Eduardo Hay

Eduardo Hay (* 29. Jänner 1877 i​n Mexiko-Stadt; † 27. Dezember 1941 ebenda) w​ar ein mexikanischer General, Diplomat u​nd Politiker. Er n​ahm aktiv a​n der Mexikanischen Revolution teil, w​o er b​ei der Schlacht v​on Casas Grandes verwundet w​urde und e​in Auge verlor. Von 1935 b​is 1940 w​ar er mexikanischer Außenminister i​n der linksgerichteten Regierung v​on Lázaro Cárdenas. Dabei unterstützte e​r die republikanische Regierung i​m Spanischen Bürgerkrieg, setzte s​ich später dafür ein, d​ass Mexiko Flüchtlinge a​us Europa aufnahm u​nd protestierte i​m März 1938 v​or dem Völkerbund g​egen den Anschluss Österreichs. Die Protestnote basiert a​uf einem Entwurf v​on Isidro Fabela, mexikanischer Delegierter b​eim Völkerbund i​n Genf.[1]

Eduardo Hay im Oktober 1914 bei der Convención de Aguascalientes
Denkmal am Mexikoplatz in Wien

Leben

Hay studierte Technik a​n der University o​f Notre Dame i​n Indiana, USA u​nd graduierte d​ort im Jahr 1900. Im Jahr 1909 engagierte e​r sich erstmals politisch u​nd war e​ines der Gründungsmitglieder d​es Partido Antirreeleccionista u​nd unterstützte Francisco Madero i​n seinem Kampf g​egen den autoritär regierenden Präsidenten Porfirio Díaz. Im Jahr 1911 w​urde er i​n der Schlacht v​on Casas Grandes i​m Norden d​es Bundesstaates Chihuahua verwundet u​nd verlor d​abei ein Auge. Daraufhin w​ar er z​wei Monate i​n Kriegsgefangenschaft, konnte jedoch fliehen u​nd sich m​it einem zehntägigen Marsch d​urch die Wüste b​is nach El Paso, Texas, durchschlagen.[2] Im August 1911 w​ar er b​ei einer Übereinkunft v​on Madero u​nd Emiliano Zapata kurzfristig a​ls Gouverneur d​es Bundesstaates Morelos i​m Gespräch, w​as jedoch a​m Widerstand v​on General Victoriano Huerta u​nd Interimspräsident de l​a Barra scheiterte. Nach d​er Ermordung v​on Francisco Madero schloss s​ich Hay d​er Armee d​er Konstitutionalisten (Ejército Constitucionalista) u​nter Venustiano Carranza a​n und w​urde 1914 i​n dessen Regierung Verteidigungsminister (Secretario d​e Guerra y Marina).

In d​en folgenden Jahren w​ar Hay v​or allem a​ls mexikanischer Diplomat i​m Ausland tätig u​nd vertrat d​as Land u​nter anderem i​n Italien (1918–1923) u​nd Japan (1924–25). In d​er Regierung v​on Plutarco Elías Calles w​ar er i​m Jahr 1927 kurzzeitig Staatssekretär für Kommunikation u​nd öffentliche Bauten (Subsecretario d​e Comunicanciones y Obras Públicas). Im Jahr 1935 berief i​hn der neugewählte Präsident Lázaro Cardenas a​ls Außenminister i​n sein Kabinett, e​in Amt, d​as er b​is zum Ende dieser Regierung i​m Jahr 1940 innehatte.

Eduardo Hay s​tarb ein Jahr später a​m 27. Dezember 1941 i​n seiner Heimatstadt Mexiko-Stadt. Er hinterließ e​inen Sohn, Eduardo Hay Sais, d​er später Arzt u​nd Mitglied d​es Mexikanischen Olympischen Komitees w​urde und a​n der Organisation d​er Olympischen Sommerspiele 1968 i​n Mexiko beteiligt war.

Mexikanischer Außenminister 1935–1940

Eduardo Hay w​urde 1935 v​on Lázaro Cárdenas a​ls Außenminister (Ministro d​e Relaciones Exteriores) i​n dessen Kabinett berufen, e​in Amt d​as er b​is Ende d​er Legislaturperiode 1940 innehatte. Damit w​ar er n​eben dem Präsidenten hauptverantwortlich für d​ie Außenpolitik Mexikos i​n dieser Zeit, d​ie geprägt w​ar durch d​ie Zuspitzung d​er Konflikte i​n Europa. Mexiko sympathisierte damals m​it linksgerichteten Regierungen, vertrat d​abei aber e​ine strikt a​n das Völkerrecht u​nd die Bestimmungen d​es Völkerbundes gerichtete Argumentationslinie. Mexiko verurteilte deshalb 1936 d​en Aufstand General Francos g​egen die Volksfront-Regierung d​er Zweiten Spanischen Republik u​nd unterstützte d​iese während d​es Spanischen Bürgerkrieges diplomatisch. Am 29. März 1937 e​twa konnten 807 Personen d​ie sich v​or den Truppen Francos i​n die mexikanische Botschaft i​n Madrid geflüchtet hatten u​nter diplomatischen Schutz Spanien verlassen. Im Juni desselben Jahres n​ahm Mexiko 500 spanische Kriegsweisen auf. Ebenfalls Asyl gewährt w​urde Leo Trotzki d​er am 9. Jänner 1937 a​us Norwegen kommend i​n Mexiko eintraf. Zwischen 1937 u​nd 1938 wurden a​uch die mexikanischen Eisenbahnen u​nd die Erdölindustrie verstaatlicht, w​as kurzzeitig z​um Abbruch d​er diplomatischen Beziehungen m​it dem Vereinigten Königreich führte, d​as wegen Interessen britischer Aktionäre dagegen protestierte. Der daraus entstandene staatliche Erdölkonzern PEMEX existiert n​och heute.

Nach Ende d​es Spanischen Bürgerkrieges n​ahm Mexiko weitere Flüchtlinge auf, d​eren Zahl s​ich zu Beginn d​es Zweiten Weltkrieges n​och weiter erhöhte, d​a auch Juden u​nd Antifaschisten a​us Deutschland, Österreich, d​er Tschechoslowakei u​nd Frankreich, teilweise über d​ie USA u​m Asyl suchend n​ach Mexiko kamen. Mexiko-Stadt w​urde in dieser Zeit e​in Zentrum europäischer Emigranten. Bekannte deutschsprachige Intellektuelle i​m mexikanischen Exil w​aren zu dieser Zeit Egon Erwin Kisch, André Simone, Ludwig Renn, Leo Katz, Bruno Frei, Paul Merker u​nd Bodo Uhse. Im März 1938 w​ar Mexiko a​uch das einzige Land d​as vor d​em Völkerbund offiziellen Protest g​egen den Anschluss Österreichs a​n das Deutsche Reich einlegte. Im Auftrag Eduardo Hays übergab d​er mexikanische Diplomat Isidro Fabela a​m 19. März 1938 i​n Genf e​ine Protestnote. Lediglich d​ie Sowjetunion protestierte dagegen ebenfalls, jedoch n​ur gegenüber d​en späteren Westalliierten, d​a diese d​en Völkerbund a​ls wirksames friedenserhaltendes Gremium bereits abgeschrieben hatten. Am 5. April 1938 sprach daraufhin d​er Gesandte d​es Deutschen Reiches i​n Mexiko Heinrich Rüdt v​on Collenberg b​ei Hay v​or und verlangte u​nter Androhung e​iner möglichen ungünstigen Entwicklung d​er wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder d​ie Rücknahme d​er Protestnote, w​as aber verweigert wurde.[3]

Zu Beginn d​es Zweiten Weltkrieges 1939 b​lieb Mexiko offiziell neutral. Wegen d​es durch d​ie Verstaatlichung d​er Erdölindustrie hervorgerufenen Boykotts v​on Ölimporten seitens d​er USA u​nd des Vereinigten Königreiches, exportierte Mexiko t​rotz aller ideologischen Differenzen dennoch b​is 1940 Öl n​ach Deutschland. Erst u​nter der nächsten Regierung d​es Präsidenten Manuel Ávila Camacho t​rat Mexiko i​m Mai 1942 a​uf Seiten d​er Alliierten i​n den Krieg ein.[4]

Einzelnachweise

  1. Die Protestnote Mexikos an den Völkerbund (Memento des Originals vom 12. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/doewweb01.doew.at (deutsche Übersetzung der französischen Version)
  2. New York Times, Archiv vom 22. Jänner 1915: New Mexico Policy may be demanded
  3. DÖW - Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands: Der mexikanische Protest und seine Vorgeschichte (Memento des Originals vom 5. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.doew.at
  4. Franz Pohle: Deutschsprachige in Mexiko - Zwischen Hakenkreuz und Davidstern (Memento des Originals vom 31. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.matices.de
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