Franz Xaver Weninger
Franz Xaver Weninger (* 31. Oktober 1805 auf Schloss Wildhaus, Untersteiermark, Österreich (heute zur Ortschaft Selnica ob Dravi in Slowenien gehörig); † 29. Juni 1888 in Cincinnati, Ohio, USA) war ein österreichischer Jesuit, geistlicher Schriftsteller und Volksmissionar, der hauptsächlich unter den deutschsprachigen Immigranten in den USA wirkte.
Leben und Wirken
Jugend
Franz Xaver Weninger wurde geboren auf Schloss Wildhaus an der Drau (slow.: Dvorec Viltuš),[1] in der Untersteiermark. Seine Mutter war adelig, wodurch die Familie Kontakte zum österreichischen Kaiserhof besaß. Er wuchs großteils in Wien auf und besuchte dort das Gymnasium. Ursprünglich strebte der junge Mann eine Militärkarriere an, sein Vater entschied jedoch, dass er Pharmazie studieren sollte und schickte ihn zur Ausbildung in eine Apotheke nach Laibach. Weninger genoss die Protektion von Kaiserin Karoline von Österreich, einer geborenen Prinzessin von Bayern, die sehr wohltätig und religiös war. Sie ermöglichte ihm ein Studium an der Universität Wien und verschaffte ihm die Aufnahme im sogenannten „Klinkowstöm Institut“, einem renommierten, dezidiert katholisch geprägten Schulkonvikt. Der Heimleiter Friedrich August von Klinkowström (1778–1835) war Konvertit und gehörte dem Kreis um den Heiligen Klemens Maria Hofbauer an; sein Sohn Georg Ernst Joseph Maria von Klinkowström (1813–1876) wurde Jesuit.
Weltpriester
Mit 17 Jahren entschloss sich Franz Xaver Weninger zum geistlichen Beruf. Philosophie hatte er bereits studiert, nun kamen Dogmatik und Moraltheologie hinzu. 1828 erhielt er die Priesterweihe, 1829 erwarb er einen Doktorgrad in Theologie am Bischöflichen Seminar von Graz. Am dortigen Diözesanseminar unterrichtete er einige Jahre Dogmatik. Außerdem fungierte er als Hofkaplan beim päpstlichen Nuntius in Wien.
Jesuit
Nachdem sein jüngerer Bruder Alexander Weninger Jesuit geworden war, trat auch Franz Xaver Weninger am 31. Oktober 1832 in die Gesellschaft Jesu ein. Er wirkte zunächst in Österreich und Deutschland. Zu dieser Zeit wählte ihn sich die im steirischen Mureck lebende Herzogin Maria Karolina von Berry, Schwiegertochter des letzten französischen Königs Karl X., zu ihrem Beichtvater. In der Revolution von 1848 wurden die Jesuiten aus Österreich vertrieben und Franz Xaver Weninger begab sich in die USA, wo der Orden stark aufgeblüht war.
Amerikamissionar
Der Priester beherrschte neben seiner Muttersprache Deutsch auch fließend Englisch und Französisch. Er kam 1848 in New York an und hielt in der Dreifaltigkeitskirche von Williamsburg (Brooklyn) seine erste englische Predigt. Von nun an war Pater Weninger rastlos in Nordamerika und Kanada als Volksmissionar unterwegs, seine Predigten hielt er je nach Gemeinde in Deutsch, Englisch oder Französisch; besonders kümmerte er sich um die deutschsprachigen Immigranten. Während seiner Tätigkeit in den USA organisierte er über 1000 mehrtägige Volksmissionen, allein im Verlauf des Jahres 1854 soll er etwa 1000 Predigten an den verschiedensten Plätzen gehalten haben. Er eignete sich eine profunde Kenntnis von Land und Leuten an und avancierte zum Experten für die dortigen Missionsbedürfnisse. Deshalb beauftragten ihn die österreichische Leopoldinenstiftung und der bayerische Ludwig-Missionsverein, die von ihnen finanziell unterstützten Gemeinden in den USA zu besuchen und über die dortigen Verhältnisse und Projekte Bericht zu erstatten. Aus dieser Tätigkeit erwuchsen Pater Weningers Missionsberichte an beide Organisationen, die ein buntes Bild der damaligen Verhältnisse unter den Einwanderern bieten und kulturhistorisch von bleibendem Wert sind. Sie wurden seinerzeit in vielen Zeitschriften publiziert und mit großem Interesse gelesen.[2] Franz Xaver Weninger betätigte sich überdies als fruchtbarer geistlicher Schriftsteller und verfasste mehr als 60 Bücher bzw. Schriften. Zuweilen komponierte er auch und es sind Kirchenlieder mit Melodien von ihm bekannt. 1881 nahm Weninger in Cartagena, Kolumbien an der Erhebung und Untersuchung der Gebeine des Sklavenmissionars Petrus Claver (1580–1654) teil, der wenige Jahre danach heiliggesprochen wurde. Franz Xaver Weninger entwickelte eine große Verehrung für Claver, der sich selbst als „Sklave der Neger“ bezeichnet hatte. Er propagierte nachhaltig dessen bevorstehende Kanonisierung und nahm sich von nun an mit besonderem Eifer der gesellschaftlich benachteiligten, farbigen Katholiken an.
Von 1882 bis zu seinem Tode 1888 lebte Weninger in Cincinnati, Ohio/USA, wo er auch verstarb. Ein zeitgenössischer Nachruf bezeichnete ihn als den „Apostel der Deutschen in Amerika“.[3]
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Weninger, Franz Xaver. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 54. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1886, S. 292–294 (Digitalisat).
- Franz Heinrich Reusch: Weninger, Franz Xaver. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 723.
- Norbert M. Borengässer: Weninger, Franz Xaver. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Bautz, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 761–762.
Weblinks
Einzelnachweise
- Zu Schloss Wildhaus (Memento vom 7. April 2014 im Internet Archive)
- Quelle zu den Missionsberichten aus Amerika
- Nachruf im „Sendboten des Göttlichen Herzens Jesu“, New York 1888