Coghuf
Coghuf (eigentlich Ernst Stocker; * 28. Oktober 1905 in Basel; † 13. Februar 1976 in Muriaux) war ein Schweizer Maler, Zeichner und Bildhauer. Er entwarf Wandteppiche und Glasfenster.
Leben
Ernst Stocker war ein Sohn des Gärtners und Zugführers Johannes Stocker und der jüngere Bruder von Hans Stocker. Von 1920 bis 1924 machte er eine Lehre als Schlosser und unternahm bildhauerische Versuche bei Louis Léon Weber. Von 1925 bis 1927 hielt sich Stocker in Paris bei seinem Bruder auf und fand dort über die Kunstschlosserei und Bildhauerearbeiteten bei Jacques Lipchitz unter dem Künstlernamen Coghuf (ab zirka 1927) den Weg zur Malerei. Ausserdem unternahm er Studien bei Willi Baumeister. Prägende Impulse empfing er von Werken Honoré Daumiers, Vincent van Goghs, Amedeo Modiglianis, Maurice Utrillos. Vor allem der Maler Chaim Soutine hat auf den jungen Stocker inspirierend gewirkt und ihn zu einer spannungsvollen Ausdrucksmalerei angeregt.
Unter dem Pseudonym Coghuf widmete sich Ernst Stocker ganz der Malerei. Ab 1927 schuf er Wandbilder an öffentlichen Gebäuden. Es folgten mehrere Auslandsaufenthalte, unter anderem von 1931 bis 1932 in Paris an der Académie de la Grande Chaumière.
1928 gründete Stocker mit seinem Bruder Hans und Paul Camenisch, Otto Staiger, Charles Hindenlang und Max Sulzbachner die erfolgreiche Basler Künstlervereinigung Rot-Blau II. 1932 gaben die beiden Stocker den Anstoss zur Auflösung der Rot-Blau II Gruppe.
Während sie die anderen Künstler sich an die Gruppe 33 anschlossen gründeten die Brüder 1934 zusammen mit Max Gubler, Max Hunziker, Albert SchnyderHeinz Haefliger, Max Hegetschwiler und Paul Speck die eher konservative, kurzlebige Schweizer Künstlervereinigung «BBZ 8».
Einige Werke von Coghuf gingen aus den Wettbewerben des Kunstkredits Basel-Stadt als Sieger hervor oder sie wurden vom Kunstkredit in Auftrag gegeben. So gewann Coghuf mit seinem Wandbild Le Chant de l’Occident, an der Rückwand des Sigristenhauses im Hof des Gymnasiums am Münsterplatz, Basel und für das Wandbild für die Basler Hauptpost Bewegung oder Arbeiter auf dem Weg zur Arbeit, von 1931–1934 den Kunstkredit-Wettbewerb.[1] Das Ölgemälde, das als eines seiner Hauptwerke gilt, entsprach jedoch nicht dem gängigen Zeitgeist. 1957 wurde es abgehängt, im Kunstmuseum deponiert und durch ein Wandbild von Judith Müller (1923–1977) anlässlich einens erneuten Umbaus ersetzt.
Weitere Werke waren: Wandbild Les quatre heures, von 1937, für das Isaak-Iselin-Schulhaus oder 1955 das grosse Mosaik Kennen und Erkennen für das Universitätsgebäude[2]. Coghuf setzte sich bei diesem Kunstkredit-Wettbewerb gegen Otto Abt, Karl Glatt, Walter Moeschlin und Gustav Stettler durch. Das Mosaik besteht aus Natursteinen verschiedenster Art, Glas aus Hebron, venezianischen Goldglaswürfel und Muscheln. Dieses Werk kann, wie das Mosaik am Kollegieneingang von Walter Eglin, als ein Meisterwerk bezeichnet werden.
Es folgte eine Zeit der Selbstfindung und des Reisens. 1935 siedelte Coghuf in die Freiberge über. 1939 heiratete er Hedwig Rudin. Der Ehe entstammen zehn Kinder und von 1946 bis 1976 lebte er mit seiner Familie in Muriaux.
Ab 1957 gestaltete er mehrere Glasfenster, u. a. malte er 1961 den Altarbaldachin La Sainte Trinité in der St. Marien Kirche[3] sowie einige Tapisserien und Emailarbeiten. In seinen Glasbildentwürfen ging er, wie mancher wichtige französische Maler seiner Generation, etwa Jean Bazaine oder Roger Bissière, zu weitgehend abstrakten farbintensiven Kompositionen über, in denen er seine persönliche, naturbestimmte Religiosität Form und Gestalt geben konnte.
Die 2021 erschienene Biographie des Kunsthistorikers Yves Guignard enthält Bilder Coghufs, Fotos und Geschichten über sein Leben.[4]
Werke (Auswahl)
- 1931–1934: Bewegung oder Arbeiter auf dem Weg zur Arbeit, Wandbild für die Hauptpost Basel.
- 1937–1938: Les quatre heures, Wandbild in der Isaak Iselin Schule, Basel
- 1940–1944: L'entrée des troupes francaises et polonaises en Suisse, Wandbild. Früher im Treppenhaus des Kaserne, heute im Zeughaus, Basel
- 1946–1953: Le Chant de l’Occident, an der Rückwand des Sigristenhauses im Hof des Humanistischen Gymnasiums am Münsterplatz, Basel
- 1955–1960: Kennen und Erkennen, Kollegiengebäude, Eingang Spalengraben der Universität Basel
- 1961–1964: Der Zaubergarten, Wandgemälde, Allgemeine Gewerbeschule Basel
Literatur
- Tapan Bhattacharya: Coghuf. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Emil Szittya: Neue Tendenzen in der Schweizer Malerei. Mit Abbildungen von Camenisch, Coghuf, Hindenlang, Staiger, Stocker, Sulzbachner. Paris 1929.
- Coghuf, Gedächtnisausstellung. Hans Stocker, Jubiläumsausstellung. Texte: Maria Netter, Max Robert, Peter Friedli. Kunsthalle Basel, Basel 1976
- Coghuf. Texte: Jean-Pierre Beuret et al. Association Coghuf, Saignelégier 1986.
- Agathe Straumann, Erziehungsdepartement Basel-Stadt. Ernst Stocker. In: Kunst für Basel: 75 Jahre Kunstkredit Basel-Stadt. Kunst im öffentlichen Raum. Schwabe Verlag, Basel 1974, ISBN 3-7965-0968-1.
- Robert Th. Stoll: Der Maler Coghuf (1905-1976). In: Basler Stadtbuch 1976, S. 247-256.
- Yves Guignard: Coghuf. Vexer Verlag, St. Gallen 2021, ISBN 978-3-907112-50-2.
- Detail, Kennen und Erkennen
- Detail, Kennen und Erkennen
- Detail, Le Chant de l’Occident
- Le Chant de l’Occident
Weblinks
- Peter F. Althaus: Coghuf. In: Sikart
- Publikationen von und über Coghuf im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Literatur über Coghuf In: Katalog der Deutschen Nationalbibliothek.
- Coghuf. In: mural.ch
- Coghuf. In: Artnet
- Coghuf In: Kunstkredit-Sammlung
- Coghuf In: E-Periodica
- Coghuf: Seine Werke schmücken die Schweiz – und kaum jemand kennt ihn. Radio SRF 2 Kultur, 13. Dezember 2021.
Einzelnachweise
- Alex Winiger: Gemälde für die Schalterhalle der Hauptpost. Abgerufen am 15. Juni 2019.
- Kunstkredit Basel-Stadt Wettbewerb für das Wandbild von Coghuf im Kollegiengebäude.
- Baugeschichte St. Marien Kirche, Basel: 1961, La Sainte Trinité. Abgerufen am 28. September 2019.
- Vexer Verlag: Publikationshinweis. Vexer Verlag, abgerufen am 9. Dezember 2021 (deutsch).