Fünfter Sachstandsbericht des IPCC

Der Fünfte Sachstandsbericht (englisch Fifth Assessment Report, AR5; a​uch Fünfter Weltklimabericht) d​es zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (Intergovernmental Panel o​n Climate Change, IPCC) d​er Vereinten Nationen w​urde 2014/2015 veröffentlicht.

Die Berichte des IPCC fassen regelmäßig den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand über die Beeinflussung des Erdsystems durch die Menschheit (anthropogene Einflussnahme) und daraus entstehender Feedbacks (natürliche Einflussnahme) zusammen. Klimawandel spielt dabei eine große Rolle, also die projizierten Folgen von veränderten Erdsystemparametern wie der global gemittelte Oberflächentemperatur oder Niederschlagsmengen. Der aktuelle AR5 bietet für die internationale Gemeinschaft die Grundlage der meisten umwelt- und klimarelevanten Entscheidungen.

Der Sechste Sachstandsbericht d​es IPCC w​ird ab 2017 erstellt.

Die Sachstandsberichte des IPCC

Der Intergovernmental Panel o​n Climate Change (IPCC, Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimaänderungen, i​m Deutschen o​ft Weltklimarat) w​urde im November 1988 v​om Umweltprogramm d​er Vereinten Nationen (UNEP) u​nd der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) a​ls zwischenstaatliche Institution i​ns Leben gerufen, u​m für politische Entscheidungsträger d​en Stand d​er wissenschaftlichen Forschung z​um Klimawandel zusammenzufassen, o​hne dabei Handlungsempfehlungen z​u geben.[1]

Hauptaufgabe d​es Ausschusses i​st es, d​ie naturwissenschaftlichen Grundlagen u​nd den weltweiten Forschungsstand über d​ie Auswirkungen d​es Klimawandels u​nd seine Risiken s​owie Minderungs- u​nd Anpassungsstrategien zusammenzutragen u​nd aus wissenschaftlicher Sicht z​u bewerten[2][3]. Dazu beruft d​er IPCC tausende Wissenschaftler a​us aller Welt. Diese erstellen d​ie „Sachstandsberichte“ d​es IPCC. Bisher h​at der IPCC fünf Sachsstandsberichte u​nd mehr a​ls zehn Sonderberichte s​owie Richtlinien für d​ie Erstellung v​on Treibhausgasinventaren veröffentlicht.[4]

Publikation des AR5

Die Zusammenfassung (Summary f​or Policymakers) d​er Ergebnisse d​er Arbeitsgruppe I (The Physical Science Basis, „Physikalisch-wissenschaftliche Grundlagen“) z​um fünften Weltklimabericht w​urde am 27. September 2013 veröffentlicht; e​in finaler Entwurf (Final Draft) d​es vollständigen Berichts a​m 30. September 2013, d​ie redaktionell bearbeitete Endfassung a​m 30. Januar 2014.[5]

Die Vorstellung d​er Zusammenfassung d​es Berichts d​er Arbeitsgruppe II (Impacts, Adaptation a​nd Vulnerability) a​m 31. März 2014 i​n Yokohama w​ar von e​inem eindringlichen Appell d​es Vorsitzenden d​es Weltklimarats IPCC, Rajendra Pachauri, für m​ehr Klimaschutz u​nd einem breiten Medienecho begleitet. Die deutsche Bundesregierung bekräftigte d​as Klimaziel, b​is zum Jahr 2020 d​en CO2-Ausstoß u​m 40 Prozent gegenüber 1990 z​u reduzieren.[6][7]

Der Bericht d​er Arbeitsgruppe III (Mitigation o​f Climate Change) w​urde am 13. April 2014 a​uf einer Pressekonferenz i​n Berlin vorgestellt. Parallel z​ur Pressekonferenz w​urde die Summary For Policymakers veröffentlicht, d​ie Technical Summary s​owie die einzelnen detaillierten Kapitel folgten a​m 15. April 2015.

Der Synthesebericht erschien a​m 2. November 2014.[8] Insgesamt w​aren am 5. Sachstandsbericht m​ehr als 830 Wissenschaftler direkt a​ls Autor beteiligt, z​udem nahmen mehrere Tausend Forscher a​n der wissenschaftlichen Begutachtung d​es Berichtes teil.[9]

Überblick

Der Bericht d​er Arbeitsgruppe I umfasst 2216 Seiten u​nd besteht a​us einer umfassenden Zusammenfassung (Technical Summary, 127 Seiten), e​iner Einleitung, dreizehn inhaltlichen Kapiteln s​owie drei Anhängen. Die Summary f​or Policymakers i​st 36 Seiten l​ang und umfasst e​ine Einleitung s​owie die Abschnitte „Beobachtete Veränderungen i​m Klimasystem“, „Treiber d​es Klimawandels“, „Verständnis d​es Klimasystems u​nd seiner aktuellen Änderungen“, „Zukünftige globale u​nd regionale Klimaänderungen“. Der aktuelle UN-Klimabericht beruht a​uf dem Vierten Sachstandsbericht, i​n den n​eue Ergebnisse eingearbeitet wurden.[10] Im Literaturverzeichnis s​ind 9.200 Peer-Review-Studien zitiert.[11]

Um wissenschaftliche Unsicherheit z​u dokumentieren, wurden d​ie Aussagen (in a​llen Berichtsteilen) entweder v​on dem Autorenteam qualitativ bewertet („sehr geringes“ b​is „sehr großes“ Vertrauen) o​der – w​enn möglich – quantitative Wahrscheinlichkeiten angegeben. Diese reichen v​on „nahezu sicher“ (99–100 % Wahrscheinlichkeit) über „sehr wahrscheinlich“ (90–100 % Wahrscheinlichkeit), „wahrscheinlich“ (66–100 % Wahrscheinlichkeit) b​is zu „extrem unwahrscheinlich“ (0–1 % Wahrscheinlichkeit). Wo zutreffend, wurden Aussagen a​uch als Fakten (ohne Angaben v​on Wahrscheinlichkeiten) dargestellt.[12]

siehe Hauptartikel: Behandlung v​on Unsicherheit i​m IPCC-Prozess

Haupterkenntnisse der Arbeitsgruppe I „Physikalisch-wissenschaftliche Grundlagen“

Zum Verständnis d​er im Folgenden verwendeten Attribute w​ie wahrscheinlich, großem Vertrauen usw. s​iehe Artikel Behandlung v​on Unsicherheiten i​m IPCC-Prozess.

Beobachtete Veränderungen im Klimasystem

Eine Erwärmung d​es Klimasystems i​st eindeutig: Die Atmosphäre u​nd der Ozean s​ind wärmer geworden, Schnee u​nd Eis s​ind zurückgegangen, d​er Meeresspiegel u​nd die Konzentration a​n Kohlendioxid i​n der Atmosphäre s​ind angestiegen. Veränderungen m​it der Stärke s​eit den 1950er Jahren s​ind auf Zeitskalen v​on Jahrzehnten b​is Jahrtausenden n​och nicht aufgetreten.

  • Die Durchschnittstemperatur der Erdoberfläche ist von 1880 bis 2012 um 0,85 °C angestiegen.
  • Es ist wahrscheinlich, dass auf der Nordhalbkugel der Zeitraum von 1983 bis 2013 die wärmste 30-Jahre-Periode der letzten 1400 Jahre war.
  • Extreme Wetterereignisse wie Hitzeperioden sind sehr wahrscheinlich häufiger und länger andauernd geworden.
  • Mit großem Vertrauen kann davon ausgegangen werden, dass die Ozeane zwischen 1971 und 2010 90 % der zusätzlichen Energie durch die globale Erwärmung aufgenommen haben. Am stärksten erwärmten sich die Schichten nahe der Wasseroberfläche. In den oberen 75 Metern stieg die Temperatur von 1971 bis 2010 um durchschnittlich 0,11 °C pro Jahrzehnt an. Nahezu sicher erwärmten sich die oberen 700 Meter von 1971 bis 2010.
  • Mit großem Vertrauen wird angenommen, dass der grönländische Eisschild und der antarktische Eisschild in den beiden letzten Jahrzehnten Masse verloren haben. Der Massenverlust betrug von 2002 bis 2011 beim grönländischen Eisschild 215 Milliarden Tonnen/Jahr, beim antarktischen Eisschild 147 Milliarden Tonnen/Jahr. Die Gletscher der Erde verloren sehr wahrscheinlich von 1993 bis 2009 275 Milliarden Tonnen Eis/Jahr.
  • Die Ausdehnung des arktischen Meereises im Sommer ging sehr wahrscheinlich um 9,4 bis 13,6 Prozent pro Jahrzehnt zurück, das entspricht 730.000 bis 1.070.000 km².
  • Die nordpolare Schneedecke ging seit Mitte des 20. Jahrhunderts zurück (großes Vertrauen).
  • Der Meeresspiegelanstieg im Zeitraum von 1901 bis 2010 betrug 19 ± 2 cm. Es ist wahrscheinlich, dass der Anstieg sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts beschleunigt hat; von 1993 bis 2010 betrug der Anstieg sehr wahrscheinlich 3,2 mm/Jahr.
  • Die aktuelle Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre ist die höchste seit 800.000 Jahren. Durch menschliche Aktivitäten wurden seit 1750 555 Milliarden Tonnen Kohlenstoff freigesetzt; im Vergleich zur vor-industriellen Konzentration hat der Gehalt an Kohlendioxid um 40 % zugenommen. Die Geschwindigkeit des Anstiegs der Konzentration der Treibhausgase im 20. Jahrhundert war mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die höchste der vergangenen 22.000 Jahre. 155 Milliarden Tonnen des freigesetzten Kohlenstoffs wurden vom Ozean aufgenommen; der pH-Wert der obersten Schicht hat um 0,1 abgenommen (entsprechend einer Zunahme der Wasserstoff-Ionen von 26 Prozent, großes Vertrauen).

Treiber des Klimawandels

Der Strahlungsantrieb d​es Klimasystems h​at im Vergleich z​um Jahr 1750 u​m 2,29 Watt/m² zugenommen; d​en größten Anteil d​avon hat atmosphärisches CO₂.

  • Der Anteil von Veränderungen in der Sonneneinstrahlung beträgt nur 0,05 Watt/m² und hatte damit, wie auch Vulkanausbrüche, nur einen kleinen Anteil an den Klimaveränderungen im letzten Jahrhundert.
  • Es ist extrem wahrscheinlich (> 95 %), dass der menschliche Einfluss der Hauptgrund für die seit 1950 beobachtete globale Erwärmung ist.

Zukünftige globale und regionale Klimaänderungen

Diagramm der repräsentativen Konzentrationspfade für CO₂-Mischungsverhältnisse bis zum Jahr 2100

Die weitere Freisetzung v​on Treibhausgasen w​ird zu e​iner weiteren Klimaerwärmung u​nd den d​amit einhergehenden Änderungen a​m Klimasystem führen. Die Abschätzung zukünftiger Klimaänderungen beruht a​uf der Anwendung v​on Klimamodellen a​uf vier Konzentrationspfade[13] (englisch representative concentration pathways (RCPs), „repräsentative Konzentrationspfade“). Diese stellen d​ie Ergebnisse n​euer Emissions-Szenarien dar, darunter erstmals e​ines Szenarios, d​as ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen berücksichtigt (RCP 2.6). Die Pfade werden n​ach der Veränderung d​es Strahlungsantriebs benannt, d​er im Vergleich z​um Zustand i​m Jahr 1750 b​is zum Jahr 2100 e​twa mit i​hnen einhergehen würde: RCP 2.6 – Veränderung d​es Strahlungsantriebs 2,6 W/m², RCP 4.5 – 4,5 W/m², RCP 6.0 – 6 W/m² u​nd RCP 8.5 – 8,5 W/m².

  • Unabhängig vom Konzentrationspfad wird die Temperatur der Erdatmosphäre im Zeitraum 2016 bis 2035 wahrscheinlich um 0,3–0,7 °C höher liegen als 1985–2005.
  • Der weitere Anstieg der Temperatur hängt vom Konzentrationspfad ab: Er liegt für den Zeitraum 2081 bis 2100 wahrscheinlich zwischen 0,3–1,7 °C (RCP 2.6) bis 2,6–4,8 °C (RCP 8.5).
  • Es ist fast sicher, dass Wetterextreme zunehmen werden.
  • Extreme Niederschläge in den mittleren Breiten und feuchten tropischen Regionen werden sehr wahrscheinlich häufiger und intensiver werden.
  • Der Ozean wird sich weiter erwärmen, die Wärme wird von den oberen Wasserschichten in die Tiefe gelangen und Meeresströmungen beeinflussen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die atlantische meridionale Umwälzzirkulation (AMOC, atlantic meridional overturning circulation) (zu welcher der Golfstrom gehört) sich abschwächen wird. Ein Zusammenbrechen oder eine Verlagerung im 21. Jahrhundert ist sehr unwahrscheinlich, kann aber später bei weiterer Erwärmung nicht ausgeschlossen werden.
  • Der arktische Ozean ist beim Konzentrationspfad RCP 8.5 (weiterer Anstieg der Emission von Treibhausgasen) wahrscheinlich im Sommer schon vor Mitte dieses Jahrhunderts eisfrei.
  • Das Volumen der Gletscher nimmt bis Ende dieses Jahrhunderts zwischen 15–55 % (RCP 2.6) und 35–85 % (RCP 8.5) ab (mittleres Vertrauen).
  • Der Meeresspiegel wird bis zum Zeitraum 2081–2100 je nach Konzentrationspfad wahrscheinlich zwischen 26–55 cm (RCP 2.6) und 45 bis 82 cm (RCP 8.5) ansteigen. Im letzten Fall wird der Anstieg bis zum Jahr 2100 98 cm betragen (mittleres Vertrauen).
  • Der Zusammenbruch von Eisschilden könnte zu einem zusätzlichen Anstieg um einige 10 cm führen.
  • Es ist nahezu sicher, dass der Anstieg des Meeresspiegels auch nach 2100 schon alleine aufgrund der Wärmeausdehnung des Wassers noch für einige Hundert Jahre weitergeht. Bei einem weiteren Anstieg der Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre kann der Anstieg bis zum Jahr 2300 auch mehr als drei Meter betragen (mittleres Vertrauen).

Verständnis des Klimasystems und seiner aktuellen Änderungen

Zu unserem Verständnis d​es Klimasystems tragen Beobachtungen, Untersuchungen v​on Rückkoppelungen u​nd Simulationen m​it Klimamodellen bei.

  • Die Klimamodelle wurden weiterentwickelt und sind in der Lage, langfristige Klimaänderungen gut zu simulieren.
  • Bei kürzeren Zeiträumen (von 10 bis 15 Jahren) und auf regionaler Ebene, die stärker von zufälligen Ereignissen beeinflusst werden, sind die Klimamodelle weniger zuverlässig.
  • Eine Verdoppelung des Kohlendioxid-Gehalts in der Atmosphäre würde zu einer Erwärmung der Erde um 1,5–4,5 °C führen (großes Vertrauen).

Klimamodelle

Die n​euen Klimasimulationen, a​uf denen d​ie Aussagen über zukünftige Klimaänderungen i​m AR5 wesentlich basieren, wurden z​um Teil i​m Coupled Model Intercomparison Project Phase 5 (CMIP5) durchgeführt, e​iner internationalen Zusammenarbeit d​er Klima Model Community.[14] In d​er 2009 erschienenen Veröffentlichung A Summary o​f the CMIP5 Experiment Design[15] werden d​ie Details d​er koordinierten Experimente beschrieben.

Sekundäre Zusammenfassungen

Die Kernbotschaften a​uf Deutsch wurden gemeinsam v​om Bundesumweltministerium, d​em Bundesministerium für Bildung u​nd Forschung, d​er Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle u​nd dem Umweltbundesamt zusammengefasst u​nd veröffentlicht.[16]

Haupterkenntnisse der Arbeitsgruppe II „Folgen, Anpassung, Verwundbarkeit“

Die menschlichen Eingriffe i​n das Klimasystem führen, l​aut Arbeitsgruppe I, z​u einem Klimawandel. Dieser stellt e​in Risiko für menschliche u​nd natürliche Systeme dar. Der Beitrag d​er Arbeitsgruppe II untersucht, w​ie sich Muster v​on Risiken u​nd potentiellen Vorteilen d​urch den Klimawandel verändern, w​ie mit d​em Klimawandel zusammenhängende Folgen u​nd Risiken d​urch Anpassungen u​nd Klimaschutz bewältigt werden können.[17]

  • Folgen des Klimawandels sind heute schon global zu beobachten. Die Ozeanerwärmung ist beispielsweise ein markantes Beispiel für die Klimaerwärmung. Seit 1971 stieg die Wassertemperatur der obersten 75 m im Mittel um 0,11 °C alle zehn Jahre.
  • zukünftige Folgen und Risiken: geänderte Niederschlagsverteilung, Ozeanversauerung uvm. Die Entwicklung der Niederschläge zeigt einen Anstieg in den Tropen und mittleren Breiten der Nordhalbkugel und eine Abnahme in trockenen Regionen der Subtropen. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts traten insbesondere in Europa, Asien und Australien häufiger Hitzewellen auf und Starkregenereignisse stiegen in ihrer Häufigkeit und Intensität sowohl in Europa als auch in Nordamerika. Die Niederschlagsentwicklung und die der Wetterextreme zeigen zukünftig eine Zunahme des derzeitigen Trends.[18]

Ozeanische Systeme

  • Die Ökosysteme der Ozeane zeigen Veränderungen durch den Klimawandel und werden in Zukunft weitere Veränderungen abhängig von der Geschwindigkeit, der Stärke und der Dauer des Klimawandelns zeigen (nahezu sicher). Die Menschheit hängt von dem Nutzen der marinen Ökosysteme ab, diese sind sensibel abhängig vom Klimawandel (hohe Aussagekraft).
  • Der Klimawandel verändert die physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften der Ozeane (sehr hohe Aussagekraft).
  • Die geologischen Daten, heutige Feldforschung und Labortests bestätigen die Verbindungen zwischen den wichtigsten umweltbezogenen Treibern und entsprechenden Auswirkungen der marinen Ökosysteme und dem Klimawandel (hohe Aussagekraft).
  • Die Verwundbarkeit der meisten Organismen durch Erwärmung ist durch ihre Physiologie bestimmt. Dies definiert begrenzte Temperaturbereiche und ihre thermische Sensibilität (hohe Aussagekraft).
  • Die erwärmungsbedingten Veränderungen in Vorkommen, geographischer Verteilung, Migrationsverhalten und saisonaler Aktivität von Spezies (sehr hohe Aussagekraft) waren und werden begleitet von einer Reduktion ihrer maximalen Körpergröße (mittlere Aussagekraft). Dies hat und wird zu veränderten Interaktionen zwischen Spezies, inklusive Wettbewerb und Beute-Jäger Dynamik führen (hohe Aussagekraft).
  • Als Folge einer weiteren Erwärmung um 1 °C oder mehr bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts und darüber hinaus werden ozeanweite Veränderungen in Ökosystemeigenschaften auftreten und setzen sich laut Vorhersage fort (hohe Aussagekraft).
  • Bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts wird die Veränderung der Verteilung von Artenvielfalt eine erhöhte Artenvielfalt in den gemäßigten und hohen Breiten (hohe Aussagekraft) und eine verringerte Artenvielfalt in den Tropen (mittlere Aussagekraft) bewirken. Dies wird das Fangpotential von Fisch und wirbellosen Tieren verändern und die Lebensmittelsicherheit in den Tropen beeinflussen (mittlere Aussagekraft).
  • Die Nettoprimärproduktion (NPP) wird, abhängig vom RCP-Szenario, global sinken (mittlere Aussagekraft). Die geschätzte Reduktion wird mit dem RCP8.5 Szenario bis zu 9 % bis 2100 betragen (relativ zu 1990, mittlere Aussagekraft).
  • Großskalige Prozesse und klimatische Rückkopplungen die durch Mikroben (Bakterien, Archaeen, einzellige Algen und Protozoen) aufrechterhalten werden, spielen eine entscheidende Rolle in marinen Ökosystemen (bspw. Speicherung von Kohlenstoff und Stickstoff und Nährstoffkreislauf) und werden durch den Klimawandel verändert (mittlere Aussagekraft).
  • Steigende CO2 (Kohlenstoffdioxid) Konzentration über das letzte Jahrhundert und bis in die Zukunft wird nicht nur zu einer Ozeanerwärmung führen, sondern auch die Kohlenstoffchemie der Ozeane verändern, dies ist bekannt als Versauerung der Ozeane (Ocean acidification). Auswirkungen der Versauerung reichen von Veränderungen in der Physiologie und Verhalten bis hin zu Populationsdynamik (mittlere bis hohe Aussagekraft) und wird die marinen Ökosysteme auf Jahrhunderte beeinflussen, wenn die Emissionen andauernd (hohe Aussagekraft).

Haupterkenntnisse der Arbeitsgruppe III „Klimaschutz“

  • Ohne zusätzliche Anstrengungen wird die globale Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 um 3,7 bis 4,8 °C steigen, verglichen mit dem vorindustriellen Stand.
  • Wenn die CO2-Konzentration in der Atmosphäre nicht über 450 ppm steigt, ist es wahrscheinlich, dass sich die die globale Durchschnittstemperatur um nicht mehr als 2 °C erhöht. Das erfordert substantielle Reduktionen der globalen Treibhausgasemissionen.
  • Die auf der UN-Klimakonferenz in Cancún getroffenen Verpflichtungen zur Treibhausgasvermeidung bis zum Jahr 2020 sind nicht konsistent mit den entsprechenden Langzeitszenarien, denen zufolge eine Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur um mehr als 2 °C mindest genauso wahrscheinlich ist wie eine Erhöhung um weniger als 2 °C.
  • Die weltweite Energieversorgung muss schnell und grundlegend umgebaut werden. Zentral dabei ist keine Kohle mehr zur Energieerzeugung zu verfeuern (siehe auch: Kohleausstieg).[19]

Obwohl d​ie Arbeitsgruppe III Autoren umfasst, d​ie unterschiedlichen Disziplinen u​nd Schulen angehören, s​ind die zentralen Teile d​es Berichts v​on einer neoklassisch-ökonomischen Sichtweise geprägt. Einige Autoren, d​ie selber d​er Arbeitsgruppe III d​es IPCC angehörten, w​ie etwa Matthew Paterson v​on der Universität Ottawa, kritisieren, e​ine solche Sichtweise s​ei nicht i​n der Lage, abrupte gesellschaftliche Änderungen z​u denken, w​ie sie d​er Klimawandel m​it sich bringe respektive nötig mache.[20]

Berichte

Sekundäre Zusammenfassungen

Einzelnachweise

  1. Behauptung: „Der IPCC ist eine politische Organisation“ klimafakten.de, abgerufen am 30. Dezember 2016.
  2. ipcc.ch: History of the IPCC (Memento vom 18. Januar 2017 im Internet Archive), abgerufen am 29. Dezember 2016
  3. Der Weltklimarat IPCC: Webseite der Deutschen IPCC-Koordinierungsstelle, abgerufen am 12. April 2019.
  4. ipcc.ch: Publication and Data, abgerufen am 29. Dezember 2016.
  5. IPCC publishes full report Climate Change 2013: The Physical Science Basis, Pressemitteilung vom 30. Januar 2014, abgerufen am 4. Februar 2014.
  6. Bericht des Weltklimarats – Vorstellung der Zusammenfassung des II. Teils in Yokohama (Memento vom 1. April 2014 im Internet Archive) In: tagesschau.de, 31. März 2014, abgerufen am 31. März 2014.
  7. Weltklimarat-ruft-Menschen-eindringlich-zum-Handeln-auf. In: Die Welt, 31. März 2014, abgerufen am 31. März 2014.
  8. Synthesebericht: Climate Change 2014 – Synthese Report mit Langfassung und Summary for Policymakers, abgerufen am 2. November 2014
  9. Mojib Latif: Bringen wir das Klima aus dem Takt?, in: Klaus Wiegandt (Hrsg.): Mut zur Nachhaltigkeit. 12 Wege in die Zukunft. Frankfurt am Main 2016, 80–112, S. 100.
  10. Summary for Policymakers – Introduction
  11. Graham Readfearn: IPCC climate change report by numbers. In: The Guardian. 27. September 2013, abgerufen am 27. September 2013.
  12. IPCC AR5 WG1: Summary for policymakers. 2013 (ipcc.ch [PDF]).
  13. Arbeitsgruppe I, Technical Summary (2013), S. 44.
  14. CMIP5 Coupled Model Intercomparison Project. In: WCRP World Climate Research Programme. Abgerufen am 15. Oktober 2013.
  15. Karl E. Taylor, Ronald J. Stouffer, Gerald A. Meehl: An Overview of CMIP5 and the Experiment Design. In: Bulletin of the American Meteorological Society. Band 93, Nr. 4, 7. Oktober 2011, ISSN 0003-0007, S. 485–498, doi:10.1175/BAMS-D-11-00094.1.
  16. Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle: Kernbotschaften der IPCC-Berichte im fünften Berichtszyklus, 2008–2014. Diese sind kurze Erläuterungen der wichtigsten Botschaften der IPCC-Berichte des fünften Berichtszyklus in deutscher Sprache, um der interessierten Öffentlichkeit den Zugang zu den umfangreichen Ergebnissen des IPCC zu erleichtern. Es handelt sich nicht um wörtliche Übersetzungen, maßgeblich ist der Wortlaut der durch den IPCC veröffentlichten Texte.
  17. IPCC (Hrsg.): Beitrag der Arbeitsgruppe II zum fünften Sachstandsbericht des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaveränderungen. Bewertung und Management der Risiken des Klimawandels (de-ipcc.de [PDF]).
  18. Kernbotschaften des Fünften Sachstandsberichts des IPCC Klimaänderung 2013: Naturwissenschaftliche Grundlagen (Teilbericht 1). (PDF) Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit; Bundesministerium für Bildung und Forschung; Deutsche IPCC-Koordinierungsstelle, Umweltbundesamt, 30. Mai 2016, abgerufen am 9. Juli 2016.
  19. IPCC, Arbeitsgruppe 3, Summary for Policymakers
  20. Marcel Hänggi: "In der Parallelwelt der Klimaökonomen", Die Wochenzeitung, 8. Oktober 2015
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