Fischerspinnen (Familie)
Die Familie der Fischerspinnen oder Langbeinigen Wasserspinnen (Trechaleidae) zählt zur Überfamilie der Lycosoidea innerhalb der Ordnung der Webspinnen. Die fast ausnahmslos in Mittel- und Südamerika vertretene Familie setzt sich aus recht großen Spinnenarten mit der Fähigkeit, sich auch erfolgreich auf und unter Wasser fortzubewegen, zusammen.
Fischerspinnen | ||||||||||||
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Große Wanderspinne (Cupiennius salei) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Trechaleidae | ||||||||||||
Simon, 1890 |
Merkmale
Bei den Arten der Familie handelt es sich um vergleichsweise große Spinnen[1] mit entsprechend der zweiten Trivialbezeichnung langen Beinen.[2] Der Körperbau der Spinnen erinnert an die der nah verwandten Jagdspinnen (Pisauridae) und anderer Familien der Überfamilie Lycosoidea. Wie die ebenfalls zu dieser Überfamilie zählenden Kammspinnen (Ctenidae) verfügen auch die Arten der Familie der Fischerspinnen über recht bewegliche Tarsen, die den Spinnen ähnlich wie bei den Riesenkrabbenspinnen (Sparassidae) sowohl eine schnelle und flexible Fortbewegung als auch ein gutes Anfügen an die Oberfläche, auf denen sie sich aufhalten, ermöglicht. Dabei werden auch wie bei den Riesenkrabbenspinnen die Beine in Ruhehaltung kurvenartig angelegt.[1] Wie manche Jagdspinnen, etwa die Gerandete Jagdspinne (Dolomedes fimbriatus) können sich auch die Fischerspinnen dank ihrer dichten Behaarung auf der Wasseroberfläche bewegen und auch untertauchen.[1][2]
Familien mit ähnlichen Arten
Neben den Vertretern der bereits erwähnten Jagd- und den Kammspinnen ähneln auch manche der Familie Selenopidae denen der Fischerspinnen.[3]
Vorkommen
Die Familie der Fischerspinnen ist im amerikanischen Doppelkontinent vertreten[1][2], wobei jedoch nur die Art Trechalea gertschi auch in Nordamerika (US-Staaten Arizona & New Mexico) vorhanden ist.[3][4] Eine Ausnahme bildet die in Japan endemische Art Shinobius orientalis.[4] Bewohnt werden überwiegend tropische Gebiete.[1][2]
Lebensweise
Bei den Arten der Familie handelt es sich um überwiegend nachtaktive Lauerjäger, die wie die meisten der Überfamilie angehörigen Arten ohne Fangnetz jagen und auch kein Wohngespinst anfertigen.[2] In das Beutespektrum gehören aufgrund der Größe der Spinnen neben anderen Gliederfüßern auch kleinere Wirbeltiere, darunter kleinere Reptilien, Frösche und aufgrund der Schwimmfähigkeit auch kleine Fische.[5] Die Spinnen können sich wie bereits erwähnt sowohl perfekt an Land als auch in Gewässern aufhalten, wo sie entweder auf der Oberfläche schwimmen oder unter Wasser tauchen.[1][2][5] Dabei wird die Vegetation der Gewässer oder andere Elemente, etwa Steine, gerne als Halt genutzt.[1] Viele Arten halten sich gerne an und in Fließgewässern auf. Diverse andere sind allerdings überwiegend fernab von Gewässern in der Vegetation zu finden.[2]
Fortpflanzung
Ähnlich wie bei einigen Jagdspinnen, etwa der Listspinne (Pisaura mirabilis), werben auch die Männchen einiger Arten der Fischerspinnen um Weibchen mit Brautgeschenken in Form von eingesponnenen Beutetieren. In diesem Falle erfolgt die Paarung während das Weibchen mit der Nahrungsaufnahme des geschenkten Beutetieres beschäftigt ist.[5] Bei anderen Arten erfolgt die Annäherung über ein Balzverhalten. Bei allen Arten trägt das Weibchen wie bei Wolfsspinnen (Lycosidae) den Eikokon angeheftet an den Spinnwarzen. Allerdings wird anders als bei diesen der Kokon zuvor vom Weibchen um den Jungtieren ein Verlassen des Kokons zu ermöglichen mithilfe der Celiceren etwas geöffnet und in ein vom Weibchen gefertigtes "Sicherheitsnetz" gelegt, wo sich die Jungspinnen einige Zeit aufhalten, ehe sie sich verselbstständigen. Das Weibchen übernimmt hier keine Brutpflege.[2]
Systematik
Die Familie der Fischerspinnen wurde von Eugène Simon 1890 erstbeschrieben und unterlag seitdem mehreren Veränderungen, da in der Vergangenheit Arten aus der Familie sowohl ausgegliedert als auch in diese neu einbezogen wurden. So wurde etwa die anfangs zu dieser Familie zählende Gattung Sisenna 1898 von Simon in die Familie der Raubspinnen gestellt und die zuvor zur Familie der Kammspinnen zählende Gattung Cupiennius 2019 von Luis Norberto Piacentini und Martín Javier Ramírez der Familie der Fischerspinnen angegliedert. Heute umfasst die Familie 140 beschriebene Arten in 16 Gattungen.[4]
- Amapalea Silva & Lise, 2006
- Barrisca Chamberlin & Ivie, 1936
- Caricelea Silva & Lise, 2007
- Cupiennius Simon, 1891
- Große Wanderspinne (Cupiennius salei (Keyserling, 1877))
- Cupiennius getazi Simon, 1891
- Cupiennius coccineus F. O. Pickard-Cambridge, 1901
- Dossenus Simon, 1898
- Dyrines Simon, 1903
- Enna O. Pickard-Cambridge, 1897
- Heidrunea Brescovit & Höfer, 1994
- Hesydrus Simon, 1898
- Neoctenus Simon, 1897
- Paradossenus F. O. Pickard-Cambridge, 1903
- Paratrechalea Carico, 2005
- Rhoicinus Simon, 1898
- Shinobius Yaginuma, 1991
- Syntrechalea F. O. Pickard-Cambridge, 1902
- Trechalea Thorell, 1869
Galerie
- Spinne der Gattung Cupiennius in einem Bromeliengewächs im Biologischen Reservat Monteverde, Costa Rica.
- Männchen der Großen Wanderspinne (Cupiennius salei)
- Nähere Ansicht des gleichen Exemplars der Gattung Syntrechalea
Einzelnachweise
- Richard A. Bradley: Common Spiders of North America, 1. Auflage, 2019, S. 116/349, ISBN 9780520315310.
- Paul E. Hanson: Insects and Other Arthropods of Tropical America, Zona Tropical Publications, 1. Auflage, 2016, S. 314, ISBN 978-1-5017-0429-1.
- Beschreibung der Fischerspinnen auf der Website von BugGuide (Link)
- Die Familie der Fischerspinnen im World Spider Catalog (Link)
- Rainar Nitzsche: Spinnen: Biologie - Mensch und Spinne - Angst und Giftigkeit, Books on Demand, 1. Auflage, 2018, S. 71, ISBN 9783837036695.