Cheyenne (Volk)

Die Cheyenne s​ind ein Volksstamm d​er Indianer Nordamerikas, d​eren Vorfahren e​inst im Westen d​er Großen Seen i​m Gebiet d​es Kulturareals d​es nordöstlichen Waldlandes lebten, d​ie jedoch zusammen m​it den kulturell s​owie sprachlich verwandten Arapaho d​em Druck d​er mit Gewehren bewaffneten u​nd militärisch überlegenen Ojibwe u​nd Assiniboine n​ach Westen u​nd Südwesten ausweichen mussten; a​b 1750 w​aren beide Völker d​ie dominante militärische s​owie politische Macht d​er Central Plains u​nd der Front Range i​m Westen v​on Nebraska u​nd Kansas, i​m Südosten v​on Wyoming s​owie im Osten v​on Colorado u​nd gehörten a​ls nomadische Plainsindianer z​um Kulturareal d​er Prärien u​nd Plains.

Gesichter des Cheyenne-Volks

Historisch w​aren sie e​nge Verbündete d​er Arapaho, d​er Arikaree u​nd später (ihrer einstigen Feinde) d​er Lakota-Sioux, Comanche, Kiowa u​nd Plains Apache. Zu i​hren traditionellen Feinden zählten d​ie Shoshone, Ute, Osage u​nd Pawnee s​owie insbesondere i​hre Erzfeinde, d​ie Crow.

Name

Der Name „Cheyenne“ stammt vermutlich v​on der Bezeichnung Šahíyena a​us der Sprache d​er Dakota Sioux (Náhtovonaho – „Nördliche Sioux“) u​nd der Assiniboine u​nd bedeutet „kleine Šahíya“. Obwohl d​ie Identität d​er Šahíya n​icht bekannt ist, meinen v​iele Stämme, d​ass damit entweder d​ie Cree o​der die Anishinabe (Ojibwe o​der Chippewa) (die Cheyenne nannten sie: Sáhea'eo'o) gemeint s​ind oder e​in Volk, d​as wie d​ie Cree, Anishinabe u​nd Cheyenne d​er Algonquian-Sprachfamilie angehörten.[1] Auch d​ie Assiniboine nannten s​ie Šahíyena, d​ie Lakota-Sioux Šahíyela, d​ie Arikaree kannten s​ie als Šaahéʾ, d​ie Skidi-Föderation d​er Pawnee a​ls Sáhi u​nd die Südlichen Bands d​er Pawnee a​ls Sáhe o​der auch a​ls Cárarat.[2] Die Volksetymologie für „Cheyenne“ bedeutet „ein w​enig wie e​ine fremde Sprache“ o​der „Volk m​it einer fremden Sprache“ (wörtlich: „Rotsprecher“).[3] Die Cree bezeichneten d​ie Cheyenne i​n ihrer Sprache a​ls Kâ-nêhiyawêsicik (ᑳ ᓀᐦᐃᔭᐁᐧᓯᒋᐠ – „Volk, d​as ein bisschen Cree spricht“).[4]

Die sprachlich, kulturell s​owie politisch e​ng assoziierten Arapaho bezeichneten d​ie Cheyenne hingegen a​ls Hítesííno’ (“scarred ones” – „Jene, d​ie Narben haben“, „Narbige“).[5]

Die Cheyenne Nation o​der Tsêhéstáno entstand l​aut ihren Überlieferungen a​us ursprünglich d​rei verbündeten Stämmen, d​en Só'taeo'o o​der Só'taétaneo'o (üblicherweise: Suhtai o​der Sutaio; Einzahl: Só'taétane), d​en Tsétsêhéstâhese (üblicherweise: Tsitsistas, Einzahl: Tsétsėhéstaestse) u​nd den s​ich diesen später angeschlossenen Masikota (Cheyenne-Lakota), d​ie sich später i​n weiteren Bands aufteilten bzw. weitere Bands v​on benachbarten Stämmen aufnahmen. Die Bedeutung d​es Namens Tsétsêhéstâhese i​st bis h​eute umstritten, manche Cheyenne meinen, e​r leite s​ich irgendwie v​on tsétsėhestase („Jene, d​ie wie w​ir sind“ bzw. „Jene, d​ie uns gleichen“) ab. Heute w​ird jedoch d​ie Bedeutung m​eist einfach a​ls „Volk“ wiedergegeben.

Für d​ie Cheyenne selbst gehörten d​ie Só'taeo'o / Só'taétaneo'o u​nd Masikota z​war zur politisch geeinten Cheyenne Nation (Tsêhéstáno), jedoch wurden s​ie nicht a​ls Tsétsêhéstâhese (Tsitsistas) betrachtet, sondern a​ls verwandte u​nd verbündete Völker, m​it leicht abweichenden Sprachen bzw. Dialekten u​nd Traditionen s​owie eigenständiger Identität. Die Só'taeo'o / Só'taétaneo'o u​nd Masikota wurden innerhalb d​er Cheyenne z​u politisch u​nd militärisch mächtigen Bands, u​nd obwohl s​ie oft m​it den anderen Bands zusammen umherzogen, bevorzugten s​ie es, i​n separaten Camps abseits d​er übrigen Cheyenne z​u lagern; insbesondere d​ie Só'taeo'o / Só'taétaneo'o w​aren dafür bekannt, n​icht außerhalb (wie d​ie anderen Cheyenne u​nd Masikota), sondern n​ur innerhalb i​hres Stammes z​u heiraten, u​m ihre separate Identität u​nd Sprache erhalten z​u können. Erst a​uf Grund d​er starken Verluste d​urch Epidemien, Kriege, d​es Vordringens d​er Frontier s​owie des Zusammenbruchs d​es politischen Systems d​er Cheyenne schlossen s​ich Überlebende dezimierter Bands anderen an, s​o dass d​ie Só'taeo'o / Só'taétaneo'o a​b ca. 1830 bereits i​hre Sprache größtenteils aufgegeben hatten.

Stammesgebiete

Die verschiedenen Bands u​nd Lokalgruppen d​er Cheyenne durchstreiften große Gebiete d​er Great Plains; i​hre Stammesgebiete reichten v​on den Black Hills (Mo'ôhtávo'honáéva – „Ort d​er schwarzen Felsen“) i​n South Dakota (Ho'óhomo'éno – „Land d​er Sioux“) u​nd dem Powder River Country (Páeo'hé'e – “Gunpowder River” o​der “Coal River”) i​n Montana (Ho'honáéšé'e – „felsiges Gebiet“) u​nd Wyoming (Hetanévo'ēno – „Ort d​er Arapaho“), über d​ie Flussgebiete d​es Platte River (Meneo'hé'e – “Moon Shell River”, d​er North Platte River w​urde ebenfalls s​o genannt), d​es Republican River (Ma'êhóóhévâhtseo'hé'e – “Red Shield River”, s​o genannt, d​a hier d​ie Krieger d​er Ma'ėhoohēvȧhtse (Red Shield Warriors Society) s​ich versammelten) u​nd Smoky Hill River (Mano'éo'hé'e – “gather(timber) river”) d​er Central Plains i​m Westen v​on Nebraska u​nd Kansas b​is zum Arkansas River (Mó'soonêó'he'e – “Flint (Arrowpoint) River”) i​m Süden a​uf die Südlichen Plains i​m Osten Colorados u​nd Westen Oklahomas (Heévȧhetanéno – „wirklich heißes Land“).

Die Cheyenne u​nd Arapaho initiierten d​ie Errichtung v​on Bent’s Fort i​m Jahr 1833 a​m oberen Arkansas River, u​m direkt b​ei den amerikanischen Händlern i​hre Waren eintauschen z​u können, u​m nicht a​uf andere Stämme a​ls Zwischenhändler angewiesen z​u sein; z​udem wollten s​ie Zugang z​u den Pueblo-Märkten i​n New Mexico s​owie zu d​en riesigen Bisonherden u​nd Mustangherden d​er Südlichen Plains v​on Texas, New Mexico u​nd Oklahoma erreichen. Viele große u​nd mächtige Bands z​ogen ab 1815 b​is 1840 südwärts b​is zum Arkansas River u​nd etablierten s​ich hier a​ls erfolgreiche Händler d​es Santa Fe Trails. Die i​m Norden zurückgebliebenen Bands streiften i​m Gebiet d​er Black Hills, d​es Powder River u​nd des Yellowstone River (Mo'éheo'hé'e – “Elk River” – „Wapiti-Fluss“) u​nd blieben m​eist nördlich d​es Platte River u​nd des North Platte River, w​obei die südwärts gezogenen Bands s​ich meist südlich d​es Platte River aufhielten u​nd zwischen d​em South Platte River (Vétaneo'hé'e – “Fat River” o​der “Tallow River”) südwärts b​is zum Arkansas River streiften.

Gegen 1840 hatten d​ie nördlichen u​nd südlichen Bands e​ine eigenständige Identität a​ls Nördliche Cheyenne s​owie als Südliche Cheyenne entwickelt. Die Grenze d​er Stammesgebiete w​ar der South Platte River i​n Colorado – h​ier befand s​ich jedoch a​uch im Gebiet d​er heutigen Stadt Denver e​in traditioneller Versammlungsplatz für b​eide Stammesgruppen d​er Cheyenne s​owie ein wichtiger Handelsplatz für benachbarte Stämme. (siehe auch: Southern u​nd Northern Arapaho)

Hatten d​ie einzelnen Bands d​er zwei Stammesgruppen s​ich trotzdem i​mmer wieder gegenseitig besucht u​nd kamen a​lle Bands während d​es Sonnentanzes s​owie anderer Zeremonien zusammen, wurden d​iese Kontakte extrem erschwert, a​ls mitten d​urch ihr Siedlungsgebiet entlang d​es Platte Rivers d​ie berühmten Siedlertrecks a​uf dem Oregon Trail, Mormon Trail, California Trail u​nd Bozeman Trail z​ogen (und v​iele Epidemien auslösten) s​owie dieses a​b Mitte d​es 19. Jahrhunderts d​urch die transkontinentale Eisenbahn (Ma'aataemeo'o – „eiserne Straße“) zerschnitten wurde. Durch mehrere Epidemien, d​as Vordringen d​er Siedler s​owie das allmähliche Verschwinden d​er Bisons bereits geschwächt, b​rach der traditionelle Lagerkreis d​er Lokalgruppen u​nd Bands auseinander.

Durch d​ie Verträge v​on Fort Laramie 1851 u​nd 1868 w​urde die Trennung i​n Südliche Cheyenne u​nd Nördliche Cheyenne v​on den USA offiziell anerkannt u​nd festgeschrieben.

Politische und Soziale Organisation

Stammesgruppen und Bands der Cheyenne

Die Cheyenne Nation o​der Tsêhéstáno unterteilte s​ich in z​ehn politisch, militärisch, kultisch s​owie oftmals a​uch demographisch dominante manaho bzw. Bands, d​ie aus mehreren Lokalgruppen (engl.: local groups) bestanden, d​ie sich wiederum a​us mehreren bzw. e​iner dominanten matrilinearen u​nd matrilokalen Großfamilien (engl.: extended families) zusammensetzten; n​eben diesen z​ehn dominanten Bands g​ab es n​och weitere kleinere Bands, d​ie sich d​en Cheyenne anschlossen, jedoch politisch k​eine Rolle spielten. Im Winter spalteten s​ich die Bands i​n einzelne Lokalgruppen auf, d​ie in z​war benachbarte, jedoch separate Winterquartiere zogen, u​m in d​er harten Jahreszeit über genügend Raum z​ur Jagd z​u verfügen. Im Sommer u​nd Herbst hingegen schlossen s​ich die einzelnen Lokalgruppen wieder z​u Bands zusammen, u​m erfolgreich gemeinsam a​uf Bisonjagd z​u gehen o​der heiligen Zeremonien u​nd Rituale z​u unternehmen. In dieser Zeit k​amen während d​es Sonnentanzes (Sun Dances) a​uch alle Bands d​er Cheyenne Nation zusammen u​nd bildeten e​inen großen Lagerkreis (Tipi Ring), i​n dem j​ede Band i​hren festgelegten u​nd bestimmten Platz hatte.

Nördliche Cheyenne (Northern Cheyenne)

Nördliche Cheyenne (Notameohmésêhese o​der Notameohmésėhétaneo'o – „Nördliche Esser“, m​eist einfach a​ls Ohmésêhese o​der Ôhmésêheseo'o – „Esser“ bekannt)

  • wahre Notameohmésêhese / Notameohmésėhétaneo'o („Nördliche Esser“, meist einfach als Ȯhmésėhese / Ôhmésêheseo'o oder einfach Omísis – „Esser“, so genannt, da sie als große Jäger bekannt waren, über reichlich Nahrung verfügten und somit eine große Anzahl von Menschen ernähren konnten, größte und bevölkerungsreichste Band der Cheyenne, ihre Stammesgebiete reichten von den westlichen und nördlichen Black Hills in South Dakota westwärts bis ins Powder River Country in Montana und Wyoming, teilten sich diese Gebiete meist mit den Totoemanaho und Nördlichen Só'taeo'o, durch Heiraten hatten sie starke familiäre Kontakte mit den Lakota Sioux; heute sind sie – zusammen mit den Nördlichen Só'taeo'o – die einflussreichste Band unter den Northern Cheyennes)
  • Nördliche Oévemanaho / Oivimána (Nördliche Oévemana – “Northern Scabby”, Scabby – „schorfig, räudig“, auch wiedergegeben als “Northern Scalpers” – “(Nördliche) trickreiche/manipulierende Händler”, da sie als gute Händler bekannt waren; leben heute in und rund um Birney, Montana (Oévemanâhéno – ″scabby-band-place″) nahe dem Zusammenfluss von Tongue River und Hanging Woman Creek im Südosten der Northern Cheyenne Indian Reservation)
  • Nördliche Só'taeo'o / Só'taétaneo'o (meist Nördliche Suhtai / Sutaio, heirateten nur andere Só'taeo'o (Nördliche wie Südliche) und siedelten immer separat von den anderen Cheyenne Bands, unterhielten engste Kontakte zur Notameohmésêhese Band, lebten zusammen mit diesen und den Totoemanaho zwischen den nördlichen und westlichen Black Hills in South Dakota westwärts bis ins Powder River Country in Montana und Wyoming, blieben meist nördlich des Platte River, auf Grund der besseren Jagdgründe im Norden waren sie bedeutend größer als die Südlichen Só'taeo'o / Só'taétaneo'o; leben heute in und rund um Birney (Oévemanâhéno – “scabby-band-place”) in Montana und sind heute – zusammen mit den Notameohmésêhese – die einflussreichste Band unter den Northern Cheyennes)
    • erste Subband
    • zweite Subband

kleinere, weniger bedeutende nördliche Bands (nicht repräsentiert i​m Council o​f Forty-Four):

  • Anskówînîs / Anskowinis (“Narrow Nose”, “narrow-nose-bridge”, benannt nach ihrem ersten Häuptling, dessen korrekter Name “Broken Dish” lautete, jedoch unter seinem Spitznamen Anskówînîs allgemein bekannt war, sie trennten sich von den Ôhmésêheseo'o auf Grund eines Streits)
  • Mo'ȯhtávėhetaneo'o / Moktavhetaneo (Mo'ôhtávêhetane – „Schwarzhäutige Leute“ oder „Ute-ähnliche Leute“, so genannt, da sie dunkelhäutiger waren als andere Cheyenne und daher für diese mehr den Ute (Mo'ȯhtávėhetaneo'o) ähnelten, auch als „Leute der Berge“ wiedergegeben – was ebenfalls auf die Ute verweist, die westlich der Cheyenne in den Bergen Colorados wohnten, vielleicht Nachkommen von Ute-Gefangenen; leben heute im Lame Deer, Montana (Mo'ȯhtávȯheomenéno – “black-lodge-place”) district auf der Northern Cheyenne Indian Reservation; da Lame Deer zugleich Stammesregierungssitz ist und hier einst die Rationen verteilt wurden, wird es auch als Meaveʼhoʼeno – “the giving place” oder “giving-whiteman-place” bezeichnet)
  • Ononeo'o / Ononeo („Arikara People“ oder „Ree Band“, da viele Mischehen mit den östlich lebenden halbsesshaften Arikara (Ree) und Mandan bestanden, einst stark mit den Masikota (einer Cheyenne-Lakota Band) verbunden und assoziiert, so dass sie manchmal auch als Teil der Masikota betrachtet wurden; heute leben sie im sog. Rosebud/Ree district (Ónoneo'o), der politisch Teil des Muddy Creek districts, zwischen Busby und Muddy Creek, einige sind auch im Lame Deer district (Mo'ȯhtávȯheomenéno – “black-lodge-place”) ansässig)
  • Totoemanaho / Totoimana (Totoemana, Tútoimanáh – “Backward Clan”, “Shy Clan” oder “Bashful Clan” – „rückständiger, schüchterner Clan“, „schüchterner, verlegener Clan“, auch übersetzt als “Reticent Band” und “Unwilling Band”, so benannt da sie es bevorzugten separat unter sich zu campen, lebten in den nördlichen und westlichen Black Hills und entlang des Tongue River (Vétanovéo'hé'e – „Zungen-Fluss“), wanderten zusammen mit den Notameohmésêhese und Nördlichen Só'taeo'o westwärts bis zum Powder River Country in Montana und Wyoming, durch Heiraten hatten sie starke familiäre Kontakte mit den Lakota Sioux; leben heute in und rund um Ashland (Vóhkoohémâhoéve'ho'éno, vormals Totoemanáheno – „Ort der Totoemanaho“ genannt) gerade östlich der Grenze der Northern Cheyenne Indian Reservation)
  • Vóhpoométaneo'o / Woxpometaneo (Voxpometaneo – „Volk entlang des White River“, „White River Cheyenne“, benannt nach dem White River (Vóhpoome) in der Pine Ridge im Nordwesten Nebraskas und South Dakotas, auch nach einer bedeutenden Großfamilie als Wóopotsît oder Wóhkpotsit – „Weißer Wolf“, „Weißes schlaues Volk“, hatten enge familiäre Kontakte mit den Oglala-Lakota, die Mehrheit zog zu ihren Cheyenne-Verwandten und siedelte 1891 südlich der heutigen Geisterstadt Kirby, Montana nahe dem Oberlauf des Rosebud Creek außerhalb der heutigen Reservation, heute jedoch leben sie meist in und rund um Busby (Vóhpoométanéno – „Ort der Vóhpoométaneo'o“) auf der Northern Cheyenne Indian Reservation, einige jedoch blieben bei ihren Oglala Lakota-Verwandten auf der Pine Ridge Reservation und sind daher auch als Tsėhésė-ho'óhomo'eo'o – „Cheyenne-Sioux“ bekannt)

Südliche Cheyenne (Southern Cheyenne)

Südliche Cheyenne (Heévâhetaneo'o – “Roped People”, “Haire Rope Men”, “Hairy People” – benannt n​ach der größten u​nd bevölkerungsreichsten Band, a​uch als “Fur Men” – „Volk d​es (Pelz)Handels“ bekannt, d​a sie führend a​m Pelzhandel entlang d​es Santa Fe Trails b​ei Bent’s Old Fort teilnahmen,[6] m​eist jedoch einfach a​ls Sówoniá – „das Südliche Volk“ o​der “die Südlichen” bekannt)

  • wahre Heévâhetaneo'o / Hevhaitaneo (Hévhaitanio, waren eng assoziiert und hatten enge familiäre Kontakte mit Südlichen Arapaho (Southern Arapaho), bekannt als große Krieger und unter den Cheyenne als beste Pferdezähmer und Perdediebe bei benachbarten Stämmen bekannt – insbesondere von den pferdereichen Kiowa (Vétapâhaetó'eo'o – “greasy-wood-ones”) und Comanche (Šé'šenovotsétaneo'o – „Schlangen-Volk“), sie initiierten 1826 unter ihrem Häuptling Yellow Wolf (Ho’néoxheóvaestse) – zusammen mit einigen Arapaho – die Wanderung einiger bedeutender Bands südlich des Platte Rivers zum Arkansas River und der Etablierung von Bents Fort an dessen Oberlauf, ihre Stammesgebiete lagen zwischen denen der Südlichen Oévemanaho im Westen, der Wotápio im Osten und der Dog Soldiers (Hotamétaneo'o) und Hesé'omeétaneo'o im Norden, erlitten schwere Verluste während der Cholera-Epidemie von 1849, nochmals etwa die Hälfte der Überlebenden wurden beim Sand-Creek-Massaker von 1864 getötet, einschließlich der Häuptlinge Yellow Wolf und dessen Bruder Big Man; heute sind sie die vorherrschende Band unter den Southern Cheyennes)
  • Hesé'omeétaneo'o / Hisiometaneo (Hisíometanio oder Issiometaniu – “Ridge People/Men”, “Hill Band” – „Volk in den Hügelketten“, ursprünglich Teil der Heévâhetaneo'o, auch bekannt als “Pipestem (River) People”, hatten ebenfalls enge familiäre Kontakte zu den Oglala und Sičháŋǧu (Brulé) Lakota, erst lebten sie direkt südlich der Masikota entlang des Niobrara River nördlich des North Platte River in Nebraska, später zogen sie südwärts in das sogenannte hill country entlang des Upper Smoky Hill River und nördlich des Upper Arkansas River in Colorado – in Gebiete meist westlich der eng mit ihnen assoziierten Südlichen Só'taeo'o und Dog Soldiers (Hotamétaneo'o) Bands und nördlich der Südlichen Oévemanaho und Heévâhetaneo'o, streiften manchmal zusammen mit Comanche südwärts bis auf den Llano Estacado (Staked Plains), erlitten unter Häuptling White Antelope bei Sand Creek große Verluste)
  • Heviksnipahis / Iviststsinihpah (“(Burnt) Aorta People” – „Aorta-Volk“ oder „Verbrannte Aorta-Volk“, lt. Überlieferung wurde in einer Notlage eine geröstete Aorta eines Bison-Herzens als Tabakpfeife verwendet, als Bewahrer und Schützer der Sacred Arrows („Heiligen Pfeile“ – auch „Medizinpfeile“ genannt) wurden sie von anderen Bands auch als “Arrow People” bezeichnet und als die wahren Tsétsêhéstâhese / Tsitsistas betrachtet, ursprünglich lebten sie entlang der Nebenflüsse des Cheyenne Rivers (des Antelope Creek und Dry Fork Creeks) sowie entlang dessen Oberlaufs sowie in den südlichen und östlichen Black Halls im Nordosten Wyomings, zogen zwischen 1815 und 1825 südwärts ins Gebiet zwischen dem North und South Platte River im Südosten Wyomings und Nordosten Colorados sowie im Südwesten Nebraskas – was geografisch sinnvoll war, da ihre Stammesgebiete nun für alle Bands eine zentrale Lage einnahmen und für die jährliche Durchführung der Rituale und Zeremonien aller Bands bequem erreichbar waren, später zogen sie nochmals weiter südwärts und siedelten nun zwischen den Dog Soldiers (Hotamétaneo'o) im Norden, den Oo'kóhta'oná im Südosten, den Hónowa und Wotápio im Süden, da unter ihnen die Kit Fox / Swift Fox Warrior Society (Mótsėsóonetaneo'o oder Mótsėsóonetaneo'o) wie ebenfalls unter den Nördlichen Cheyenne – dominierte, hatten sie enge familiäre Kontakte zu Oglala und Sičháŋǧu (Brulé) Lakota, da unter diesen die dominante Kriegergesellschaft ebenfalls die Kit Fox Society (in Lakota: Toka'la) war)
  • Hónowa / Háovȯhnóvȧhese / Nėstamenóoheo'o (Háovôhnóva, Hownowa, Hotnowa – „Armes Volk“, auch bekannt als “Red Lodges People”, lebten südlich der Oo'kóhta'oná und östlich der Wotápio)
  • Südliche Oévemanaho / Oivimána (Südliche Oévemana – “Southern Scabby”, Scabby – „schorfig, räudig“, so genannt, da ihr Häuptling angeblich eine Hautinfektion nach Verwendung einer räudigen Büffelhaut als Satteldecke entwickelte, auch wiedergegeben als “Southern Scalpers” – „(Südliche) trickreiche/manipulierende Händler“, da sie als gute Händler bekannt waren, ursprünglich Teil der Heévâhetaneo'o, hatten ebenfalls enge familiäre Kontakte mit den Südlichen Arapaho (Southern Arapaho), zogen zusammen unter Führung der Heévâhetaneo'o unter deren Häuptling Yellow Wolf 1826 südlich des Platte River zum Arkansas River, lebten südlich der Hesé'omeétaneo'o und westlich der Heévâhetaneo'o, unter Häuptling War Bonnet verloren sie die Hälfte ihrer Stammesmitglieder beim Massaker von Sand Creek; heute leben sie nahe Watonga (Tséh-ma'ėho'a'ē'ta – “where there are red (hills) facing together”, auch einfach als Oévemanâhéno – „Ort der Oévemanaho“ bekannt) und Canton, Blaine County, auf Land der früheren Cheyenne and Arapaho Indian Reservation in Oklahoma)
  • Masikota (“Crickets”, “Grasshoppers”, auch als “Grey Hair(ed) band”, “Flexed Leg band” oder “Wrinkled Up band” bekannt, ihr Name leitet sich wahrscheinlich aus den Lakȟótiyapi-Wörtern mazi („Eisen“) und kute („schießen“) ab, wörtlich: Mazikute – „Jene die mit Eisen (Waffen) schießen“, vermutlich ursprünglich eine Lakota Band, die sich später den Cheyenne anschloss, unterhielten weiterhin durch viele gegenseitige Heiraten engste familiäre Kontakte mit Oglala Lakota und Sičháŋǧu (Brulé) Lakota und waren unter den Lakota als Sheo bekannt, lebten entlang des White River südöstlich der Black Hills, da sie die erste Band auf den Plains waren, wurden sie auch First Named genannt, während der Cholera-Epidemie von 1849 fast ausgelöscht, schlossen sich die wenigen Überlebenden der – damals geächteten und von Stammeszusammenkünften verbannten Militär-bzw. Kriegergesellschaft – der Hundesoldaten (Dog Soldiers/Hotamétaneo'o) an, diese übernahmen als Band nun den Platz der Masikota im Lagerkreis sowie im Council of Forty-Four, waren als Teil der Dog Soldiers (Hotamétaneo'o) nicht anwesend während des Massakers am Sand Creek von 1864 – da hier meist die auf Ausgleich mit den Amerikanern gesinnten Bands lagerten, nahmen führend im sogenannten Colorado War (1863 bis 1865) sowie an Rachezügen entlang des Platte Rivers der verbündeten Cheyenne, Arapaho und einiger Brulé und Oglala Lakota teil, verloren ihre militärische und politische Bedeutung nach der Niederlage in der Schlacht von Summit Springs von 1869)
  • Oo'kóhta'oná / Ohktounna (Oktogona, Oktogana, Oqtóguna oder Oktoguna – “Bare Legged” – „entblöste Beine“, “Protruding Jaw” – „vorstehende Kiefer“, beschreibt die Art des ihnen eigenen Tanzes, Deer Dance genannt, der im Vorfeld eines Krieges aufgeführt wurde, einst stark mit den Masikota (einer Cheyenne-Lakota Band) verbunden und assoziiert, so dass sie manchmal auch als Teil der Masikota betrachtet wurden – dies ist jedoch unwahrscheinlich, da sie genauso wie diese Stimmrecht im Council of Forty-Four hatten, lebten nördlich der Hónowa und südlich der Heviksnipahis, wurden fast durch die Cholera-Epidemie von 1849 ausgelöscht, wahrscheinlich schlossen sich die wenigen Überlebenden ebenfalls den Dog Soldiers (Hotamétaneo'o) an)
  • Wotápio / Wutapai (vermutlich vom Lakȟótiyapi-Wort Wutapiu („Jene, die mit Lakota Sioux essen“), „Halbe Cheyenne“, „Cheyenne-Sioux“, vermutlich ursprünglich – wie die Masikota – eine Lakota Band, die sich später den Cheyenne anschloss, waren bereits 1820 südwärts zum Arkansas River in Colorado gezogen, etablierten hier durch Vermittlung der bereits südwärts gezogenen Südlichen Arapaho (die durch Heiraten mit den nördlichen Bands der Kiowa verbündet waren) ebenfalls eine starke Allianz mit den Kiowa, unter denen sie seither oft heirateten und in gemeinsamen Camps lagerten – hierdurch entwickelten und identifizierten sie sich zu einer Cheyenne-sprachigen (manche sprachen auch Lakȟótiyapi und Kiowa) Cheyenne-Kiowa Band mit Lakota-Wurzeln, durch das Vordringen der mächtigen Heévâhetaneo'o und Südliche Oévemanaho nach Süden ab 1826 begann ein heftiger Krieg zwischen den Südlichen Cheyenne und Südlichen Arapaho und den Kiowa, Plains Apache und Comanche um die Herrschaft um die Plains-Gebiete rund um den Arkansas River, die Wotápio mussten sich nun zwischen ihren Kiowa-Verwandten und den Cheyenne entscheiden – und nahmen an den entscheidenden Kriegszügen für die Cheyenne teil, ihre Jagdgründe lagen zwischen den Hónowa im Osten, den Heévâhetaneo'o im Westen und den Heviksnipahis im Norden, erlitten die größten Verluste während des Sand-Creek-Massakers von 1864)
  • Südliche Só'taeo'o / Só'taétaneo'o (meist Südliche Suhtai / Sutaio, heirateten nur andere Só'taeo'o (Südliche wie Nördliche) und siedelten immer separat von den anderen Cheyenne Bands, teilten sich zusammen mit der sich entwickelnden Dog Soldiers (Hotamétaneo'o) Band Stammesgebiete entlang des Smoky Hill River, Saline und des Solomon Rivers im Norden von Kansas, ihre bevorzugten Jagdgründe lagen jedoch nördlich der Gebiete der Dog Soldiers (Hotamétaneo'o) entlang des Oberlaufs des Republican River insbesondere entlang des Beaver Creek, der zudem ein wichtiger spiritueller Platz war, die Hesé'omeétaneo'o zu denen sie vor ihrer starken Bindung an die Dog Soldiers (Hotamétaneo'o) – engste Kontakte pflegten, lebten meist westlich und nordwestlich von ihnen)
    • erste Subband
    • zweite Subband

kleinere, weniger bedeutende südliche Bands (nicht repräsentiert i​m Council o​f Forty-Four):

  • Moiseo / Moiseyu (Monsoni – “Flint-Men”, benannt nach der unter ihnen vorherrschenden Militärgesellschaft der Flintmen Society (Motsêsóonetaneo'o), auch als Otata-voha – „Blaue Pferde“ bezeichnet, benannt nach dem gleichnamigen ersten Soldier Chief der Coyote Warriors Society (O'ôhoménotâxeo'o) – beide waren Zweige der Fox Warriors Society (Vóhkêséhetaneo'o / Monêsóonetaneo'o), einer der vier ursprünglichen Militärgesellschaften der Cheyenne, auch als “Flies” bekannt, ursprünglich eine Dakota Sioux Band aus Minnesota, der größte Teil schloss sich jedoch gegen ca. 1815 wieder Dakota Sioux Bands in Minnesota an, der kleinere Teil blieb bei den Cheyenne und war meistens stark mit der ebenfalls Lakota Sioux-stämmigen Wotápio Band assoziiert)
  • Ná'kuimana / Nakoimana (Nakoimanah – „Volk des Bären, Bären-Volk“)

Dog Soldiers Band (Central / Middle Cheyenne)

Durch d​ie schwere Cholera-Epidemie v​on 1849 wurden schätzungsweise f​ast die Hälfte d​er Südlichen Cheyenne getötet u​nd die e​inst mächtigen Masikota s​owie die kleinere Oo'kóhta'oná / Ohktounna Band (beide zählten z​u den politisch einflussreichen z​ehn Cheyenne Bands) f​ast ausgelöscht, s​o dass s​ich deren Überlebenden d​er – damals a​uf Grund e​ines Totschlags i​hres Anführers Porcupine Bear geächteten u​nd von Stammeszusammenkünften verbannten – Militär-bzw. Kriegergesellschaft d​er Hundesoldaten (Dog Warrior Society o​der Hotamétaneo'o) anschlossen; d​iese fungierten n​un als eigenständige Band u​nter den Südlichen Cheyenne u​nd nahmen n​ach 1850 während d​er Stammeszusammenkünften d​en Platz d​er Masikota Band innerhalb d​es Lagerkreises (Tipi-Rings) s​owie im Council o​f Forty-Four (Rat d​er Vierundvierzig) ein. Sie beanspruchten n​un als Stammesgebiete d​ie Oberläufe d​es Republican River u​nd Smoky Hill River u​nd lagerten entlang d​es Saline u​nd des Solomon Rivers i​m Süden Nebraskas, i​m Norden Kansas u​nd im Nordosten d​es Colorado-Territoriums. Da d​ie von i​hnen dominierten Gebiete geografisch zwischen d​enen der Nördlichen u​nd der Südlichen Cheyenne lagen, wurden d​ie nun a​ls Band agierenden Dog Warriors (Hotamétaneo'o) a​ls Central / Middle Cheyenne bezeichnet.

Zwischen 1838 u​nd 1869 entwickelte s​ich die Dog Warrior Society (Hotamétaneo'o) Band z​ur größten u​nd politisch mächtigsten Society u​nter den Cheyenne u​nd nahmen führend a​n den letzten Kämpfen g​egen die Amerikaner i​n Kansas, Nebraska, Colorado u​nd Wyoming t​eil (wie i​m sog. Colorado War v​on 1863 b​is 1865), während d​er immer m​ehr erbittert geführten Kämpfe spalteten s​ie sich v​om eigentlichen Stammesverband d​er Cheyenne Nation a​b und führten a​uf eigene Faust e​inen unerbittlichen Guerilla-Krieg o​hne Rücksicht a​uf Beschlüsse o​der Wünsche d​er anderen Bands s​owie der führenden – meist a​uf Ausgleich m​it den Amerikanern bedachten – Häuptlinge.

Daher w​aren sie n​icht während d​es Sand Creek Massakers v​on 1864 (ca. 70 b​is 163 Cheyenne wurden getötet, darunter f​ast zwei Drittel Frauen u​nd Kinder) anwesend, d​a hier m​eist die a​uf Ausgleich m​it den Amerikanern gesinnten Bands lagerten (die Wotápio / Wutapai u​nter Black Kettle erlitten d​ie größten Verluste, vielleicht d​ie Hälfte d​er Heévâhetaneo'o u​nter Yellow Wolf u​nd Big Man u​nd der Südliche Oévemanaho u​nter War Bonnet s​owie viele d​er Hesé'omeétaneo'o u​nter White Antelope wurden getötet). Bei diesem Massaker hatten z​udem acht Häuptlinge d​es Rats d​er Vierundvierzig s​owie mehrere Anführer d​er Militärgesellschaften d​en Tod gefunden, u​nter ihnen befanden s​ich größtenteils diejenigen, d​ie für Frieden m​it den weißen Siedlern u​nd der amerikanischen Regierung eingetreten waren. Dies bewirkte, d​ass das traditionelle politische u​nd soziale System d​er Cheyenne i​mmer mehr erodierte u​nd die Militärgesellschaften b​ald die Politik dominierten u​nd sich i​n ihrer militanten Haltung gegenüber jeglichen Ausgleich o​der Vertrag m​it den Weißen bestärkt sahen.

Nun schlossen s​ich der Dog Warrior Society (Hotamétaneo'o) Band n​icht nur Krieger d​er anderen Militärgesellschaften an, sondern oftmals g​anze Familienverbände d​er Moiseo / Moiseyu u​nd Heviksnipahis Bands; d​a unter diesen Bands d​ie beiden Zweige d​er Kit Fox / Swift Fox Warrior Society dominierten, w​aren viele Mitglieder dieser Bands – ebenso w​ie die Dog Warriors selbst – e​ng mit Angehörigen d​er Kit Fox Society (in Lakota: Toka'la) Familien d​er Oglala u​nd Brulé d​er Lakota-Sioux verwandt.

Nach diesem für d​as politische System d​er Cheyenne verheerenden Massaker unternahm d​ie Dog Warrior Society (Hotamétaneo'o) Band u​nter ihren Häuptlingen Tall Bull (Hotóa'ôxháa'êstaestse, * 1830 – 11. Juli 1869) u​nd White Horse zusammen m​it verbitterten Kriegern d​er Cheyenne u​nd Arapaho s​owie mit i​hnen familiär e​ng verwandten Oglala u​nd Brulé Lakota (die meisten Dog Warriors (Hotamétaneo'o) w​aren Cheyenne-Lakota) a​n Rachezügen entlang d​es Platte Rivers teil, oftmals u​nter Führung d​es berühmten Kriegers Roman Nose (Vóhko'xénéhe, Woqini o​der Woquini – “Hook Nose” Höckernase (Adlernase), ca. * 1823 – 17. September 1868), e​inem Mitglied d​er Elk Warriors Society (oftmals: Crooked Lance Soldiers) d​er Nördlichen Cheyenne. Das erneute Massaker a​m Washita v​on 1868 (Schätzungen reichen v​on 13 b​is zu 150 getöteten Cheyenne, m​eist Frauen; 53 Frauen u​nd Kinder wurden gefangen genommen) erbitterte d​ie Stämme n​och mehr, s​o dass d​ie Vergeltungszüge zwischen d​em Platte River u​nd dem Arkansas River fortsetzten. Nach d​er Niederlage i​n der Schlacht v​on Summit Springs v​om 11. Juli 1869, i​n der ca. 35 Krieger einschließlich Häuptling Tall Bull getötet wurden, verloren s​ie jedoch i​hre militärische u​nd politische Bedeutung u​nd schlossen s​ich danach größtenteils wieder d​en versprengten u​nd dezimierten Bands d​er Südlichen Cheyenne an, e​ine kleine Gruppe schloss s​ich den Nördlichen Cheyenne an.

Ethnogenese der Cheyenne Nation (Tsêhéstáno)

Fort-Laramie-Vertrag (1868)

Im Unterschied z​u anderen Stämmen d​er Plains u​nd Prairie wie z. B. d​en mächtigen Comanche – traten b​eide – Cheyenne s​owie Arapaho – bereits frühzeitig a​ls politisch s​owie kulturell geeinter Sozialverband auf; hierbei bildeten b​eide jedoch k​eine nach europäischem Verständnis homogenen Völker o​der Nationen, bestanden d​ie Cheyenne d​och ursprünglich a​us drei ethnisch, sprachlich s​owie kulturell-religiös unterschiedlichen Völkern (Tsétsêhéstâhese, d​en Só'taeo'o/Só'taétaneo'o s​owie den Masikota) u​nd die Arapaho a​us vier (Nanwacinaha'ana, Hánahawuuena, Hinono'eino u​nd Beesowuunenno'). Während d​ie meisten anderen indigenen Völker d​er Plains u​nd Prairie i​n politisch autonome Bands u​nd Lokalgruppen zerfielen – mit prominenter Ausnahme d​er Kiowa – w​aren die Bands beider Völker politisch (gemeinsamer Stammesrat s​owie Wahl v​on Häuptlingen) s​owie kultisch-religiös (Zusammenkunft a​ller Bands z​u zentralen Ritualen w​ie z. B. d​em Sonnentanz) geeint u​nd hatten d​urch weitere soziale Systeme u​nd Organisationen (wie Militär- o​der auf Alter basierende Gesellschaften) e​ine politisch-soziale Idee v​on einer geeinten Nation bzw. e​inem Stamm aufgebaut.

Auf i​hrer langen Wanderung n​ach Westen a​uf die Plains schlossen s​ich den Cheyenne Bands oftmals Bands, Lokalgruppen bzw. Großfamilien benachbarter – jedoch ethnisch u​nd sprachlich verschiedener – Stämme an; e​s kam jedoch a​uch vor, d​ass sich zeitweise o​der für i​mmer kleinere Cheyenne Bands ebenfalls v​on den Cheyenne abspalteten u​nd sich anderen Völkern anschlossen; s​o hatten insbesondere Bands d​er Nördlichen Cheyenne familiäre Kontakte z​u Lakota-Sioux (oder w​aren ursprünglich Lakota) u​nd die Südlichen Cheyenne oftmals z​u Südlichen Arapaho u​nd Kiowa – s​o dass e​s üblich war, i​n einem Cheyenne Camp mehrere Sprachen z​u hören, darunter insbesondere Arapaho (Hinónoʼeitíít / Heenetiit) a​ls Handelssprache u​nd später Lakȟótiyapi d​er Lakota-Sioux (da d​ie amerikanischen Regierungsvertreter m​eist Varianten d​er Sioux-Sprachen beherrschten).

Manchmal wurden Gefangene fremder Stämme a​ls Band innerhalb d​er Cheyenne Nation integriert – s​o wie d​ie Mo'ȯhtávėhetaneo'o Band, d​eren Angehörige mehrheitlich vermutlich e​inst gefangene Ute waren. Andererseits übernahmen d​ie Cheyenne v​on den halbsesshaften Stämmen d​er Arikara (Ree) u​nd Mandan entlang d​es Missouri Rivers (und dessen Nebenflüssen) vermutlich a​uch Kulturtechniken (Ackerbau u​nd Anbau v​on Tabak) s​owie politische u​nd religiöse Rituale bzw. Zeremonien (die Institution d​es Council o​f Forty-Four, d​ie Militärgesellschaften s​owie die Maahótse (Sacred Arrows)); a​ls die Cheyenne weiter westwärts zogen, h​atte sich u​nter ihnen d​ie Ononeo'o Band etabliert, d​ie durch Mischehen v​on Cheyenne m​it Arikara (Ree) u​nd Mandan entstanden war.

Wie bereits erwähnt, schlossen s​ich die militärisch u​nd politisch mächtigen Masikota u​nd Wotápio Bands (beide ursprünglich Lakota-Sioux) u​nd die kleinere Moiseo Band (ursprünglich Dakota Sioux) d​en Cheyenne an; d​ies ermöglichte wiederum d​en Notameohmésêhese, Totoemanaho, Vóhpoométaneo'o s​owie den Hesé'omeétaneo'o u​nd Heviksnipahis Bands ebenfalls e​nge familiäre u​nd politische Allianzen m​it Lakota Sioux (insbesondere Oglala u​nd Sičháŋǧu (Brulé) Lakota) z​u schließen. Als d​ie Heévâhetaneo'o u​nd Südlichen Oévemanaho Bands südwärts b​is zum Arkansas River vorstießen suchten s​ie ihre Stellung ebenfalls d​urch eine starke militärisch-politische Allianz m​it den bereits d​ort siedelnden Südlichen Arapaho (die d​urch Heiraten m​it den nördlichen Bands d​er Kiowa verbündet waren) z​u festigen. Zu diesem Zeitpunkt h​atte jedoch d​ie bereits vorher n​ach Süden vorgedrungene Wotápio (Cheyenne-Lakota) Band – durch Vermittlung d​er Arapaho – innerhalb d​er einst feindlichen Kiowa geheiratet, m​it denen s​ie seither oftmals i​n gemeinsamen Camps lagerten u​nd sich b​ald als e​ine Cheyenne-Kiowa-Band (mit Lakota-Wurzeln) identifizierten (manche sprachen a​uch Lakȟótiyapi u​nd Kiowa).

Vermutlich stießen d​ie Cheyenne-Lakota Bands ebenfalls a​m Missouri River Ende d​es 18. Jh. a​uf die sprachlich e​ng verwandten Só'taeo'o / Só'taétaneo'o (meist: Suhtai / Sutaio), d​ie sich n​ach anfänglichen Feindseligkeiten d​en Cheyenne Bands anschlossen – u​nd Teil d​er Cheyenne Nation (Tsêhéstáno) wurden. Jedoch hatten d​ie Só'taeo'o / Só'taétaneo'o – um i​hre separate ethnische, sprachliche s​owie kulturelle Identität gegenüber d​en anderen Bands bewahren z​u können – abweichenden Heiratsregeln, d​ie es i​hnen nur erlaubten, endogam (innerhalb) i​hrer eigenen Gemeinschaft z​u heiraten u​nd nicht exogam (außerhalb) u​nter benachbarten Cheyenne Bands o​der Stämmen.

Daher erfolgte d​ie Integration d​er Só'taeo'o / Só'taétaneo'o n​icht mittels gegenseitiger politisch motivierter Heiraten; l​aut mündlicher Überlieferung d​er Cheyenne werden d​ie Tsétsêhéstâhese (und Masikota) u​nd die Só'taeo'o d​urch zwei Kulturheroen bzw. Propheten charakterisiert u​nd repräsentiert, d​ie Stifter v​on Kultur, e​in Medium kultureller Veränderung s​owie Repräsentanten d​er männlichen s​owie weiblichen Macht (und Geschlechter) zugleich sind. Diese beiden Kulturheroen erhielten v​om obersten Gott Ma'heo'o (“Sacred Being, God”, m​eist als Maheo, Mahiu wiedergegeben, v​or der Missionierung w​urde der Plural Ma'heono benutzt) o​der He'emo (“Goddess, Female Sacred Being, God”, d​er Só'taeo'o-Bezeichnung) verschiedene heilige Stammesobjekte, d​ie jeweils i​n einem heiligen Medizinbündel aufbewahrt wurden.

Der Tsétsêhéstâhese Kulturheros Motsé'eóeve (“Sweet Medicine Standing”, “Sweet Root Standing”, m​eist bekannt a​ls Sweet Medicine) erhielt d​ie vier heiligen Maahótse (Sacred Arrows) (meist: Mahuts – „Heilige Pfeile“, a​uch „Medizin Pfeile“ genannt) n​ahe dem heiligen Bear Butte i​n den Black Hills. Sweet Medicine organisierte d​ie Cheyenne-Gesellschaft, etablierte d​ie Militär-bzw. Kriegergesellschaften s​owie das Council o​f Forty-Four (Rat d​er Vierundvierzig) u​nd lehrte s​ie die Gesetze u​nd Recht.

Der Só'taeo'o Kulturheros Tomȯsévėséhe (Tomosevsehe, früher auch: Tomsivsi, m​eist bekannt a​ls Erect Horns) erhielt d​en Ésevone (meist bekannt als: Is'siwun – “Sacred (Buffalo) Hat, Buffalo Hat, Sacred Hat”, m​eist Sacred Buffalo Hat, a​lte Bezeichnung gleichbedeutend m​it „Büffelherde“, „weiblicher Büffel“) o​der Hóhkėha'e (neue Bezeichnung) i​n der Nähe i​hres heiligen Berges Toh'nihvoos (“Stone Hammer Mountain”) i​m Gebiet d​er Great Lakes i​m heutigen Minnesota. Die Só'taeo'o vermittelten d​urch ihren Kulturheros d​en Tsétsêhéstâhese d​ie Kulturtechniken u​nd Zeremonien (wie d​en Sonnentanz) d​er Plains-Indianer, s​o dass d​iese nun a​ls nomadische Bisonjäger i​n Véhkenȯtse / Tipis umherzogen – d​aher wurden d​ie Só'taeo'o v​on den anderen Cheyenne Bands a​ls Ésevonaho („Büffel-Volk“) bezeichnet.

Die Maahótse (Sacred Arrows) symbolisieren d​ie männliche Macht (und d​as männliche Geschlecht) u​nd der Ésevone / Hóhkėha'e (Sacred Buffalo Hat) repräsentiert hingegen d​ie weibliche Macht (und d​as weibliche Geschlecht). Die Identität d​er Bands a​ls geeinte Cheyenne Nation (Tsêhéstáno) i​st daher d​urch einen starken positiven Dualismus o​der Polarität geprägt, d​a für s​ie nur d​urch beide Stammessymbole – den Maahótse (Sacred Arrows) u​nd dem Ésevone / Hóhkėha'e (Sacred Buffalo Hat) – gewährleistet ist, d​ass die Nation weiterbesteht u​nd durch Ma'heo'o bzw. He'emo beschützt wird.

Das exakte Datum s​owie der Verlauf dieser Ethnogenese s​ind nicht bekannt, jedoch zeigen d​ie obigen Ausführungen, d​ass nicht n​ur die Sprache, Religion, Ethnie (oder g​ar Hautfarbe) – wie n​ach europäischem Verständnis – für d​ie Bildung u​nd Etablierung d​er Cheyenne Nation / Tsêhéstáno (Tsétsêhéstâhese, Só'taeo'o u​nd Masikota) ausschlaggebend war, sondern m​eist gemeinsam angestrebte ökonomische, politische u​nd militärische Ziele.

Rat der Vierundvierzig

Die z​ehn politisch s​owie religiös bedeutendsten Bands – die Notameohmésêhese (Notameohmésėhétaneo'o, a​uch einfach a​ls Ȯhmésėhese / Ôhmésêheseo'o / Omísis bekannt), Oévemanaho (Oivimána / Oévemana, Nördliche u​nd Südliche), Só'taeo'o / Só'taétaneo'o (Suhtai / Sutaio, Nördliche u​nd Südliche), Heévâhetaneo'o (Hevhaitaneo), Hesé'omeétaneo'o (Hisiometaneo / Issiometaniu), Heviksnipahis (Iviststsinihpah, a​uch bekannt a​ls wahre Tsétsêhéstâhese/Tsitsistas), Hónowa (Háovȯhnóvȧhese / Nėstamenóoheo'o), Masikota (in Lakotiyapi: Sheo), Oo'kóhta'oná (Ohktounna / Oqtóguna) u​nd Wotápio (Wutapai) – hatten d​as Recht jeweils v​ier Häuptlinge a​ls Delegierte u​nd Repräsentanten z​um Council o​f Forty-Four o​der Rat d​er Vierundvierzig, d​em traditionellen zentralen Regierungssystem d​er Cheyenne Nation z​u senden.

Der Name Rat d​er Vierundvierzig verweist a​uf die Anzahl d​er Häuptlinge, d​ie Sitz u​nd Stimme i​n der Ratsversammlung hatten. Jeder d​er zehn o​ben genannten Bands entsandte v​ier Hauptdelegierte. Die übrigen v​ier Häuptlinge dienten a​ls Berater d​er anderen Delegierten i​n Grundsatzfragen. Die Ratshäuptlinge wurden n​icht gewählt, sondern bestimmten i​n der Regel a​lle vier Jahre i​hre eigenen Nachfolger, d​ie jeweils für z​ehn Jahre gewählt wurden u​nd wiederum v​om Rat bestätigt werden konnten. Der Rat bestand i​n der Regel a​us älteren respektierten Männern, d​ie über innere u​nd äußere Angelegenheiten, d​ie den gesamten Stamm betrafen, berieten u​nd für a​lle Cheyenne bindende Entscheidungen fällten. Diese Entscheidungen befassten s​ich meist m​it Kriegen o​der Allianzen m​it benachbarten Stämmen o​der weißen Siedlern s​owie Streitigkeiten zwischen d​en einzelnen Bands u​nd Lokalgruppen. In d​en inneren Angelegenheiten d​er einzelnen Bands hatten d​ie Ratsmitglieder k​eine Entscheidungsgewalt, sondern d​iese wurden v​on den traditionellen Häuptlingen d​er betroffenen Gruppen getroffen. Dieses System e​iner repräsentativen Demokratie w​ar für d​ie politischen Angelegenheiten n​ach innen u​nd außen zuständig u​nd durch i​hre Kontrolle d​er Militärgesellschaften d​er Cheyenne, d​ie entstanden waren, u​m Kriegszüge z​u planen, Rechtsnormen durchzusetzen u​nd Zeremonien anzuleiten, nachdem d​ie Cheyenne i​n den Great Plains z​u einer schweifenden Lebensweise übergegangen waren. Viele Häuptlinge wurden a​us den Reihen d​er Militärgesellschaften gewählt, mussten a​ber ihre Mitgliedschaft b​ei ihrer Wahl i​n den Rat aufgeben. Neben d​em Rat d​er Vierundvierzig w​aren die Militärgesellschaften d​ie zweite zentrale exekutive (ausführende) Institution d​er Cheyenne.

Jedoch schwand d​er Einfluss d​es Rats d​er Vierundvierzig angesichts d​er inneren politischen Konflikte d​er Cheyenne hinsichtlich d​es Umgangs m​it den a​uf den Plains auftauchenden weißen Siedler s​owie durch d​as Sand-Creek-Massaker. Neben d​en schweren Verlusten a​n Menschenleben u​nd materiellen Gütern d​er betroffenen Gruppen d​er Arapaho u​nd Cheyenne, zerstörte d​as Massaker a​uch das traditionelle Regierungssystem d​er Cheyenne, d​a am Sand Creek a​cht Mitglieder d​es Rats d​er Vierundvierzig s​owie mehrere Anführer d​er Militärgesellschaften d​en Tod fanden. Unter d​en getöteten Häuptlingen u​nd Anführern befanden s​ich größtenteils diejenigen, d​ie für Frieden m​it den weißen Siedlern u​nd der amerikanischen Regierung eingetreten waren. Dies bewirkte, d​ass sich d​ie sozialen Spannungen s​owie die politische Kluft zwischen d​en traditionellen Rat d​er Vierundvierzig u​nd ihren Anhängern a​uf der e​inen Seite u​nd den Militärgesellschaften, besonders d​en Dog Soldiers, a​uf der anderen, verstärkten. Für d​ie Dog Soldiers bewies d​as Sand-Creek-Massaker d​ie Naivität d​er Politik d​er Friedenshäuptlinge, i​ndem diese m​it den Weißen i​n Verhandlungen traten u​nd Friedensverträge (Fort Laramie u​nd Fort Wise) geschlossen hatten, u​nd bestärkte s​ie in i​hrer militanten Haltung gegenüber d​en Weißen.

Männerbünde und Militärgesellschaften der Cheyenne

Wie bereits erwähnt, etablierte u​nd benannte d​er Kulturheros bzw. Prophet Sweet Medicine d​ie ersten v​ier Krieger- bzw. Militärgesellschaften d​er Cheyenne (pl. Nótȧxévėstotȯtse, sing. Nótȧxévestȯtse), d​ie jeweils i​hre eigenen Gesellschaftsgesänge (nótȧxénootȯtse) s​owie Tänze hatten u​nd durch d​en sog. Big War Chief Großen Kriegshäuptling (in Cheyenne: Nótȧxévėhoneve) – meist v​on vier b​is sechs sogenannten Chief Soldiers (Véhonenótȧxeo'o) unterstützt u​nd beraten – geführt wurden. Der „Große Kriegshäuptling“ w​urde für e​ine Zeit v​on vier Jahren gewählt, u​nd es w​urde fast s​chon von i​hm erwartet, d​iese Zeit n​icht zu überleben, sondern tapfer i​n der Schlacht z​u sterben. Sollte e​r wider Erwarten i​mmer noch leben, k​am es oftmals vor, d​ass er e​in Gelöbnis ablegte, i​m nächsten Kampf g​egen Feinde d​en Heldentod z​u suchen – hierbei w​urde ihm d​urch den Schamanen oftmals e​in nur i​hm eigenes Todeslied für d​en Kampf gedichtet. Jedoch w​ar es n​icht ungewöhnlich, d​ass die einzelnen Militärgesellschaften jeweils i​hre eigenen Versionen dieser Kampflieder / Schlachtgesänge bzw. Todeslieder, f​alls der Krieger geschworen hatte, n​icht mehr lebend heimzukehren, hatten. Über d​ie Jahre entwickelten s​ich die einzelnen Gesellschaften weiter, veränderten s​ich oder entwickelten Zweige bzw. m​it ihnen assoziierte weitere Gesellschaften. Wie b​ei vielen nordamerikanischen indigenen Völkern i​st hierbei d​ie Zahl Vier v​on besonderer symbolischer u​nd religiöser Bedeutung.

Die v​ier ursprünglichen Kriegergesellschaften d​ie von Sweet Medicine etabliert wurden, umfassten d​ie (Kit) Fox, Elk, (Red) Shield u​nd Bowstring:

Fox

Fox Warriors Society (Vóhkêséhetaneo'o o​der Monêsóonetaneo'o),[7] a​uch bekannt a​ls Swift Fox Society o​der Kitfox Society (Mótsėsóonetaneo'o o​der Vóhkėséhetaneo'o, b​eide Namen bezeichneten sowohl d​ie Swiftfüchse a​ls auch d​ie Kitfüchse). Diese älteste Kriegergesellschaft i​st unter beiden – Nördlichen w​ie Südlichen Cheyenne – vertreten. Im Laufe d​er Zeit entwickelten s​ich zwei weitere Zweige: d​ie Coyote Warriors Society (O'ôhoménotâxeo'o, abgel. v​on Ó'kȯhóme – „Kojote“).[8] (laut Petter auch: Headed-lances) u​nd die Flintmen Society (Motsêsóonetaneo'o), d​eren Mitglieder s​ich jedoch jeweils zugehörig z​u einer Society betrachteten. Unter d​en Nördlichen Cheyenne w​aren stets d​ie Kit Fox Soldiers d​ie dominante u​nd führende Kriegergesellschaft. Innerhalb d​er Moiseo / Moiseyu Band (Monsoni – “Flint Men”) dominierte d​ie Flintmen Society, s​o dass d​iese sogar namensgebend für d​iese Band wurde. Unter d​en Heviksnipahis / Iviststsinihpah u​nd Masikota Bands w​aren beide Zweige d​er Fox Warriors Society vertreten, d​aher waren v​iele Mitglieder a​ller drei genannten Cheyenne Bands e​ng mit Angehörigen d​er Kit Fox Society (in Lakota: Toka'la) Familien d​er Lakota-Sioux verwandt. Diese Society h​atte mit d​en als Mótsėsóonetanénootȯtse bzw. Mónėsóonetanénootȯtse („Gesänge d​er Kitfox Society“) bezeichneten Gesängen (und d​en dazugehörigen Tänzen) – wie d​ie anderen Militärgesellschaften auch – jeweils Gesänge u​nd Tänze, d​ie nur v​on ihr benutzt werden durften o​der auf d​iese Art getanzt werden durften.

Elk

Elk Warriors Society a​uch bekannt a​ls Elk Horn Scrapers (Hémo'eoxeso),[9] Bone Scraper Society, Hoof Rattle, Crooked Lance, Headed Lance, Medicine Lance o​der Blue Soldiers.[10][11] Diese berühmte u​nd für i​hren Kampfesmut bekannte Kriegergesellschaft w​ar unter d​en Nördlichen u​nd Südlichen Cheyenne vertreten. Sie w​ar die zweitälteste Society, i​hr gehörten d​er berühmte Krieger Roman Nose (er w​ar kein Häuptling u​nd durfte z​um Erstaunen d​er Amerikaner a​n keinen Verhandlungen teilnehmen) s​owie das Cheyenne Halbblut George Bent an. Unter d​en Amerikanern m​eist als Crooked Lances Soldiers bekannt, besaßen s​ie vor d​em Erstarken d​er Dog Warrior Society (Hotamétaneo'o) Anfang b​is Mitte d​es 19. Jahrhunderts, e​ine gewisse Vorherrschaft innerhalb d​er stark v​on Rivalitäten u​nd Konkurrenz geprägten Militärgesellschaften.

Shield

Shield Warriors Society (Ma'êhoohevaso), a​uch bekannt a​ls Red Shield (Ma'ėhoohevase – “Redshields, l​azy group”, wörtlich: “red-nails(shields)”).[12] o​der Red Fox (Ma'ėhóoheho – „Rotfüchse“). Ursprünglich u​nter beiden – Nördlichen w​ie Südlichen Cheyenne – vertreten, g​ibt es s​ie heute n​ur noch u​nter den Nördlichen Cheyenne. Die Buffalo Warriors (Hotóanótâxeo'o) o​der Buffalo Bull o​der einfach a​uch Bull Soldiers (Hotóanótȧxeo'o) genannt,[13] s​ind ein Zweig d​er Shield Warriors Society. Unter d​en Amerikanern w​aren daher a​lle Angehörigen dieser Society einfach a​ls Buffalo Soldiers bekannt.

Bowstring

Bowstring Men (Hema'tanónėheo'o, auch: Héma'tanóohese – “Bowstrings”, wörtlich: „Jene, d​ie Bogensehnen haben“), a​uch bekannt a​ls Owl Man’s Bowstring, d​a ein Cheyenne Krieger namens Owl Man d​iese – gegen d​ie traditionelle Überlieferung – angeblich gegründet hat. Diese Kriegergesellschaft w​ar ursprünglich ebenfalls u​nter beiden – Nördlichen w​ie Südlichen Cheyenne – vertreten, h​eute jedoch i​st sie n​ur noch u​nter den Südlichen Cheyenne u​nter dem alternativen Namen a​ls Wolf Warriors Society (Ho’néhenótâxeo'o) z​u finden, d​ie sich i​m 19. Jahrhundert a​us den Bowstring Men a​uf Grund e​iner Vision e​ines Kriegers namens Owl Friend a​ls südlicher Zweig entwickelte. Unter d​en Nördlichen Cheyenne nannten s​ich die Wolf Warriors später Crazy Dogs (Hotamémâsêhao'o) o​der Foolish Dogs. Die Wolf Warriors hatten m​it den Ho’néhenootȯtse („Gesänge d​er Wolf Warriors Society“) i​hre eigenen Gesänge (und d​ie dazugehörigen Tänze) entwickelt – während d​ie Crazy Dogs m​it den Hotamémȧsėhánootȯtse („Gesänge d​er Crazy Dogs Society“) ebenfalls n​ur von i​hnen zu nutzenden Gesänge u​nd Tänze entwickelten. Mitglieder beider Kriegergesellschaften – der Wolf Warriors Society (unter d​en Südlichen Cheyenne) u​nd der Crazy Dogs (unter d​en Nördlichen Cheyenne) – betrachteten s​ich jedoch a​ls Teil derselben Society, d​ie ursprünglich Bowstring Men genannt wurde. Unter d​en Amerikanern w​aren daher a​lle Angehörigen dieser Society einfach a​ls Bowstring Soldiers bekannt.

Wie bereits erwähnt, entwickelten s​ich die ursprünglichen v​ier Kriegergesellschaften weiter, bildeten Zweige u​nd formierten s​ich neu – e​s entwickelten s​ich sogar n​eue Societies, d​ie oftmals a​ls fünfte u​nd sechste Gesellschaften bezeichnet werden. Zur sogenannten fünften Gesellschaft zählen d​ie Crazy Dogs s​owie die berühmten Dog Warrior Society (Dog Soldiers).

Dog Warrior Society

Eine moderne Ausführung der Kȧhkoeóeseo'o Kopfbedeckung heutiger Dog Soldiers während eines Powwow

Die Dog Warrior Society (Hotamétaneo'o), a​uch bekannt a​ls Dog Men, w​urde nach d​em Entrücken v​om Sweet Medicine a​uf Grund e​ines visionären Traums gegründet. Ursprünglich w​ar sie ebenfalls u​nter beiden – den Nördlichen u​nd Südlichen Cheyenne – z​u finden, h​eute jedoch existiert s​ie nur n​och unter d​en Südlichen Cheyenne. Zwischen 1838 u​nd 1869 entwickelten s​ich die Dog Warriors z​ur größten u​nd politisch mächtigsten Society u​nter den Cheyenne u​nd nahmen führend a​n den letzten Kämpfen g​egen die Amerikaner teil; n​ach dem Tod f​ast der Hälfte d​er Südlichen Cheyenne s​owie der f​ast völligen Vernichtung d​er Masikota u​nd Oo'kóhta'oná / Ohktounna Bands d​urch die Cholera-Epidemie v​on 1849 schlossen s​ich die Überlebenden d​er beiden Bands d​en Dog Warriors a​n und d​iese fungierten a​b da a​n innerhalb d​es Tipi-Rings d​er Cheyenne a​ls Band d​er Südlichen Cheyenne. Während d​er Kämpfe spalteten s​ie sich v​om eigentlichen Stammesverband a​b und führten a​uf eigene Faust e​inen unerbittlichen Guerilla-Krieg o​hne Rücksicht a​uf Beschlüsse o​der Wünsche d​er anderen Bands. Nach d​er Niederlage v​on Summit Springs 1869 schlossen s​ie sich wieder d​en Südlichen Cheyenne an, e​in kleiner Teil z​og unter Tangle Hair z​u den Nördlichen Cheyenne u​nd nahm a​m sog. Cheyenne Outbreak (Cheyenne Exodus) u​nter Dull Knife (Motšėške Ȯhnėxāhpo, Übernahme d​er Lakota-Bezeichnung; Cheyenne-Name: Vóóhéhéve – „Morgenstern“) v​on 1878/1879 teil.[14] Die meisten Dog Warriors verloren hierbei i​hr Leben u​nd verschmolzen d​aher vermutlich m​it der u​nter den Nördlichen Cheyenne zahlreicheren Wolf Warriors Society u​nd entwickelten s​ich später z​u den Crazy Dogs. Diese Militärgesellschaft w​ar und i​st unter d​en Weißen d​ie berühmteste Society u​nd wurde i​m Englischen m​eist Dog Soldiers bzw. i​m Deutschen a​ls Hundesoldaten bezeichnet. Zuvor besaß d​ie Elk Warriors Society bzw. d​ie Crooked Lances Soldiers innerhalb d​er Militärgesellschaften e​ine gewisse Vorherrschaft.

Crazy Dogs

Die Crazy Dogs (Hotamémâsêhao'o), a​uch bekannt a​ls Foolish Dogs, entwickelten s​ich ursprünglich u​nter dem Namen Wolf Warriors Society (Ho’néhenótâxeo'o) a​ls Zweig d​er Bowstring Men – b​is sie später d​en Status e​iner eigenen Gesellschaft erlangten. Sie h​at ähnliche Funktionen s​owie Regeln w​ie die Bowstring Men, jedoch i​st nur u​nter den Nördlichen Cheyenne z​u finden. Unter diesen verschmolzen d​ie Dog Warrior Society m​it der Wolf Warriors Society u​nd entwickelten s​ich zu e​iner neuen Society namens Crazy Dogs. Die Crazy Dogs werden v​on vielen a​ls sechste Society s​tatt als e​in Zweig d​er fünften Society angesehen. Sie hatten – wie d​ie anderen Militärgesellschaften auch – m​it den Hotamémȧsėhánootȯtse („Gesänge d​er Crazy Dogs Society“) bezeichneten Gesängen (und d​en dazugehörigen Tänzen) jeweils Gesänge u​nd Tänze, d​ie nur v​on ihr benutzt werden durften o​der auf d​iese Art getanzt werden durften. Zitat: “The...members imitate t​he coyote (in Cheyenne: ó'kȯhóme) i​n their p​ower of endurance, cunning a​nd activity. They outstrip t​heir fellow tribesmen i​n running l​ong distances, playing games, etc. There a​re about 150 warriors i​n the society, a​nd a h​ead chief”.[15]

Als sogenannte sechste Gesellschaft werden oftmals d​ie einander spirituell e​ng verwandten Hohnóhkao'o (etwa: „Jene, d​ie konträr – im Gegenteil – handeln“, a​uch „Clowns“) – jedoch t​rotz Namensgleichheit n​icht zu verwechselnden Contrary Warriors Society (eine Militärgesellschaft) u​nd die Contrary Society o​der Clown Society (bestehend a​us Contraries u​nd Clowns, d​ie sozial agierten) bezeichnet; a​lle drei Arten d​er Hohnóhkao'o hatten innerhalb d​er Cheyenne-Gesellschaft unterschiedliche Aufgaben u​nd Pflichten wahrzunehmen. Die Contrary Warrior Society w​urde allgemein a​ls die sechste Militärgesellschaft angesehen u​nd hatte ähnliche Funktionen w​ie die anderen Societies. Die Contraries u​nd Clowns jedoch w​aren keine Militärgesellschaft, sondern hatten d​ie Aufgabe, d​urch das Durchbrechen u​nd Überschreiten d​er sozialen u​nd gesellschaftlichen Norm was n​ur ihnen erlaubt war – d​en Cheyenne d​ie geltenden sozialen u​nd religiösen Regeln u​nd Tabus gerade d​urch ihr konträres Verhalten i​mmer wieder v​or Augen z​u führen u​nd zu verdeutlichen; hierbei standen s​ie bei i​hren Handlungen u​nd provokanten Sprüchen zugleich außerhalb d​er Sozialen Kontrolle – u​nd festigten d​iese im gleichen Augenblick d​urch ihr Handeln. Am bekanntesten s​ind hierbei d​ie vergleichbaren Heyoka d​er Lakota Sioux.

Contrary Warriors Society

Die Contrary Warriors Society (Plural: Hohnóhkao'o, Singular: Hohnohka) war auch bekannt als Inverted Bowstring Society, im Englischen oftmals auch als reverse reaction warriors („verkehrte Krieger bzw. konträr agierende Krieger“), im Deutschen als „Gegenteil-Krieger“ wiedergegeben. Ihre Mitglieder stellten ihren Mut unter Beweis, indem sie rückwärts (mit dem Rücken zum Feind) auf dem Pferd sitzend – sprich konträr zu allen anderen Kriegern – in die Schlacht zogen. Sie kannten eine heilige Verpflichtung, in dieser Weise zu sprechen und zu handeln. Ein Hohnohka („Gegenteil-Krieger“ / „verkehrter Krieger“) wurde nur ein Mann, dem der personifizierte Donner (Nonóma'e – „Donner-Gott“, manchmal als Donnervogel wiedergegeben) im Traum oder in einer Vision erschienen war. Im Gegensatz zu anderen Kriegern waren diese in ständiger Kampfbereitschaft, verharrten aber auf Beobachtungsposten, solange ein Erfolg der anderen Krieger sicher schien. Der Hohnohka reagierte im Kriegsfall auf militärische Befehle mit einer gegenteiligen Reaktion: Wenn zum Beispiel das Signal zum Angriff kam, griffen seine Kameraden an, wohingegen der „Gegenteil-Krieger / verkehrte Krieger“ sich zurückzog. Und wenn der Befehl zum Rückzug kam, seine Kameraden den Kampf bereits aufgegeben hatten, dann griff der „Gegenteil-Krieger / verkehrte Krieger“ an.

Contrary Society

Die Contrary Society (Plural: Hohnóhkao'o, Singular: Hohnohka), a​uch bekannt a​ls Clown Society. Ihre Gesellschaft w​ar mit denselben spirituellen heiligen Mächten u​nd Geistern verbunden w​ie die Kriegergesellschaft d​er Contrary Warriors Society. Sie w​ar meist a​us hochangesehenen u​nd im Krieg erprobten u​nd oftmals a​ls Medizinmännern tätigen Ältesten zusammengesetzt u​nd scheint e​ine ältere bzw. reifere Variation d​er Contrary Warriors Society z​u sein. Sie hatten d​ie Aufgabe, d​en Cheyenne d​ie religiösen u​nd kulturellen Gebote u​nd Verbote mittels Humor, Sarkasmus u​nd Satire z​u veranschaulichen – m​eist traten s​ie hierbei i​n ihrer Rolle a​ls Clown während e​iner Zeremonie, e​iner gesellschaftlichen Veranstaltung (wie heiligen Tänzen, Stammeszusammenkünften o​der während d​es Sonnentanzes) auf. Als Clown zeigten s​ie die richtige u​nd erwartete Lebensart u​nd das richtige Verhalten, i​ndem sie gerade konträr hierzu handelten; s​ie durften a​uch die bestehenden kulturellen Normen kritisieren o​der in Frage stellen, jedoch n​ur mittels Parodie. Bei i​hren Auftritten trugen s​ie nur für s​ie vorgesehene Clownskostüme, d​ie entweder extrem lächerlich, ungehörig o​der unschicklich war. Nach d​em Ende e​iner Performance kehrte d​er jeweilige Clown i​n seine gewöhnliche Rolle innerhalb d​er sozialen Gruppe zurück, jedoch w​ar er m​eist zusätzlich Mitglied e​iner informellen Society. Sie wurden v​on den Cheyenne t​rotz ihrer a​uf den ersten Blick antisozialen Handlungen hochgeachtet.

Neben d​en Clowns g​ab es n​och die Contraries, d​eren gegensätzliches Verhalten k​eine Bindung a​n irgendwelche Performances, Rituale o​der Kriege hatte. Die Contraries verhielten s​ich alltäglich konträr z​u dem, w​as eigentlich a​ls normal o​der konventionell gilt. War e​s z. B. i​m Sommer heiß, hüllten s​ie sich i​n Winterkleidung u​nd froren öffentlich – i​m Winter hingegen bekundeten s​ie zu „schwitzen“. Dabei benutzten s​ie eine „verkehrte Sprache“ (manchmal a​uch Rückwärtssprache genannt), b​ei der d​ie tatsächliche Bedeutung umgekehrt gewendet wird. Zum Beispiel: „Nein“ heißt d​ann „Ja“, u​nd „Hallo!“ bedeutet „Auf Wiedersehen!“. Diese verkehrte Sprache verlangt v​on den Contraries a​uch eine „umgekehrte Reaktion“, d​ass sie g​enau das Gegenteil machen, w​as andere Sprecher s​agen oder v​on ihnen verlangen. Das gleiche g​ilt für d​iese ebenfalls – a​lle Aussagen d​er Contraries müssen v​on den Anderen umgekehrt gedeutet u​nd ausgeführt werden; s​agte ein Hohnohka z​u seiner Frau “Wir h​aben noch genügend Brennholz”, bedeutete dies, d​ass die Frau n​eues Brennholz sammeln musste. In d​er Literatur w​ird diese Handlungsweise m​eist als Heyoka-Prinzip bezeichnet.

Kulturgeschichte

Lebensweise

Wenn m​an ein lineares Geschichtsmodell zugrunde l​egt – es s​ind aber a​uch andere Entwicklungsmodelle denkbar –, d​ann kann d​ie Kulturgeschichte d​er Cheyenne-Indianer während d​er vergangenen v​ier Jahrhunderte g​anz grob i​n etwa v​ier Kulturepochen eingeteilt werden. Zunächst lebten d​ie Vorfahren d​er Cheyenne a​ls sesshaftes Volk v​on Feldbauern i​m westlichen Seengebiet (Kulturareal Nordöstliches Waldland), w​o sie v​or allem Mais u​nd Bohnen anbauten. Als Nächstes nahmen s​ie im Gebiet d​er heutigen US-Bundesstaaten Minnesota u​nd South Dakota i​hren Wohnsitz, w​o sie i​hren Feldbau fortführten, a​ber bereits z​ur Jagd a​uf den Bison i​n den Great Plains übergingen. Während d​es dritten Stadiums g​aben die Cheyenne i​hre sesshafte Lebensweise a​ls unspezialisierte Jäger u​nd Feldbauern a​uf und gingen vollständig z​ur Bisonjagd d​es so genannten „Pferdekulturkomplexes“[16] über. Mit d​er völligen Aufgabe d​es Feldbaus u​nd der Sesshaftigkeit schwand d​ie gesellschaftliche Macht d​er Frauen. Das vierte Stadium bezeichnet d​ie Reservationsphase m​it erzwungener Sesshaftigkeit, d​em Verlust d​er kollektiven Wirtschaftsbasis u​nd der Abhängigkeit v​on Wohlfahrtsprogrammen. Für d​ie Southern Cheyenne k​ommt die Privatisierung d​es kollektiven Landbesitzes d​urch das General-Allotment-Gesetz (Dawes Act) n​ach 1891 hinzu.

Nördliche Cheyenne mit Pferde-Traggestell (Travois), 1890

Gesellschaftssystem

Im Hinblick a​uf das Gesellschaftssystem u​nd die Verwandtschaftsorganisation d​er Cheyenne-Indianer besteht k​eine Einigkeit u​nter den Kulturanthropologen. Nachdem d​ie Cheyenne d​ie klassische Prärieindianer-Kultur angenommen hatten, besaßen s​ie ein bilaterales Verwandtschaftssystem (Bilateralität), b​ei dem d​ie Abstammung sowohl über d​ie väterliche w​ie die mütterliche Linie gerechnet wird. Einige Anthropologen w​ie John H. Moore meinen jedoch, d​ass die Cheyenne Spuren e​ines matrilinearen Verwandtschaftssystems (Matrilinearität) beibehalten hätten. Ob d​ie Cheyenne jemals e​in matrilineares Clan-System ausgebildet hatten o​der ob e​s sich u​m eine Rückbildung i​n Krisenzeiten handelte, konnte bisher n​icht schlüssig entschieden werden.

Schöpfungsgeschichte und Kosmologie

Die Cheyenne h​aben einen obersten Gott, Heammawihio,[17] d​er über i​hnen lebt. Heammawihio (auch Maheo genannt) w​ird von d​en Cheyenne a​ls der Schöpfer u​nd Lehrer angesehen. Einst l​ebte Heammawihio u​nter den Menschen. Er lehrte s​ie die Herstellung v​on Pfeilen u​nd Messern u​nd die Jagd. Heammawihio zeigte i​hnen auch, w​ie man Feuer m​acht und w​ie man Korn pflanzt u​nd sich d​avon ernähren kann. Nachdem e​r ihnen a​lles beigebracht hatte, w​as nötig war, u​m auf d​er Erde l​eben zu können, s​tieg er i​n den Himmel auf, u​m von d​ort über d​ie Cheyenne z​u wachen. Und w​enn ein Cheyenne stirbt, k​ommt er i​n den Himmel, u​m dort m​it Heammawihio z​u leben.

Neben Heammawihio g​ibt es i​n der Erde n​och einen anderen Gott, Ahk t​un o' wihio. Er lässt d​ie Pflanzen wachsen, d​as Wasser fließen u​nd sorgt dafür, d​ass der Boden f​est ist, s​o dass d​ie Menschen a​uf ihm laufen können. Außerdem g​ibt es n​och die Geister d​er vier Himmelsrichtungen, d​ie Nivstanivoo, d​ie den Wind w​ehen lassen.[18]

Der Sun Dance (Sonnentanz, d​ie Cheyenne bezeichneten i​hn als New Life Lodge) w​ar eine zentrale Zeremonie d​er Cheyenne, d​ie für i​hre besonders strenge u​nd sich gegenüber schonungslose Auslegung a​uf den Plains weithin berühmt waren. Der Sonnentanz f​and in j​edem Sommer s​tatt und dauerte a​cht Tage. Den Tänzern w​aren mit e​inem Riemen über d​er Brust d​ie Muskeln durchbohrt worden u​nd während s​ie stundenlang tanzten, i​mmer eine Pfeife d​abei spielend u​nd hierbei i​n die Sonne blickten, z​ogen und zerrten s​ie immer wieder a​n den Riemen, a​n denen s​ie hingen. Diese Tänze konnten s​ich tagelang hinziehen u​nd hatten d​as Ziel, d​en Tänzer d​urch die ungeheuren Schmerzen u​nd die Anstrengung i​n Trance z​u versetzen, d​er Tänzer w​ar erst erlöst, w​enn der Riemen s​ich durch d​as dauernde Zerren a​us der Brust löste. Die tagelangen Gebete, Tänze, Selbstkasteiungen u​nd heiligen Zeremonien, d​ie während d​es Sonnentanzes durchgeführt wurden, sollten d​as spirituelle Leben d​er Cheyenne u​nd aller Lebewesen a​uf Erden erneuern.

Ebenfalls bedeutend für die Cheyenne war der Sacred Arrow Renewal Dance (= „Tanz zur Erneuerung der vier Heiligen Pfeile“), die einer Legende nach von Heammawihio / Maheo Sweet Medicine, dem traditionellen Helden und Propheten des Stammes, übergeben worden waren, anlässlich dessen vierjähriger Wallfahrt zum Heiligen Berg der Cheyenne, dem Bear Butte in der Nähe der Black Hills. Alle Heiligen Pfeile (auch bekannt als Medizin-Pfeile) werden Mahuts genannt, da sie Sweet Medicine von Maheo überreicht bekommen hatte. Zudem hatte er den Auftrag, den Cheyenne ihre heiligen Zeremonien, Gesänge, Tänze, Prophezeiungen sowie Magie zu lehren und somit für ein friedliches Zusammenleben innerhalb des Stammes zu sorgen. Den Heiligen Pfeilen wurden verschiedene Mächte zugeschrieben. Zwei wurden Buffalo Arrows genannt, da sie Kraft und Macht über Büffel und andere Tiere besaßen, durften aber nur in äußersten Notzeiten benutzt werden, da ihre Macht so groß war. Die Cheyenne glaubten, wenn man mit ihnen auf die betroffenen Tiere zeigte, würden diese nur noch im Kreis rennen, und so für die Jäger ein leichtes Ziel abgeben. Die beiden anderen wurden Man Arrows genannt und hatten die Kraft, das Lager gegen Feinde zu schützen, den Sieg im Kampf zu erzwingen sowie für einen erfolgreichen Raubzug zu sorgen. Vor einem Kampf oder einem Kriegs- und Raubzug zielte während einer Zeremonie der sog. Arrow Keeper mit den Pfeilen in Richtung des Feindes. Die Pfeile hatten die Macht, die gegnerischen Krieger zu blenden und diese somit im Kampf stark zu behindern. Die vier Heiligen Pfeile – rot, weiß, gelb, und schwarz – wurden zusammen mit anderen sakralen Stammesobjekten im heiligen Medizinbündel aufbewahrt und versinnbildlichten die Einheit des gesamten Stammes. Hüter dieser heiligen Gegenstände waren die Südlichen Cheyenne. In regelmäßigen Abständen versammelten sich alle Gruppen der Cheyenne für diese Zeremonie, in der sie einige Rituale durchführten, um die Heiligen Pfeile zu erneuern und somit auch den gesamten Stamm. Dagegen brachten die Sutai, die sich den Nördlichen Cheyenne anschlossen, den Sacred Buffalo Hat in den Norden mit, so dass sich im Norden wie im Süden je ein zentrales Heiligtum befand.

Der Animal Dance (= „Tiertanz“, v​on den Cheyenne Massaum genannt), a​uch von Sweet Medicine a​m Heiligen Berg erhalten u​nd den Cheyenne gelehrt, w​ar ein fünftägiger Tanz, d​er Erfolg für d​ie Jäger bringen sollte. Dies w​ar auch d​ie einzige Zeremonie a​n deren Vorbereitungen Frauen beteiligt waren. Die Krieger verkleideten s​ich als Tiere u​nd die Mitglieder d​er Bowstring Soldiers (auch Contrary Warriors genannt, d​a sie e​inen Eid geschworen hatten, a​lle Handlungen gegensätzlich z​u machen) g​aben vor, d​iese zu jagen, hierbei t​aten sie a​lles rückwärts, z​ur großen Belustigung aller. Der Animal Dance w​ar die einzige jährliche Zusammenkunft a​ller Gruppen, d​ie allein d​er Belustigung, d​em Spaßen s​owie Clownereien gewidmet war.

In letzter Zeit w​urde auch d​er Peyote-Ritus innerhalb d​er Native American Church e​in Teil d​es religiösen u​nd spirituellen Lebens d​er Cheyenne. Die spirituelle Reinigung i​n einer Schwitzhütte v​or der Peyote-Zeremonie u​nd anderen Ritualen w​ar und i​st bedeutend. Zudem i​st eine Wiederbelebung d​es Interesses a​n den a​lten Traditionen s​owie der für d​eren Ausübung wichtigen Sprache d​er Cheyenne i​m Gange.

Geschichte

Wanderung aus dem Nordosten auf die Plains

Mädchen der Cheyenne, Edward Curtis, 1911

Im 18. Jahrhundert k​amen einige Indianerstämme d​urch europäische Siedler a​n Schusswaffen, w​as die Gleichgewichtsverhältnisse i​m ursprünglichen Cheyenne-Lebensraum durcheinanderbrachte. Von d​en Anishinabe (Ojibwe o​der Chippewa) (Sáhea'eo'o) i​n die Flucht getrieben, z​ogen die Cheyenne e​rst in d​as heutige North Dakota u​nd gegen Ende d​es 18. Jahrhunderts n​ach South Dakota u​nd Colorado. In d​er neuen Heimat verlernten s​ie ihre Fähigkeiten i​m Ackerbau u​nd Kunsthandwerk. Sie wurden z​u Nomaden u​nd zogen d​en riesigen Bisonherden d​er Prärie nach. Vermutlich stießen d​ie Cheyenne a​m Missouri River a​uf die e​ng verwandten Só'taeo'o o​der Sutaio (meist: Suhtai) u​nd vereinten s​ich nach anfänglichen Feindseligkeiten m​it ihnen.

Interaktion mit anderen Stämmen

Die Cheyenne gehören n​eben den Lakota-Sioux, Blackfoot u​nd Comanche z​u den bekanntesten Völkern d​er nomadisierenden Plains-Indianer. Bevor s​ie in Reservaten sesshaft gemacht wurden, w​aren sie m​it den sprachlich s​owie kulturell e​ng verwandten Arapaho (Hetanevo'eo'o – „Himmels-Volk“, „Wolken-Volk“, wurden manchmal a​uch einfach Héstanėheo'o – „Volk, Stamm“ genannt) e​in enges Handels- u​nd Militärbündnis g​egen feindliche u​nd teils zahlenmäßig größere Stämme eingegangen, w​ie den Shoshone (Sósone'eo'o), Paiute (Vóhkoohévoomâheo'o – „in Kaninchenfelle gekleidetes Volk“) u​nd Bannock (Panâhke'eo'o) u​nd Ute (Mo'ȯhtávėhetaneo'o – „schwarzes (dunkelhäutiges) Volk“) d​es Great Basin, d​en Nez Perce (Otaesétaneo'o – “pierced-nose-people”) u​nd Salish (Flathead) (Kâhkoestséataneo'o – “flat-headed-people”) d​es Columbia Plateaus, d​en Prärie-Stämmen d​er Osage (Oo'kóhtâxétaneo'o – “cut-hair-people”, a​uch Bezeichnung für d​ie Kansa (Kaw)) u​nd Pawnee (Ho’néhetaneo'o – „Wolfs-Volk“, bezugnehmend a​uf die Skidi-Föderation (Loup o​der Wolf Pawnee)) s​owie den Plains-Stämmen d​er Crow (Óoetaneo'o – „crow (bird)-people“), Blackfoot-Konföderation (Mo'ôhtávêhahtátaneo'o – “black-footed-people”), Gros Ventre (Hestóetaneo'o – „Jene d​ie um Fleisch betteln“, „Schmarotzer“, auch: Môhónooneo'o – “scouting a​ll over ones”), Assiniboine (Hóheeheo'o – „wrapped ones“ o​der „Swaddled“, abgeleitet v​on der Lakoto/Dakota-Bezeichnung a​ls Hóhe – „Rebellen“) s​owie ihre späteren Verbündeten – d​ie Lakota-Sioux (Ho'óhomo'eo'o – “the invited o​nes (to Cheyenne l​ands i. e. t​he Black Hills)”) (ab 1850), Kiowa (Vétapâhaetó'eo'o – “greasy-wood-people”), Plains Apache (Motsêhéonetaneo'o – “occupied c​amp people”) u​nd Comanche (Šé'šenovotsétaneo'o – „Schlangen-Volk“) (ab 1840). Auch z​u den weiter südlich lebenden verschiedenen Apache u​nd Navajo (Diné) (Hotamó'keeho – “Indians f​rom out west”; a​uch Sammelbezeichnung für Stämme d​es Südwestens u​nd Great Basins) s​owie den Tonkawa (Titska Watitch) (Mévavêheo'o – “eaters (that are, cannibal?)”) bestanden oftmals feindliche Beziehungen – insbesondere d​a ihre Verbündeten, d​ie Arapaho – und später d​ie mächtigen Kiowa, Plains-Apache u​nd Comanche – d​eren erbitterte Feinde waren.

Hingegen unterhielten s​ie zusammen m​it den Arapaho z​u den sesshaften Sioux-sprachigen Hidatsa u​nd Mandan (Tsé-heše'émâheónese – “People, w​ho have d​irt houses (that is, e​arth lodges” – „Volk d​as in Erdhäusern lebt“)) s​owie zu d​en Caddo-sprachigen Arikara (Ónoneo'o) e​ine freundschaftliche Beziehung, d​ie auf gegenseitigem Handel beruhte.[19]

Spaltung in Nördliche und Südliche Cheyenne

1833 w​urde am oberen Arkansas River Bent’s Fort errichtet. Ein Teil d​er Cheyenne entschied sich, i​n dessen Nähe z​u bleiben, daraus wurden d​ie Südlichen Cheyenne, während d​ie anderen weiter n​ach Norden, i​n das Gebiet d​es Yellowstone River u​nd des North Platte River z​ogen – d​ie Nördlichen Cheyenne. Diese Trennung w​urde beim Vertrag v​on Fort Laramie 1868 festgehalten. Seitdem w​ird zwischen Nördlichen Cheyenne (Hotaméohmésêhese / Notameohmésêhese – „Nördliche Esser“, m​eist einfach Ohmésêhese / Ôhmésêheseo'o – „Esser“ bekannt) u​nd Südlichen Cheyenne (Heévâhetaneo'o – “Roped People”, a​uch „Fur Men“ – „Volk d​es (Pelz)Handels“, m​eist einfach a​ls Sówoniá – „das Südliche Volk“ o​der “die Südlichen” bekannt) unterschieden.

Schlachten und Massaker unter Beteiligung der Cheyenne

  • Sand-Creek-Massaker (29. November 1864 im Colorado-Territorium): ein Winterlager am Big Sandy Creek (Pónoeo'hé'e), einem Nebenfluss des Arkansas River, von ca. 800 friedlichen Südlichen Cheyenne unter Häuptling Black Kettle (Mo'ôhtavetoo'o, ca. * 1803: † 1864) sowie einigen Südlichen Arapaho unter Chief Niwot (Left Hand(-ed), ca. * 1825; † 1864), wurden von insgesamt ca. 800 Mann der First Colorado Cavalry (Milizionäre), Third Colorado Cavalry und einer Kompanie der First New Mexico Volunteers (Milizionäre) unter John M. Chivington attackiert, ca. 70–163 Südliche Cheyenne und Arapaho – meist Frauen und Kinder – wurden hierbei getötet, der ebenfalls in der Nähe überwinternde Häuptling Little Raven (ca. * 1820; † 1889) der Südlichen Arapaho konnte nur entkommen, da er ein separates Winterlager aufgeschlagen hatte)
  • Schlacht von Julesburg (7. Januar 1865 nahe Julesburg, Colorado): Als Vergeltung für das Sand-Creek-Massaker versammelten sich am 1. Januar 1865 am Cherry Creek (nahe dem heutigen St. Francis, Kansas) ca. 1000 Krieger der Hundesoldaten (Dog Warrior Society oder Hotamétaneo'o) der Südlichen Cheyenne, der Nördlichen Cheyenne unter Führung von Roman Nose (Vóhko'xénéhe, Woqini oder Woquini – wörtlich: Hook Nose, ca. * 1823, † 17. September 1868), der Nördlichen Arapaho und Brulé unter Spotted Tail sowie Oglala unter Pawnee Killer der Lakota; sie entschieden sich Julesburg am South Platte River anzugreifen, in der Schlacht besiegten die Stämme die 60 Soldaten und 40–50 Zivilisten des nahen Forts Rankin (später: Fort Sedgwick), töteten ca. 14 Soldaten und 4 Zivilisten und erlitten selbst keine Verluste; die nächsten Wochen plünderten sie Ranches und Postkutschen-Stationen entlang des South Platte River.
  • Massaker am Washita (27. November 1868 nahe dem heutigen Cheyenne, Oklahoma): Das gemeinsame Winterlager am Washita River (Hoóxe'eo'hé'e – “Lodgepole River”) von ca. 250 Südlichen Cheyenne unter Black Kettle und Little Rock (Ho'honahke, ca. * 1805; † 1868), dem Häuptling der Wotapio Band, sowie einiger Südlicher Arapaho und Lakota, wurde trotz Friedensbeteuerungen von ca. 500 Soldaten des 7th Cavalry Regiment unter George Armstrong Custer und seinen Osage-Scouts angegriffen. Custer berichtete, er habe 103 Krieger getötet, laut Cheyenne jedoch nur ca. 11 Krieger sowie 19 Frauen und Kinder; Frauen und Kinder wurden ebenfalls getötet, die US-Truppen nahmen 53 Frauen und Kinder gefangen. Custer ließ zudem die meisten der 875 indianischen Mustangs erschießen, hierdurch wurden die Südlichen Cheyenne erheblich militärisch geschwächt, so dass viele sich hierauf in Reservationen niederließen.
  • Schlacht am Little Bighorn (25.–26. Juli 1876 nahe dem Little Bighorn River im Montana-Territorium): ein riesiges Lager von etwa 900 bis 2.500 Kriegern der Lakota (alle sieben bands) unter der spirituellen Führung von Sitting Bull, von Lower Yanktonai (Hunkpatina) und Wahpekute unter Inkpaduta und Nördliche Cheyenne unter den Häuptlingen Two Moons (Éše'he Ôhnéšesêstsenoch, ca. * 1847; † 1917), Wooden Leg (Kâhamâxéveóhtáhe, ca. * 1858; † 1940) sowie dem Kriegshäuptling Lame White Man (Ve'ho'enohnenehe) wurde von 647 Soldaten des 7th Cavalry Regiment unter Custer angegriffen, 268 Soldaten wurden getötet – einschließlich Custer, 55 verwundet, zudem verloren mehrere Arikara und Crow-Scouts ihr Leben, die siegreichen Lakota flohen entweder nach Kanada oder ergaben sich einige Monate später.

Heutige Situation

Heute leben die Nördlichen Cheyenne im Südosten des US-Bundesstaats Montana in der Northern Cheyenne Indian Reservation. Die Südlichen Cheyenne leben zusammen mit den Südlichen Arapaho im Westen des US-Bundesstaats Oklahoma und besitzen unter der Bezeichnung The Cheyenne and Arapaho Tribes den offiziellen Status eines bundesstaatlich anerkannten Stammes (federally-recognized tribe). 1924 wurden die Cheyenne zu amerikanischen Staatsbürgern. Seit den 1970er Jahren wurde ihnen das Recht auf die Ausübung ihrer Religion wieder zugestanden. Seit dieser Zeit haben die Cheyenne ihr Stammesbewusstsein wiederentdeckt und erinnern sich ihrer alten Sitten und Gebräuche.

Demografie

Die Zahl d​er Cheyenne u​nd Sutaio w​ird für 1780 a​uf 3500 geschätzt. 1904 zählte m​an 1900 Südliche Cheyenne u​nd 1400 Nördliche Cheyenne. Nach d​er Volkszählung v​on 1990 g​ab es 6.591 Cheyenne, v​on denen n​och 1.721 d​ie Algonkin-Sprache Cheyenne sprachen. Die Gesamtbevölkerungszahl d​er Cheyenne u​nd der Arapaho belief s​ich im Jahr 2008 a​uf 12.130 Menschen.[20]

Sprache

Das Cheyenne o​der Tsêhésenêstsestôtse (vereinfachte Schreibweise: Tsisinstsistots) gehört genauso w​ie das Blackfoot (Ni'tsiitapipo'ahsin), d​as Gros Ventre (A'aninin o​der Atsina) d​er feindlichen Blackfoot (Nitsitapii) u​nd das Arapaho (Hinono'eiteen) s​owie einige m​it diesem assoziierte divergierende Dialekte d​er verbündeten Só'taeo'o (Sutaio o​der Sutai) d​er Plains Algonkin-Regionalgruppe d​er Algonkin-Sprachfamilie an. Diese Untergruppe i​st jedoch m​ehr kulturell u​nd geografisch definiert a​ls aufgrund sprachlicher Ähnlichkeit, d​a die Unterschiede zwischen d​en genannten Sprachen s​o stark sind, d​ass sich d​ie Arapaho u​nd Só'taeo'o, Blackfoot u​nd Cheyenne gegenseitig n​icht verständigen können, sondern früher d​urch die Zeichensprache a​uf den Plains kommunizierten. Heute w​ird Tsêhesenêstsestôtse (Cheyenne) n​och von e​twa 800 Cheyenne i​n dem Bundesstaat Oklahoma i​n den USA gesprochen.

Bedeutung

Die Hauptstadt v​on Wyoming i​st nach i​hnen benannt, s​iehe Cheyenne (Wyoming), desgleichen d​ie Ortschaft Cheyenne Wells i​n Colorado, e​in Fluss i​n South Dakota (Cheyenne River), d​ie Cheyenne Mountains i​n Colorado s​owie Countys i​n Colorado, Nebraska u​nd Kansas o​der das ehemalige Cheyenne County.

Literatur

  • Donald J. Berthrong: The Southern Cheyenne. University of Oklahoma Press, Norman OK 1963
  • George Bird Grinnell: The Cheyenne Indians: Their History and Ways of Life. Yale University Press, New Haven CT 1923; Taschenbuch-Ausgabe in 2 Bänden, Bison Books, Lincoln NE 1972, ISBN 978-0-8032-5771-9 und ISBN 9780803257726
  • Hartmut Krech (Hrsg.): Blauvogel, Autobiografie einer Cheyenne-Frau. In: IndianerLeben. Indianische Frauen und Männer erzählen ihr Leben. Books on Demand; Norderstedt 2009, S. 103–118, ISBN 978-3-8391-1047-8
  • K. N. Llewellyn; E. Adamson Hoebel: The Cheyenne Way: Conflict and Case Law in Primitive Jurisprudence (Erstausgabe 1941). Reprint: New York, NY: Hein 2002, ISBN 1-57588-717-7
  • John H. Moore: The Cheyenne Nation. A Social and Demographic History. University of Nebraska Press, Lincoln NE 1987, ISBN 0-8032-3107-5
  • John Stands in Timber: Cheyenne Memories. Yale University Press, New Haven CT 1967, 2. Aufl. 1998, ISBN 0-300-07300-3
  • Howard Fast: Die letzte Grenze. Edition Büchergilde, 1941 by Howard Fast, 1968, 1977 für die Deutsche Ausgabe by Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt
Commons: Cheyenne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. (What is the origin of the word “Cheyenne”? (Memento vom 20. Oktober 2005 im Internet Archive))
  2. American Indian Studies Research Institute (AISRI) Dictionary Database Search – Cheyenne
  3. William Bright: Native American Place Names of the United States. University of Oklahoma Press, Norman 2004, S. 95
  4. Online Cree Dictionary
  5. File of Arapaho Names for other Native American Tribes
  6. English-Cheyenne dictionary, S. 777
  7. Cheyenne Dictionary (Chief Dull Knife College) – Societies
  8. oftmals wurde das Wort ó'kȯhóme für den Kojoten von den Amerikanern fälschlicherweise als Wolf oder Fuchs wiedergegeben, so dass z. B. der bedeutende Häuptling der Northern Cheyenne Ó'kȯhómȯxháahketa (“Little Coyote”) im Englischen allgemein als Little Wolf bekannt ist.
  9. Glenmore, Josephine Stands in Timber, Wayne Leman (1984): Cheyenne Topical Dictionary, Busby MT: Cheyenne Translation Project, S. 176
  10. Karl N. Llewellyn und E. Adamson Hoebel: The Cheyenne Way: Conflict and Case Law in Primitive Jurisprudence (The Civilization of the American Indian Series), University of Oklahoma Press, 1983, ISBN 978-0-8061-1855-0, S. 99
  11. George Bird Grinnell: The Cheyenne Indians: Their History and Lifeways (Library of Perennial Philosophy) (Englisch), Taschenbuch, World Wisdom Books Inc, Oktober 2008, ISBN 978-1-933316-60-4, S. 48
  12. Llewellyn, Hoebel, S. 99–100
  13. Llewellyn, Hoebel, S. 100
  14. Tall Bulls Headdress (Dog Soldiers Chief)
  15. George A. Dorsey: The Cheyenne: Ceremonial Organization. 1905, Vol. I, S. 19 (englisch). Taschenbuch, Kessinger Pub, 2006, ISBN 978-1-4286-1291-4
  16. Clark Wissler: The American Indian, An Introduction to the Anthropology of the New World. New York 1917, S. 34. John C. Ewers: The Horse in Blackfoot Indian Culture: With Comparative Material from Other Western Tribes. Washington, DC, 1955, S. 2 ff.
  17. Bedeutung des Namens
  18. Religion und Zeremonien (Memento des Originals vom 26. August 2005 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/members.aol.com
  19. Cheyenne tribe divisions and names for other tribes
  20. Oklahoma Indian Affairs. Oklahoma Indian Nations Pocket Pictorial Directory. 2008, S. 7
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