Gerhard Klingenberg
Gerhard Klingenberg, eigentlich Gerhard Schwabenitzky[1] (* 11. Mai 1929 in Wien) ist ein österreichischer Schauspieler, Regisseur und Intendant.
Leben
Klingenberg belegte am Konservatorium Wien Schauspiel- und Regieklassen. Ab 1948 erhielt er erste Engagements an Theatern in St. Pölten, Klagenfurt und Innsbruck.
1956 bewarb er sich beim Berliner Ensemble und sprach bei Helene Weigel vor, die ihn auf der Stelle engagierte. Da er dort keine großen Aufgaben erhielt, arbeitete er auch für den Deutschen Fernsehfunk und führte dort Regie für Fernsehspiele und Theateraufzeichnungen. 1959 führte er Regie bei der ersten Koproduktion von DEFA und DFF, der Kriminalkomödie Spuk in Villa Sonnenschein. Anschließend wurde er von der DEFA mit der Verfilmung des Theaterstücks Was wäre, wenn …? von Hedda Zinner betraut. Die Premiere des Films verzögerte sich wegen ideologischer Bedenken, der Film wurde nach kurzer Zeit wieder aus dem Spielplan genommen. Nach dem Bau der Berliner Mauer fürchtete Klingenberg um seine Freizügigkeit und kehrte nach Österreich zurück.[2]
Von 1962 bis 1968 war er an Bühnen in Köln, Frankfurt am Main und Hamburg sowie am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Schauspielhaus Zürich und an den Münchner Kammerspielen tätig.
Ab 1968 wirkte er als Regisseur am Wiener Burgtheater, wo er später von 1971 bis 1976 die Direktion innehatte. Zu Klingenbergs besonderen Verdiensten am Burgtheater gehört, dass er die damalige europäische Regie-Avantgarde nach Wien holte. So inszenierten unter seiner Leitung unter anderem die Regisseure Claus Peymann, Giorgio Strehler, Peter Hall, Luca Ronconi, Jean-Louis Barrault, Roberto Guicciardini und Otomar Krejča.
Im Anschluss an seine Direktion in Wien ging Klingenberg wieder an das Schauspielhaus Zürich, wo er von 1977 bis 1982 als Direktor tätig war. Danach war er, von 1986 bis 1995, Intendant des Berliner Renaissance-Theaters. Im Anschluss an seine Tätigkeit in Berlin arbeitete er als freier Regisseur.
Neben seiner Arbeit am Theater wirkte Klingenberg an zahlreichen Fernsehproduktionen als Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor mit und betätigte sich zudem als Shakespeare-Übersetzer.
Klingenberg ist der Vater des Regisseurs Reinhard Schwabenitzky.
Filmografie (Auswahl)
- 1959: Was wäre, wenn …? (Regie)
- 1959: Spuk in Villa Sonnenschein (Regie)
- 1960: Guten Tag, lieber Tag (Regie und Drehbuch)
- 1962: Tevya und seine Töchter (Regie)
- 1963: Unterm Birnbaum (Regie)
- 1963: Der Mann aus England (Regie)
- 1964: In der Sache J. Robert Oppenheimer (Regie)
- 1965: Ein Wintermärchen (Regie)
- 1966: Die Gelehrten Frauen (Regie)
- 1966/67: Das schwedische Zündholz (Regie und Drehbuch)
- 1968: Der Tod des Handlungsreisenden (Regie)
- 1968: Tragödie auf der Jagd (Regie)
- 1969: Der Talisman (Regie)
- 1970: Ardèle oder das Gänseblümchen (Regie)
- 1976: Kabale und Liebe (Regie)
- 1977: Morgen (Regie)
- 1978: Der Spinnenmörder
- 1986: Mord am Pool (Regie)
- 1988: Aufrichtige Lügnerin (Regie)
Theater
Regie
- 1957: Georg Kaiser: David und Goliath – (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
Darsteller
- 1957: Gert Weymann: Generationen (Klaus Krüger) – Regie: Gert Beinemann (Maxim-Gorki-Theater Berlin)
Auszeichnungen
- 1964: Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für In der Sache J. Robert Oppenheimer
- 1999: Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich[3]
- 2002: Jakob Prandtauer-Preis für Wissenschaft und Kunst
- 2009: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich[3]
- Internationaler Kritikerpreis
- Ehrenkreuz für Kunst und Wissenschaft I. Klasse
Literatur
- Julia Danielczyk: Gerhard Klingenberg. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1001 f.
Weblinks
- Literatur von und über Gerhard Klingenberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Gerhard Klingenberg in der Internet Movie Database (englisch)
- Gerhard Klingenberg Biografie bei der DEFA-Stiftung (verfasst von Ralf Schenk)
Einzelnachweise
- Julia Danielczyk: Gerhard Klingenberg. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1001 f.
- Ralf Schenk: Der Westen leuchtet, Berliner Zeitung vom 8. November 2021, S. 13
- Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)