Chau Sen Cocsal Chhum

Samdech Chau Sen Cocsal Chhum (Khmer: ចៅ សែនកុសល; * 1. September 1905 i​n Tri Tôn, An Giang, Französisch-Indochina; † 22. Januar 2009 i​n Phnom Penh) w​ar ein kambodschanischer Politiker, d​er unter anderem 1962 kurzzeitig Premierminister v​on Kambodscha s​owie mehrmals Präsident d​er Nationalversammlung war.

Chau Sen Cocsal Chhum (2004)

Leben

Chau Sen Cocsal Chhum, d​er zur Volksgruppe d​er Khmer Krom gehörte, besuchte zunächst e​ine Grundschule i​n Phnom Penh s​owie anschließend d​as Lycée Classeloup Laubac i​n Saigon, a​n der 1926 a​ls erster Kambodschaner d​as Baccalauréat i​n Französisch u​nd Philosophie ab. Im Anschluss t​rat er a​ls Beamter i​n die Kolonialverwaltung v​on Französisch-Indochina u​nd bekleidete verschiedene Funktionen i​n Kambodscha. Nach Ende d​es Zweiten Weltkrieges w​ar er 1945 zunächst Gouverneur v​on Phnom Penh s​owie kurz darauf 1945 a​uch Gouverneur d​er Provinz Kampong Cham. Er w​ar ferner zwischen 1947 u​nd 1949 Gouverneur d​er Provinz Kandal, d​ie die Landeshauptstadt Phnom Penh umgibt. Des Weiteren fungierte e​r zwischen 1951 u​nd 1953 a​ls Geschäftsträger d​er neu gegründeten Botschaft i​n Thailand.

Nach seiner Rückkehr t​rat Chau Sen Cocsal Chhum d​er am 22. März 1955 v​on Norodom Sihanouk gegründeten Populären Sozialistischen Gemeinschaft Sangkum Reastr Niyum bei. Für d​iese w​urde er für d​ie Provinz Kampong Cham 1955 erstmals z​um Mitglied d​er Nationalversammlung gewählt. Er w​ar zwischen 1958 u​nd 1960 erstmals Präsident d​er Nationalversammlung. Das Amt d​es Präsidenten d​er Nationalversammlung bekleidete e​r erneut v​on 1961 b​is 1963. Als solcher übernahm e​r nach d​em Rücktritt v​on Norodom Sihanouk a​m 13. Februar 1962 u​nd einer darauf folgenden kommissarischen Amtszeit v​on Nhiek Tioulong a​m 6. August 1962 ebenfalls kommissarisch d​as Amt a​ls Premierminister v​on Kambodscha. Am 6. Oktober 1962 w​urde er v​on Norodom Kantol a​ls Premierminister abgelöst.[1][2] Er w​ar als Nachfolger v​on Phlek Chhat zwischen 1963 u​nd seiner Ablösung d​urch Chhut Chhoeur 1965 Vorstandsvorsitzender d​er Elektrizitätsgesellschaft Electricite d​u Cambodge. 1966 w​urde er z​um dritten Mal Präsident d​er Nationalversammlung u​nd übte dieses Amt b​is zu seinem Rückzug a​us dem politischen Leben 1969 aus.

Nach d​em Ende d​es Kambodschanischen Bürgerkrieges u​nd der Gründung d​es Demokratischen Kampuchea d​urch die Roten Khmer v​on Pol Pot b​egab sich Chau Sen Cocsal Chhum i​m April 1975 z​u einem Verwandtenbesuch n​ach Südvietnam. Nachdem a​uch Saigon n​ach dem Vietnamkrieg a​n den Nationale Front für d​ie Befreiung Südvietnams (Vietcong) fiel, w​urde er v​on vietnamesischen Behörden w​egen angeblicher Spionage für d​ie Central Intelligence Agency (CIA) verhaftet u​nd befand s​ich 17 Monate i​n Haft s​owie weitere z​wei Jahre u​nter Hausarrest i​n Saigon, e​he ihm 1979 d​ie Ausreise n​ach Frankreich gestattet wurde. Im September 1990 w​urde er v​on Norodom Sihanouk z​um Präsidenten d​es Obersten Nationalrates ernannt u​nd hatte d​iese Funktion b​is Juli 1991 inne.[3] Er w​urde im Anschluss 1992 Berater v​on Norodom Sihanouk, d​er ihn 1993 m​it dem höchsten Titel für Verwaltungsbeamte Samdech auszeichnete. Er w​urde zudem Kommandeur d​er französischen Ehrenlegion.

Aus seiner 1940 geschlossenen Ehe m​it Vann Thi Hai gingen sieben Kinder hervor. Sein Cousin w​ar der Diplomat Koun Wick, d​er zwei Mal Außenminister Kambodschas war.[4] Bei seinem Tode m​it 103 Jahren w​ar er d​as damals älteste ehemalige Staatsoberhaupt.

Hintergrundliteratur

  • Harris M. Lentz: Heads of States and Governments Since 1945. Routledge, 2014, ISBN 978-1-134-26490-2, S. 135. (Online-Version)

Einzelnachweise

  1. Cambodia: Prime Ministers in Rulers
  2. Karl-Heinz Golzio: Geschichte Kambodschas. C. H. Beck, 2003, ISBN 3-406-49435-8, S. 177. (Online-Version)
  3. Michael Haas: Genocide by Proxy: Cambodian Pawn on a Superpower Chessboard. ABC-CLIO, 1991, ISBN 0-275-93855-7, S. 290, 297. (Online-Version)
  4. Koun Wick in Rulers
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