Erdal
Erdal ist ein Markenname für Schuhpflegemittel. Es ist neben der Marke Frosch die bekannteste Marke des Mainzer Unternehmens Werner & Mertz, das neben dem Stammwerk in Mainz ein Werk im österreichischen Hallein und mehrere Vertretungen europaweit betreibt (Spanien, Belgien, Frankreich, Italien, Polen, Tschechien, Slowakei). Erdal-Produkte sind in Mitteleuropa sowie in der Balkan-Region, Russland, der Türkei und in einigen Ländern in Übersee wie Japan und verschiedenen Ländern Afrikas erhältlich.
Geschichte
Die Wurzeln der Marke Erdal reichen zurück bis ins 18. Jahrhundert. Wolfgang Franz Xaver Werner, hauptberuflich Glöckner der St. Quintin Kirche in Mainz, stellte Kerzen und Wachsstöcke für den kirchlichen Gebrauch her. Eine Tätigkeit, die sich im Laufe der folgenden Generationen entwickeln und professionalisieren sollte. 1837 gründet Adam Lorenz Werner eine Wachszieherei in der Mainzer Langgasse, die wiederum von seinem Nachfahren weiter geführt wurde. 1887 wurde Georg Mertz Teilhaber der Firma „Gebrüder Werner“, die fortan „Werner & Mertz“ heißen sollte. Dem Wachstum des aufstrebenden Betriebs wurde durch die zunehmende Elektrifizierung am Ende des 19. Jahrhunderts Grenzen gesetzt, und Werner & Mertz musste sich nach neuen Märkten umsehen. Hierzu schreibt die Firmen-Chronik:
„Aufgrund seiner Reisetätigkeit war Friedrich Werner […] im gesamten Deutschen Reichsgebiet unterwegs. Von einer dieser Reisen brachte er eine Idee mit, die er in Mainzer Mundart mit dem folgenden Satz kundtat: ‚Na, Adam (sein Bruder), wie wär’s, wenn mir aach Stiwwelwix mache deede?‘“ Das Ergebnis: Die Wortmarke Erdal wurde am 28. September 1901 unter der Nummer 50 848 beim Patentamt in Berlin, für die neuartige Schuhcreme in der markanten Metalldose, eingetragen.
Der Frosch war bei den ersten Dosen nicht abgebildet und kam erst nachträglich auf die Dose.[1] 1903 wurde das Logo (grüner Frosch) auf die Dose mit aufgedruckt. Im Laufe der Jahre änderte sich die Farbe und das Aussehen des Frosches. In den Jahren 1903 bís 1920 wurde ein weiteres unverkennbares Markenzeichen an der Dose eingeführt, der Kipphebel mit dem die Dose leicht und ohne Kraftaufwand geöffnet werden kann.
- Erdaldose von 1903–1918
- Kipphebelöffnungs- mechanismus Erdaldose von 1903–1918
Das Wort Erdal stammt aus der Mainzer Aussprache des Wortes Erthal (Isch geh bei de Erdal (=Erthal) schaffe), da das Unternehmen in den Anfangsjahren seinen Sitz in der nach dem Kurfürsten und Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal benannten Erthalstraße in der Mainzer Neustadt hatte.
Logo: Erdalfrosch
Zwei Jahre später wurde dann auch das Erdal-Logo geschaffen, das heute zu den bekanntesten Markenlogos überhaupt gehört: Der Froschkönig. Dabei spielten folgende Überlegungen eine entscheidende Rolle:
- Seine Haut schützt den Frosch vor Feuchtigkeit – so wie Erdal Schuhe schützt.
- Könnten Schuhe sehen, so würden sie die Welt aus der Froschperspektive sehen.
- Der Frosch wird durch die Krone zum Froschkönig. In der Gründungszeit von Erdal glaubte man an die verkaufsfördernde Wirkung von adligen Attributen. So trugen die ersten Erdal-Dosen auch das Qualitätssiegel „Im Privatgebrauch an Fürstenhöfen“.
Zunächst wurde der Frosch noch relativ naturgetreu und in grün dargestellt. Während des Ersten Weltkriegs war Erdal aufgrund der Rohstoffknappheit gezwungen, qualitativ minderwertige Ersatzware zu liefern. Nach dem Krieg beschloss Erdal das, was man heute einen Relaunch nennen würde: Der Frosch wurde rot, zudem verwies eine Aufschrift auf die wieder hergestellte Qualität des Produkts „Qualität wie vor August 1914“. 1962 erfuhr der Frosch eine weitere Veränderung: Die Gesichtszüge wurden freundlicher, das Rot etwas heller. 1971 schließlich entstand der Frosch, wie er heute noch die Erdal-Produkte ziert: Mit einer stark vereinfachten Form und einigen Zacken weniger in der Krone. In den 1970er und 80er Jahren wurde zusätzlich der Markenname auf Erdal REX erweitert. Zusätzlich hießen auch einige Fahrrad-Pflegeprodukte REX.
- Erdalfrosch seit 1971
Der Froschturm gehört heute zu den ältesten Werbeanlagen dieser Art in Europa und ist ein Industriedenkmal.
2001 feierte die Marke Erdal 100-jähriges Jubiläum, mit einer Jubiläumsausstellung und einem zwölf Meter hohen und 400 kg schweren Erdal-Kaltluftfrosch, der auf das Lagergebäude gesetzt wurde.
Produkte
Erdal bietet eine Reihe von Mitteln zur Reinigung, Pflege und Imprägnierung von Schuhen und anderen Lederprodukten (Lederoberflächen). Ihr Vorteil soll vor allem in der einfachen Handhabung und der lang anhaltenden Wirkung liegen.
- Erdal Intensiv: Erdal Intensiv Tiefenpflege-Creme
- Glanz: Pflegeglanz, 123 Glanz
- Pflege: Schusters Schuhpflege, Schuhcreme (Dose), Feine Schuhcreme (Tube), 1-2-3 Pflege-Creme (Tiegel)
- Imprägnierung: Dauer Imprägnierspray
- weitere Lederpflegeprodukte: Lederfett, Lederpflegelotion
- weitere Reinigungsmittel: Scheuermilch, Spülmittel
In den 1970ern hieß ein Schuhpflegemittel für unterwegs Erdal-Frog und wurde mit „Erdal-Frog - auf der Reise“ beworben.
Literatur
- Wolfgang Heck; Werner & Mertz (Hrsg.): 100 Jahre Erdal, 1901–2001, Die ganze Welt der Schuhpflege, 100 Jahre Markenqualität im Zeichen des Frosches. Mainz Juli 2001.
- Götz Goebel: Die Schuhcreme des Herrn Schneider. Dokumentation für die SWR-Fernsehreihe Patente & Talente, 30 Minuten, Erstausstrahlung: 11. Mai 2008 im SWR Fernsehen.
- Jörg Kirchbaum: Deutsche Standards. Köln 1994.
- Norbert Lux: Superbrands 2007. Gräfelfing 2007.
- Joachim Keller u. Werner Lippert: Werbefiguren – Geschöpfe der Warenwelt. Berlin 1991.
Weblinks
Einzelnachweise
- Geschichte Erdal. Abgerufen am 2. Januar 2016.