Edward Ochab
Edward Mieczysław Ochab (* 16. August 1906 in Krakau, damals Österreich-Ungarn; † 1. Mai 1989 in Warschau)[1] war ein polnischer Politiker und General.
Leben
Ochab war der Sohn eines Polizeibeamten. Bereits im Alter von 12 Jahren arbeitete er neben der Schule in einer Druckerei. Später studierte er als Werkstudent Wirtschaftswissenschaften, schloss das Studium 1927 an der Jagiellonen-Universität in Krakau ab. 1928 wurde Ochab zum Militärdienst eingezogen, sollte Offizier werden. Aufgrund „umstürzlerischer, prokommunistischer Umtriebe“ wurde er der Militärschule verwiesen.[2]
1929 trat Ochab in die zu der Zeit illegale Kommunistische Partei Polens ein, wurde in der Folgezeit mehrfach verhaftet. Wohl weil er auch 1938 in Haft saß, überlebte er die Säuberung und Auflösung der Partei durch Stalin. Zwischen 1939 und 1944 hielt er sich in der Sowjetunion auf und trat 1941 als Freiwilliger in die Rote Armee ein. Er gehörte zu den Mitorganisatoren des Związek Patriotów Polskich (ZPP; „Bund Polnischer Patrioten“) und der Berling-Armee.
Von 1945 bis 1946 gehörte Ochab dem Zentralkomitee der PPR an, von 1950 bis 1956 und von 1959 bis 1964 dem der PVAP. Zunächst als Minister für öffentliche Verwaltung tätig, schickte man ihn zwischen 1946 und 1948 als Ersten Parteisekretär nach Katowice, wo er u. a. das Genossenschaftswesen aufbaute. Zwischenzeitlich zum General ernannt, war er von 1949 bis 1950 Stellvertretender Verteidigungsminister und Chef der Politischen Hauptabteilung der polnischen Volksarmee.
Nach dem plötzlichen Tod Bolesław Bieruts in Moskau wählte ihn das Politbüro im März 1956 als Kompromisskandidaten zum neuen Parteichef. In dieser Funktion verhinderte er den Einmarsch der Roten Armee ins Land nach ungarischem Vorbild (→ Ungarischer Volksaufstand). Nach dem Posener Aufstand übergab er im Oktober 1956 den Parteivorsitz an Władysław Gomułka, für dessen Rehabilitierung er sich zuvor starkmachte. In der Folgezeit wurde Ochab Landwirtschaftsminister (1957–1959), Stellvertretender Staatsratsvorsitzender (1961–1964) und Staatsratsvorsitzender (1964–1968). Infolge der antisemitischen Politik des Jahres 1968 nach den Studentenunruhen im März des Jahres zog sich Ochab aus der Führung zurück, weil er diese Politik nicht mit dem kommunistischen Internationalismus vereinbaren konnte.[3]
Ochab starb am 1. Mai 1989 im Alter von 82 Jahren in Warschau.[4][5] Den politischen Umbruch Polens hatte er gerade noch miterlebt.
Literatur
- Ochab, Edward. In: Werner Markert (Hrsg.): Osteuropa-Handbuch. Polen. Böhlau, Köln 1959.
Weblinks
- Edward Ochab im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Einzelnachweise
- Biuletyn Informacji Publicznej Instytutu Pamięci Narodowej. In: ipn.gov.pl. Abgerufen am 19. März 2019 (polnisch).
- Edward Ochab im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Elmar Altvater: „Die letzte Schlacht gewinnen wir!“ 40 Jahre 1968 – Bilanz und Perspektiven. Die Linke.SDS (Hrsg.), VSA-Verlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-89965-315-1, S. 181: „Der Vorsitzende der Volksversammlung, Edward Ochab, empfand die antisemitischen Verfolgungen als nicht mit seiner internationalistischen Überzeugung als Kommunist vereinbar und trat zurück.“
- Edward Ochab verstorben. In: Neues Deutschland, 3. Mai 1989 (Mittwoch): „[…] am Montag […] gestorben“. Abgerufen am 1. Februar 2014.
- Edward Ochab im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar): In der Einleitung offensichtlich fälschlich † 2. Mai 1989, am Ende des Artikels jedoch † 1. Mai 1989.