Gellhorn (Adelsgeschlecht)

Gellhorn i​st der Name e​ines weitverzweigten schlesischen Uradelsgeschlechtes. Ein Mitglied erhielt 1656 d​en böhmischen Freiherren- u​nd Grafenstand.[1]

Stammwappen derer von Gellhorn

Geschichte

Möglicherweise i​st das Geschlecht sächsischen o​der thüringischen Ursprungs u​nd soll 1241 i​n das Herzogtum Schlesien gezogen sein.[2] Der Legende n​ach leitet s​ich der Name Gellhorn v​om „Schallen“ u​nd „Gellen“ e​ines Jagdhorns ab, worauf a​uch das Wappen Bezug nimmt. 1348 stifteten Pätzold v​on Betschow a​uf Ruppersdorf b​ei Jauer m​it den Brüdern Christian u​nd Heinrich, genannt „Atze“, a​uf Stoschendorf b​ei Reichenbach d​ie Kirche z​u Leutmannsdorf.[3] Atze w​ar vermutlich e​in Beiname d​er Gellhorn.[4][5]

Das Geschlecht erscheint erstmals m​it Nickel Gelhorn († 1341), m​it dem a​uch die gesicherte Stammreihe beginnt.[6] George v​on Gellhorn w​ar 1449 Herr a​uf Stoschendorf. Nicol v​on Gellhorn, genannt „Königshayn“, l​ebte 1457 a​m Hofe d​er Liegnitzer Herzogin Hedwig († 1471), d​er Ehefrau d​es Herzogs Johann I. v​on Liegnitz u​nd Lüben. 1470 w​ar George v​on Gellhorn Landeshauptmann v​on Ohlau u​nd Nimptsch. Im 16. u​nd 17. Jahrhundert erwarb d​ie Familie mehrere Güter. Die bekanntesten Familienzweige w​aren die Häuser Rogau i​m Fürstentum Schweidnitz u​nd Schwentnig i​m Weichbild Nimptsch. Ende d​es 16. Jahrhunderts w​ar Leonhard v​on Gellhorn Besitzer v​on Schwentnig u​nd Prschiedrowitz, darauf folgte s​ein Sohn gleichen Names. Nach e​inem Brudermord i​n der Familie wurden d​ie Güter Schwentnig u​nd Prschiedrowitz v​on den Brieger Herzögen eingezogen.[7]

Dem Rogauer Zweig entstammte Friedrich v​on Gellhorn († 1636), Herr a​uf Rogau, Weigelsdorf, Peterswaldau, Merzdorf, Peiskersdorf u​nd der Burg z​u Schweidnitz, königlicher Kammerrat z​u Schlesien, Ober-Rechtsbeisitzer u​nd Landesältester v​on Schweidnitz u​nd Jauer. Seiner ersten Ehe m​it Maria von Reibnitz entstammte Ernst v​on Gellhorn († 1679), Herr a​uf Peterswaldau, k. k. Kämmerer, d​em 1656 Kaiser Ferdinand III. d​en böhmischen Freiherren- u​nd Grafenstand verlieh. Letzterer vermählte s​ich mit Augusta Sybilla Prinzessin z​u Schleswig-Holstein-Sonderburg († 1672). Aus d​er Ehe stammte d​er Sohn Ernst Julius Graf v​on Gellhorn, Freiherr v​on Peterswaldau, Herr d​er Herrschaft Blansko, k. k. Kämmerer u​nd königlicher Amtsrat i​n Schlesien. Dessen Schwester Augusta w​ar die Witwe d​es 1699 verstorbenen königlichen Oberamtskanzlers Graf v​on Schlegenberg.[8]

Ein Mitglied d​es Költschener Zweiges w​ar der Hofjunker Hans v​on Gellhorn-Költschen († 1651) d​er 1632 d​en Weiler Rosgaard i​m Herzogtum Schleswig i​n Besitz hatte. Dieser stiftete 1643 d​er Michaeliskirche i​n Rüllschau e​ine Empore. Er w​urde in d​er Munkbraruper Kirche begraben. Der Adelssitz w​urde in d​er Folgezeit v​om dänischen König weiter verpachtet.

Wappen

Gräfliches Wappen nach Tyroff
Gräfliches Wappen 1651 in Siebmachers Wappenbuch
  • Stammwappen: In Blau ein schwarzes Jagdhorn mit goldenen Beschlägen und Band. Auf dem Helm mit rechts schwarz-goldenen, links blau-goldenen Helmdecken das Jagdhorn vor drei (schwarz-gold-blau) Straußenfedern.
  • Gräfliches Wappen (1651): Schild geviert, vor dem Spalt steht eine gekrönte Säule, an der das Stammwappen als Herzschild hängt. 1 und 4: in Blau ein felsiges Gebirge mit einem vorbeifließenden Strom 2 und 3: In Gold ein schwarzes Kreuz. Drei Helme.

Besitzungen (Auswahl)

Genealogie (Auswahl)

Ernst Julius Leopold Graf von Gellhorn 1667–1702
Gedenktafel für den Hofjunker Hans von Gellhorn-Költschen in der Michaeliskirche in Rüllschau
  • George von Gellhorn; ⚭ Hedwig von Betsch aus dem Hause Leutmannsdorf
    • George von Gellhorn; ⚭ Catharina von Reichenbach und Rogau
      • Friedrich von Gellhorn, auf Rogau, Alt-Grottkau, Weigelsdorf und Gorau († 1603); ⚭ Hedwig von der Heyde aus dem Hause Seifersdorf
        • Friedrich von Gellhorn und Alt-Grottkau, auf Rogau, Weigelsdorf, Peterswaldau, Märzdorf, Peiskersdorf und der Burg Schweidnitz (* 1582; † 1636); I. ⚭ Maria von Reibnitz; II. ⚭ Barbara von Schweinichen
          • Ernst Reichsgraf von Gellhorn, Freiherr von Peterswaldau (* 1617; † 1679); ⚭ Augusta Sybilla Prinzessin zu Schleswig-Holstein-Sonderburg († 1672)
            • Augusta Louisa Reichsgräfin von Gellhorn, auf Rogenau und Rosau (* 1666; † 1720); ⚭ Franz Bautschner Graf von Schlegenberg, auf Alt-Batzdorf und Reichenforst († 1699)
            • Ernst Julius Leopold Reichsgraf von Gellhorn, Freiherr von Peterswaldau, Herr der Herrschaft Blansko (* 1667; † 1702)
              • Ernst Leopold Ferdinand Graf von Gellhorn (* 1667; † 1702); ⚭ NN
                • Ernst Julius Graf von Gellhorn († 1754); ⚭ NN
                  • Karl Joseph Graf von Gellhorn († 1789); ⚭ NN
                    • Maria Theresia Gräfin von Gellhorn († 1812); ⚭ NN de la Motte
                • Franz Anton Graf von Gellhorn (* 1692; † 1742); ⚭ NN
          • George von Gellhorn auf Petersdorf; ⚭ Margaretha von Zetlitz auf Petrikau
            • Christoph von Gellhorn auf Petersdorf (* 1603; † 1664); ⚭ NN von Sebottendorf
              • Joachim Friedrich von Gellhorn auf Petersdorf (* 1638; † 1695); ⚭ Anna Susanna von Puster und Groß-Racke
                • Christoph Friedrich von Gellhorn und Guhle
                • Silvius Friedrich von Gellhorn auf Klinckenhaus
              • George Wenzel von Gellhorn zu Kletschkau (* 1640; † 1702); ⚭ NN von Mühlheim
            • Joachim von Gellhorn auf Petersdorf († 1664); ⚭ Barbara von Sack
              • George Sigismund von Gellhorn auf Bechsan († 1695); ⚭ Margaretha von Stosch
                • George Friedrich von Gellhorn auf Neudorf und Heinrichau (* 1687; † 1731); ⚭ Barbara Eleonora Freiin von Nostitz
            • George von Gellhorn auf Petersdorf und Kittelau (* 1604; † 1625); ⚭ Sibylla von Sebottendorf aus dem Hause Kunern (* 1607; † 1652)
          • Ursula von Gellhorn; ⚭ Christian von Peterswald auf Nieder-Peilau
          • Barbara von Gellhorn (* 1635; † 1692); ⚭ Adam Boguslaus von Sandretzky und Sandraschütz (* 1630; † 1695)[11]

Weitere Mitglieder

  • August Ferdinand von Gellhorn, königlich preußischer Landrat des Frankensteinischen Kreises, Herr auf Kobelau
  • August Rudolph von Gellhorn, Herr auf Peterwitz im Kreis Strehlen
  • Benno von Gellhorn, königlich preußischer geheimer Finanzrat, Herr auf Tschinschwitz im Kreis Striegau
  • Friedrich Wilhelm von Gellhorn, Herr auf Wehowitz im Kreis Leobschütz und Anteil Klein-Hoschütz im Kreis Ratibor
  • Hans Ernst Carl von Gellhorn, Herr auf Nieder-Kunzendorf im Kreis Schweidnitz
  • Ubaldo von Gellhorn, königlich preußischer Landrat des Schweidnitzer Kreises, Premier-Leutnant a. D., Herr auf Mittel-Arnsdorf, Grunau und Jakobsdorf im Kreis Schweidnitz

Literatur

Einzelnachweise

  1. (Eberhard - Graffen). Voigt, 1861 (google.co.uk [abgerufen am 11. August 2021]).
  2. Johann Siebmacher: J. Siebmacher's grosses und allgemeines Wappenbuch: in einer neuen vollständig geordneten und reich vermehrten Auflage mit heraldischen und historisch-geneaolgischen Erläuterungen. Bauer und Raspe, 1878 (google.com [abgerufen am 20. Mai 2021]).
  3. Jahrbuch für schlesische Kirchengeschichte. Verlag Unser Weg, 1975 (google.com [abgerufen am 20. Mai 2021]).
  4. Rudolf M. von Stillfried-Alcantara: Beiträge zur Geschichte des schlesischen Adels: II. Verlag d. Königl. Geheimen Ober-Hofbuchdr., 1860 (google.com [abgerufen am 20. Mai 2021]).
  5. Beiname Atze
  6. Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon, Band IV, Band 67 der Gesamtreihe, 1978, S. 68
  7. Friedrich Gottlob Eduard ANDERS: Historische Statistik der evangelischen Kirche in Schlesien nebst einer Kirchen-Charte ... Verbesserte und vermehrte Ausgabe der Statistik der evangel. Kirche in Schlesien, etc. 1867 (google.com [abgerufen am 1. November 2021]).
  8. Johannes III Sinapius: Schlesische Curiositäten, darinnen die ansehnlichen Geschlechter des Schlesischen Adels mit Erzehlung des Ursprungs, der Wappen, Genealogien (etc.). Fleischer, 1728 (google.com [abgerufen am 20. Mai 2021]).
  9. Der Adel des Glatzer Landes
  10. Friedrich Albert Zimmermann: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien: So das Fürstenthum Brieg in fünf einzelnen Stücken enthält. Tramp, 1783 (google.co.uk [abgerufen am 11. August 2021]).
  11. Rudolf Maria Bernhard von Stillfried-Alcantara: Geschichtliche Nachrichten vom Geschlechte Stillfried von Rattonitz. Lange, 1870 (google.com [abgerufen am 22. Mai 2021]).
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