Dorfkirche Wittbrietzen
Die evangelische Dorfkirche Wittbrietzen ist eine spätromanische Feldsteinkirche in Wittbrietzen, einem Ortsteil der Stadt Beelitz im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg. Die Kirchengemeinde gehört zum Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Lage
Die Wittbrietzener Dorfstraße führt in Nord-Süd-Richtung durch den Ort. Westlich dieser Straße steht das Bauwerk auf einer Fläche, die mit einem Zaun eingefriedet ist.
Geschichte
Der Sakralbau entstand in den Jahren 1226 und 1250 aus Apsis, Chor und Kirchenschiff. Vermutlich im 15. Jahrhundert kam der Westturm mit einem Walmdach hinzu. Darauf weisen gotische Formsteine in den oberen Turmfenstern hin. Weiterhin existierte zu einer früheren Zeit eine Glocke mit der Inschrift „1481“. Das Kirchenpatronat hielten von etwa 1450 bis 1523 die von Schlieben. 1525 wurde unter der Leitung des Pfarrers Petrus Zepernick die Reformation eingeführt. Von 1524 bis 1681 stand der Ort unter der Herrschaft derer von Flanß. Sie verkauften es 1681 an Preußen. Um 1700 vergrößerten Handwerker zahlreiche Fenster „barock“. Aus dem Jahr 1705 ist eine Zeichnung überliefert, die den Kirchturm nunmehr mit einer kleinen Turmspitze zeigt. Dies war auch das Jahr, ab dem der Pfarrer Andreas Neumann im Ort bis 1731 seelsorgerisch tätig war. Nachdem Wittbrietzen preußisch geworden war, ließ Friedrich II. im Jahr 1763 auf der Gemarkung des ehemaligen Ritterguts insgesamt 16 Neubauern ansiedeln. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich und führte dazu, dass in der Kirche über viele Jahrzehnte ein erheblicher Platzmangel herrschte. Die Kirchengemeinde entschloss sich daher im Jahr 1847 zu einem größeren Umbau. Ein Teil des Turmraumes wurde in das Kirchenschiff einbezogen und mit einer Empore versehen. Über ein zusätzlich angebrachtes Treppenhaus an der Südseite konnten nun zahlreiche Gläubige die neuen Sitzgelegenheiten erreichen. Handwerker setzten die vorhandenen Pforten zu und errichteten an der Westseite des Turms ein neues Portal. Die erneute Kirchweihe fand im Beisein Friedrich Wilhelm IV. statt. 1861 kam eine Sakristei hinzu. Wilhelm Remler errichtete 1880 eine Orgel, die im 21. Jahrhundert noch vorhanden ist. Bis 1910 waren Teile der Turmspitze baufällig geworden und stürzten ein. Die Kirchengemeinde entschloss sich zu einem Wiederaufbau, der sich an der Formensprache aus dem Jahr 1847 orientierte. 1923 erhielt die Kirche drei neue Glocken. 1962 erfolgte eine Restaurierung des Bauwerks, bei dem auch das Dach neu eingedeckt wurde. 2004 war eine erneute Sanierung der 1995 baufällig gewordenen Turmspitze erforderlich. Die Kirchengemeinde wurde dabei von einem neu gegründeten Förderverein unterstützt.[1]
Baubeschreibung
Die Apsis wurde aus nicht behauenen Feldsteinen errichtet, die im unteren Bereich lagig geschichtet wurden. Sie ist halbrund und eingezogen. In Richtung Norden, Osten und Süden ist je ein gedrückt-segmentbogenförmiges Fenster, dessen Faschen verputzt sind. Dazwischen sind zum Teil erhebliche Ausbesserungsarbeiten erkennbar, die vermutlich von der Vergrößerung der Fenster stammen. Es folgt ein umlaufenes, profiliertes Gesims sowie eine ebenfalls umlaufende Blendarkade aus dem 19. Jahrhundert mit einem Halbkegeldach, das mit Biberschwanz gedeckt ist. Daran schließt sich der ebenfalls eingezogene Chor an. Er hat einen rechteckigen Grundriss und wurde ebenfalls aus Feldsteinen errichtet. Sie sind mit Ausnahme der Ecksteine am Übergang zur Apsis weder behauen, noch lagig geschichtet. An der Südseite sind im oberen Bereich in westlicher Richtung zwei Fenster. Darunter ist eine Sakristei, die aus rötlichem Mauerstein mit einem rechteckigen Grundriss errichtet wurde. Dort sind an der östlichen Seite eines, an der südlichen Seite zwei segmentbogenförmige Fenster. An der Nordseite sind im oberen Bereich ebenfalls zwei Fenster. Darunter ist eine mit rötlichem Mauerstein zugesetzte Priesterpforte. Der untere Bereich ist leicht lagig geschichtet, darüber verlaufen die Linien. Die Ecksteine sind auch hier behauen. Der Giebel des Chors besteht ebenfalls aus Feldsteinen.
Das Kirchenschiff hat einen rechteckigen Grundriss. An der nördlichen Seite sind drei große, gedrückt-segmentbogenförmige Fenster mit hell verputzten Faschen, die teilweise von Feldsteinen durchbrochen werden. Sie werden nach Westen hin durch ein deutlich kleineres, hochgesetztes Fenster ergänzt, das noch aus der Bauzeit stammen dürfte. Darunter sind ein zugesetztes Portal sowie westlich davon eine Pforte. Am Übergang zum Dachfirst sind Ausbesserungsarbeiten aus einigen Lagen roter Mauersteine erkennbar. Auffällig ist ein Zwerchgiebel mit einem weiteren Fenster, das zwischen dem zweiten und dritten Fenster aus rotem Mauerstein errichtet wurde und in das Dach hineinragt. Auf der Südseite ist ebenfalls ein solches Fenster, darunter vier gleichartige große Fenster, die sich über die Fassade verteilen. Unter dem dritten Fenster ist eine zugesetzte Gemeindepforte. Am Übergang zur Sakristei befinden sich zwei Epitaphe, die an das Pfarrerehepaar Neumann erinnern.
Der Westturm ist querrechteckig und eingezogen. Die Nordseite ist im unteren Bereich geschlossen. Auffällig ist der polygonale Turm aus rötlichem Mauerstein, der beim Umbau im 19. Jahrhundert an der Südseite errichtet wurde, um der wachsenden Kirchengemeinde den Zugang zu den Emporen zu erleichtern. Der Hauptzugang erfolgt jedoch von Westen her durch ein großes, rundbogenförmiges und zweifach getrepptes Portal aus rötlichem Mauerstein, das von zwei seitlich angebrachten Pfeilern und einem Spitzgiebel verziert wird. Darüber ist im mittleren Geschoss ein segmentbogenförmiges Fenster, das mit rötlichem Mauerstein eingefasst ist. Es folgt das Glockengeschoss mit je einer großen Klangarkade an der nördlichen, westlichen und südlichen Seite sowie zwei kleineren Klangarkaden an der östlichen Seite. Der Turmaufsatz wurde nach dem Einsturz aus Mauerstein errichtet. Er ist mit zahlreichen Fialen verziert und hat im unteren Bereich an der Nord- und Südseite zwei kleine Fenster mit einer darüber befindlichen, mittig angeordneten Turmuhr. Darüber erhebt sich ein oktogonaler Dachreiter mit einem mit Schiefer gedeckten Dach und einem Kreuz.
Ausstattung
Die Kirchenausstattung stammt einheitlich aus dem Jahr 1847. Im Turm stehen zwei Figurengrabsteine, die an den 1580 verstorbenen H. von Flans sowie seine 1607 verstorbene Frau erinnern. Ein weiterer Grabstein stammt aus der Zeit um 1600 und zeigt einen Ritter, der vor einem Kruzifix kniet. An der Außenwand erinnern zwei Epitaphe an die 1717 bzw. 1731 verstorbenen Eheleute Neumann. Die Orgel stammt von Wilhelm Remler aus dem Jahr 1880.
Nördlich des Bauwerks erinnert ein Denkmal an die Gefallenen aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.
Literatur
- Georg Dehio (Bearb. Gerhard Vinken u. a.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09190541 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Ortsname und Chronik, Webseite Crossing Media Stefan Müller, Wittbrietzen, abgerufen am 20. März 2018.
Einzelnachweise
- Informationstafel: Die Dorfkirche Wittbrietzen. Angebracht an der nördlichen Wand des Kirchenschiffs, März 2018