und ist das Ergebnis einer bewegten erdgeschichtlichen Vergangenheit. Deshalb wurde das Gebiet im Jahr 2002 zum Nationalen Geopark ernannt. Zwei Jahre später, im Jahr 2004, erfolgte die Auszeichnung als Europäischer und Globaler Geopark und somit die Mitgliedschaft im Europäischen und Globalen Netzwerk der Geoparks, das von der UNESCO unterstützt wird. Im Jahr 2015 erfolgte schließlich die offizielle Auszeichnung des Geoparks Schwäbische Alb zum „UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb“.
Der Begriff „Geopark“ ist ein Prädikat für Gebiete, die über ein besonders reichhaltiges geologisches Erbe verfügen. Neben dem Schutz dieses Erbes und der Vermittlung geologischer Themen im Rahmen der Umweltbildung gehört die nachhaltige Regionalentwicklung ebenso wie die wissenschaftliche Forschung innerhalb des Parks zu den Aufgaben eines Geoparks.
Urgeschichte
Als höhlenreichste Landschaft Deutschlands bot die Schwäbische Alb den Tieren der Eiszeit besondere Lebensräume, die auch die steinzeitlichen Menschen für sich nutzten. Sie trugen dazu bei, dass die Schwäbische Alb als eine der Wiegen menschlicher Kultur betrachtet werden kann.
Bedeutende Funde und Kunstwerke der Menschheit sind die fast 40.000 Jahre alte Venus vom Hohlefels im Achtal, der Löwenmensch vom Hohlenstein im Lonetal oder das Pferdchen, das Mammut und viele weitere Figürchen aus den Höhlen im Ach- und Lonetal.
Naturraum
Die Schwäbische Alb besitzt eine große Vielfalt an unterschiedlichen Ausprägungen einer Karstlandschaft – neben den zahlreichen Karsthöhlen sind dies Dolinen, Kalktuffbildungen, Karstquellen und Trockentäler. Auch der Vulkanismus spielt im UNESCO Geopark Schwäbische Alb eine Rolle. Vor ca. 18 Millionen Jahren brachen dort viele Vulkane aus, die noch im Landschaftsbild zu erkennen sind. Vor 15 Millionen Jahren führte ein Meteoriteneinschlag zur Entstehung des Steinheimer Beckens, dessen Zentralhügel noch deutlich sichtbar ist.
Geologische und archäologische Sehenswürdigkeiten im Geopark sind:
- Blautopf, eine Karstquelle
- Laichinger Tiefenhöhle, die tiefste, begehbare Höhle Deutschlands
- Wimsener Höhle, die einzige mit dem Boot befahrbare Höhle Deutschlands und viele weitere Schauhöhlen
- Venus vom Hohlefels, eine Venusfigur aus der Eiszeit als Beispiel für die unzähligen archäologischen Funde
- Steinheimer Becken, der Meteoritenkrater
- Fossilien im Nusplinger Plattenkalk, im Holzmadener Posidonienschiefer etc.
- Oberes Donautal, ein charakteristisches Durchbruchstal
- Randecker Maar, ein Vulkankrater
- Eselsburger Tal mit Brenzschleife, ein schleifenförmiges Durchbruchstal und Naturschutzgebiet mit seltener Flora und Fauna.
Schauhöhlen
Die Schwäbische Alb ist die höhlenreichste Region Deutschlands. Die eiszeitlichen Höhlen sind die Fundstätten der ältesten Kunstwerke der Menschheit. Neben den zwölf Schauhöhlen gibt es auch mehr als 2800 bekannte Naturhöhlen, sogenannte „Wilde Höhlen“.
Geologische Lehrpfade
Im Geopark Schwäbische Alb wurden zahlreiche Lehrpfade eingerichtet:[1]
- Geolehrpfad „Im Reich der Meerengel“, Nusplingen, Zollernalbkreis
- Grüner Pfad Härtsfeld, Neresheim, Landkreis Heidenheim
- Kalktuffpfad im Wiesaztal, Reutlingen-Gönningen, Landkreis Reutlingen
- Karstwanderweg an der Tiefenhöhle, Laichingen, Alb-Donau-Kreis
- Bergbaupfad, Aalen-Wasseralfingen, Ostalbkreis
- Geologischer Lehrpfad zum Meteorkrater Steinheimer Becken, Steinheim am Albuch, Landkreis Heidenheim
- Historienweg Veringenstadt, Landkreis Sigmaringen
- Neandertalerweg Lonetal, Rammingen-Lindenau, Landkreis Heidenheim
- Geologischer Lehrpfad rund um den Ölschiefer, Schömberg, Zollernalbkreis
- Rundgang „Steine in der Stadt“ Ehingen, Alb-Donau-Kreis
- Felsen-Lehrpfad Inzigkofen, Landkreis Sigmaringen
- Uferlehrpfad „Lebendige Lauchert“, Veringenstadt, Landkreis Sigmaringen
- Vulkankrater Rundweg Münsingen-Apfelstetten, Landkreis Reutlingen
- Bodenlehrpfad „Verborgene Horizonte – Böden am Albtrauf“, Beuren, Landkreis Esslingen
- UrMeer-Pfad Gerstetten, Landkreis Heidenheim
- Geologischer Lehrpfad Schwäbisch Gmünd, Ostalbkreis
- Dolinenweg Hengen, Bad Urach-Hengen, Landkreis Reutlingen
- Geologie Lehrpfad Eislingen, Landkreis Göppingen
- Gustav-Strömfeld-Weg Metzingen-Neuffen, Metzingen, Landkreis Reutlingen
- Geopfad Wiesensteig, Landkreis Göppingen
- Urweltpfad Bolheim, Herbrechtingen, Landkreis Heidenheim
- GeoWanderweg Balingen-Zillhausen, Zollernalbkreis
Fossilienfundstellen
Der Geopark Schwäbische Alb ist weltbekannt für seinen Fossilienreichtum. In den Fossilienfundstellen in Dotternhausen, Nusplingen und Holzmaden können Interessierte mit Hammer und Meißel selber auf die Suche gehen. Auch einige Steinbrüche stehen den Besuchern zum Fossiliensammeln offen.
Landschaftsführungen
Für Interessierte gibt es auf der Alb zahlreiche Angebote von qualifizierten Landschaftsführern für Spaziergänge, Wanderungen und Radtouren zu den verschiedenen Geo-Themen des Geoparks.
Geopark-Infostellen
Quer über die Schwäbische Alb verteilt gibt es etwa 50 lokale und regionale Museen, die die unterschiedlichsten geologischen und archäologischen Bereiche abdecken. Einige davon gehören zu den 26 Geopark-Infostellen,[2] die über die Funktion eines Geoparks und die internationalen Netzwerke informieren.
- Riff-Museum im Bahnhof Gerstetten
- Urgeschichtliches Museum Blaubeuren
- Meteorkrater-Museum, Steinheim am Albuch
- HöhlenHaus Giengen-Hürben
- Naturkundemuseum Göppingen
- Laichinger Tiefenhöhle
- Alb-Gold-Kundenzentrum, Trochtelfingen
- Fossilienmuseum im Holcim-Werkforum, Dotternhausen
- Museum in Kräuterkasten, Albstadt
- Burg Katzenstein, Dischingen
- Urweltmuseum Aalen im Historischen Rathaus Aalen
- Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck
- Biosphärenzentrum Schwäbische Alb, Münsingen
- Schloss Brenz, Sontheim an der Brenz
- Naturschutzzentrum Schopflocher Alb
- Bärenhöhle und Nebelhöhle, Sonnenbühl
- Naturkundliches Bildungszentrum, Ulm
- Museum Auberlehaus, Trossingen
- Entdeckerwelt Bad Urach
- Museum Ehingen, Ehingen/Donau
- Besucherbergwerk Tiefer Stollen, Aalen-Wasseralfingen
- Kolbinger Höhle
- Panorama Therme Beuren
- Freilichtmuseum Beuren
- Erlebniswelt Grundwasser, Landeswasserversorgung, Langenau
- Umweltbildungszentrum Listhof, Reutlingen
Geopoints
Neben den 26 Geopark-Infostellen, die über die vielfältigen Themen im Geopark informieren, trifft der Besucher auf der gesamten Schwäbischen Alb immer wieder auf Tafeln, die „Geopoints“ ausweisen. Diese kennzeichnen geologische Highlights, aber auch interessante Einzelobjekt, deren Bedeutung sich erst nach näherem Hinsehen erschließt. „Geopoints“ sind wichtige Komponenten des Besucherlenkungskonzeptes des UNESCO Geopark Schwäbische Alb, seit 2016 wurden schon 32 herausragende Geotope ausgezeichnet (Stand Juli 2020). Mittelfristig sollen in jedem der 10 Landkreise mindestens 10 „Geopoints“ ausgewiesen werden.
- Blautopf, Blaubeuren
- Brenzursprung, Königsbronn
- Burkhartshöhle Westerheim
- Erratischer Block bei Laiz
- Falkensteiner Höhle
- Gußmannshöhle
- Gutenberger Höhle
- Heldenfinger Kliff
- Hohle Fels, Schelklingen
- Höllsternquelle, Gutenberg
- Höllsternbröller, Gutenberg
- Hungerbrunnen bei Heldenfingen
- Jurafenster, Gerhausen
- Lenninger Talschluss
- Lösungsdoline Binsenlache, Hasental
- Mössinger Bergrutsch
- Neidlinger Kugelmühle
- Neidlinger Wasserfall
- Nusplinger Plattenkalk
- Ofterdinger Schneckenpflaster
- Sammleraufschluss Schneckensand
- Schertelshöhle, Westerheim
- Schiefererlebnis, Dormettingen
- Schwefelbrunnen Balingen
- Sintertreppe Weiße Lauter, Gutenberg
- Steinernes Haus, Westerheim
- Ursprung des Weißen Kochers
- Urwelt-Museum Hauff, Holzmaden
- Urweltpfad Bolheim
- Vulkankrater Höwenegg
- Zillhauser Wasserfall
Weblinks
- Geopark Schwäbische Alb (zuletzt abgerufen im September 2019)
- Swabian Alb UNESCO Global Geopark (zuletzt abgerufen im September 2019)
- Der Geopark Schwäbische Alb auf nationaler-geopark.de (zuletzt abgerufen am September 2019)
Einzelnachweise
- Lehrpfade im Geopark, auf geopark-alb.de, abgerufen am 3. Mai 2016.
- Geopark-Infostellen und Geopoints. In: geopark-alb.de. Abgerufen am 24. September 2019.