Felixdorf
Felixdorf ist eine Marktgemeinde im Bezirk Wiener Neustadt-Land in Niederösterreich mit 4413 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2021).
Marktgemeinde Felixdorf | ||
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Niederösterreich | |
Politischer Bezirk: | Wiener Neustadt (Land) | |
Kfz-Kennzeichen: | WB | |
Fläche: | 2,54 km² | |
Koordinaten: | 47° 53′ N, 16° 14′ O | |
Höhe: | 282 m ü. A. | |
Einwohner: | 4.413 (1. Jän. 2021) | |
Bevölkerungsdichte: | 1737 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 2603 | |
Vorwahl: | 02628 | |
Gemeindekennziffer: | 3 23 07 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Hauptstraße 31 2603 Felixdorf | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Walter Kahrer (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020) (25 Mitglieder) |
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Lage von Felixdorf im Bezirk Wiener Neustadt (Land) | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Geografie
Die Marktgemeinde Felixdorf liegt im südlichen Industrieviertel im Steinfeld rund 10 km nördlich von Wiener Neustadt in Niederösterreich. Mit 2,48 Quadratkilometer ist sie die flächenmäßig viertkleinste Gemeinde Niederösterreichs. 10,66 Prozent der Fläche sind bewaldet.
Es existieren neben Felixdorf keine weiteren Katastralgemeinden. Felixdorf Markt ist die einzige Ortschaft sowie der einzige Siedlungsname.[1]
Die südliche Gemeindegrenze verläuft teilweise entlang eines Nebenzweigs des Tirolerbachs. Entlang des Nordrands der Gemeinde fließt der Hauptlauf der Piesting, deren Wasser knapp westlich des Brückenübergangs der Mohrstraße die Turbine eines Kleinwasserkraftwerks treibt. Die mit dem Kraftwerk in Verbindung stehende Wehranlage teilt die Piesting in zwei Seitenarme, zwischen denen sich eine vollständig mit Auwald bewachsene Insel befindet. Knapp vor der Brücke der Südbahn, unter welcher die Piesting am nordwestlichen Ende des Gemeindegebiets abfließt, treffen beide Seitenarme wieder aufeinander.
Entlang des gesamten Bachverlaufes wächst dichter, natürlicher Auwald, welcher im südlichen Wiener Becken rar geworden ist. Teile dieses Waldes waren bereits mehrmals Thema der örtlichen Politik, Flächenumwidmungen sollten einen Ausbau der Gemeinde ermöglichen. Dagegen formierte sich eine Bewegung, welche schließlich zur Bildung des Verein zum Schutz des Auwaldes und der Umwelt in Felixdorf führte.
Geschichte
Vor Christi Geburt war das Gebiet Teil des keltischen Königreiches Noricum und gehörte zur Umgebung der keltischen Höhensiedlung Burg auf dem Schwarzenbacher Burgberg.
Später unter den Römern lag das heutige Felixdorf dann in der Provinz Pannonia.
Das Gemeindegebiet von Felixdorf ist Teil des Steinfelds und gehörte ursprünglich zur Gemeinde Wiener Neustadt. Um dieses Gebiet zu nutzen, wurden auf Initiative des Wiener Neustädter Bürgermeisters Felix Mießl im Jahr 1821 die Ortschaft Felixdorf gegründet. Die Ansiedlung hätte ursprünglich zu Ehren des Kaisers Franz I. „Franzensdorf“ heißen sollen; da aber bezweifelt wurde, dass die Siedlung überlebensfähig sei, wurde dieses Ansinnen abgelehnt und die Siedlung nach dem Gründer Felixdorf benannt.[2] Den Namen „Franzensdorf“ erhielt später eine Siedlung in der Nähe von Groß-Enzersdorf.
Am 1. Jänner 1889 wurde Felixdorf, das bis dahin zur Stadtgemeinde Wiener Neustadt gehört hatte, selbständige Gemeinde.[3]
Auf dem Artillerie-Schießplatz Felixdorf[Anm. 1] wurde unter anderem 1911 der 30,5-cm-M.11-Mörser eingeschossen.
In der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 1921 stießen beim Eisenbahnunfall von Felixdorf ein aus Italien kommender Schnellzug mit einem Güterzug zusammen. Sieben Reisende starben, 14 wurden schwer verletzt.
Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Marktgemeinde Felixdorf ein Arzt, ein Zahntechniker, ein Apotheker, einer Autowerkstätte, zwei Bäcker, ein Baumeister, drei Branntweinhändler, ein Elektrotechniker, ein Fahrradhändler, drei Fleischer, drei Friseure, ein Fuhrwerker, ein Galanterie- und Spielwarenhändler, sechs Gastwirte, elf Gemischtwarenhändler, ein Glaser, zwei Hebammen, ein Holzhändler, zwei Huthändler, ein Installateur, ein Kaffeehaus, ein Kino, vier Modegeschäfte, zwei Konsumvereine, zwei Kurzwarenhändler, zwei Maler, ein Möbelhändler, zwei Mühlen, zwei Obst- und Gemüsehändler, ein Rauchfangkehrer, ein Sattler, ein Schlosser, zwei Schneider und neun Schneiderinnen, fünf Schuster, ein Seiler, ein Spengler, zwei Strickerei, zwei Trafikanten, zwei Tischler, ein Viktualienhändler, drei Druckereien ein Wagner, zwei Zuckerwarenhändler und einige Landwirte ansässig. Überdies gab es die Pottendorfer Spinnerei und Felixdorfer Weberei AG, die Oesterreichische chemische Industriegesellschaft ein Elektrizitätswerk und die Felixdorfer Walzmühle.[4]
1940 entstand in Felixdorf auf Anregung von Hermann Oberth ein Raketenversuchsplatz.
Religion
Felixdorf verfügt über eine römisch-katholische Pfarre, eine evangelische Kirche sowie eine Moschee.
53,5 % der Bevölkerung sind römisch-katholisch, 17,0 % gehören dem Islam an, 6,5 % sind evangelisch. Ohne religiöses Bekenntnis sind 19,5 %. Felixdorf ist hinter Waldegg die österreichische Gemeinde mit dem zweithöchsten Moslemanteil bei der Volkszählung 2001.[5]
Bevölkerungsentwicklung
Politik
Der Gemeinderat hat 25 Mitglieder.
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1990 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 18 SPÖ, 4 ÖVP, und 3 FPÖ.
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 1995 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 15 SPÖ, 5 ÖVP, 4 FPÖ, und 1 Liste Baum-Stamm-Baum.[6]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2000 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 15 SPÖ, 5 ÖVP, 2 FPÖ, 2 Felixdorfer Bürgerinitiative Liste Weiss, und 1 Liste Baum-Stamm-Baum.[7]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2005 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 17 SPÖ, 7 ÖVP, und 1 Bürgerinitiative Felixdorf.[8]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2010 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 14 SPÖ, 8 ÖVP, und 3 FPÖ.[9]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2015 hatte der Gemeinderat folgende Verteilung: 14 SPÖ, 8 ÖVP, 2 FPÖ, und Unabhängige Bürgerliste Felixdorf.[10]
- Mit den Gemeinderatswahlen in Niederösterreich 2020 hat der Gemeinderat folgende Verteilung: 16 SPÖ, 8 ÖVP und 1 FPÖ.[11]
- Bürgermeister[12]
- 1945–1961 Lorenz Frasel
- 1961–1988 Heinrich Ramoser
- 1988–2010 Karl Stieber (SPÖ)
- seit 2010 Walter Kahrer (SPÖ)
Im Jahr 2015 wurde die Amtsleiterin der Gemeinde überraschend durch einen Gemeinderatsbeschluss mit Stimmenmehrheit der SPÖ gekündigt. Im darauf folgenden Gerichtsurteil sah das Landesgericht Wiener Neustadt den Rauswurf als „sittenwidrig und offenbar parteipolitisch motiviert“ an, daher durfte die Amtsleiterin den Dienst im Oktober 2018 wieder antreten. Der Gemeinde entstanden durch das nachzuzahlende Gehalt und Anwaltskosten über EUR 200.000 Schaden.[13]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Wirtschaft
Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 136, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 2. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 1817. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 43,42 Prozent.
Öffentliche Einrichtungen
In der Gemeinde gibt es eine Volksschule und eine Mittelschule.[14]
Verkehr
Der Ort liegt an der Südbahn, es halten Regionalzüge und die S-Bahn Linien S3 und S4. So gibt es jeden Tag etwa drei Züge die Stunde Richtung Wien und Wiener Neustadt. Außerdem beginnen die meisten Regionalzüge der inneren Aspangbahn, welche über Traiskirchen bis zum Wiener Hauptbahnhof führt. Der Ort liegt an der Wiener Neustädter Straße B 17, sodass sowohl Wien als auch die Bezirkshauptstadt Wiener Neustadt gut erreichbar sind. Auch die nächsten Auffahrten auf die westlich des Ortes verlaufende Südautobahn A2 sind in wenigen Minuten erreichbar.
Organisationen
Verein zum Schutz des Auwaldes und der Umwelt in Felixdorf
Dieser Verein existiert seit dem 5. April 2007 und konnte einige Bauvorhaben ändern bzw. deren Umsetzung verhindern. Es handelt sich dabei um einen überparteilichen und nicht auf Gewinn gerichteten Verein. Obmann des Vereins ist Gustav Schranz. Unterstützt wird er von den Stellvertretern Fritz Harrer und Bernd Hrabal, der Kassierin Susanna Stöger und zahlreichen weiteren Mitgliedern.
Persönlichkeiten
Persönlichkeiten (nach 1945):
- Franz Staffa (1907–1981) Abgeordneter zum Nationalrat, Gemeinderat in Felixdorf
- Franz Stöhr (1921–1970) Abgeordneter zum NÖ.Landtag, Gemeinderat in Felixdorf
- Johann Farnleitner (* 1939) ehemaliger Bundesminister und Gemeinderat in Felixdorf
- Traude Votruba (* 1942) ehemalige Landesrätin in der NÖLR. und Gemeinderätin in Felixdorf
Ehrenbürger (nach 1945):
- Karl Renner (1870–1950) Bundespräsident
- Oskar Helmer (1887–1963) Bundesminister
- Bruno Kreisky (1911–1990) Bundeskanzler
- Hans Czettel (1923–1980) Landeshauptmannstellvertreter NÖ.
- Heinrich Ramoser (1925–1993) Bürgermeister von Felixdorf
- Erwin Buchta (* 1935), Kommerzialrat, ehemaliger Geschäftsführender Gemeinderat in Felixdorf
- Karl Stieber (* 1939) ehemaliger Bürgermeister von Felixdorf
Weblinks
- Homepage der Gemeinde Felixdorf
- SPÖ Felixdorf
- ÖVP Felixdorf
- Verein zum Schutz des Auwaldes und der Umwelt in Felixdorf
- Eintrag zu Felixdorf in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- 32307 – Felixdorf. Gemeindedaten, Statistik Austria.
Einzelnachweise
- 4. Teil: Gemeinden Niederösterreich 107. Felixdorf. In: Österreichischer Amtskalender online. Jusline Österreich (Verlag Österreich), Wien 2002–, ZDB-ID 2126440-5.
- Gertrud Gerhartl, Wiener Neustadt. Geschichte, Kunst, Kultur, Wirtschaft 2. Aufl., ISBN 3 7003 1032 3, S. 376.
- Gerhartl, S. 429
- Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 240
- Lukas Kapeller: Die wollen sich nicht anfreunden, Der Standard, 22. und 23. September 2007, S 10. online-Version
- Wahlergebnis Gemeinderatswahl 1995 in Felixdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 30. März 2000, abgerufen am 17. September 2019.
- Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2000 in Felixdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 4. Februar 2005, abgerufen am 17. September 2019.
- Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2005 in Felixdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 4. März 2005, abgerufen am 17. September 2019.
- Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2010 in Felixdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 8. Oktober 2010, abgerufen am 17. September 2019.
- Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2015 in Felixdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 1. Dezember 2015, abgerufen am 17. September 2019.
- Wahlergebnis Gemeinderatswahl 2020 in Felixdorf. Amt der NÖ Landesregierung, 26. Januar 2020, abgerufen am 9. Februar 2020.
- Marktgemeinde Felixdorf: Felixdorf. In: Der niederösterreichische Bezirk Wiener Neustadt und seine Gemeinden. 2. Auflage. NÖ. Verlag GesmbH, Wiener Neustadt 1996, S. 47.
- Patrick Wammerl: „Bauchfleck“ für Gemeinde: Amtsleiterin ist wieder zurück. 10. Oktober 2018 (kurier.at [abgerufen am 10. Oktober 2018]).
- Schulensuche. In: Schulen online. Abgerufen am 28. September 2020.
Anmerkungen
- Der bis heute so genannte, jedoch inzwischen weitgehend unbeachtet offiziell in Schießversuchsplatz Steinfeld umbenannte, östlich von Sollenau gelegene Schießplatz ist nie Teil des Gemeindegebiets von Felixdorf gewesen. Seine Bezeichnung dürfte im Wesentlichen drei Umständen zu verdanken sein: nach Gründung der Ortsgemeinde Felixdorf der Benennung des Heidegebiets des Steinfeldes als Felixdorfer Haide, der seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1945 in Felixdorf (Bahnstraße 2; ab 1902: Kaserne für die Schießversuchscommission) angesiedelten militärischen Verwaltung des Schießplatzes sowie der Postpraxis, gemäß der das Felixdorfer Postamt (PLZ 2603) auch für die Gemeinden Ebenfurth sowie Matzendorf-Hölles Zustellamt ist. Der Schießplatz Felixdorf ( ) ist Teil der Katastralgemeinde Haschendorf der politischen Gemeinde Ebenfurth, seine Postanschrift lautet gemäß DKM (Hasch)endorf (sic!), Großmittler Straße 20, 2603 Felixdorf. – (Ad Kaserne aus:) Die Kasernen in Felixdorf. In: Rudolf F. Marwan-Schlosser: Kasernen, Soldaten, Ereignisse. Kasernen und militärische Einrichtungen in Wiener Neustadt, Bad Fischau, Wöllersdorf, Katzelsdorf, Felixdorf-Grossmittel-Blumau. Weilburg-Verlag, Wiener Neustadt 1983, ISBN 3-900100-09-8, S. 130–134.