Franz Ignaz von Holbein
Franz Ignaz von Holbein (* 27. August 1779 in Zistersdorf, Niederösterreich; † 5. September 1855 in Wien) war ein österreichischer Bühnendichter und Theaterdirektor.
Leben
Franz Ignaz von Holbein (Edler von Holbeinsberg) sollte sich dem Staatsdienst widmen, folgte aber seinem abenteuerlichen Sinn und zog, sich seinen Unterhalt mit Singen und Gitarrespielen erwerbend, unter dem Namen „Fontano“ durch die Welt.
In Fraustadt nahm er Engagements bei Döbbelins Theatergesellschaft, später beim Hoftheater zu Berlin an, wurde sodann Gatte der Gräfin Lichtenau und nahm seinen Wohnsitz in Breslau, wo er unter anderem das Schauspiel Fridolin nach Schillers Der Gang nach dem Eisenhammer dichtete.
Nachdem er sich nach fünfjähriger Ehe hatte scheiden lassen, zog er wieder mit einer von ihm verbesserten Gitarre umher, bis ihn Graf Ferdinand Pálffy als Theaterdichter an das Theater an der Wien berief, wo er im August 1808 auch Hoftheaterdirektor mit 1000 Gulden Gehalt wurde.[1] Daneben gastierte er in Regensburg, Stuttgart und Nürnberg, wo er einen Brief des Bamberger Arztes Adalbert Friedrich Marcus erhielt, mit der Bitte, in Bamberg zu gastieren und die Intendanz des dortigen Theaters zu übernehmen. Das Bamberger Gastspiel fand vom 1. bis 24. April 1810 statt,[2] im Herbst übernahm Holbein tatsächlich die Direktion des dortigen Theaters und übertrug E. T. A. Hoffmann den Posten des Musikdirektors. Zu seinem Ensemble gehörte zu Beginn auch die Opernsängerin Elisabeth Röckel. In Bamberg schrieb er sein beifällig aufgenommenes Turnier zu Kronstein und ging, nachdem er von 1812 bis 1813 zugleich mit dem Bamberger auch das Würzburger Theater geleitet hatte, 1816 als Regisseur nach Hannover. Von da zog er 1819 als Direktor nach Prag und 1824 wieder an das Hoftheater zu Hannover, dessen Direktor er nun 16 Jahre lang blieb.
1841 in gleicher Stellung nach Wien an das Hofburgtheater berufen, hielt er sich hier bis Ende 1849, zu welcher Zeit Laube eintrat; 1853 gab er auch die Leitung des Hofoperntheaters auf.
Familie
Franz Ignaz von Holbein war dreimal verheiratet. 1802 heiratete er in Breslau die Gräfin Lichtenau, von der 1806 wieder getrennt wurde. In zweiter Ehe vermählte er sich 1820 in Prag mit der Schauspielerin Marie Johanna Renner (1775–1824), mit der er die Tochter Marie von Holbein hatte, die ebenfalls Schauspielerin wurde. Seine dritte Frau heiratete er 1827: Johanna Göhring, die unter dem Namen ihres Mannes als Johanna von Holbein bekannt wurde.[3] Aus dieser Ehe entstammten drei Söhne, die alle drei als Offiziere in der k. k. österreichischen Armee dienten, darunter Franz von Holbein-Holbeinsberg.
Werke
Holbein schrieb eine große Anzahl an Stücken, die durch praktische Machart vorübergehenden Erfolg errangen, ohne inneren Wert zu besitzen. Gesammelt erschienen sie als
- Theater (Rudolstadt 1811, 2 Bde.),
- Neuestes Theater (Pest 1822–23) und
- Dilettantenbühne (Wien 1826).
Die Geschichte seines Lebens und Strebens enthält der erste und einzige Teil seines Deutschen Bühnenwesens (Wien 1853).
Ehrungen
1898 wurde die Holbeingasse in Wien-Favoriten nach ihm benannt. Weiterst findet man auch die Holbeingasse in Zistersdorf, neben seinem Geburtshaus (Abriß um 1904 um an derselben Stelle das neue Rathaus zu errichten). Noch heute befindet sich an dieser Stelle eine Erinnerungstafel
Literatur
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 445 ff., (Textarchiv – Internet Archive) (dort als Franz von Holbeinsberg-Holbein)
- Joseph Kürschner: Holbein von Holbeinsberg, Franz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 725–727.
- Bernhard Hoeft, Die Gräfin Lichtenau in ihrer Ehe mit Franz von Holbein, in: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, Jg. 39 (1922), S. 25–28, 33–36, 45–49, 73–78.
- Bärbel Rudin: Holbein von Holbeinsberg (österreichische Adelsübertragung 1852), Franz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 521 f. (Digitalisat).
- Constantin von Wurzbach: Holbein, Edler von Holbeinsberg, Franz Ignaz. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 9. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1863, S. 220–224 (Digitalisat).
- Franz Ignaz von Holbein. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 399 f. (Direktlinks auf S. 399, S. 400).
- Michael Jahn: Die Wiener Hofoper von 1848 bis 1870. Personal – Aufführungen – Spielplan. (= Publikationen des Instituts für österreichische Musikdokumentation 27). Tutzing 2002. ISBN 3-7952-1075-5
- Barbara Boisits: Holbein, Franz Ignaz Edler von Holbeinsberg (Pseud. Fontano). In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2003, ISBN 3-7001-3044-9.
Weblinks
- Literatur von und über Franz Ignaz von Holbein im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Holbein, Franz Ignaz von im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Digitalisat der Partitur der Oper Aurora von E.T.A. Hoffmann und Franz Ignaz von Holbein (1. Akt und 2.–3. Akt) aus der Handschriftensammlung der Staatsbibliothek Bamberg
Einzelnachweise
- Neues Allgemeines Intelligenzblatt für Literatur und Kunst, Leipzig, Nr. 35 vom 20. August 1808, Sp. 553 (Digitalisat)
- Staatsbibliothek Bamberg, Theaterjournal 1802–1814, fol. 14r–14v (Digitalisat) (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 445 ff., (Textarchiv – Internet Archive) (dort als Franz von Holbeinsberg-Holbein)