Eikenella corrodens
Eikenella corrodens ist eine Art von Bakterien. Sie kommt im menschlichen Mund und Darm vor. Sie kann bei geschwächten Menschen und Tieren krankheitserregend wirken, ist also ein opportunistischer Krankheitserreger.
Eikenella corrodens | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Eikenella corrodens | ||||||||||||
(Eiken 1958) Jackson und Goodman 1972 |
Merkmale
Eikenella corrodens bildet gerade Stäbchen von einer Breite von 0,3–0,4 μm und einer Länge von 1,5–4,0 μm. Gelegentlich werden kurze Filamente gebildet. Das Bakterium besitzt keine Flagellen, allerdings kann es sich durch Zuckbewegungen bewegen, man spricht von "Twitching Motility". Der Gram-Tests fällt negativ aus.[1] Die Kolonien auf einen Blutagar erscheinen glatt und gewölbt. Sie sind gelb oder weiß bis grau gefärbt. Die Kolonien dringen in den Boden des Nährkörpers ein, sie korrodieren.[2]
Stoffwechsel und Wachstum
Es ist fakultativ aerob, kann also sowohl in Gegenwart von Sauerstoff, wie auch unter Sauerstoffausschluss leben. Bei der Kultivierung ist es am günstigen unter mikroaeroben Bedingungen und mit hohen Kohlendioxidgehalt (5–10 %) zu starten.[3] Die optimale Wachstumstemperatur liegt bei 37 °C.[4]
Die Art ist nicht hämolytisch, rote Blutkörperchen (Erythrozyten) werden also nicht von dem Bakterium vollkommen aufgelöst. Allerdings kann im Blutagar eine sogenannte „Vergrünung“ auftreten.[1] Das Bakterium entzieht den Blutkörperchen Nährstoffe, dadurch entsteht eine grünliche Färbung der Blutzellen.[3]
Eikenella corrodens ähnelt Bacteroides urealyticus, hierbei kann die fehlende Fähigkeit zur Harnstoffspaltung (Urease) bei E. corrodens zur Unterscheidung dienen.[4] Der Oxidase-Test verläuft positiv. Negativ fallen u. a. der Katalase-Test und der Indol-Test aus. Nitrat wird zu Nitrit reduziert.[1] Der Test auf Lysindecarboxylase und Ornithindecarboxylase fällt ebenfalls positiv aus.[3]
Eine Säurebildung aus Glucose oder anderen Kohlenhydraten findet nicht statt.[1]
Krankheitserreger
Innerhalb der Humanmedizin wird Eikenella corrodens zu der sogenannten HACEK-Gruppe gestellt. Hier werden die Arten Haemophilius (H), Actinobacillus (A), Cardiobacterium (C), Eikenella (E) und Kingella (K) zusammengefasst. Diese Bakterien können eine Herzinnenhautentzündung hervorrufen.[4] Allen Gattungen gemeinsam sind die glatten, gewölbten Kolonien mit einem gezacktem Außenrand, sowie die sogenannte Schollenbildung. Zentral ist eine an Zigarren erinnernde oder auch sternenförmige Struktur zu sehen. E. corrodens kann auch andere Wundinfektionen, z. B. bei chirurgischen Operationen, und Parodontitis hervorrufen. Da das Bakterium zur normalen Mundfauna zählt, kann eine Infektion auch durch Menschenbisse erfolgen.[1][4] Eikonella corrodens wird auch häufig bei Mischinfektionen mit anderen Bakterien nachgewiesen. Auch Monoinfektionen treten auf.
E. corrodens reagiert empfindlich auf Aminopicilline, Acylureidopenicilline, Cephalosporine der 2. und 3. Generation, Carbapeneme, Fluorchinolone, Penicillin und Tetracycline. Nicht sicher ist die Wirkung von Aminopenicillinen. Auch die Wirksamkeit von Aminopenicillinen in Kombination mit β-Laktamaseinhibitoren ist unklar.
E. corrodens ist oft resistent gegenüber Cephalosporinen der 1. Generation, Erythromycin, Clindamycin und Metronidazol.[2]
Systematik
Eikenella corrodens zählt zu der Familie Neisseriaceae. Die Art wurde zuerst als Bacteroides corrodens von M. Eiken im Jahr 1957 in die Bakteriensystematik eingeordnet. 1972 wurde die Art dann zu der neuen Gattung Eikenella transferiert.[5] Der Gattungsname ist zu Ehren des Erstbeschreibers M. Eiken gewählt worden. Zu der Gattung zählen außer E. corrodens noch drei weitere Arten: Eikenella exigua, E. halliae und E. longinqua (Stand Oktober 2020).[6]
Einzelnachweise
- George M. Garrity: Bergey's manual of systematic bacteriology. 2. Auflage. Springer, New York, 2005, Vol. 2: The Proteobacteria Part C: The Alpha-, Beta-, Delta-, and Epsilonproteabacteria ISBN 0-387-24145-0
- Mardjan Arvand: Eikenella. In: G. Darai, M. Handermann, HG Sonntag, C.A. Tidona, L. Zöller (eds) Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. 2009, Springer, Berlin, Heidelberg. doi:10.1007/978-3-540-39026-8_292
- Der Mikrobiologe. 2008, 18 Jahrgang, Heft 1. ISSN 0943-674X
- Werner Köhler (Hrsg.): Medizinische Mikrobiologie, 8. Aufl., München / Jena 2001 ISBN 978-3-437-41640-8
- Francis L. Jackson und Yvonne E. Goodman: Transfer of the Facultatively Anaerobic Organism Bacteroides corrodens Eiken to a New Genus, Eikenella In: Innternational Journal of Systematic Bacteriology April 1972, Band 22, Nummer 2, S. 73–77
- Eikenella
Genutzte Literatur
George M. Garrity: Bergey's manual of systematic bacteriology. 2. Auflage. Springer, New York, 2005, Vol. 2: The Proteobacteria Part C: The Alpha-, Beta-, Delta-, and Epsilonproteabacteria ISBN 0-387-24145-0