Eisenbahnbrücke Simbach–Braunau
Die Eisenbahnbrücke Simbach–Braunau ist eine 400 Meter lange Brücke über den Inn zwischen den Städten Simbach in Bayern und Braunau in Oberösterreich. Auf der Brücke geht in Flussmitte an der deutsch-österreichischen Grenze die Bahnstrecke München–Simbach in die Bahnstrecke Neumarkt-Kallham–Braunau über.
Eisenbahnbrücke Simbach–Braunau | ||
---|---|---|
Überführt | Bahnstrecken München–Simbach und Neumarkt-Kallham–Braunau | |
Unterführt | Inn | |
Ort | Simbach am Inn, Braunau am Inn | |
Konstruktion | Fachwerkbrücke | |
Gesamtlänge | ca. 400 m | |
Lichte Weite | 1× 60,4 m, 5× 59,2 m[1] | |
Höhe | 14,15 m | |
Lichte Höhe | 5,75 m | |
Eröffnung | 1. Juni 1871 | |
Lage | ||
Koordinaten | 48° 15′ 43″ N, 13° 2′ 18″ O | |
|
Lage
Die Eisenbahnbrücke liegt etwa mittig zwischen dem deutschen Grenzbahnhof Simbach (Inn) und dem österreichischen Bahnhof Braunau am Inn. Sie quert den Inn östlich der Stadtzentren von Simbach und Braunau in einem Winkel von 60 Grad. Von den fünf Pfeilern der Brücke stehen die drei östlichen im Fluss, die beiden westlichen im Überschwemmungsgebiet auf der bayerischen Seite. Von der etwa 400 Meter langen Brücke werden 228 Meter im Westen durch die Deutsche Bahn,[2] der östliche Teil durch die Österreichischen Bundesbahnen betrieben.
Etwa 350 Meter südwestlich der Eisenbahnbrücke überquert die Straßenbrücke zwischen Braunau und Simbach den Inn.
Geschichte
Bau der Brücke
Im Zuge der Planungen für eine Hauptbahn von München zur österreichischen Staatsgrenze entschied der Bayerische Landtag 1863, die Strecke zwischen Simbach und Braunau über die Grenze und den Inn zu führen.[3] Am 11. Januar 1869 genehmigte die bayerische Regierung die Errichtung der Eisenbahnbrücke über den Inn.[4] Die Brücke wurde durch die Bausektion Simbach der Bayerischen Staatseisenbahnen unter Leitung des Sektionsingenieurs Heinrich Fraas gemeinsam mit dem Bahnhof Simbach erstellt. Sie war als Fachwerkbrücke auf fünf gemauerten Pfeilern ausgeführt; die sechs Öffnungen hatten eine lichte Höhe von 5,75 Metern und lichte Weiten von je 60 Metern. Die Widerlager und die drei westlichen Pfeiler wurden auf Betonfundamenten, die beiden östlichen Pfeiler in Druckluftsenkkästen gegründet.[5] Damit war die Innbrücke eine der ersten Brücken in Bayern, die mithilfe des Senkkastenverfahrens errichtet wurden. Die durch die Maschinenbau-Gesellschaft Nürnberg Klett & Co. gelieferten schmiedeeisernen Fachwerkträger waren als Parallelträger mit einteiligem Ständerfachwerk und Gegenstreben ausgeführt und wurden durch insgesamt 163.080 Niete zusammengehalten.[1][6] Die Fahrbahn war auf dem Obergurt der Fachwerkträger angeordnet.[7]
Gemäß einem Vertrag vom 4. März 1871 übernahm die österreichische Kaiserin Elisabeth-Bahn den Fahrdienst von Simbach über die Innbrücke nach Braunau.[8] Die Fertigstellung der Brücke war ursprünglich für 1870 geplant, verzögerte sich jedoch bis Mitte Mai 1871. Eine erste Belastungsprobe mit einer Lokomotive fand am 18. Mai 1871 statt. Am 22. Mai wurde ein weiterer Belastungstest mit sieben Lokomotiven der Bayerischen Staatseisenbahnen und der Kaiserin Elisabeth-Bahn mit einem Gesamtgewicht von 5612 Zollzentnern durchgeführt.[9] Am 1. Juni 1871 nahm die Kaiserin Elisabeth-Bahn den provisorischen Betrieb und am 1. Juli 1871 schließlich den fahrplanmäßigen Zugverkehr über die Brücke auf.[10]
Zerstörung und Wiederaufbau
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs sprengte am 1. Mai 1945 eine Wehrmachtseinheit kurz vor dem Eintreffen amerikanischer Soldaten den östlichsten Brückenpfeiler und die vier Tragwerke über dem Fluss. Lediglich die beiden westlichen Tragwerke auf der bayerischen Seite überstanden die Sprengung. Zur Einnahme von Braunau legten amerikanische Pioniere am 2. Mai 1945 von Simbach aus eine provisorische Fußbrücke über die Trümmer der Eisenbahnbrücke. Von August 1945 bis Februar 1946 wurden die im Inn liegenden Trümmer der Brücke entfernt. Unter Verwendung einer Pionierbrücke der Wehrmacht wurden die zerstörten Überbauten noch 1946 wiederaufgebaut, sodass ab dem 18. Dezember 1946 wieder Zugverkehr über die Brücke stattfinden konnte.[11][12]
1960 ersetzte die Deutsche Bundesbahn die zwei erhaltenen westlichen Überbauten der Brücke durch neue Tragwerke mit Strebenfachwerk.[13] Die Österreichischen Bundesbahnen erneuerten von 1977 bis 1978 die vier östlichen Überbauten und montierten anstelle der Pionierbrücke ebenfalls Tragwerke mit Strebenfachwerk.[14]
Literatur
- Karl Bürger: München–Mühldorf–Simbach. Glanz, Niedergang und Renaissance einer königlich bayerischen Eisenbahn. Bewegte Verkehrsgeschichte mit umwälzender Zukunft. Selbstverlag, Walpertskirchen 2017, ISBN 978-3-00-056474-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- Georg Mehrtens: Der deutsche Brückenbau im XIX. Jahrhundert. Denkschrift bei Gelegenheit der Weltausstellung des Jahres 1900 in Paris. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 1900, S. 61.
- Infrastrukturregister. In: geovdbn.deutschebahn.com. DB Netz AG, abgerufen am 11. Mai 2020.
- Bürger: München–Mühldorf–Simbach. 2017, S. 12.
- Sebastian Hiereth, Rudolf Vierlinger: Die Geschichte der Stadt Simbach am Inn. Simbach am Inn 1976, S. 122.
- Kosmas Lutz: Der Bau der bayerischen Eisenbahnen rechts des Rheines. R. Oldenbourg, München/Leipzig 1883, S. 121–122 (books.google.com).
- Bürger: München–Mühldorf–Simbach. 2017, S. 29–31.
- Josef Dollhofer: Feuerross und Flügelrad in Ostbayern. Die Ära der Bayerischen Ostbahnen. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2010, ISBN 978-3-7917-2300-6, S. 367.
- Reinhard Wanka, Wolfgang Wiesner: Die Hauptbahn München–Simbach und ihre Zweigbahnen. Bufe-Fachbuch-Verlag, Egglham 1996, ISBN 3-922138-59-4, S. 63.
- Sebastian Hiereth, Rudolf Vierlinger: Die Geschichte der Stadt Simbach am Inn. Simbach am Inn 1976, S. 123–124.
- Bürger: München–Mühldorf–Simbach. 2017, S. 31–32.
- Max Eitzlmayr, Rudolf Vierlinger: Braunau–Simbach – Nachbarstädte am Inn. Aus der wechselvollen Geschichte der beiden Städte ab dem Jahre 1779. Simbach am Inn 1980, S. 138, 141.
- Sebastian Hiereth, Rudolf Vierlinger: Die Geschichte der Stadt Simbach am Inn. Simbach am Inn 1976, S. 241–242.
- Bürger: München–Mühldorf–Simbach. 2017, S. 112–113.
- Bürger: München–Mühldorf–Simbach. 2017, S. 194.